wurde, wodurch eine bessere Verteilung der Wärme bewirkt werden sollte.
Die wendbaren Gaspuddelöfen von Pietzka mit Rekuperation haben sich auch als Schweiss- und als Wärmöfen bewährt. Überhaupt wurden viele dieser Verbesserungen auch bei den Ausheiz- oder Wärm- öfen für die Flusseisenblöcke in Anwendung gebracht.
Das Flusseisen, welches reiner als das Puddeleisen ist, braucht nicht der Schweissung, deren Hauptzweck doch die Entfernung der eingemengten Schlacke ist, unterworfen zu werden, auch darf es nicht so heiss unter die Walzen kommen, weil das harte, ungeschmeidigere Material sonst zerfällt. Dagegen müssen die Blöcke, die nicht un- mittelbar nach dem Guss ausgewalzt werden können, einer gleich- mässigen Durchheizung in geeigneten Öfen unterworfen werden. Hierzu bediente man sich zunächst geräumiger Flammöfen, die den Schweiss- öfen ähnlich waren, aber keines Sammelraums für ausgeschweisste Schlacken bedurften.
An Stelle dieser wendete man seit 1882 in zunehmendem Masse die schon öfter erwähnten Gjersschen Ausgleichgruben an, die bei starkem, regelmässigem Betriebe für das Ausheizen der Blöcke die Wärmöfen überflüssig machen können. Meist aber bedient man sich beider Ofenarten nebeneinander.
Bei den einfachen Gjersschen Heizgruben ist die Wärme nicht so hoch wie in den Flammöfen. Snelus fand 1882, dass sich die Wärmeausgleichung in den gemauerten Wänden nicht rasch genug vollzog. Er schlug deshalb vor, die Wände aus Flusseisen zu machen und die Abteilungen mit zwei Deckeln, dem einen dicht über dem Block, dem anderen im Niveau der Hüttensohle zu verschliessen. Schon im Jahre 1883 ging aber die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing dazu über, die Durchweichungsgruben mit besonderer Gasfeuerung anzuheizen (D. R. P. Nr. 24974).
Die Gjersschen Heizgruben bewährten sich. Ende 1883 wurden auf dem Scranton-Eisenwerk über 85 Prozent der Produktion aus in Gruben geheizten Blöcken zu Eisenbahnschienen von 120 Fuss Länge durchgewalzt.
Auf den Darlington-Stahlwerken wurden 1885 die gegossenen Schienenblöcke acht Minuten lang in den Koquillen und dann 8 bis 12 Minuten in Ausgleichsgruben sich abkühlen, beziehungsweise gleich- mässig durchwärmen lassen und alsdann in derselben Hitze vor- und fertiggewalzt. Man hatte 22 Gruben von 400 x 480 mm Querschnitt. In neuerer Zeit ist der Gebrauch der geheizten Gruben oder Tieföfen
Die mechanische Formgebung.
wurde, wodurch eine bessere Verteilung der Wärme bewirkt werden sollte.
Die wendbaren Gaspuddelöfen von Pietzka mit Rekuperation haben sich auch als Schweiſs- und als Wärmöfen bewährt. Überhaupt wurden viele dieser Verbesserungen auch bei den Ausheiz- oder Wärm- öfen für die Fluſseisenblöcke in Anwendung gebracht.
Das Fluſseisen, welches reiner als das Puddeleisen ist, braucht nicht der Schweiſsung, deren Hauptzweck doch die Entfernung der eingemengten Schlacke ist, unterworfen zu werden, auch darf es nicht so heiſs unter die Walzen kommen, weil das harte, ungeschmeidigere Material sonst zerfällt. Dagegen müssen die Blöcke, die nicht un- mittelbar nach dem Guſs ausgewalzt werden können, einer gleich- mäſsigen Durchheizung in geeigneten Öfen unterworfen werden. Hierzu bediente man sich zunächst geräumiger Flammöfen, die den Schweiſs- öfen ähnlich waren, aber keines Sammelraums für ausgeschweiſste Schlacken bedurften.
An Stelle dieser wendete man seit 1882 in zunehmendem Maſse die schon öfter erwähnten Gjersschen Ausgleichgruben an, die bei starkem, regelmäſsigem Betriebe für das Ausheizen der Blöcke die Wärmöfen überflüssig machen können. Meist aber bedient man sich beider Ofenarten nebeneinander.
