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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Grossbritannien.
britannien. Im Clevelanddistrikt fallierten etwa 30 Firmen, in Mon-
mouth und Süd-Wales war das Eisengeschäft seit 50 Jahren nicht so
gedrückt gewesen. Man suchte überall durch bessere Betriebs-
vorrichtungen Ersparnisse zu erzielen. Dass dieses Streben nicht
ohne Erfolg war, ersieht man aus dem nachstehenden Kohlen- und
Erzverbrauch der Hochöfen von Cleveland von 1874 bis 1876 1):

[Tabelle]

Die Verwendung von gebranntem Kalk als Zuschlag war um diese
Zeit in Cleveland ziemlich allgemein geworden. 1877 wurden in
Cleveland 6280000 Tonnen Erze gefördert und in 165 Hochöfen
1233418 Tonnen Roheisen erblasen, dessen Phosphorgehalt 1,05 bis
1,86 Prozent betrug. Der durchschnittliche Typus der Clevelander
Hochöfen war nach Thomas Whitwell damals 241/2 m Höhe, 7 bis
7,6 m Weite im Kohlensack und 2,40 m im Gestell.

Am 21. Juni 1878 starb in Ramsgate H. W. T. Bolckow, ein
geborener Mecklenburger, der sich um den Aufschwung der Eisen-
industrie des Clevelandbezirkes grosse Verdienste erworben hatte und
als der eigentliche Begründer der dortigen Eisenindustrie anzusehen
ist. Um diese Zeit war die von ihm gegründete Firma Bolckow,
Vaughan & Co.
die grösste Produzentin in Grossbritannien; sie besass
28 grosse Hochöfen mit einer Leistungsfähigkeit von 12 Millionen
Centner im Jahr. Für das neue Bessemerwerk wurde Hämatiteisen
aus Campanil von Bilbao und aus Cumberlanderzen erblasen.

Die Cowperapparate, an denen Siemens und Cochrane Ver-
besserungen anbrachten, breiteten sich um diese Zeit mehr und mehr
aus, da sie bei gleicher Leistung billiger waren als die von Whitwell
und weniger Raum erforderten. Ebenso war man bestrebt, die Hoch-
ofenschlacken besser zu verwerten. Drei Formmaschinen für Schlacken-
ziegel nach Woods Patent waren 1878 auf der Teeshütte im Ge-
brauch. Ein Mr. Britton legte bei den Hochöfen zu Fenedon in
Northhamptonshire eine Glasfabrik an. Er verarbeitete die Hochofen-

1) Metallurgical Review, Febr. 1878, S. 599.

Groſsbritannien.
britannien. Im Clevelanddistrikt fallierten etwa 30 Firmen, in Mon-
mouth und Süd-Wales war das Eisengeschäft seit 50 Jahren nicht so
gedrückt gewesen. Man suchte überall durch bessere Betriebs-
vorrichtungen Ersparnisse zu erzielen. Daſs dieses Streben nicht
ohne Erfolg war, ersieht man aus dem nachstehenden Kohlen- und
Erzverbrauch der Hochöfen von Cleveland von 1874 bis 1876 1):

[Tabelle]

Die Verwendung von gebranntem Kalk als Zuschlag war um diese
Zeit in Cleveland ziemlich allgemein geworden. 1877 wurden in
Cleveland 6280000 Tonnen Erze gefördert und in 165 Hochöfen
1233418 Tonnen Roheisen erblasen, dessen Phosphorgehalt 1,05 bis
1,86 Prozent betrug. Der durchschnittliche Typus der Clevelander
Hochöfen war nach Thomas Whitwell damals 24½ m Höhe, 7 bis
7,6 m Weite im Kohlensack und 2,40 m im Gestell.

Am 21. Juni 1878 starb in Ramsgate H. W. T. Bolckow, ein
geborener Mecklenburger, der sich um den Aufschwung der Eisen-
industrie des Clevelandbezirkes groſse Verdienste erworben hatte und
als der eigentliche Begründer der dortigen Eisenindustrie anzusehen
ist. Um diese Zeit war die von ihm gegründete Firma Bolckow,
Vaughan & Co.
die gröſste Produzentin in Groſsbritannien; sie besaſs
28 groſse Hochöfen mit einer Leistungsfähigkeit von 12 Millionen
Centner im Jahr. Für das neue Bessemerwerk wurde Hämatiteisen
aus Campanil von Bilbao und aus Cumberlanderzen erblasen.

Die Cowperapparate, an denen Siemens und Cochrane Ver-
besserungen anbrachten, breiteten sich um diese Zeit mehr und mehr
aus, da sie bei gleicher Leistung billiger waren als die von Whitwell
und weniger Raum erforderten. Ebenso war man bestrebt, die Hoch-
ofenschlacken besser zu verwerten. Drei Formmaschinen für Schlacken-
ziegel nach Woods Patent waren 1878 auf der Teeshütte im Ge-
brauch. Ein Mr. Britton legte bei den Hochöfen zu Fenedon in
Northhamptonshire eine Glasfabrik an. Er verarbeitete die Hochofen-

1) Metallurgical Review, Febr. 1878, S. 599.
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[912/0928] Groſsbritannien. britannien. Im Clevelanddistrikt fallierten etwa 30 Firmen, in Mon- mouth und Süd-Wales war das Eisengeschäft seit 50 Jahren nicht so gedrückt gewesen. Man suchte überall durch bessere Betriebs- vorrichtungen Ersparnisse zu erzielen. Daſs dieses Streben nicht ohne Erfolg war, ersieht man aus dem nachstehenden Kohlen- und Erzverbrauch der Hochöfen von Cleveland von 1874 bis 1876 1): Die Verwendung von gebranntem Kalk als Zuschlag war um diese Zeit in Cleveland ziemlich allgemein geworden. 1877 wurden in Cleveland 6280000 Tonnen Erze gefördert und in 165 Hochöfen 1233418 Tonnen Roheisen erblasen, dessen Phosphorgehalt 1,05 bis 1,86 Prozent betrug. Der durchschnittliche Typus der Clevelander Hochöfen war nach Thomas Whitwell damals 24½ m Höhe, 7 bis 7,6 m Weite im Kohlensack und 2,40 m im Gestell. Am 21. Juni 1878 starb in Ramsgate H. W. T. Bolckow, ein geborener Mecklenburger, der sich um den Aufschwung der Eisen- industrie des Clevelandbezirkes groſse Verdienste erworben hatte und als der eigentliche Begründer der dortigen Eisenindustrie anzusehen ist. Um diese Zeit war die von ihm gegründete Firma Bolckow, Vaughan & Co. die gröſste Produzentin in Groſsbritannien; sie besaſs 28 groſse Hochöfen mit einer Leistungsfähigkeit von 12 Millionen Centner im Jahr. Für das neue Bessemerwerk wurde Hämatiteisen aus Campanil von Bilbao und aus Cumberlanderzen erblasen. Die Cowperapparate, an denen Siemens und Cochrane Ver- besserungen anbrachten, breiteten sich um diese Zeit mehr und mehr aus, da sie bei gleicher Leistung billiger waren als die von Whitwell und weniger Raum erforderten. Ebenso war man bestrebt, die Hoch- ofenschlacken besser zu verwerten. Drei Formmaschinen für Schlacken- ziegel nach Woods Patent waren 1878 auf der Teeshütte im Ge- brauch. Ein Mr. Britton legte bei den Hochöfen zu Fenedon in Northhamptonshire eine Glasfabrik an. Er verarbeitete die Hochofen- 1) Metallurgical Review, Febr. 1878, S. 599.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 912. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/928>, abgerufen am 23.11.2024.