Siemens-Gasfeuerung (Borbelyöfen) in gutem Betrieb. In Woolwich führte man Retortenöfen mit Gasbetrieb von Price statt der ge- wöhnlichen Puddelöfen ein.
S. Caddick zu Pembrock (Massachussetts U. S.) baute 1877 Puddelöfen mit verbesserter Luftzuführung und Wasserkühlung. 1878 führten Caddick & Mayburg zu Old Castle ihre Öfen in England auf dem Weissblechwalzwerk zu Llanelly in Südwales ein. Ein Ventilator blies den Wind für die Verbrennung durch den hohlen Mantel des Doppelofens. Die erhitzte Luft wirkte teils als Unterwind, teils als Oberwind. Auf ähnlicher Grundlage beruhten die Ver- besserungen von Reynold-Thomas zu St. Louis (Missouri U. S.).
Eine praktische Verbesserung, welche in den Vereinigten Staaten Verbreitung fand, waren die wasser- oder luftgekühlten Arbeitsthüren. Ein Feuerschirm mit Wasserkühlung war 1872 von A. J. Russel ein- geführt worden.
Lemut1) in Frankreich kombinierte 1878 seine Puddelmaschine mit einem Ofen, der mit heisser Luft und überhitztem Dampf geheizt wurde. Es wurde Wassergas erzeugt, welches unter den Rost geleitet wurde. Dadurch wurden Kohlen erspart und die Qualität des Produktes verbessert. Zum Rühren bediente sich Lemut seines mechanischen Puddlers.
1878 wurden zu Prävali in Kärnten von A. Sattmann sieben grosse Puddelöfen mit Siemens-Regeneratoren errichtet.
In England baute Middleton einen terrassenförmig angelegten Doppelpuddelofen (Cascadenofen). Auf dem oberen Herd wurde das Eisen eingeschmolzen, auf dem unteren gepuddelt.
Zu Brezova in Ungarn erzielte Glanzer2) 1879 gute Resultate mit einem Holzgaspuddelofen mit Regenerativfeuerung. Für die meisten Gegenden war aber der Betrieb mit Regeneratoren zu teuer. Doch bewährte sich seit 1883 ein damit ausgerüsteter Doppelpuddelofen von Otto Springer, der zuerst auf der Hermannshütte in Böhmen und dann in Völklingen bei Saarbrücken eingeführt worden war 3). Während die gewöhnlichen Doppelpuddelöfen einen doppelt so breiten Herd und eine Arbeitsthür auf jeder Seite haben, sind bei dem Springer- ofen, Fig. 249 (a. f. S.), zwei solcher Öfen in der Längsrichtung unter einem Gewölbe zusammengebaut und die an beiden Enden liegenden
1) Siehe Annales des Mines 1878, T. II, p. 324; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1878, S. 355.
2) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1879, S. 371.
3) Siehe Stahl und Eisen 1883, S. 586.
Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Siemens-Gasfeuerung (Borbelyöfen) in gutem Betrieb. In Woolwich führte man Retortenöfen mit Gasbetrieb von Price statt der ge- wöhnlichen Puddelöfen ein.
S. Caddick zu Pembrock (Massachussetts U. S.) baute 1877 Puddelöfen mit verbesserter Luftzuführung und Wasserkühlung. 1878 führten Caddick & Mayburg zu Old Castle ihre Öfen in England auf dem Weiſsblechwalzwerk zu Llanelly in Südwales ein. Ein Ventilator blies den Wind für die Verbrennung durch den hohlen Mantel des Doppelofens. Die erhitzte Luft wirkte teils als Unterwind, teils als Oberwind. Auf ähnlicher Grundlage beruhten die Ver- besserungen von Reynold-Thomas zu St. Louis (Missouri U. S.).
Eine praktische Verbesserung, welche in den Vereinigten Staaten Verbreitung fand, waren die wasser- oder luftgekühlten Arbeitsthüren. Ein Feuerschirm mit Wasserkühlung war 1872 von A. J. Russel ein- geführt worden.
Lemut1) in Frankreich kombinierte 1878 seine Puddelmaschine mit einem Ofen, der mit heiſser Luft und überhitztem Dampf geheizt wurde. Es wurde Wassergas erzeugt, welches unter den Rost geleitet wurde. Dadurch wurden Kohlen erspart und die Qualität des Produktes verbessert. Zum Rühren bediente sich Lemut seines mechanischen Puddlers.
