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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Drahtfabrikation.

Am 1. Dezember 1887 starb Franz Karl Guillaume, Teilhaber
der berühmten Firma Felten & Guillaume in Köln 1), die sich be-
sonders um die Fabrikation von plattiertem Draht für elektrische
Kabel grosse Verdienste erworben hatte.

1889 nahmen Eduard und Jos. Louis Martin in Paris Patent
auf ein verbessertes Walzverfahren für kupferplattierten Eisendraht
für elektrische Leitungen. Sie gossen um Draktknüppel Kupfercylinder
in der Weise herum, dass auf beiden Seiten der Drahtknüppel um
ein Viertel seiner Länge hervorragte, und walzten dann wie gewöhnlich
aus. Durch die grössere Streckung des Kupfers wurde doch der ganze
Draht davon bedeckt.

Wie grossartig sich in den Vereinigten Staaten von Amerika die
Stacheldrahtfabrikation entwickelt hatte, erhellt daraus, dass es 1888
bereits 44 Fabriken mit 2190 Maschinen gab. Den Verbrauch schätzte
man auf 150000 Tonnen.

Seit 1888 war der Kampf zwischen saurem und basischem Fluss-
eisen zu Gunsten des letzteren, das wegen seiner Weichheit sich
leichter kalt ziehen liess, indem es dabei nicht hart wurde wie das
Bessemereisen, entschieden. Dass weicher Draht die Wärme und
Elektrizität besser leitet und zwar im Verhältnis 5 : 3, hat Fr. Kohl-
rausch
1888 nachgewiesen.

In Deutschland 2) goss man meist Blöcke von kleinem Querschnitt,
die in einer Hitze bis auf 40 bis 60 mm ausgewalzt wurden, während
man in Amerika dicke Blöcke erst bis auf 80 bis 100 mm, dann erst
in einer zweiten Hitze auf 40 bis 60 mm auswalzte.

1888 wurden viele verbesserte Drahtwalzwerke, z. B. von Charl.
Morgan, Karl Sunstrom, Williams
und Edwin Lenox erfunden.
Richard Pellenz in Köln liess sich eine Drahtrichtvorrichtung
(D. R. P. Nr. 17283), die aus drei festen und zwei losen Rollen bestand,
patentieren. Ein sehr gut eingerichtetes kontinuierliches Drahtwalz-
werk war zu Domnarfvet in Schweden. R. M. Daelen sen. hatte sich
in den letzten Jahren seines Lebens mit der Idee der unmittelbaren
Stichfolge bei Drahtwalzen und entsprechend zunehmender Ge-
schwindigkeit beschäftigt 3) und wurde ein solches Walzwerk von
Gebr. Klein in Dahlbruch für die Stahlgesellschaft von Longwy zu
Mont St. Martin ausgeführt. Das Führungsrohr, welches den Draht

1) Das Unternehmen war 1824 von Joh. Theodor Felten und Franz
H. Guillaume
gegründet worden. Ursprünglich Hanfseilerei, nahm es 1882 die
Drahtseilfabrikation auf und legte 1859 ein Drahtwalzwerk an.
2) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 845.
3) Siehe Stahl und Eisen 1889, Nr. 3, S. 177.
Die Drahtfabrikation.

Am 1. Dezember 1887 starb Franz Karl Guillaume, Teilhaber
der berühmten Firma Felten & Guillaume in Köln 1), die sich be-
sonders um die Fabrikation von plattiertem Draht für elektrische
Kabel groſse Verdienste erworben hatte.

1889 nahmen Eduard und Jos. Louis Martin in Paris Patent
auf ein verbessertes Walzverfahren für kupferplattierten Eisendraht
für elektrische Leitungen. Sie gossen um Draktknüppel Kupfercylinder
in der Weise herum, daſs auf beiden Seiten der Drahtknüppel um
ein Viertel seiner Länge hervorragte, und walzten dann wie gewöhnlich
aus. Durch die gröſsere Streckung des Kupfers wurde doch der ganze
Draht davon bedeckt.

Wie groſsartig sich in den Vereinigten Staaten von Amerika die
Stacheldrahtfabrikation entwickelt hatte, erhellt daraus, daſs es 1888
bereits 44 Fabriken mit 2190 Maschinen gab. Den Verbrauch schätzte
man auf 150000 Tonnen.

Seit 1888 war der Kampf zwischen saurem und basischem Fluſs-
eisen zu Gunsten des letzteren, das wegen seiner Weichheit sich
leichter kalt ziehen lieſs, indem es dabei nicht hart wurde wie das
Bessemereisen, entschieden. Daſs weicher Draht die Wärme und
Elektrizität besser leitet und zwar im Verhältnis 5 : 3, hat Fr. Kohl-
rausch
1888 nachgewiesen.

