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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Auch aus diesen erkennt man deutlich, wie die Oxydation der Bestand-
teile des Eisens nach dem Grade ihrer Verwandtschaft zum Sauerstoff
bei der gegebenen hohen Temperatur aufeinanderfolgen. Silicium,
welches am leichtesten oxydiert, verbrennt zuerst, mit ihm bereits ein
Teil des Mangans, das sich mit der gebildeten Kieselsäure verschlackt
und dadurch das Eisen vor Verbrennung schützt. Erst nach der Ab-
[Abbildung] Fig. 266.
scheidung des Kohlenstoffs beginnt die Oxydation des Phosphors. Der
Spiegeleisenzusatz führt dann am Schluss wieder eine geringe Menge
Kohlenstoff, Mangan und Silicium zu.

Charakteristisch für die Schlackenbildung bei dem Thomasprozess
ist, dass die Schlacke nur wenig chemisch gebundenes Eisen enthält.
Das im Anfang etwa gebildete Eisensilikat wird durch den Kalk-
zuschlag in Kalksilikat umgewandelt und das Eisen durch den Kohlen-
stoff des Roheisens reduziert. Ebenso wird das bei der Entphosphorung
gebildete Eisenphosphat durch Überschuss von Kalk in Kalkphosphat
zerlegt und das Eisenoxydul entweder reduziert oder oxydiert, in
welchem Falle es als Oxyduloxyd in der Schlacke gelöst bleibt. Die
Schlacke muss sehr basisch sein. Kuppelwieser fand das Verhältnis
des Sauerstoffs von Säure und Base der Thomasschlacke von Hörde wie
1 : 2,2, während in dem Futter das Verhältnis wie 1 : 3 war. Man
rechnete, dass auf 3 Prozent Phosphor 11 Prozent Kalk erforderlich
seien. Die Aufnahme der Phosphorsäure durch die Schlacke erfolgt
nach Kuppelwieser erst, wenn der Zustand des Subsilikates erreicht,
beziehungsweise überschritten ist.

Der hohe Gehalt der Thomasschlacke an Phosphorsäure,

Beck, Geschichte des Eisens. 42

Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Auch aus diesen erkennt man deutlich, wie die Oxydation der Bestand-
teile des Eisens nach dem Grade ihrer Verwandtschaft zum Sauerstoff
bei der gegebenen hohen Temperatur aufeinanderfolgen. Silicium,
welches am leichtesten oxydiert, verbrennt zuerst, mit ihm bereits ein
Teil des Mangans, das sich mit der gebildeten Kieselsäure verschlackt
und dadurch das Eisen vor Verbrennung schützt. Erst nach der Ab-
[Abbildung] Fig. 266.
scheidung des Kohlenstoffs beginnt die Oxydation des Phosphors. Der
Spiegeleisenzusatz führt dann am Schluſs wieder eine geringe Menge
Kohlenstoff, Mangan und Silicium zu.

Charakteristisch für die Schlackenbildung bei dem Thomasprozeſs
ist, daſs die Schlacke nur wenig chemisch gebundenes Eisen enthält.
Das im Anfang etwa gebildete Eisensilikat wird durch den Kalk-
zuschlag in Kalksilikat umgewandelt und das Eisen durch den Kohlen-
stoff des Roheisens reduziert. Ebenso wird das bei der Entphosphorung
gebildete Eisenphosphat durch Überschuſs von Kalk in Kalkphosphat
zerlegt und das Eisenoxydul entweder reduziert oder oxydiert, in
welchem Falle es als Oxyduloxyd in der Schlacke gelöst bleibt. Die
Schlacke muſs sehr basisch sein. Kuppelwieser fand das Verhältnis
des Sauerstoffs von Säure und Base der Thomasschlacke von Hörde wie
1 : 2,2, während in dem Futter das Verhältnis wie 1 : 3 war. Man
rechnete, daſs auf 3 Prozent Phosphor 11 Prozent Kalk erforderlich
seien. Die Aufnahme der Phosphorsäure durch die Schlacke erfolgt
nach Kuppelwieser erst, wenn der Zustand des Subsilikates erreicht,
beziehungsweise überschritten ist.

Der hohe Gehalt der Thomasschlacke an Phosphorsäure,

Beck, Geschichte des Eisens. 42
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[657/0673] Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses. Auch aus diesen erkennt man deutlich, wie die Oxydation der Bestand- teile des Eisens nach dem Grade ihrer Verwandtschaft zum Sauerstoff bei der gegebenen hohen Temperatur aufeinanderfolgen. Silicium, welches am leichtesten oxydiert, verbrennt zuerst, mit ihm bereits ein Teil des Mangans, das sich mit der gebildeten Kieselsäure verschlackt und dadurch das Eisen vor Verbrennung schützt. Erst nach der Ab- [Abbildung Fig. 266.] scheidung des Kohlenstoffs beginnt die Oxydation des Phosphors. Der Spiegeleisenzusatz führt dann am Schluſs wieder eine geringe Menge Kohlenstoff, Mangan und Silicium zu. Charakteristisch für die Schlackenbildung bei dem Thomasprozeſs ist, daſs die Schlacke nur wenig chemisch gebundenes Eisen enthält. Das im Anfang etwa gebildete Eisensilikat wird durch den Kalk- zuschlag in Kalksilikat umgewandelt und das Eisen durch den Kohlen- stoff des Roheisens reduziert. Ebenso wird das bei der Entphosphorung gebildete Eisenphosphat durch Überschuſs von Kalk in Kalkphosphat zerlegt und das Eisenoxydul entweder reduziert oder oxydiert, in welchem Falle es als Oxyduloxyd in der Schlacke gelöst bleibt. Die Schlacke muſs sehr basisch sein. Kuppelwieser fand das Verhältnis des Sauerstoffs von Säure und Base der Thomasschlacke von Hörde wie 1 : 2,2, während in dem Futter das Verhältnis wie 1 : 3 war. Man rechnete, daſs auf 3 Prozent Phosphor 11 Prozent Kalk erforderlich seien. Die Aufnahme der Phosphorsäure durch die Schlacke erfolgt nach Kuppelwieser erst, wenn der Zustand des Subsilikates erreicht, beziehungsweise überschritten ist. Der hohe Gehalt der Thomasschlacke an Phosphorsäure, Beck, Geschichte des Eisens. 42

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/673>, abgerufen am 16.07.2024.