gerade dieser Umstand den dolomitischen Kalk für das Futter ge- eigneter machte. Andere Zuschläge oder Ersatzmittel für den Kalk, welche man versuchte, haben sich nicht bewährt. Selbst der Fluss- spat, den man (z. B. in Creusot) zusetzte, um die steife Kalkschlacke flüssiger zu machen, hat sich nicht als vorteilhaft gezeigt.
Zum Brennen des Kalkes verwendete man meistens gewöhnliche Schachtöfen, in denen der Kalkstein mit Steinkohlen oder Koks lagen- weise geschichtet wurde. Besser erwiesen sich aber Schachtöfen mit besonderer Rostfeuerung, wie z. B. zu Peine 1), oder mit Gasfeuerung. Zur Erhitzung des gebrannten Kalkes vor dem Aufgeben empfahl Thomas die Benutzung der Birnenflamme. Zu Teplitz erhitzte man in demselben Ofen, in dem man das Spiegeleisen vorwärmte, auch den Kalk. Die Einführung des Kalkes in die Birne geschah meistens durch Schüttröhren, welche den Kalk vom Brennofen in den Hals der wenig geneigten Birne führten 2). Versuche, Kalk oder andere basische Zuschläge in Pulverform mit dem Winde einzublasen, welche 1881 auf der Erimushütte gemacht wurden, haben sich nicht bewährt.
Über das Nachblasen, welches den dritten Patentanspruch von Thomas ausmacht, äussert er sich in dem oben angeführten Patent, wie folgt: "Nach dem zweiten Kalkzusatz wird die Birne rasch aufgerichtet und mit dem Blasen fortgefahren. Das Blasen wird aber nicht, wie jetzt beim Bessemern, unterbrochen, sobald die Flamme sinkt und die sogenannten Kohlenstofflinien des Spektrums, wie sie durch das Spektroskop gesehen werden, verschwinden, sondern man fährt damit, zuweilen selbst noch sechs Minuten lang, fort. Dies Nachblasen dauert um so länger, je phosphorhaltiger das Metall ist, und zwar so lange, bis aus dem Halse der Birne ein fortdauernder, reichlicher brauner Rauch, zugleich mit einem gut begrenzten Saume von weissem Rauch um die Flamme herum erscheint. Die Dauer des Nachblasens soll im allgemeinen ein Viertel bis ein Siebentel der Dauer des bisher üblichen Blasens betragen. Diese Zeit hängt jedoch von der Menge des ursprünglich gegenwärtigen Phosphors ab."
Man hat vielfach versucht, die Oxydation des Phosphors statt durch den Wind durch Zusatz von Oxyden zu bewirken, das Nach- blasen also durch eine besondere Schlackenbildung zu ersetzen, und hat hierfür Eisen und Manganoxyd, Kryolith, Flussspat, Alkalien mit oder ohne alkalische Erden, Haloidsalze u. s. w. vorgeschlagen. Diese Versuche, die besonders in Hörde in gründlicher Weise vorgenommen
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 101, Fig. 38.
2) Über andere Einrichtungen siehe Wedding, a. a. O., S. 103.
Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
gerade dieser Umstand den dolomitischen Kalk für das Futter ge- eigneter machte. Andere Zuschläge oder Ersatzmittel für den Kalk, welche man versuchte, haben sich nicht bewährt. Selbst der Fluſs- spat, den man (z. B. in Creusot) zusetzte, um die steife Kalkschlacke flüssiger zu machen, hat sich nicht als vorteilhaft gezeigt.
Zum Brennen des Kalkes verwendete man meistens gewöhnliche Schachtöfen, in denen der Kalkstein mit Steinkohlen oder Koks lagen- weise geschichtet wurde. Besser erwiesen sich aber Schachtöfen mit besonderer Rostfeuerung, wie z. B. zu Peine 1), oder mit Gasfeuerung. Zur Erhitzung des gebrannten Kalkes vor dem Aufgeben empfahl Thomas die Benutzung der Birnenflamme. Zu Teplitz erhitzte man in demselben Ofen, in dem man das Spiegeleisen vorwärmte, auch den Kalk. Die Einführung des Kalkes in die Birne geschah meistens durch Schüttröhren, welche den Kalk vom Brennofen in den Hals der wenig geneigten Birne führten 2). Versuche, Kalk oder andere basische Zuschläge in Pulverform mit dem Winde einzublasen, welche 1881 auf der Erimushütte gemacht wurden, haben sich nicht bewährt.
