Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
flüssige Eisen von Sirhowy nach dem Stahlwerk 9,6 km weit. Auch von den Hochöfen der Hütte selbst wurde das flüssige Eisen 1,6 km gefahren, die Giesspfanne war mit einer Lokomotive verbunden, die auf einer Schienenbahn lief.
Auf der Erimushütte bei Middlesborough, wo man 1881 die Danks- ofenanlage in ein Thomaswerk umgebaut hatte, benutzte man die Bessemerflamme, um den Gebläsewind für den Prozess selbst zu er- hitzen. Man erzielte eine Temperatur von 232° C. und eine Kohlen- ersparnis von angeblich 25 Prozent.
Caspersson in Schweden veröffentlichte 1882 wichtige Unter- suchungen über den Einfluss der Birnentemperatur auf die Beschaffen- heit der Stahlblöcke, besonders auf Blasenbildung und Nachsaugen 1). Sehr wesentlich war die Anfangstemperatur, der Hitzegrad, mit der das flüssige Roheisen in den Ofen oder die Birne gelangte. Da man in Schweden mit siliciumarmem Roheisen arbeitete, dessen Siliciumgehalt höchstens 1 Prozent betrug, so musste die Charge eine hohe Anfangstemperatur haben. In Schweden gelangte das Roheisen direkt aus dem Hochofen in die Birne, und der Betrieb dieser musste also dementsprechend geführt werden. Das Kochen trat infolge des niedrigen Siliciumgehaltes rasch ein, die ganze Blase- zeit dauerte in der Regel nur sieben bis zehn Minuten. Der Pro- zess wurde im richtigen Moment der Entkohlung unterbrochen, wofür das Aussehen der Flamme massgebend war. Eine Rückkohlung fand in der Regel nicht statt 2).
Für den Schnellbetrieb, wie er in Amerika geführt wurde, empfahl es sich, den Konverter- und den Giessraum zu trennen und die Giess- pfanne, welche alle in einer Reihe aufgestellten Konverter bestrich, aus dem heissen Konverterraum heraus in einen besonderen Giess- raum zu fahren. Diese Anordnung traf man 1882/83 bei den Thomas- hütten zu Hörde und zu Peine sowie 1884 bei dem neuen Stahl- werk zu Königshütte in Oberschlesien. In England sprach sich Stead 1883 für diese Einrichtung aus. Sie wurde eingeführt in dem Bessemerwerk Ougree in Belgien und den meisten neueren amerika- nischen Werken.
Zur besseren Mischung des Spiegeleisens oder Ferromangans mit dem Flusseisen konstruierte Allen 1881 einen mechanischen Rührer,
1) Stahl und Eisen 1883, S. 71.
2) R. Akermann, "Über das Bessemern in Schweden" in Stahl und Eisen 1893, S. 920.
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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
flüssige Eisen von Sirhowy nach dem Stahlwerk 9,6 km weit. Auch von den Hochöfen der Hütte selbst wurde das flüssige Eisen 1,6 km gefahren, die Gieſspfanne war mit einer Lokomotive verbunden, die auf einer Schienenbahn lief.
Auf der Erimushütte bei Middlesborough, wo man 1881 die Danks- ofenanlage in ein Thomaswerk umgebaut hatte, benutzte man die Bessemerflamme, um den Gebläsewind für den Prozeſs selbst zu er- hitzen. Man erzielte eine Temperatur von 232° C. und eine Kohlen- ersparnis von angeblich 25 Prozent.
Caspersson in Schweden veröffentlichte 1882 wichtige Unter- suchungen über den Einfluſs der Birnentemperatur auf die Beschaffen- heit der Stahlblöcke, besonders auf Blasenbildung und Nachsaugen 1). Sehr wesentlich war die Anfangstemperatur, der Hitzegrad, mit der das flüssige Roheisen in den Ofen oder die Birne gelangte. Da man in Schweden mit siliciumarmem Roheisen arbeitete, dessen Siliciumgehalt höchstens 1 Prozent betrug, so muſste die Charge eine hohe Anfangstemperatur haben. In Schweden gelangte das Roheisen direkt aus dem Hochofen in die Birne, und der Betrieb dieser muſste also dementsprechend geführt werden. Das Kochen trat infolge des niedrigen Siliciumgehaltes rasch ein, die ganze Blase- zeit dauerte in der Regel nur sieben bis zehn Minuten. Der Pro- zeſs wurde im richtigen Moment der Entkohlung unterbrochen, wofür das Aussehen der Flamme maſsgebend war. Eine Rückkohlung fand in der Regel nicht statt 2).
