den Stahl nachteilig beeinflusse. Dies veranlasste John Edw. Stead 1895, den Einfluss geringer Arsenmengen auf Stahl genauer zu stu- dieren. Er fand, dass ein Arsengehalt bis zu 0,14 Prozent die Güte des Stahls nicht beeinträchtige. Bei höherem Gehalt bis zu 0,24 Pro- zent erfährt die Kontraktion eine Verminderung, während die Härte etwas zunimmt. Dagegen erzeugte Arsen bei Abwesenheit von Schwefel keinen Rotbruch, vermindert aber die Schweissbarkeit.
Dem Aluminiumstahl hat man schon früher besonders gute Eigenschaften nachgerühmt. Genauere Untersuchungen haben er- wiesen, dass ein Zusatz von Aluminium zu Flussstahl diesen von Oxyden reinigt und gesunde Güsse erzeugt, dass dabei aber in den meisten Fällen kein Aluminium im Stahl gelöst bleibt und dass, wenn dies geschieht, seine Qualität nicht verbessert wird. Aluminium ver- hält sich ganz ähnlich wie das Silicium. Aluminiumhaltiger Stahl hat einen dunklen, mehr blättrigen, dem Schmiedeeisen ähnlichen Bruch. Er ist weniger schweissbar und hört bei einem Gehalt von 5 Prozent auf, schmiedbar zu sein.
Dem Aluminiumstahl schmilzt bei etwas niedrigerer Temperatur als gewöhnlicher Stahl, doch ist dieser Unterschied nicht gross. Nach Hadfield (1892) schmolz ein weicher Stahl bei 1500° C., während derselbe Stahl mit 5 Prozent Aluminium seinen Schmelzpunkt bei 1475° C. hatte.
Kupferstahl wurde von Schneider & Co. in le Creuzot nach einem 1890 genommenen Patent hergestellt. Während man Kupfer früher für eine sehr nachteilige Beimischung hielt, soll ein Gehalt von 2 bis 4 Prozent den Stahl, besonders für militärische Zwecke, ver- bessern. Thatsache ist, dass bei Abwesenheit von Schwefel ein geringer Kupfergehalt nichts schadet, vielmehr die Zähigkeit des Eisens bessert. Ist aber Schwefel anwesend, wie dies bei kupfer- haltigem Roheisen meistens der Fall ist, so treten dessen Nach- teile schärfer hervor. Dass ein Kupfergehalt bis etwa 1/2 Prozent nichts schadet, haben Versuche von Wasum 1882 und von Chou- blay 1884 bewiesen. Nach Brustleins Angabe wäre Stahl mit mehr als 1 Prozent Kupfer immer rotbrüchig. Krupps Kanonen- stahl enthält meistens 0,30 bis 0,35 Prozent Kupfer, welches aus den Siegerländer Erzen herrührt.
Im Jahre 1885 wurden von der gesamten Gussstahlerzeugung 83 Prozent im Konverter, 13,5 Prozent im Flammofen und 3,5 Pro- zent im Tiegel dargestellt.
Cement- und Tiegelguſsstahl.
den Stahl nachteilig beeinflusse. Dies veranlaſste John Edw. Stead 1895, den Einfluſs geringer Arsenmengen auf Stahl genauer zu stu- dieren. Er fand, daſs ein Arsengehalt bis zu 0,14 Prozent die Güte des Stahls nicht beeinträchtige. Bei höherem Gehalt bis zu 0,24 Pro- zent erfährt die Kontraktion eine Verminderung, während die Härte etwas zunimmt. Dagegen erzeugte Arsen bei Abwesenheit von Schwefel keinen Rotbruch, vermindert aber die Schweiſsbarkeit.
Dem Aluminiumstahl hat man schon früher besonders gute Eigenschaften nachgerühmt. Genauere Untersuchungen haben er- wiesen, daſs ein Zusatz von Aluminium zu Fluſsstahl diesen von Oxyden reinigt und gesunde Güsse erzeugt, daſs dabei aber in den meisten Fällen kein Aluminium im Stahl gelöst bleibt und daſs, wenn dies geschieht, seine Qualität nicht verbessert wird. Aluminium ver- hält sich ganz ähnlich wie das Silicium. Aluminiumhaltiger Stahl hat einen dunklen, mehr blättrigen, dem Schmiedeeisen ähnlichen Bruch. Er ist weniger schweiſsbar und hört bei einem Gehalt von 5 Prozent auf, schmiedbar zu sein.
Dem Aluminiumstahl schmilzt bei etwas niedrigerer Temperatur als gewöhnlicher Stahl, doch ist dieser Unterschied nicht groſs. Nach Hadfield (1892) schmolz ein weicher Stahl bei 1500° C., während derselbe Stahl mit 5 Prozent Aluminium seinen Schmelzpunkt bei 1475° C. hatte.
