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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Kleinbessemerei.
Ingenieur gelungen sei, mit Sätzen von 170 kg guten Flussstahl zu
erzeugen. Weitere Folgen hatte diese Veröffentlichung zunächst
nicht. Seit 1879 machte man aber zu Avesta in Schweden den Ver-
such, kleine Bessemerbirnen bei dem dortigen Hochofen zu betreiben.
1882 fing man an diesem Gegenstande in England Beachtung zu
schenken und Versuche darüber anzustellen 1). 1883 konstruierten
Clapp und Griffith zu Nantiglo in Südwales einen feststehenden
Konverter, der Aufsehen erregte und den Anstoss für die Klein-
bessemerei gab. Er arbeitete mit niedrigem Winddruck von 0,35 bis
0,40 kg pro Quadratcentimeter. Die Düsen lagen 203 bis 228 mm
über dem Boden; die Windventile waren mit automatischer Bewegung
versehen; die Chargen wogen 1 bis 3 Tonnen. Diese Öfen erregten
allgemeine Aufmerksamkeit namentlich in den Vereinigten Staaten.
In Deutschland machte 1883 H. Haedike den Vorschlag, das Frischen
direkt in der Giesspfanne mittelst eines von ihm erfundenen hohlen
Frischkolbens mit Düsenröhren vorzunehmen. Denselben Vorschlag
machte im folgenden Jahre A. Davy in England, der durch seinen
Frischkolben jeden Giessereibesitzer in den Stand setzen wollte, be-
liebige Mengen Flussstahl in der Giesspfanne zu machen. Sein
Apparat kostete 11900 Mark.

1883 konstruierte J. Reese in England einen fahrbaren Kon-
verter, um ihn direkt zum Hochofen zu fahren.

1884 wurden bereits Clapp-Griffithöfen zu Pittsburg und Troy
in Nordamerika eingeführt. Fig. 272 stellt einen amerikanischen
Clapp-Griffith-Konverter dar. Die Düsen dieser Öfen waren nicht
nach der Mitte gerichtet und mit Stöpsel verschlossen, das Schlacken-
loch lag in halber Höhe.

In diesem Jahre veröffentlichte J. von Ehrenwerth in Leoben
einen Bericht über den Betrieb in sehr kleinen Bessemerbirnen zu
Avesta in Schweden 2). Diese hatten 1 m im Durchmesser und 1,3 bis
1,4 m Höhe. Die Chargen wogen meistens 352 bis 510 kg und das Ver-
blasen einer solchen dauerte 15 Minuten, dabei hatte der Wind 1,04 kg
Pressung pro Quadratcentimeter. In 24 Stunden wurden 23 bis 30
Chargen verarbeitet.

Nach je acht Hitzen fand ein Auswechseln der Birne zur Ein-
setzung eines neuen Bodens statt; dies verursachte nur einen geringen

1) Hierüber berichtete zuerst Fr. W. Wallner in Köln in der Berg- u.
hüttenm. Zeitung 1882, S. 259.
2) Österreich. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1884; Berg- u. Hüttenm.
Zeitung 1884, Taf. VI, Fig. 13.

Die Kleinbessemerei.
Ingenieur gelungen sei, mit Sätzen von 170 kg guten Fluſsstahl zu
erzeugen. Weitere Folgen hatte diese Veröffentlichung zunächst
nicht. Seit 1879 machte man aber zu Avesta in Schweden den Ver-
such, kleine Bessemerbirnen bei dem dortigen Hochofen zu betreiben.
1882 fing man an diesem Gegenstande in England Beachtung zu
schenken und Versuche darüber anzustellen 1). 1883 konstruierten
Clapp und Griffith zu Nantiglo in Südwales einen feststehenden
Konverter, der Aufsehen erregte und den Anstoſs für die Klein-
bessemerei gab. Er arbeitete mit niedrigem Winddruck von 0,35 bis
0,40 kg pro Quadratcentimeter. Die Düsen lagen 203 bis 228 mm
über dem Boden; die Windventile waren mit automatischer Bewegung
versehen; die Chargen wogen 1 bis 3 Tonnen. Diese Öfen erregten
allgemeine Aufmerksamkeit namentlich in den Vereinigten Staaten.
In Deutschland machte 1883 H. Haedike den Vorschlag, das Frischen
direkt in der Gieſspfanne mittelst eines von ihm erfundenen hohlen
Frischkolbens mit Düsenröhren vorzunehmen. Denselben Vorschlag
machte im folgenden Jahre A. Davy in England, der durch seinen
Frischkolben jeden Gieſsereibesitzer in den Stand setzen wollte, be-
liebige Mengen Fluſsstahl in der Gieſspfanne zu machen. Sein
Apparat kostete 11900 Mark.