Über das Nachblasen, welches den dritten Patentanspruch von Thomas ausmacht, äuſsert er sich in dem oben angeführten Patent, wie folgt: „Nach dem zweiten Kalkzusatz wird die Birne rasch aufgerichtet und mit dem Blasen fortgefahren. Das Blasen wird aber nicht, wie jetzt beim Bessemern, unterbrochen, sobald die Flamme sinkt und die sogenannten Kohlenstofflinien des Spektrums, wie sie durch das Spektroskop gesehen werden, verschwinden, sondern man fährt damit, zuweilen selbst noch sechs Minuten lang, fort. Dies Nachblasen dauert um so länger, je phosphorhaltiger das Metall ist, und zwar so lange, bis aus dem Halse der Birne ein fortdauernder, reichlicher brauner Rauch, zugleich mit einem gut begrenzten Saume von weiſsem Rauch um die Flamme herum erscheint. Die Dauer des Nachblasens soll im allgemeinen ein Viertel bis ein Siebentel der Dauer des bisher üblichen Blasens betragen. Diese Zeit hängt jedoch von der Menge des ursprünglich gegenwärtigen Phosphors ab.“
Man hat vielfach versucht, die Oxydation des Phosphors statt durch den Wind durch Zusatz von Oxyden zu bewirken, das Nach- blasen also durch eine besondere Schlackenbildung zu ersetzen, und hat hierfür Eisen und Manganoxyd, Kryolith, Fluſsspat, Alkalien mit oder ohne alkalische Erden, Haloidsalze u. s. w. vorgeschlagen. Diese Versuche, die besonders in Hörde in gründlicher Weise vorgenommen
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 101, Fig. 38.
2) Über andere Einrichtungen siehe Wedding, a. a. O., S. 103.
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[652/0668]
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welche man versuchte, haben sich nicht bewährt. Selbst der Fluſs-
spat, den man (z. B. in Creusot) zusetzte, um die steife Kalkschlacke
flüssiger zu machen, hat sich nicht als vorteilhaft gezeigt.
Zum Brennen des Kalkes verwendete man meistens gewöhnliche
Schachtöfen, in denen der Kalkstein mit Steinkohlen oder Koks lagen-
weise geschichtet wurde. Besser erwiesen sich aber Schachtöfen mit
besonderer Rostfeuerung, wie z. B. zu Peine 1), oder mit Gasfeuerung.
Zur Erhitzung des gebrannten Kalkes vor dem Aufgeben empfahl
Thomas die Benutzung der Birnenflamme. Zu Teplitz erhitzte man
in demselben Ofen, in dem man das Spiegeleisen vorwärmte, auch den
Kalk. Die Einführung des Kalkes in die Birne geschah meistens
durch Schüttröhren, welche den Kalk vom Brennofen in den Hals der
wenig geneigten Birne führten 2). Versuche, Kalk oder andere basische
Zuschläge in Pulverform mit dem Winde einzublasen, welche 1881
auf der Erimushütte gemacht wurden, haben sich nicht bewährt.
Über das Nachblasen, welches den dritten Patentanspruch von
Thomas ausmacht, äuſsert er sich in dem oben angeführten Patent, wie
folgt: „Nach dem zweiten Kalkzusatz wird die Birne rasch aufgerichtet
und mit dem Blasen fortgefahren. Das Blasen wird aber nicht, wie
jetzt beim Bessemern, unterbrochen, sobald die Flamme sinkt und die
sogenannten Kohlenstofflinien des Spektrums, wie sie durch das
Spektroskop gesehen werden, verschwinden, sondern man fährt damit,
zuweilen selbst noch sechs Minuten lang, fort. Dies Nachblasen
dauert um so länger, je phosphorhaltiger das Metall ist, und zwar so
lange, bis aus dem Halse der Birne ein fortdauernder, reichlicher
brauner Rauch, zugleich mit einem gut begrenzten Saume von weiſsem
Rauch um die Flamme herum erscheint. Die Dauer des Nachblasens
soll im allgemeinen ein Viertel bis ein Siebentel der Dauer des bisher
üblichen Blasens betragen. Diese Zeit hängt jedoch von der Menge
des ursprünglich gegenwärtigen Phosphors ab.“
Man hat vielfach versucht, die Oxydation des Phosphors statt
durch den Wind durch Zusatz von Oxyden zu bewirken, das Nach-
blasen also durch eine besondere Schlackenbildung zu ersetzen, und
hat hierfür Eisen und Manganoxyd, Kryolith, Fluſsspat, Alkalien mit
oder ohne alkalische Erden, Haloidsalze u. s. w. vorgeschlagen. Diese
Versuche, die besonders in Hörde in gründlicher Weise vorgenommen
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 101, Fig. 38.
2) Über andere Einrichtungen siehe Wedding, a. a. O., S. 103.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/668>, abgerufen am 23.11.2024.
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