Kupferstahl wurde von Schneider & Co. in le Creuzot nach einem 1890 genommenen Patent hergestellt. Während man Kupfer früher für eine sehr nachteilige Beimischung hielt, soll ein Gehalt von 2 bis 4 Prozent den Stahl, besonders für militärische Zwecke, ver- bessern. Thatsache ist, daſs bei Abwesenheit von Schwefel ein geringer Kupfergehalt nichts schadet, vielmehr die Zähigkeit des Eisens bessert. Ist aber Schwefel anwesend, wie dies bei kupfer- haltigem Roheisen meistens der Fall ist, so treten dessen Nach- teile schärfer hervor. Daſs ein Kupfergehalt bis etwa ½ Prozent nichts schadet, haben Versuche von Wasum 1882 und von Chou- blay 1884 bewiesen. Nach Brustleins Angabe wäre Stahl mit mehr als 1 Prozent Kupfer immer rotbrüchig. Krupps Kanonen- stahl enthält meistens 0,30 bis 0,35 Prozent Kupfer, welches aus den Siegerländer Erzen herrührt.
Im Jahre 1885 wurden von der gesamten Guſsstahlerzeugung 83 Prozent im Konverter, 13,5 Prozent im Flammofen und 3,5 Pro- zent im Tiegel dargestellt.
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Cement- und Tiegelguſsstahl.
den Stahl nachteilig beeinflusse. Dies veranlaſste John Edw. Stead
1895, den Einfluſs geringer Arsenmengen auf Stahl genauer zu stu-
dieren. Er fand, daſs ein Arsengehalt bis zu 0,14 Prozent die Güte
des Stahls nicht beeinträchtige. Bei höherem Gehalt bis zu 0,24 Pro-
zent erfährt die Kontraktion eine Verminderung, während die Härte
etwas zunimmt. Dagegen erzeugte Arsen bei Abwesenheit von
Schwefel keinen Rotbruch, vermindert aber die Schweiſsbarkeit.
Dem Aluminiumstahl hat man schon früher besonders gute
Eigenschaften nachgerühmt. Genauere Untersuchungen haben er-
wiesen, daſs ein Zusatz von Aluminium zu Fluſsstahl diesen von
Oxyden reinigt und gesunde Güsse erzeugt, daſs dabei aber in den
meisten Fällen kein Aluminium im Stahl gelöst bleibt und daſs, wenn
dies geschieht, seine Qualität nicht verbessert wird. Aluminium ver-
hält sich ganz ähnlich wie das Silicium. Aluminiumhaltiger Stahl
hat einen dunklen, mehr blättrigen, dem Schmiedeeisen ähnlichen
Bruch. Er ist weniger schweiſsbar und hört bei einem Gehalt von
5 Prozent auf, schmiedbar zu sein.
Dem Aluminiumstahl schmilzt bei etwas niedrigerer Temperatur als
gewöhnlicher Stahl, doch ist dieser Unterschied nicht groſs. Nach
Hadfield (1892) schmolz ein weicher Stahl bei 1500° C., während
derselbe Stahl mit 5 Prozent Aluminium seinen Schmelzpunkt bei
1475° C. hatte.
Kupferstahl wurde von Schneider & Co. in le Creuzot nach
einem 1890 genommenen Patent hergestellt. Während man Kupfer
früher für eine sehr nachteilige Beimischung hielt, soll ein Gehalt
von 2 bis 4 Prozent den Stahl, besonders für militärische Zwecke, ver-
bessern. Thatsache ist, daſs bei Abwesenheit von Schwefel ein
geringer Kupfergehalt nichts schadet, vielmehr die Zähigkeit des
Eisens bessert. Ist aber Schwefel anwesend, wie dies bei kupfer-
haltigem Roheisen meistens der Fall ist, so treten dessen Nach-
teile schärfer hervor. Daſs ein Kupfergehalt bis etwa ½ Prozent
nichts schadet, haben Versuche von Wasum 1882 und von Chou-
blay 1884 bewiesen. Nach Brustleins Angabe wäre Stahl mit
mehr als 1 Prozent Kupfer immer rotbrüchig. Krupps Kanonen-
stahl enthält meistens 0,30 bis 0,35 Prozent Kupfer, welches aus den
Siegerländer Erzen herrührt.
Im Jahre 1885 wurden von der gesamten Guſsstahlerzeugung
83 Prozent im Konverter, 13,5 Prozent im Flammofen und 3,5 Pro-
zent im Tiegel dargestellt.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/767>, abgerufen am 22.11.2024.
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