Derselbe Gedanke wurde in der Folge von anderen Erfindern aufgegriffen, so von James Robertson in seinem Patent vom 20. Dezember 1869 (Nr. 3677) und von James Clarke in zwei Patenten vom 12. Oktober 1870 (Nr. 2699) und vom 11. April 1871 (Nr. 953). Um die Mitte der achtziger Jahre machte Friedr. C. G. Müller in Brandenburg denselben Vorschlag für die Drahtfabrikation und sollen auch in Deutschland Versuche dieser Art damals gemacht worden sein. Mit Ernst wurde aber erst Ende der achtziger Jahre dieser Gedanke in den Vereinigten Staaten zur Ausführung gebracht. O. W. Potter zu Maywood bei Chicago erbaute ein Walzwerk für die Darstellung von Blech aus flüssigem Flusseisen, mit dem er in einer Minute 400 Fuss Blech von 6 bis 8 Zoll Breite und 0,015 Zoll Dicke herstellte. Die hohlen Walzen waren durch Wasser gekühlt. Das Walzwerk war mehrere Monate in Betrieb 1).
Edwin Norton und John George Hodgson in Maywood (Illinois) liessen sich ein Walzwerk zur Herstellung von Blech aus flüssigem Metall im Juli 1889 auch in Deutschland patentieren 2) (D. R. P. Nr. 52002). Henry Bessemer empfahl darauf 1891 dieses Verfahren auch in England wieder 3).
Von weit grösserer praktischer Bedeutung war der grossartige Aufschwung, welchen die Fabrikation und Verwendung von Well- blech in diesem Zeitraum nahm. Wellblech war schon in den fünfziger Jahren in England für Dachbedeckungen in Gebrauch ge- kommen 4). Es wurde durch Pressung mit einem Stempel hergestellt. Aber schon am 13. Juni 1856 erhielt John Le Chapelaine ein Patent auf eine Art Walzwerk zum Wellen von Blechen, die als Träger dienen sollten (Engl. Pat. Nr. 1403). Eigentliches Träger- wellblech, bei dem die Wellenhöhe grösser ist als die halbe Wellen- breite, wurde zuerst von der Firma Wesenfeld jun. 1875 in den Handel gebracht. C. L. Wesenfeld in Barmen nahm 1877 zwei deutsche Patente (D. R. P. Nr. 2469 und 2490) auf seine Wellblech- presse 5).
Seit jener Zeit gewann die Wellblechfabrikation rasch an Um- fang und Bedeutung. Anfangs wurde das gewellte Blech nur gepresst.
1) Siehe Engin. and Mining Journal 1889, p. 483.
2) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 637 mit Abbildung.
3) Siehe Iron 1891, p. 38, 309.
4) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 1858, Bd. 149, S. 398.
5) Vergl. Otto Vogel, Über Fabrikation und Verwendung von Wellblech in Stahl und Eisen 1894, S. 538.
Blechfabrikation.
Derselbe Gedanke wurde in der Folge von anderen Erfindern aufgegriffen, so von James Robertson in seinem Patent vom 20. Dezember 1869 (Nr. 3677) und von James Clarke in zwei Patenten vom 12. Oktober 1870 (Nr. 2699) und vom 11. April 1871 (Nr. 953). Um die Mitte der achtziger Jahre machte Friedr. C. G. Müller in Brandenburg denselben Vorschlag für die Drahtfabrikation und sollen auch in Deutschland Versuche dieser Art damals gemacht worden sein. Mit Ernst wurde aber erst Ende der achtziger Jahre dieser Gedanke in den Vereinigten Staaten zur Ausführung gebracht. O. W. Potter zu Maywood bei Chicago erbaute ein Walzwerk für die Darstellung von Blech aus flüssigem Fluſseisen, mit dem er in einer Minute 400 Fuſs Blech von 6 bis 8 Zoll Breite und 0,015 Zoll Dicke herstellte. Die hohlen Walzen waren durch Wasser gekühlt. Das Walzwerk war mehrere Monate in Betrieb 1).
Edwin Norton und John George Hodgson in Maywood (Illinois) lieſsen sich ein Walzwerk zur Herstellung von Blech aus flüssigem Metall im Juli 1889 auch in Deutschland patentieren 2) (D. R. P. Nr. 52002). Henry Bessemer empfahl darauf 1891 dieses Verfahren auch in England wieder 3).
