Nach vorstehenden Tabellen betrug die Länge der Eisenbahnlinien der Erde im Jahre 1890 617285 km, das ist etwa die 151/2fache Länge des Erdäquators (49070 km) und die 1 2/3 fache der mittleren Ent- fernung des Mondes von der Erde (384420 km). Nehmen wir das Schienengewicht für den Kilometer zu 80 Tonnen an, so ergiebt sich ein Gesamtgewicht von 49282800 Tonnen oder rund 49283 kt. Die gesamte Roheisenproduktion aller Länder der Erde betrug 1890 27500 kt, die bei nur 20 Prozent Abgang einer Schienenmenge von 22000 kt entsprechen würde. Es hätte also mehr als die zweijährige Eisenproduktion der Welt von der Höhe von 1890 dazu gehört, um das Schienennetz der Erde zu erneuern. Nehmen wir die jährliche Schienenerneuerung zu 1/2 Prozent an, so ergiebt sich ein Jahres- bedarf von 247 kt. Für Neubauten betrug der Bedarf in der neun- jährigen Periode von 1886 bis 1894 171672 km x 80 Tonnen = 13734 kt oder 1526 kt im Jahr. Der gesamte Schienenbedarf eines Jahres belief sich demnach auf 1973 kt, also nahezu 10 Prozent der Eisenerzeugung der Erde.
Die Anlagekosten des Eisenbahnnetzes der Erde Ende 1890 wurden rund auf 131 Milliarden Mark berechnet. Dies ergiebt durchschnitt- lich 212,10 Mark pro Kilometer.
Die Kosten der Bahnstrecken der einzelnen Länder waren aber sehr verschieden je nach den Preisen von Land, Material und Arbeit und nach der Schwierigkeit und Sorgfalt der Anlage; in Europa stellten sie sich am höchsten in Grossbritannien, wo sich der Kilometer auf 555,763 Mark berechnete, am niedrigsten in Norwegen, wo der
[Tabelle]
Eisenbahnschienen und -schwellen.
Nach vorstehenden Tabellen betrug die Länge der Eisenbahnlinien der Erde im Jahre 1890 617285 km, das ist etwa die 15½fache Länge des Erdäquators (49070 km) und die 1⅔fache der mittleren Ent- fernung des Mondes von der Erde (384420 km). Nehmen wir das Schienengewicht für den Kilometer zu 80 Tonnen an, so ergiebt sich ein Gesamtgewicht von 49282800 Tonnen oder rund 49283 kt. Die gesamte Roheisenproduktion aller Länder der Erde betrug 1890 27500 kt, die bei nur 20 Prozent Abgang einer Schienenmenge von 22000 kt entsprechen würde. Es hätte also mehr als die zweijährige Eisenproduktion der Welt von der Höhe von 1890 dazu gehört, um das Schienennetz der Erde zu erneuern. Nehmen wir die jährliche Schienenerneuerung zu ½ Prozent an, so ergiebt sich ein Jahres- bedarf von 247 kt. Für Neubauten betrug der Bedarf in der neun- jährigen Periode von 1886 bis 1894 171672 km × 80 Tonnen = 13734 kt oder 1526 kt im Jahr. Der gesamte Schienenbedarf eines Jahres belief sich demnach auf 1973 kt, also nahezu 10 Prozent der Eisenerzeugung der Erde.
Die Anlagekosten des Eisenbahnnetzes der Erde Ende 1890 wurden rund auf 131 Milliarden Mark berechnet. Dies ergiebt durchschnitt- lich 212,10 Mark pro Kilometer.
Die Kosten der Bahnstrecken der einzelnen Länder waren aber sehr verschieden je nach den Preisen von Land, Material und Arbeit und nach der Schwierigkeit und Sorgfalt der Anlage; in Europa stellten sie sich am höchsten in Groſsbritannien, wo sich der Kilometer auf 555,763 Mark berechnete, am niedrigsten in Norwegen, wo der
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Eisenbahnschienen und -schwellen.
Nach vorstehenden Tabellen betrug die Länge der Eisenbahnlinien
der Erde im Jahre 1890 617285 km, das ist etwa die 15½fache Länge
des Erdäquators (49070 km) und die 1⅔fache der mittleren Ent-
fernung des Mondes von der Erde (384420 km). Nehmen wir das
Schienengewicht für den Kilometer zu 80 Tonnen an, so ergiebt sich
ein Gesamtgewicht von 49282800 Tonnen oder rund 49283 kt. Die
gesamte Roheisenproduktion aller Länder der Erde betrug 1890
27500 kt, die bei nur 20 Prozent Abgang einer Schienenmenge von
22000 kt entsprechen würde. Es hätte also mehr als die zweijährige
Eisenproduktion der Welt von der Höhe von 1890 dazu gehört, um
das Schienennetz der Erde zu erneuern. Nehmen wir die jährliche
Schienenerneuerung zu ½ Prozent an, so ergiebt sich ein Jahres-
bedarf von 247 kt. Für Neubauten betrug der Bedarf in der neun-
jährigen Periode von 1886 bis 1894 171672 km × 80 Tonnen =
13734 kt oder 1526 kt im Jahr. Der gesamte Schienenbedarf eines
Jahres belief sich demnach auf 1973 kt, also nahezu 10 Prozent der
Eisenerzeugung der Erde.
Die Anlagekosten des Eisenbahnnetzes der Erde Ende 1890 wurden
rund auf 131 Milliarden Mark berechnet. Dies ergiebt durchschnitt-
lich 212,10 Mark pro Kilometer.
Die Kosten der Bahnstrecken der einzelnen Länder waren aber
sehr verschieden je nach den Preisen von Land, Material und Arbeit
und nach der Schwierigkeit und Sorgfalt der Anlage; in Europa
stellten sie sich am höchsten in Groſsbritannien, wo sich der Kilometer
auf 555,763 Mark berechnete, am niedrigsten in Norwegen, wo der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 830. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/846>, abgerufen am 22.11.2024.
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