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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.

Ein basisches Futter hielt nach Thomas' Angabe von 1881
durchschnittlich 50 Hitzen aus. Es gelang aber in den folgenden
Jahren, die Haltbarkeit des Futters zu erhöhen, so dass Wedding
dieselbe 1884 bereits auf 100 bis 120 Hitzen angiebt 1). Dagegen
wurde der Boden viel schneller abgenutzt und bedurfte einer häufigen
Erneuerung. Thomas gab die Haltbarkeit der Böden 1881 auf
14 Hitzen an, während die gestampften Böden zu Hörde nach Pinks
Angabe nur neun Hitzen aushielten. 1884 betrug dagegen die durch-
schnittliche Haltbarkeit nach Weddings Angabe bereits 18 Hitzen.
Die Herstellung und Auswechselung der Konverterböden war eine
besonders wichtige Sache beim Thomasverfahren. Anfangs versuchte
man die Windformen im Boden ebenfalls aus basischem Material

[Abbildung] Fig. 260.
[Abbildung] Fig. 261.
herzustellen, und Thomas gab dafür verschiedene Mischungen 2) an.
Aber weder diese noch die aus Teermasse hergestellten erwiesen sich
als haltbar, so dass man dieselben entweder durch gebrannte Thon-
formen, also saure Formen, oder durch Dornböden, Fig. 260, 261, die
nach den von Rühle von Lilienstern 3) für die Böden der Bessemer-
birnen angegebenen Verfahren (S. 619) aus teerhaltiger Masse auf-
gestampft wurden. Diese Masse, welche aus etwa erbsengrossen
Körnern von totgebranntem Dolomit und 7 bis 12 Prozent Teer
bereitet wird, stampft man lagenweise auf. Für einen Boden
von der gewöhnlichen Stärke von 420 bis 450 mm trug man 40 bis
50 Lagen auf. Die fertigen Böden wurden dann in Trocken- oder
Abflammöfen erhitzt und abgeflammt. Vielfach hatte man hierfür
einfache Kanalöfen, welche eine grössere Anzahl Böden gleichzeitig

1) Siehe Wedding, Ergänzungsband 1884, S. 67.
2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 72.
3) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses 1879, S. 316;
Wedding, Ergänzungsband I, S. 73.
Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.

Ein basisches Futter hielt nach Thomas’ Angabe von 1881
durchschnittlich 50 Hitzen aus. Es gelang aber in den folgenden
Jahren, die Haltbarkeit des Futters zu erhöhen, so daſs Wedding
dieselbe 1884 bereits auf 100 bis 120 Hitzen angiebt 1). Dagegen
wurde der Boden viel schneller abgenutzt und bedurfte einer häufigen
Erneuerung. Thomas gab die Haltbarkeit der Böden 1881 auf
14 Hitzen an, während die gestampften Böden zu Hörde nach Pinks
Angabe nur neun Hitzen aushielten. 1884 betrug dagegen die durch-
schnittliche Haltbarkeit nach Weddings Angabe bereits 18 Hitzen.
Die Herstellung und Auswechselung der Konverterböden war eine
besonders wichtige Sache beim Thomasverfahren. Anfangs versuchte
man die Windformen im Boden ebenfalls aus basischem Material

[Abbildung] Fig. 260.
[Abbildung] Fig. 261.
herzustellen, und Thomas gab dafür verschiedene Mischungen 2) an.
Aber weder diese noch die aus Teermasse hergestellten erwiesen sich
als haltbar, so daſs man dieselben entweder durch gebrannte Thon-
formen, also saure Formen, oder durch Dornböden, Fig. 260, 261, die
nach den von Rühle von Lilienstern 3) für die Böden der Bessemer-
birnen angegebenen Verfahren (S. 619) aus teerhaltiger Masse auf-
gestampft wurden. Diese Masse, welche aus etwa erbsengroſsen
Körnern von totgebranntem Dolomit und 7 bis 12 Prozent Teer
bereitet wird, stampft man lagenweise auf. Für einen Boden
von der gewöhnlichen Stärke von 420 bis 450 mm trug man 40 bis
50 Lagen auf. Die fertigen Böden wurden dann in Trocken- oder
Abflammöfen erhitzt und abgeflammt. Vielfach hatte man hierfür
einfache Kanalöfen, welche eine gröſsere Anzahl Böden gleichzeitig

1) Siehe Wedding, Ergänzungsband 1884, S. 67.
2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 72.
3) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleiſses 1879, S. 316;
Wedding, Ergänzungsband I, S. 73.
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[645/0661] Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses. Ein basisches Futter hielt nach Thomas’ Angabe von 1881 durchschnittlich 50 Hitzen aus. Es gelang aber in den folgenden Jahren, die Haltbarkeit des Futters zu erhöhen, so daſs Wedding dieselbe 1884 bereits auf 100 bis 120 Hitzen angiebt 1). Dagegen wurde der Boden viel schneller abgenutzt und bedurfte einer häufigen Erneuerung. Thomas gab die Haltbarkeit der Böden 1881 auf 14 Hitzen an, während die gestampften Böden zu Hörde nach Pinks Angabe nur neun Hitzen aushielten. 1884 betrug dagegen die durch- schnittliche Haltbarkeit nach Weddings Angabe bereits 18 Hitzen. Die Herstellung und Auswechselung der Konverterböden war eine besonders wichtige Sache beim Thomasverfahren. Anfangs versuchte man die Windformen im Boden ebenfalls aus basischem Material [Abbildung Fig. 260.] [Abbildung Fig. 261.] herzustellen, und Thomas gab dafür verschiedene Mischungen 2) an. Aber weder diese noch die aus Teermasse hergestellten erwiesen sich als haltbar, so daſs man dieselben entweder durch gebrannte Thon- formen, also saure Formen, oder durch Dornböden, Fig. 260, 261, die nach den von Rühle von Lilienstern 3) für die Böden der Bessemer- birnen angegebenen Verfahren (S. 619) aus teerhaltiger Masse auf- gestampft wurden. Diese Masse, welche aus etwa erbsengroſsen Körnern von totgebranntem Dolomit und 7 bis 12 Prozent Teer bereitet wird, stampft man lagenweise auf. Für einen Boden von der gewöhnlichen Stärke von 420 bis 450 mm trug man 40 bis 50 Lagen auf. Die fertigen Böden wurden dann in Trocken- oder Abflammöfen erhitzt und abgeflammt. Vielfach hatte man hierfür einfache Kanalöfen, welche eine gröſsere Anzahl Böden gleichzeitig 1) Siehe Wedding, Ergänzungsband 1884, S. 67. 2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 72. 3) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleiſses 1879, S. 316; Wedding, Ergänzungsband I, S. 73.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/661>, abgerufen am 22.11.2024.