Gusseiserne Röhrenapparate konnten aber immer nur eine beschränkte Windtemperatur geben, weil die Röhren bei stärkerer Erhitzung glühend wurden und verbrannten. Es war kaum möglich, mehr als 530° C. darin zu erzielen. Es lag nahe, das von Siemens in die Feuerungstechnik eingeführte Regenerativprinzip auch auf die Wind- erhitzer zu übertragen, und so entstanden die steinernen Winderhitzer von Cowper, Whitwell und anderen. Edward Alfred Cowper war es, der zuerst diesen Gedanken in die Praxis eingeführt hatte (Engl. Pat. vom 19. Mai 1857, Nr. 1404). Das Steingitterwerk seines Ofens gab zwar grosse Heizfläche, verstopfte sich aber leicht und schmolz dann häufig zusammen. Deshalb ersetzte Whitwell (Engl. Pat. vom 10. November 1865, Nr. 2897) dieses Gitterwerk 1865 durch gerade auf und ab steigende Züge. Cowper verbesserte zwar seine Öfen, aber die Whitwellöfen fanden Anfang der siebziger Jahre doch mehr Anklang und Verbreitung als die von Cowper. Die ersten Whitwell- Winderhitzer, die sich bewährten, waren auf der Hütte zu Thornby 1869 errichtet worden, diesen folgten 1870 die Consett-Eisenwerke und andere.
Die ersten Cowperapparate, die grossen Erfolg hatten, waren die von A. Cowper selbst auf den Eisenwerken von Cochrane & Co. 1871 erbauten. Sie führten alsbald eine Koksersparnis von 4 Centner pro Tonne herbei und sind bahnbrechend geworden. In demselben Jahre noch wurden die neuerbauten Hochöfen zu Barrow-in-Furness in Cumberland mit Cowper-Winderhitzern versehen.
In den steinernen Winderhitzern erzielte man Windtemperaturen bis zu 800° C. Als Brennmaterial dienten die den Hochöfen ent- zogenen Gichtgase. Man lernte den Wert guter Gichtverschlüsse und der Ableitung und Verwendung der Hochofengase für Heizzwecke schätzen und steuerte damit der Vergeudung eines wichtigen Brenn- stoffes. 1873 hatten selbst die schottischen Hochöfen meist schon Gichtgasfänge.
Zu einer besseren Wärmeökonomie trug auch die vortreffliche Untersuchung und Veröffentlichung Sir Lowthian Bells "Die Ent- wickelung und Verwendung der Wärme in den Hochöfen" im Jahre 1870, wodurch er den Begriff der Wärmebilanz des Hochofens in die hüttenmännische Praxis einführte, bei.
Die Clevelanderze wurden geröstet und zwar geschah dies in sehr geräumigen Schachtöfen. Die Borie-Röstöfen der Clarencehütte bei Eston waren 14 m hoch. Gjers führte verbesserte Röstöfen zu
Groſsbritannien.
Guſseiserne Röhrenapparate konnten aber immer nur eine beschränkte Windtemperatur geben, weil die Röhren bei stärkerer Erhitzung glühend wurden und verbrannten. Es war kaum möglich, mehr als 530° C. darin zu erzielen. Es lag nahe, das von Siemens in die Feuerungstechnik eingeführte Regenerativprinzip auch auf die Wind- erhitzer zu übertragen, und so entstanden die steinernen Winderhitzer von Cowper, Whitwell und anderen. Edward Alfred Cowper war es, der zuerst diesen Gedanken in die Praxis eingeführt hatte (Engl. Pat. vom 19. Mai 1857, Nr. 1404). Das Steingitterwerk seines Ofens gab zwar groſse Heizfläche, verstopfte sich aber leicht und schmolz dann häufig zusammen. Deshalb ersetzte Whitwell (Engl. Pat. vom 10. November 1865, Nr. 2897) dieses Gitterwerk 1865 durch gerade auf und ab steigende Züge. Cowper verbesserte zwar seine Öfen, aber die Whitwellöfen fanden Anfang der siebziger Jahre doch mehr Anklang und Verbreitung als die von Cowper. Die ersten Whitwell- Winderhitzer, die sich bewährten, waren auf der Hütte zu Thornby 1869 errichtet worden, diesen folgten 1870 die Consett-Eisenwerke und andere.
