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Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.

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die Oefen und Röhren sollen gut schließen; verschließen soll
man den Ofen, namentlich wenn der Feuermund im Zimmer
sich befindet, nicht bevor alles darin gut verbrannt ist, wovon
man sich durch mehrmaliges Durchstechen der Gluthaufen über-
zeugen muß und besonders durch das weiße Schäumchen, die
Asche, die sich über die Glut zu legen anfängt. Drittens: Das
Zimmer muß überall gleichmäßig erwärmt werden. Vollständig
geschieht dieß niemals; die Luft am Boden ist immer kälter
als die Luft oben unter der Diele, namentlich in großen und
hohen Zimmern. Jn Sälen kann es einen Unterschied von
16--20 Graden geben. Das Beste ist hier: stelle den Ofen
nicht ganz in eine Ecke, als sei der ein ganz überflüssiges Möbel;
stelle ihn mitten an eine hintere Wand. Sodann habe einen
vernünftigen Ofen, d. h. einen der Größe des Zimmers ent-
sprechenden Ofen. Besser ein großer Ofen mäßig erwärmt, als
so ein kleiner Spritzer, ein Monument oder ein eisernes Ding
zum Verspringen heiß gemacht. Ein eiserner Ofen, der zu heiß,
fast roth gemacht werden muß, bis er die lange Geschichte von
Zimmer etwas erwärmt, trocknet die Luft zu sehr aus, nimmt
ihr den in einem gewissen Maße auch nöthigen Wassergehalt;
macht sie elektrisch, zersetzt organische Stoffe, die in der Luft
sind, kann Schwefel und andere Stoffe in dampfförmiger Ge-
stalt abgeben; kurz, taugt nichts. Ein vernünftiger, mäßig großer
Kachelofen geht über alle neuern und neuesten Narrenöfen,
gerade wie guter ehrlicher Kuhmist bis jetzt noch von keinem
Dungmittel aus der Apotheke übertroffen worden ist. Der
Kälte am Boden kann man etwas entgegenwirken durch Stroh-
matten oder, wer's vermag, durch wollene Teppiche. Viertens:
Durch die Heizung soll nicht blos keine Luftverderbniß entstehen --
gar oft entsteht aber diese Luftverderbniß --, sondern es soll eine
Verbesserung der Luft zu Stande kommen. Durch die Heizung
entsteht im Zimmer eine Luftströmung. Zimmerluft, verbrauchte
Zimmerluft strömt dem Feuer zu, wenn dieß in einem offenen
Kamin oder in einem Ofen ist, dessen Mund in's Zimmer geht.
Jn diesem Fall muß dann aber für Zufuhr von neuer Luft
von außen gesorgt werden. Jst das Feuer selber nicht im
Zimmer, sondern nur der erwärmte Gegenstand, der Ofen oder

die Oefen und Röhren ſollen gut ſchließen; verſchließen ſoll
man den Ofen, namentlich wenn der Feuermund im Zimmer
ſich befindet, nicht bevor alles darin gut verbrannt iſt, wovon
man ſich durch mehrmaliges Durchſtechen der Gluthaufen über-
zeugen muß und beſonders durch das weiße Schäumchen, die
Aſche, die ſich über die Glut zu legen anfängt. Drittens: Das
Zimmer muß überall gleichmäßig erwärmt werden. Vollſtändig
geſchieht dieß niemals; die Luft am Boden iſt immer kälter
als die Luft oben unter der Diele, namentlich in großen und
hohen Zimmern. Jn Sälen kann es einen Unterſchied von
16—20 Graden geben. Das Beſte iſt hier: ſtelle den Ofen
nicht ganz in eine Ecke, als ſei der ein ganz überflüſſiges Möbel;
ſtelle ihn mitten an eine hintere Wand. Sodann habe einen
vernünftigen Ofen, d. h. einen der Größe des Zimmers ent-
ſprechenden Ofen. Beſſer ein großer Ofen mäßig erwärmt, als
ſo ein kleiner Spritzer, ein Monument oder ein eiſernes Ding
zum Verſpringen heiß gemacht. Ein eiſerner Ofen, der zu heiß,
faſt roth gemacht werden muß, bis er die lange Geſchichte von
Zimmer etwas erwärmt, trocknet die Luft zu ſehr aus, nimmt
ihr den in einem gewiſſen Maße auch nöthigen Waſſergehalt;
macht ſie elektriſch, zerſetzt organiſche Stoffe, die in der Luft
ſind, kann Schwefel und andere Stoffe in dampfförmiger Ge-
ſtalt abgeben; kurz, taugt nichts. Ein vernünftiger, mäßig großer
Kachelofen geht über alle neuern und neueſten Narrenöfen,
gerade wie guter ehrlicher Kuhmiſt bis jetzt noch von keinem
Dungmittel aus der Apotheke übertroffen worden iſt. Der
Kälte am Boden kann man etwas entgegenwirken durch Stroh-
matten oder, wer's vermag, durch wollene Teppiche. Viertens:
Durch die Heizung ſoll nicht blos keine Luftverderbniß entſtehen —
gar oft entſteht aber dieſe Luftverderbniß —, ſondern es ſoll eine
Verbeſſerung der Luft zu Stande kommen. Durch die Heizung
entſteht im Zimmer eine Luftſtrömung. Zimmerluft, verbrauchte
Zimmerluft ſtrömt dem Feuer zu, wenn dieß in einem offenen
Kamin oder in einem Ofen iſt, deſſen Mund in's Zimmer geht.
Jn dieſem Fall muß dann aber für Zufuhr von neuer Luft
von außen geſorgt werden. Jſt das Feuer ſelber nicht im
Zimmer, ſondern nur der erwärmte Gegenſtand, der Ofen oder

