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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Stärkemacherey. §. 2. 3.
Kleister der Kartenmacher, zur Verdickung
einiger Färbebrühen, zu Oblaten, Puder und
andern Sachen häufig verbraucht.

1. Also genau zu reden, macht oder bereitet der
Arbeiter die Stärke nicht, sondern er scheidet
sie nur von denen Theilen, womit sie die Na-
tur verbunden hat; oder er producirt sie nicht,
sondern educirt sie nur, und zwar auf dem
nassen Wege.
2. Die Kunst die Stärke zu zurichten, sollen die
Einwohner der Jnsel Scio (Chios), die
gleichwohl nur wenig Getreide haben bauen
können, erfunden haben. Noch zu Plinius
Zeiten, erhandelte man von ihnen die beste
Stärke. Die Schweden haben diese Kunst
erst im Jahre 1643 durch Deutsche gelernt.
Zu Halle in Sachsen ist sie ein sehr altes
Gewerb.
§. 3.

Diese Scheidung glaubt man zu erleich-
tern, wenn man den Weitzen gröblich schro-
ten läßt. Das Schrot wird mit reinem kal-
ten Wasser zu einem sehr dünnen Teige ge-
rührt, den man solange stehn läßt, bis ein
Versuch die Möglichkeit der Scheidung an-
zeigt.

1. Jch sage: man glaubt die Arbeit durch das
Schroten zu erleichtern; denn nothwendig ist
es keinesweges. Vielmehr erhält man die
meiste und beste Stärke, wenn man die gan-
zen
H 3

Staͤrkemacherey. §. 2. 3.
Kleiſter der Kartenmacher, zur Verdickung
einiger Faͤrbebruͤhen, zu Oblaten, Puder und
andern Sachen haͤufig verbraucht.

1. Alſo genau zu reden, macht oder bereitet der
Arbeiter die Staͤrke nicht, ſondern er ſcheidet
ſie nur von denen Theilen, womit ſie die Na-
tur verbunden hat; oder er producirt ſie nicht,
ſondern educirt ſie nur, und zwar auf dem
naſſen Wege.
2. Die Kunſt die Staͤrke zu zurichten, ſollen die
Einwohner der Jnſel Scio (Chios), die
gleichwohl nur wenig Getreide haben bauen
koͤnnen, erfunden haben. Noch zu Plinius
Zeiten, erhandelte man von ihnen die beſte
Staͤrke. Die Schweden haben dieſe Kunſt
erſt im Jahre 1643 durch Deutſche gelernt.
Zu Halle in Sachſen iſt ſie ein ſehr altes
Gewerb.
§. 3.

Dieſe Scheidung glaubt man zu erleich-
tern, wenn man den Weitzen groͤblich ſchro-
ten laͤßt. Das Schrot wird mit reinem kal-
ten Waſſer zu einem ſehr duͤnnen Teige ge-
ruͤhrt, den man ſolange ſtehn laͤßt, bis ein
Verſuch die Moͤglichkeit der Scheidung an-
zeigt.

1. Jch ſage: man glaubt die Arbeit durch das
Schroten zu erleichtern; denn nothwendig iſt
es keinesweges. Vielmehr erhaͤlt man die
meiſte und beſte Staͤrke, wenn man die gan-
zen
H 3
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[117/0177] Staͤrkemacherey. §. 2. 3. Kleiſter der Kartenmacher, zur Verdickung einiger Faͤrbebruͤhen, zu Oblaten, Puder und andern Sachen haͤufig verbraucht. 1. Alſo genau zu reden, macht oder bereitet der Arbeiter die Staͤrke nicht, ſondern er ſcheidet ſie nur von denen Theilen, womit ſie die Na- tur verbunden hat; oder er producirt ſie nicht, ſondern educirt ſie nur, und zwar auf dem naſſen Wege. 2. Die Kunſt die Staͤrke zu zurichten, ſollen die Einwohner der Jnſel Scio (Chios), die gleichwohl nur wenig Getreide haben bauen koͤnnen, erfunden haben. Noch zu Plinius Zeiten, erhandelte man von ihnen die beſte Staͤrke. Die Schweden haben dieſe Kunſt erſt im Jahre 1643 durch Deutſche gelernt. Zu Halle in Sachſen iſt ſie ein ſehr altes Gewerb. §. 3. Dieſe Scheidung glaubt man zu erleich- tern, wenn man den Weitzen groͤblich ſchro- ten laͤßt. Das Schrot wird mit reinem kal- ten Waſſer zu einem ſehr duͤnnen Teige ge- ruͤhrt, den man ſolange ſtehn laͤßt, bis ein Verſuch die Moͤglichkeit der Scheidung an- zeigt. 1. Jch ſage: man glaubt die Arbeit durch das Schroten zu erleichtern; denn nothwendig iſt es keinesweges. Vielmehr erhaͤlt man die meiſte und beſte Staͤrke, wenn man die gan- zen H 3

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/177>, abgerufen am 22.11.2024.