Von weit gröſserer praktischer Bedeutung war der groſsartige Aufschwung, welchen die Fabrikation und Verwendung von Well- blech in diesem Zeitraum nahm. Wellblech war schon in den fünfziger Jahren in England für Dachbedeckungen in Gebrauch ge- kommen 4). Es wurde durch Pressung mit einem Stempel hergestellt. Aber schon am 13. Juni 1856 erhielt John Le Chapelaine ein Patent auf eine Art Walzwerk zum Wellen von Blechen, die als Träger dienen sollten (Engl. Pat. Nr. 1403). Eigentliches Träger- wellblech, bei dem die Wellenhöhe gröſser ist als die halbe Wellen- breite, wurde zuerst von der Firma Wesenfeld jun. 1875 in den Handel gebracht. C. L. Wesenfeld in Barmen nahm 1877 zwei deutsche Patente (D. R. P. Nr. 2469 und 2490) auf seine Wellblech- presse 5).
Seit jener Zeit gewann die Wellblechfabrikation rasch an Um- fang und Bedeutung. Anfangs wurde das gewellte Blech nur gepreſst.
1) Siehe Engin. and Mining Journal 1889, p. 483.
2) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 637 mit Abbildung.
3) Siehe Iron 1891, p. 38, 309.
4) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 1858, Bd. 149, S. 398.
5) Vergl. Otto Vogel, Über Fabrikation und Verwendung von Wellblech in Stahl und Eisen 1894, S. 538.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0864"n="848"/><fwplace="top"type="header">Blechfabrikation.</fw><lb/><p>Derselbe Gedanke wurde in der Folge von anderen Erfindern<lb/>
aufgegriffen, so von <hirendition="#g">James Robertson</hi> in seinem Patent vom<lb/>
20. Dezember 1869 (Nr. 3677) und von <hirendition="#g">James Clarke</hi> in zwei<lb/>
Patenten vom 12. Oktober 1870 (Nr. 2699) und vom 11. April 1871<lb/>
(Nr. 953). Um die Mitte der achtziger Jahre machte <hirendition="#g">Friedr. C. G.<lb/>
Müller</hi> in Brandenburg denselben Vorschlag für die Drahtfabrikation<lb/>
und sollen auch in Deutschland Versuche dieser Art damals gemacht<lb/>
worden sein. Mit Ernst wurde aber erst Ende der achtziger Jahre<lb/>
dieser Gedanke in den Vereinigten Staaten zur Ausführung gebracht.<lb/>
O. W. <hirendition="#g">Potter</hi> zu Maywood bei Chicago erbaute ein Walzwerk für die<lb/>
Darstellung von Blech aus flüssigem Fluſseisen, mit dem er in einer<lb/>
Minute 400 Fuſs Blech von 6 bis 8 Zoll Breite und 0,015 Zoll Dicke<lb/>
herstellte. Die hohlen Walzen waren durch Wasser gekühlt. Das<lb/>
Walzwerk war mehrere Monate in Betrieb <noteplace="foot"n="1)">Siehe Engin. and Mining Journal 1889, p. 483.</note>.</p><lb/><p><hirendition="#g">Edwin Norton</hi> und <hirendition="#g">John George Hodgson</hi> in Maywood<lb/>
(Illinois) lieſsen sich ein Walzwerk zur Herstellung von Blech aus<lb/>
flüssigem Metall im Juli 1889 auch in Deutschland patentieren <noteplace="foot"n="2)">Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 637 mit Abbildung.</note><lb/>
(D. R. P. Nr. 52002). <hirendition="#g">Henry Bessemer</hi> empfahl darauf 1891 dieses<lb/>
Verfahren auch in England wieder <noteplace="foot"n="3)">Siehe Iron 1891, p. 38, 309.</note>.</p><lb/><p>Von weit gröſserer praktischer Bedeutung war der groſsartige<lb/>
Aufschwung, welchen die Fabrikation und Verwendung von <hirendition="#g">Well-<lb/>
blech</hi> in diesem Zeitraum nahm. Wellblech war schon in den<lb/>
fünfziger Jahren in England für Dachbedeckungen in Gebrauch ge-<lb/>
kommen <noteplace="foot"n="4)">Siehe <hirendition="#g">Dingler</hi>, Polyt. Journ. 1858, Bd. 149, S. 398.</note>. Es wurde durch Pressung mit einem Stempel hergestellt.<lb/>