Bei den einfachen Gjersschen Heizgruben ist die Wärme nicht so hoch wie in den Flammöfen. Snelus fand 1882, daſs sich die Wärmeausgleichung in den gemauerten Wänden nicht rasch genug vollzog. Er schlug deshalb vor, die Wände aus Fluſseisen zu machen und die Abteilungen mit zwei Deckeln, dem einen dicht über dem Block, dem anderen im Niveau der Hüttensohle zu verschlieſsen. Schon im Jahre 1883 ging aber die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing dazu über, die Durchweichungsgruben mit besonderer Gasfeuerung anzuheizen (D. R. P. Nr. 24974).
Die Gjersschen Heizgruben bewährten sich. Ende 1883 wurden auf dem Scranton-Eisenwerk über 85 Prozent der Produktion aus in Gruben geheizten Blöcken zu Eisenbahnschienen von 120 Fuſs Länge durchgewalzt.
Auf den Darlington-Stahlwerken wurden 1885 die gegossenen Schienenblöcke acht Minuten lang in den Koquillen und dann 8 bis 12 Minuten in Ausgleichsgruben sich abkühlen, beziehungsweise gleich- mäſsig durchwärmen lassen und alsdann in derselben Hitze vor- und fertiggewalzt. Man hatte 22 Gruben von 400 × 480 mm Querschnitt. In neuerer Zeit ist der Gebrauch der geheizten Gruben oder Tieföfen
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Die mechanische Formgebung.
wurde, wodurch eine bessere Verteilung der Wärme bewirkt werden
sollte.
Die wendbaren Gaspuddelöfen von Pietzka mit Rekuperation
haben sich auch als Schweiſs- und als Wärmöfen bewährt. Überhaupt
wurden viele dieser Verbesserungen auch bei den Ausheiz- oder Wärm-
öfen für die Fluſseisenblöcke in Anwendung gebracht.
Das Fluſseisen, welches reiner als das Puddeleisen ist, braucht
nicht der Schweiſsung, deren Hauptzweck doch die Entfernung der
eingemengten Schlacke ist, unterworfen zu werden, auch darf es nicht
so heiſs unter die Walzen kommen, weil das harte, ungeschmeidigere
Material sonst zerfällt. Dagegen müssen die Blöcke, die nicht un-
mittelbar nach dem Guſs ausgewalzt werden können, einer gleich-
mäſsigen Durchheizung in geeigneten Öfen unterworfen werden. Hierzu
bediente man sich zunächst geräumiger Flammöfen, die den Schweiſs-
öfen ähnlich waren, aber keines Sammelraums für ausgeschweiſste
Schlacken bedurften.
An Stelle dieser wendete man seit 1882 in zunehmendem Maſse
die schon öfter erwähnten Gjersschen Ausgleichgruben an, die bei
starkem, regelmäſsigem Betriebe für das Ausheizen der Blöcke die
Wärmöfen überflüssig machen können. Meist aber bedient man sich
beider Ofenarten nebeneinander.
Bei den einfachen Gjersschen Heizgruben ist die Wärme nicht
so hoch wie in den Flammöfen. Snelus fand 1882, daſs sich die
Wärmeausgleichung in den gemauerten Wänden nicht rasch genug
vollzog. Er schlug deshalb vor, die Wände aus Fluſseisen zu machen
und die Abteilungen mit zwei Deckeln, dem einen dicht über dem
Block, dem anderen im Niveau der Hüttensohle zu verschlieſsen. Schon
im Jahre 1883 ging aber die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing
dazu über, die Durchweichungsgruben mit besonderer Gasfeuerung
anzuheizen (D. R. P. Nr. 24974).
Die Gjersschen Heizgruben bewährten sich. Ende 1883 wurden
auf dem Scranton-Eisenwerk über 85 Prozent der Produktion aus in
Gruben geheizten Blöcken zu Eisenbahnschienen von 120 Fuſs Länge
durchgewalzt.
Auf den Darlington-Stahlwerken wurden 1885 die gegossenen
Schienenblöcke acht Minuten lang in den Koquillen und dann 8 bis
12 Minuten in Ausgleichsgruben sich abkühlen, beziehungsweise gleich-
mäſsig durchwärmen lassen und alsdann in derselben Hitze vor- und
fertiggewalzt. Man hatte 22 Gruben von 400 × 480 mm Querschnitt.
In neuerer Zeit ist der Gebrauch der geheizten Gruben oder Tieföfen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/792>, abgerufen am 22.11.2024.
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