1878 wurden zu Prävali in Kärnten von A. Sattmann sieben groſse Puddelöfen mit Siemens-Regeneratoren errichtet.
In England baute Middleton einen terrassenförmig angelegten Doppelpuddelofen (Cascadenofen). Auf dem oberen Herd wurde das Eisen eingeschmolzen, auf dem unteren gepuddelt.
Zu Brezova in Ungarn erzielte Glanzer2) 1879 gute Resultate mit einem Holzgaspuddelofen mit Regenerativfeuerung. Für die meisten Gegenden war aber der Betrieb mit Regeneratoren zu teuer. Doch bewährte sich seit 1883 ein damit ausgerüsteter Doppelpuddelofen von Otto Springer, der zuerst auf der Hermannshütte in Böhmen und dann in Völklingen bei Saarbrücken eingeführt worden war 3). Während die gewöhnlichen Doppelpuddelöfen einen doppelt so breiten Herd und eine Arbeitsthür auf jeder Seite haben, sind bei dem Springer- ofen, Fig. 249 (a. f. S.), zwei solcher Öfen in der Längsrichtung unter einem Gewölbe zusammengebaut und die an beiden Enden liegenden
1) Siehe Annales des Mines 1878, T. II, p. 324; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1878, S. 355.
2) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1879, S. 371.
3) Siehe Stahl und Eisen 1883, S. 586.
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Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Siemens-Gasfeuerung (Borbelyöfen) in gutem Betrieb. In Woolwich
führte man Retortenöfen mit Gasbetrieb von Price statt der ge-
wöhnlichen Puddelöfen ein.
S. Caddick zu Pembrock (Massachussetts U. S.) baute 1877
Puddelöfen mit verbesserter Luftzuführung und Wasserkühlung. 1878
führten Caddick & Mayburg zu Old Castle ihre Öfen in England
auf dem Weiſsblechwalzwerk zu Llanelly in Südwales ein. Ein
Ventilator blies den Wind für die Verbrennung durch den hohlen
Mantel des Doppelofens. Die erhitzte Luft wirkte teils als Unterwind,
teils als Oberwind. Auf ähnlicher Grundlage beruhten die Ver-
besserungen von Reynold-Thomas zu St. Louis (Missouri U. S.).
Eine praktische Verbesserung, welche in den Vereinigten Staaten
Verbreitung fand, waren die wasser- oder luftgekühlten Arbeitsthüren.
Ein Feuerschirm mit Wasserkühlung war 1872 von A. J. Russel ein-
geführt worden.
Lemut 1) in Frankreich kombinierte 1878 seine Puddelmaschine
mit einem Ofen, der mit heiſser Luft und überhitztem Dampf geheizt
wurde. Es wurde Wassergas erzeugt, welches unter den Rost
geleitet wurde. Dadurch wurden Kohlen erspart und die Qualität
des Produktes verbessert. Zum Rühren bediente sich Lemut seines
mechanischen Puddlers.
1878 wurden zu Prävali in Kärnten von A. Sattmann sieben
groſse Puddelöfen mit Siemens-Regeneratoren errichtet.
In England baute Middleton einen terrassenförmig angelegten
Doppelpuddelofen (Cascadenofen). Auf dem oberen Herd wurde das
Eisen eingeschmolzen, auf dem unteren gepuddelt.
Zu Brezova in Ungarn erzielte Glanzer 2) 1879 gute Resultate mit
einem Holzgaspuddelofen mit Regenerativfeuerung. Für die meisten
Gegenden war aber der Betrieb mit Regeneratoren zu teuer. Doch
bewährte sich seit 1883 ein damit ausgerüsteter Doppelpuddelofen
von Otto Springer, der zuerst auf der Hermannshütte in Böhmen
und dann in Völklingen bei Saarbrücken eingeführt worden war 3).
Während die gewöhnlichen Doppelpuddelöfen einen doppelt so breiten
Herd und eine Arbeitsthür auf jeder Seite haben, sind bei dem Springer-
ofen, Fig. 249 (a. f. S.), zwei solcher Öfen in der Längsrichtung unter
einem Gewölbe zusammengebaut und die an beiden Enden liegenden
1) Siehe Annales des Mines 1878, T. II, p. 324; Berg- und Hüttenmänn.
Ztg. 1878, S. 355.
2) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1879, S. 371.
3) Siehe Stahl und Eisen 1883, S. 586.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/619>, abgerufen am 23.11.2024.
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