1883 konstruierte J. Reese in England einen fahrbaren Kon-
verter, um ihn direkt zum Hochofen zu fahren.

1884 wurden bereits Clapp-Griffithöfen zu Pittsburg und Troy
in Nordamerika eingeführt. Fig. 272 stellt einen amerikanischen
Clapp-Griffith-Konverter dar. Die Düsen dieser Öfen waren nicht
nach der Mitte gerichtet und mit Stöpsel verschlossen, das Schlacken-
loch lag in halber Höhe.

In diesem Jahre veröffentlichte J. von Ehrenwerth in Leoben
einen Bericht über den Betrieb in sehr kleinen Bessemerbirnen zu
Avesta in Schweden 2). Diese hatten 1 m im Durchmesser und 1,3 bis
1,4 m Höhe. Die Chargen wogen meistens 352 bis 510 kg und das Ver-
blasen einer solchen dauerte 15 Minuten, dabei hatte der Wind 1,04 kg
Pressung pro Quadratcentimeter. In 24 Stunden wurden 23 bis 30
Chargen verarbeitet.

Nach je acht Hitzen fand ein Auswechseln der Birne zur Ein-
setzung eines neuen Bodens statt; dies verursachte nur einen geringen

1) Hierüber berichtete zuerst Fr. W. Wallner in Köln in der Berg- u.
hüttenm. Zeitung 1882, S. 259.
2) Österreich. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1884; Berg- u. Hüttenm.
Zeitung 1884, Taf. VI, Fig. 13.
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[666/0682] Die Kleinbessemerei. Ingenieur gelungen sei, mit Sätzen von 170 kg guten Fluſsstahl zu erzeugen. Weitere Folgen hatte diese Veröffentlichung zunächst nicht. Seit 1879 machte man aber zu Avesta in Schweden den Ver- such, kleine Bessemerbirnen bei dem dortigen Hochofen zu betreiben. 1882 fing man an diesem Gegenstande in England Beachtung zu schenken und Versuche darüber anzustellen 1). 1883 konstruierten Clapp und Griffith zu Nantiglo in Südwales einen feststehenden Konverter, der Aufsehen erregte und den Anstoſs für die Klein- bessemerei gab. Er arbeitete mit niedrigem Winddruck von 0,35 bis 0,40 kg pro Quadratcentimeter. Die Düsen lagen 203 bis 228 mm über dem Boden; die Windventile waren mit automatischer Bewegung versehen; die Chargen wogen 1 bis 3 Tonnen. Diese Öfen erregten allgemeine Aufmerksamkeit namentlich in den Vereinigten Staaten. In Deutschland machte 1883 H. Haedike den Vorschlag, das Frischen direkt in der Gieſspfanne mittelst eines von ihm erfundenen hohlen Frischkolbens mit Düsenröhren vorzunehmen. Denselben Vorschlag machte im folgenden Jahre A. Davy in England, der durch seinen Frischkolben jeden Gieſsereibesitzer in den Stand setzen wollte, be- liebige Mengen Fluſsstahl in der Gieſspfanne zu machen. Sein Apparat kostete 11900 Mark. 1883 konstruierte J. Reese in England einen fahrbaren Kon- verter, um ihn direkt zum Hochofen zu fahren. 1884 wurden bereits Clapp-Griffithöfen zu Pittsburg und Troy in Nordamerika eingeführt. Fig. 272 stellt einen amerikanischen Clapp-Griffith-Konverter dar. Die Düsen dieser Öfen waren nicht nach der Mitte gerichtet und mit Stöpsel verschlossen, das Schlacken- loch lag in halber Höhe. In diesem Jahre veröffentlichte J. von Ehrenwerth in Leoben einen Bericht über den Betrieb in sehr kleinen Bessemerbirnen zu Avesta in Schweden 2). Diese hatten 1 m im Durchmesser und 1,3 bis 1,4 m Höhe. Die Chargen wogen meistens 352 bis 510 kg und das Ver- blasen einer solchen dauerte 15 Minuten, dabei hatte der Wind 1,04 kg Pressung pro Quadratcentimeter. In 24 Stunden wurden 23 bis 30 Chargen verarbeitet. Nach je acht Hitzen fand ein Auswechseln der Birne zur Ein- setzung eines neuen Bodens statt; dies verursachte nur einen geringen 1) Hierüber berichtete zuerst Fr. W. Wallner in Köln in der Berg- u. hüttenm. Zeitung 1882, S. 259. 2) Österreich. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1884; Berg- u. Hüttenm. Zeitung 1884, Taf. VI, Fig. 13.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/682>, abgerufen am 23.11.2024.