Die ersten Cowperapparate, die groſsen Erfolg hatten, waren die von A. Cowper selbst auf den Eisenwerken von Cochrane & Co. 1871 erbauten. Sie führten alsbald eine Koksersparnis von 4 Centner pro Tonne herbei und sind bahnbrechend geworden. In demselben Jahre noch wurden die neuerbauten Hochöfen zu Barrow-in-Furneſs in Cumberland mit Cowper-Winderhitzern versehen.
In den steinernen Winderhitzern erzielte man Windtemperaturen bis zu 800° C. Als Brennmaterial dienten die den Hochöfen ent- zogenen Gichtgase. Man lernte den Wert guter Gichtverschlüsse und der Ableitung und Verwendung der Hochofengase für Heizzwecke schätzen und steuerte damit der Vergeudung eines wichtigen Brenn- stoffes. 1873 hatten selbst die schottischen Hochöfen meist schon Gichtgasfänge.
Zu einer besseren Wärmeökonomie trug auch die vortreffliche Untersuchung und Veröffentlichung Sir Lowthian Bells „Die Ent- wickelung und Verwendung der Wärme in den Hochöfen“ im Jahre 1870, wodurch er den Begriff der Wärmebilanz des Hochofens in die hüttenmännische Praxis einführte, bei.
Die Clevelanderze wurden geröstet und zwar geschah dies in sehr geräumigen Schachtöfen. Die Borie-Röstöfen der Clarencehütte bei Eston waren 14 m hoch. Gjers führte verbesserte Röstöfen zu
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Groſsbritannien.
Guſseiserne Röhrenapparate konnten aber immer nur eine beschränkte
Windtemperatur geben, weil die Röhren bei stärkerer Erhitzung
glühend wurden und verbrannten. Es war kaum möglich, mehr als
530° C. darin zu erzielen. Es lag nahe, das von Siemens in die
Feuerungstechnik eingeführte Regenerativprinzip auch auf die Wind-
erhitzer zu übertragen, und so entstanden die steinernen Winderhitzer
von Cowper, Whitwell und anderen. Edward Alfred Cowper
war es, der zuerst diesen Gedanken in die Praxis eingeführt hatte (Engl.
Pat. vom 19. Mai 1857, Nr. 1404). Das Steingitterwerk seines Ofens gab
zwar groſse Heizfläche, verstopfte sich aber leicht und schmolz dann
häufig zusammen. Deshalb ersetzte Whitwell (Engl. Pat. vom
10. November 1865, Nr. 2897) dieses Gitterwerk 1865 durch gerade
auf und ab steigende Züge. Cowper verbesserte zwar seine Öfen,
aber die Whitwellöfen fanden Anfang der siebziger Jahre doch mehr
Anklang und Verbreitung als die von Cowper. Die ersten Whitwell-
Winderhitzer, die sich bewährten, waren auf der Hütte zu Thornby
1869 errichtet worden, diesen folgten 1870 die Consett-Eisenwerke
und andere.
Die ersten Cowperapparate, die groſsen Erfolg hatten, waren die
von A. Cowper selbst auf den Eisenwerken von Cochrane & Co.
1871 erbauten. Sie führten alsbald eine Koksersparnis von 4 Centner
pro Tonne herbei und sind bahnbrechend geworden. In demselben
Jahre noch wurden die neuerbauten Hochöfen zu Barrow-in-Furneſs
in Cumberland mit Cowper-Winderhitzern versehen.
In den steinernen Winderhitzern erzielte man Windtemperaturen
bis zu 800° C. Als Brennmaterial dienten die den Hochöfen ent-
zogenen Gichtgase. Man lernte den Wert guter Gichtverschlüsse und
der Ableitung und Verwendung der Hochofengase für Heizzwecke
schätzen und steuerte damit der Vergeudung eines wichtigen Brenn-
stoffes. 1873 hatten selbst die schottischen Hochöfen meist schon
Gichtgasfänge.
Zu einer besseren Wärmeökonomie trug auch die vortreffliche
Untersuchung und Veröffentlichung Sir Lowthian Bells „Die Ent-
wickelung und Verwendung der Wärme in den Hochöfen“ im Jahre
1870, wodurch er den Begriff der Wärmebilanz des Hochofens in die
hüttenmännische Praxis einführte, bei.
Die Clevelanderze wurden geröstet und zwar geschah dies in sehr
geräumigen Schachtöfen. Die Borie-Röstöfen der Clarencehütte bei
Eston waren 14 m hoch. Gjers führte verbesserte Röstöfen zu
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 907. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/923>, abgerufen am 23.11.2024.
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