In Deutschland 2) goſs man meist Blöcke von kleinem Querschnitt,
die in einer Hitze bis auf 40 bis 60 mm ausgewalzt wurden, während
man in Amerika dicke Blöcke erst bis auf 80 bis 100 mm, dann erst
in einer zweiten Hitze auf 40 bis 60 mm auswalzte.

1888 wurden viele verbesserte Drahtwalzwerke, z. B. von Charl.
Morgan, Karl Sunstrom, Williams
und Edwin Lenox erfunden.
Richard Pellenz in Köln lieſs sich eine Drahtrichtvorrichtung
(D. R. P. Nr. 17283), die aus drei festen und zwei losen Rollen bestand,
patentieren. Ein sehr gut eingerichtetes kontinuierliches Drahtwalz-
werk war zu Domnarfvet in Schweden. R. M. Daelen sen. hatte sich
in den letzten Jahren seines Lebens mit der Idee der unmittelbaren
Stichfolge bei Drahtwalzen und entsprechend zunehmender Ge-
schwindigkeit beschäftigt 3) und wurde ein solches Walzwerk von
Gebr. Klein in Dahlbruch für die Stahlgesellschaft von Longwy zu
Mont St. Martin ausgeführt. Das Führungsrohr, welches den Draht

1) Das Unternehmen war 1824 von Joh. Theodor Felten und Franz
H. Guillaume
gegründet worden. Ursprünglich Hanfseilerei, nahm es 1882 die
Drahtseilfabrikation auf und legte 1859 ein Drahtwalzwerk an.
2) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 845.
3) Siehe Stahl und Eisen 1889, Nr. 3, S. 177.
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[871/0887] Die Drahtfabrikation. Am 1. Dezember 1887 starb Franz Karl Guillaume, Teilhaber der berühmten Firma Felten & Guillaume in Köln 1), die sich be- sonders um die Fabrikation von plattiertem Draht für elektrische Kabel groſse Verdienste erworben hatte. 1889 nahmen Eduard und Jos. Louis Martin in Paris Patent auf ein verbessertes Walzverfahren für kupferplattierten Eisendraht für elektrische Leitungen. Sie gossen um Draktknüppel Kupfercylinder in der Weise herum, daſs auf beiden Seiten der Drahtknüppel um ein Viertel seiner Länge hervorragte, und walzten dann wie gewöhnlich aus. Durch die gröſsere Streckung des Kupfers wurde doch der ganze Draht davon bedeckt. Wie groſsartig sich in den Vereinigten Staaten von Amerika die Stacheldrahtfabrikation entwickelt hatte, erhellt daraus, daſs es 1888 bereits 44 Fabriken mit 2190 Maschinen gab. Den Verbrauch schätzte man auf 150000 Tonnen. Seit 1888 war der Kampf zwischen saurem und basischem Fluſs- eisen zu Gunsten des letzteren, das wegen seiner Weichheit sich leichter kalt ziehen lieſs, indem es dabei nicht hart wurde wie das Bessemereisen, entschieden. Daſs weicher Draht die Wärme und Elektrizität besser leitet und zwar im Verhältnis 5 : 3, hat Fr. Kohl- rausch 1888 nachgewiesen. In Deutschland 2) goſs man meist Blöcke von kleinem Querschnitt, die in einer Hitze bis auf 40 bis 60 mm ausgewalzt wurden, während man in Amerika dicke Blöcke erst bis auf 80 bis 100 mm, dann erst in einer zweiten Hitze auf 40 bis 60 mm auswalzte. 1888 wurden viele verbesserte Drahtwalzwerke, z. B. von Charl. Morgan, Karl Sunstrom, Williams und Edwin Lenox erfunden. Richard Pellenz in Köln lieſs sich eine Drahtrichtvorrichtung (D. R. P. Nr. 17283), die aus drei festen und zwei losen Rollen bestand, patentieren. Ein sehr gut eingerichtetes kontinuierliches Drahtwalz- werk war zu Domnarfvet in Schweden. R. M. Daelen sen. hatte sich in den letzten Jahren seines Lebens mit der Idee der unmittelbaren Stichfolge bei Drahtwalzen und entsprechend zunehmender Ge- schwindigkeit beschäftigt 3) und wurde ein solches Walzwerk von Gebr. Klein in Dahlbruch für die Stahlgesellschaft von Longwy zu Mont St. Martin ausgeführt. Das Führungsrohr, welches den Draht 1) Das Unternehmen war 1824 von Joh. Theodor Felten und Franz H. Guillaume gegründet worden. Ursprünglich Hanfseilerei, nahm es 1882 die Drahtseilfabrikation auf und legte 1859 ein Drahtwalzwerk an. 2) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 845. 3) Siehe Stahl und Eisen 1889, Nr. 3, S. 177.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/887>, abgerufen am 23.11.2024.