die alten Öfen hatten. Ihre Produktion war aber so gering, dass man beabsichtigte, sie bald durch englische Konverter zu ersetzen. Diese behaupteten den Sieg und zwar in fast derselben Gestalt, wie sie zuerst in Sheffield aufgestellt worden waren. 1872 zählte man in England 19 Bessemerhütten mit 91 Birnen, in Deutschland 1873 18 Bessemerhütten mit über 70 Birnen, davon 18 bei Krupp in Essen. Deutschlands Leistungen in der Bessemerfabrikation waren sehr bedeutend, besonders seit dem allgemeinen Aufschwung der Industrie Anfang der siebziger Jahre.
Die 5-Tonnen-Birnen (Fig. 255) hatten meist 1,8 m inneren Durchmesser in dem 0,8 bis 1 m hohen cylindrischen Mittelstück. Der
[Abbildung]
Fig. 255.
Durchmesser des 0,8 m hohen Bodenstücks zog sich bis auf 1 m, den oberen Durch- messer des Bodens, zusammen, während die Haube von 1,5 bis 1,8 m Höhe eine seitliche Mündung von 0,4 m Durchmesser hatte1). Der schmiedeeiserne Mantel bestand in der Regel aus vier Teilen: der Haube, dem Mittelstück, dem Bodenstück und dem Boden, an den sich der gusseiserne Windkasten anschloss. Das Mittelstück war von einem kräftigen Ringe, an dem die Tragzapfen und das Triebrad befestigt waren, umgürtet.
Das Futter wurde anfänglich fast überall, nach Bessemers Vorgang hin, aus ge- mahlenem Ganister, der 93 Prozent Kieselsäure enthielt, hergestellt und zwar durch Aufstampfen um hölzerne Schablonen. Wilson und Wood verwendeten 1871 feuerfeste Formsteine. Auch in Seraing und in Österreich mauerte man die Birne mit feuerfesten Steinen aus, die man dann mit einer ziemlich dicken Lage feuerfester Masse bekleidete. Pet. Tunner hatte 1872 vorgeschlagen, das Futter aus Magnesit herzustellen, doch soll dies angeblich nachteilig auf den Prozess ein- gewirkt haben2). Als Danks rotierende Puddelöfen bekannt wurden, schlug Wedding an Stelle des durch seinen Kieselgehalt nachteiligen Futters ein eisenreiches Futter, wie das der Danksöfen, vor. Daelen nahm auf denselben Gedanken 1873 ein englisches Patent. Doch
1) Siehe Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde III (1874), S. 343.
2) Siehe Zeitschr. für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staate XI, S. 253.
Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
die alten Öfen hatten. Ihre Produktion war aber so gering, daſs man beabsichtigte, sie bald durch englische Konverter zu ersetzen. Diese behaupteten den Sieg und zwar in fast derselben Gestalt, wie sie zuerst in Sheffield aufgestellt worden waren. 1872 zählte man in England 19 Bessemerhütten mit 91 Birnen, in Deutschland 1873 18 Bessemerhütten mit über 70 Birnen, davon 18 bei Krupp in Essen. Deutschlands Leistungen in der Bessemerfabrikation waren sehr bedeutend, besonders seit dem allgemeinen Aufschwung der Industrie Anfang der siebziger Jahre.
Die 5-Tonnen-Birnen (Fig. 255) hatten meist 1,8 m inneren Durchmesser in dem 0,8 bis 1 m hohen cylindrischen Mittelstück. Der
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Fig. 255.
Durchmesser des 0,8 m hohen Bodenstücks zog sich bis auf 1 m, den oberen Durch- messer des Bodens, zusammen, während die Haube von 1,5 bis 1,8 m Höhe eine seitliche Mündung von 0,4 m Durchmesser hatte1). Der schmiedeeiserne Mantel bestand in der Regel aus vier Teilen: der Haube, dem Mittelstück, dem Bodenstück und dem Boden, an den sich der guſseiserne Windkasten anschloſs. Das Mittelstück war von einem kräftigen Ringe, an dem die Tragzapfen und das Triebrad befestigt waren, umgürtet.