Aber schon am 13. Juni 1856 erhielt <hirendition="#g">John Le Chapelaine</hi> ein<lb/>
Patent auf eine Art Walzwerk zum Wellen von Blechen, die als<lb/>
Träger dienen sollten (Engl. Pat. Nr. 1403). Eigentliches Träger-<lb/>
wellblech, bei dem die Wellenhöhe gröſser ist als die halbe Wellen-<lb/>
breite, wurde zuerst von der Firma <hirendition="#g">Wesenfeld jun</hi>. 1875 in den<lb/>
Handel gebracht. C. L. <hirendition="#g">Wesenfeld</hi> in Barmen nahm 1877 zwei<lb/>
deutsche Patente (D. R. P. Nr. 2469 und 2490) auf seine Wellblech-<lb/>
presse <noteplace="foot"n="5)">Vergl. <hirendition="#g">Otto Vogel</hi>, Über Fabrikation und Verwendung von Wellblech in<lb/>
Stahl und Eisen 1894, S. 538.</note>.</p><lb/><p>Seit jener Zeit gewann die Wellblechfabrikation rasch an Um-<lb/>
fang und Bedeutung. Anfangs wurde das gewellte Blech nur gepreſst.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[848/0864]
Blechfabrikation.
Derselbe Gedanke wurde in der Folge von anderen Erfindern
aufgegriffen, so von James Robertson in seinem Patent vom
20. Dezember 1869 (Nr. 3677) und von James Clarke in zwei
Patenten vom 12. Oktober 1870 (Nr. 2699) und vom 11. April 1871
(Nr. 953). Um die Mitte der achtziger Jahre machte Friedr. C. G.
Müller in Brandenburg denselben Vorschlag für die Drahtfabrikation
und sollen auch in Deutschland Versuche dieser Art damals gemacht
worden sein. Mit Ernst wurde aber erst Ende der achtziger Jahre
dieser Gedanke in den Vereinigten Staaten zur Ausführung gebracht.
O. W. Potter zu Maywood bei Chicago erbaute ein Walzwerk für die
Darstellung von Blech aus flüssigem Fluſseisen, mit dem er in einer
Minute 400 Fuſs Blech von 6 bis 8 Zoll Breite und 0,015 Zoll Dicke
herstellte. Die hohlen Walzen waren durch Wasser gekühlt. Das
Walzwerk war mehrere Monate in Betrieb 1).
Edwin Norton und John George Hodgson in Maywood
(Illinois) lieſsen sich ein Walzwerk zur Herstellung von Blech aus
flüssigem Metall im Juli 1889 auch in Deutschland patentieren 2)
(D. R. P. Nr. 52002). Henry Bessemer empfahl darauf 1891 dieses
Verfahren auch in England wieder 3).
Von weit gröſserer praktischer Bedeutung war der groſsartige
Aufschwung, welchen die Fabrikation und Verwendung von Well-
blech in diesem Zeitraum nahm. Wellblech war schon in den
fünfziger Jahren in England für Dachbedeckungen in Gebrauch ge-
kommen 4). Es wurde durch Pressung mit einem Stempel hergestellt.
Aber schon am 13. Juni 1856 erhielt John Le Chapelaine ein
Patent auf eine Art Walzwerk zum Wellen von Blechen, die als
Träger dienen sollten (Engl. Pat. Nr. 1403). Eigentliches Träger-
wellblech, bei dem die Wellenhöhe gröſser ist als die halbe Wellen-
breite, wurde zuerst von der Firma Wesenfeld jun. 1875 in den
Handel gebracht. C. L. Wesenfeld in Barmen nahm 1877 zwei
deutsche Patente (D. R. P. Nr. 2469 und 2490) auf seine Wellblech-
presse 5).
Seit jener Zeit gewann die Wellblechfabrikation rasch an Um-
fang und Bedeutung. Anfangs wurde das gewellte Blech nur gepreſst.
1) Siehe Engin. and Mining Journal 1889, p. 483.
2) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 637 mit Abbildung.
3) Siehe Iron 1891, p. 38, 309.
4) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 1858, Bd. 149, S. 398.
5) Vergl. Otto Vogel, Über Fabrikation und Verwendung von Wellblech in
Stahl und Eisen 1894, S. 538.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/864>, abgerufen am 06.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.