Für den Schnellbetrieb, wie er in Amerika geführt wurde, empfahl es sich, den Konverter- und den Gieſsraum zu trennen und die Gieſs- pfanne, welche alle in einer Reihe aufgestellten Konverter bestrich, aus dem heiſsen Konverterraum heraus in einen besonderen Gieſs- raum zu fahren. Diese Anordnung traf man 1882/83 bei den Thomas- hütten zu Hörde und zu Peine sowie 1884 bei dem neuen Stahl- werk zu Königshütte in Oberschlesien. In England sprach sich Stead 1883 für diese Einrichtung aus. Sie wurde eingeführt in dem Bessemerwerk Ougrée in Belgien und den meisten neueren amerika- nischen Werken.
Zur besseren Mischung des Spiegeleisens oder Ferromangans mit dem Fluſseisen konstruierte Allen 1881 einen mechanischen Rührer,
1) Stahl und Eisen 1883, S. 71.
2) R. Åkermann, „Über das Bessemern in Schweden“ in Stahl und Eisen 1893, S. 920.
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flüssige Eisen von Sirhowy nach dem Stahlwerk 9,6 km weit. Auch
von den Hochöfen der Hütte selbst wurde das flüssige Eisen 1,6 km
gefahren, die Gieſspfanne war mit einer Lokomotive verbunden, die
auf einer Schienenbahn lief.
Auf der Erimushütte bei Middlesborough, wo man 1881 die Danks-
ofenanlage in ein Thomaswerk umgebaut hatte, benutzte man die
Bessemerflamme, um den Gebläsewind für den Prozeſs selbst zu er-
hitzen. Man erzielte eine Temperatur von 232° C. und eine Kohlen-
ersparnis von angeblich 25 Prozent.
Caspersson in Schweden veröffentlichte 1882 wichtige Unter-
suchungen über den Einfluſs der Birnentemperatur auf die Beschaffen-
heit der Stahlblöcke, besonders auf Blasenbildung und Nachsaugen 1).
Sehr wesentlich war die Anfangstemperatur, der Hitzegrad, mit
der das flüssige Roheisen in den Ofen oder die Birne gelangte.
Da man in Schweden mit siliciumarmem Roheisen arbeitete, dessen
Siliciumgehalt höchstens 1 Prozent betrug, so muſste die Charge
eine hohe Anfangstemperatur haben. In Schweden gelangte das
Roheisen direkt aus dem Hochofen in die Birne, und der Betrieb
dieser muſste also dementsprechend geführt werden. Das Kochen
trat infolge des niedrigen Siliciumgehaltes rasch ein, die ganze Blase-
zeit dauerte in der Regel nur sieben bis zehn Minuten. Der Pro-
zeſs wurde im richtigen Moment der Entkohlung unterbrochen, wofür
das Aussehen der Flamme maſsgebend war. Eine Rückkohlung fand
in der Regel nicht statt 2).
Für den Schnellbetrieb, wie er in Amerika geführt wurde, empfahl
es sich, den Konverter- und den Gieſsraum zu trennen und die Gieſs-
pfanne, welche alle in einer Reihe aufgestellten Konverter bestrich,
aus dem heiſsen Konverterraum heraus in einen besonderen Gieſs-
raum zu fahren. Diese Anordnung traf man 1882/83 bei den Thomas-
hütten zu Hörde und zu Peine sowie 1884 bei dem neuen Stahl-
werk zu Königshütte in Oberschlesien. In England sprach sich Stead
1883 für diese Einrichtung aus. Sie wurde eingeführt in dem
Bessemerwerk Ougrée in Belgien und den meisten neueren amerika-
nischen Werken.
Zur besseren Mischung des Spiegeleisens oder Ferromangans mit
dem Fluſseisen konstruierte Allen 1881 einen mechanischen Rührer,
1) Stahl und Eisen 1883, S. 71.
2) R. Åkermann, „Über das Bessemern in Schweden“ in Stahl und Eisen
1893, S. 920.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/691>, abgerufen am 22.11.2024.
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