Das Futter wurde anfänglich fast überall, nach Bessemers Vorgang hin, aus ge- mahlenem Ganister, der 93 Prozent Kieselsäure enthielt, hergestellt und zwar durch Aufstampfen um hölzerne Schablonen. Wilson und Wood verwendeten 1871 feuerfeste Formsteine. Auch in Seraing und in Österreich mauerte man die Birne mit feuerfesten Steinen aus, die man dann mit einer ziemlich dicken Lage feuerfester Masse bekleidete. Pet. Tunner hatte 1872 vorgeschlagen, das Futter aus Magnesit herzustellen, doch soll dies angeblich nachteilig auf den Prozeſs ein- gewirkt haben2). Als Danks rotierende Puddelöfen bekannt wurden, schlug Wedding an Stelle des durch seinen Kieselgehalt nachteiligen Futters ein eisenreiches Futter, wie das der Danksöfen, vor. Daelen nahm auf denselben Gedanken 1873 ein englisches Patent. Doch
1) Siehe Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde III (1874), S. 343.
2) Siehe Zeitschr. für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate XI, S. 253.
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Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
die alten Öfen hatten. Ihre Produktion war aber so gering, daſs man
beabsichtigte, sie bald durch englische Konverter zu ersetzen. Diese
behaupteten den Sieg und zwar in fast derselben Gestalt, wie sie
zuerst in Sheffield aufgestellt worden waren. 1872 zählte man in
England 19 Bessemerhütten mit 91 Birnen, in Deutschland 1873
18 Bessemerhütten mit über 70 Birnen, davon 18 bei Krupp in
Essen. Deutschlands Leistungen in der Bessemerfabrikation waren sehr
bedeutend, besonders seit dem allgemeinen Aufschwung der Industrie
Anfang der siebziger Jahre.
Die 5-Tonnen-Birnen (Fig. 255) hatten meist 1,8 m inneren
Durchmesser in dem 0,8 bis 1 m hohen cylindrischen Mittelstück. Der
[Abbildung Fig. 255.]
Durchmesser des 0,8 m hohen Bodenstücks
zog sich bis auf 1 m, den oberen Durch-
messer des Bodens, zusammen, während die
Haube von 1,5 bis 1,8 m Höhe eine seitliche
Mündung von 0,4 m Durchmesser hatte 1).
Der schmiedeeiserne Mantel bestand in der
Regel aus vier Teilen: der Haube, dem
Mittelstück, dem Bodenstück und dem Boden,
an den sich der guſseiserne Windkasten
anschloſs. Das Mittelstück war von einem
kräftigen Ringe, an dem die Tragzapfen und
das Triebrad befestigt waren, umgürtet.
Das Futter wurde anfänglich fast überall,
nach Bessemers Vorgang hin, aus ge-
mahlenem Ganister, der 93 Prozent Kieselsäure enthielt, hergestellt
und zwar durch Aufstampfen um hölzerne Schablonen. Wilson und
Wood verwendeten 1871 feuerfeste Formsteine. Auch in Seraing und
in Österreich mauerte man die Birne mit feuerfesten Steinen aus, die
man dann mit einer ziemlich dicken Lage feuerfester Masse bekleidete.
Pet. Tunner hatte 1872 vorgeschlagen, das Futter aus Magnesit
herzustellen, doch soll dies angeblich nachteilig auf den Prozeſs ein-
gewirkt haben 2). Als Danks rotierende Puddelöfen bekannt wurden,
schlug Wedding an Stelle des durch seinen Kieselgehalt nachteiligen
Futters ein eisenreiches Futter, wie das der Danksöfen, vor. Daelen
nahm auf denselben Gedanken 1873 ein englisches Patent. Doch
1) Siehe Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde III (1874), S. 343.
2) Siehe Zeitschr. für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen
Staate XI, S. 253.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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