Das Verfahren 1), um dessen Ausbildung sich Gustav Hilgen- stock besonderes Verdienst erworben hat, besteht erstens darin, dass man flüssiges, schwefelhaltiges Roheisen in einem besonderen Behälter, dem sogenannten Mischer, Fig. 242, mit heissflüssigem Manganeisen versetzt und dann das Eisenbad sich so lange selbst überlässt, bis das durch eintretende Reaktion gebildete Mangansulfid als Schlacke ausgeschieden ist; zweitens durch Verarbeitung der so erhaltenen
[Abbildung]
Fig. 242.
manganreichen Schlacken durch reducierendes Schmelzen mit Kalk. Im grossen führt man die Schwefelabscheidung im Mischer in der Weise aus, dass man, wenn mehrere Hochöfen betrieben werden, einen auf manganreicheres Eisen gehen lässt und die Abstiche aus den ver- schiedenen Öfen mischt, anderenfalls schmilzt man manganreicheres Eisen, Spiegeleisen oder Ferromangan im Kupolofen ein. In obiger Abbildung werden die Abstiche in Pfannen durch eine Lokomotive B dem Mischer A zugeführt und in diesen gekippt. Der Mischer, der in seiner Gestallt einem Konverter in geneigter Lage gleicht, wird
1) Siehe P. Tunner, Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1891, S. 205; Stahl und Eisen 1891, S. 798; 1893, S. 455.
Vorarbeiten zu den Frischprozessen.
Das Verfahren 1), um dessen Ausbildung sich Gustav Hilgen- stock besonderes Verdienst erworben hat, besteht erstens darin, daſs man flüssiges, schwefelhaltiges Roheisen in einem besonderen Behälter, dem sogenannten Mischer, Fig. 242, mit heiſsflüssigem Manganeisen versetzt und dann das Eisenbad sich so lange selbst überläſst, bis das durch eintretende Reaktion gebildete Mangansulfid als Schlacke ausgeschieden ist; zweitens durch Verarbeitung der so erhaltenen
[Abbildung]
Fig. 242.
manganreichen Schlacken durch reducierendes Schmelzen mit Kalk. Im groſsen führt man die Schwefelabscheidung im Mischer in der Weise aus, daſs man, wenn mehrere Hochöfen betrieben werden, einen auf manganreicheres Eisen gehen läſst und die Abstiche aus den ver- schiedenen Öfen mischt, anderenfalls schmilzt man manganreicheres Eisen, Spiegeleisen oder Ferromangan im Kupolofen ein. In obiger Abbildung werden die Abstiche in Pfannen durch eine Lokomotive B dem Mischer A zugeführt und in diesen gekippt. Der Mischer, der in seiner Gestallt einem Konverter in geneigter Lage gleicht, wird
1) Siehe P. Tunner, Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1891, S. 205; Stahl und Eisen 1891, S. 798; 1893, S. 455.
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Vorarbeiten zu den Frischprozessen.
Das Verfahren 1), um dessen Ausbildung sich Gustav Hilgen-
stock besonderes Verdienst erworben hat, besteht erstens darin, daſs
man flüssiges, schwefelhaltiges Roheisen in einem besonderen Behälter,
dem sogenannten Mischer, Fig. 242, mit heiſsflüssigem Manganeisen
versetzt und dann das Eisenbad sich so lange selbst überläſst, bis
das durch eintretende Reaktion gebildete Mangansulfid als Schlacke
ausgeschieden ist; zweitens durch Verarbeitung der so erhaltenen
[Abbildung Fig. 242.]
manganreichen Schlacken durch reducierendes Schmelzen mit Kalk.
Im groſsen führt man die Schwefelabscheidung im Mischer in der
Weise aus, daſs man, wenn mehrere Hochöfen betrieben werden, einen
auf manganreicheres Eisen gehen läſst und die Abstiche aus den ver-
schiedenen Öfen mischt, anderenfalls schmilzt man manganreicheres
Eisen, Spiegeleisen oder Ferromangan im Kupolofen ein. In obiger
Abbildung werden die Abstiche in Pfannen durch eine Lokomotive
B dem Mischer A zugeführt und in diesen gekippt. Der Mischer, der
in seiner Gestallt einem Konverter in geneigter Lage gleicht, wird
1) Siehe P. Tunner, Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1891,
S. 205; Stahl und Eisen 1891, S. 798; 1893, S. 455.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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