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[59/0059] die Oefen und Röhren ſollen gut ſchließen; verſchließen ſoll man den Ofen, namentlich wenn der Feuermund im Zimmer ſich befindet, nicht bevor alles darin gut verbrannt iſt, wovon man ſich durch mehrmaliges Durchſtechen der Gluthaufen über- zeugen muß und beſonders durch das weiße Schäumchen, die Aſche, die ſich über die Glut zu legen anfängt. Drittens: Das Zimmer muß überall gleichmäßig erwärmt werden. Vollſtändig geſchieht dieß niemals; die Luft am Boden iſt immer kälter als die Luft oben unter der Diele, namentlich in großen und hohen Zimmern. Jn Sälen kann es einen Unterſchied von 16—20 Graden geben. Das Beſte iſt hier: ſtelle den Ofen nicht ganz in eine Ecke, als ſei der ein ganz überflüſſiges Möbel; ſtelle ihn mitten an eine hintere Wand. Sodann habe einen vernünftigen Ofen, d. h. einen der Größe des Zimmers ent- ſprechenden Ofen. Beſſer ein großer Ofen mäßig erwärmt, als ſo ein kleiner Spritzer, ein Monument oder ein eiſernes Ding zum Verſpringen heiß gemacht. Ein eiſerner Ofen, der zu heiß, faſt roth gemacht werden muß, bis er die lange Geſchichte von Zimmer etwas erwärmt, trocknet die Luft zu ſehr aus, nimmt ihr den in einem gewiſſen Maße auch nöthigen Waſſergehalt; macht ſie elektriſch, zerſetzt organiſche Stoffe, die in der Luft ſind, kann Schwefel und andere Stoffe in dampfförmiger Ge- ſtalt abgeben; kurz, taugt nichts. Ein vernünftiger, mäßig großer Kachelofen geht über alle neuern und neueſten Narrenöfen, gerade wie guter ehrlicher Kuhmiſt bis jetzt noch von keinem Dungmittel aus der Apotheke übertroffen worden iſt. Der Kälte am Boden kann man etwas entgegenwirken durch Stroh- matten oder, wer's vermag, durch wollene Teppiche. Viertens: Durch die Heizung ſoll nicht blos keine Luftverderbniß entſtehen — gar oft entſteht aber dieſe Luftverderbniß —, ſondern es ſoll eine Verbeſſerung der Luft zu Stande kommen. Durch die Heizung entſteht im Zimmer eine Luftſtrömung. Zimmerluft, verbrauchte Zimmerluft ſtrömt dem Feuer zu, wenn dieß in einem offenen Kamin oder in einem Ofen iſt, deſſen Mund in's Zimmer geht. Jn dieſem Fall muß dann aber für Zufuhr von neuer Luft von außen geſorgt werden. Jſt das Feuer ſelber nicht im Zimmer, ſondern nur der erwärmte Gegenſtand, der Ofen oder

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Zitationshilfe: Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becker_arbeiter_1860/59>, abgerufen am 03.05.2024.