Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorarbeiten zu den Frischprozessen.
war von Silicium und Phosphor so frei, wie Schmiedeeisen. Dieses
Material wurde dann bei Pittsburg, wo Henderson sein Verfahren
ausführte, im Puddelofen weiter verarbeitet und lieferte ein sehr reines
Stabeisen. Nachfolgende Analysen beweisen die fortschreitende
Reinigung:

[Tabelle]

C. M. Tessie du Motay glaubte das Verfahren zu verbessern,
indem er das Roheisen im Flammofen einschmolz, hierauf Flussspat
und alkalische Chloride und Nitrate einrührte. Wilde und
Guillieaume schlugen vor, die Reinigung durch Kryolith zu be-
wirken.

R. M. Daelen in Düsseldorf liess sich den Zusatz von Eisenoxyd,
Flussspat und Kalk in den Vorherd des Hochofens oder Kupolofens
patentieren (D. R. P. Nr. 33946).

H. Schulze-Berge empfahl 1880 das Durchpressen geschmolzener
Haloidsalze (Chlorcalcium mit Chlorbaryum und Fluorcalcium) durch
das flüssige Eisen; ebenso J. Braunsdorf.

J. Anderson 1) wollte 1873 die Reinigung des Roheisens dadurch
erreichen, dass er dasselbe durch einen mit glühendem oxydischem
Eisenerz gefüllten Ofenschacht laufen liess; das entkohlte Produkt
sollte dann durch eine Säule Koks fliessen und hierdurch wieder
gekohlt werden.

Warners Vorschlag von 1875, das flüssige Roheisen dadurch zu
reinigen, dass man es über ein Gemisch von kalcinierter Soda und
Kalk leitet, war nicht neu; dasselbe gilt von den Vorschlägen von
Dr. Th. Drown in Easton (Pa.), welcher das schon 1860 von
A. K. Eaton erfundene Schmelzverfahren mit kohlensaurem Natron
wieder aufnahm. Stein empfahl 1877 den Zusatz von Cyan-
ammonium.


1) Bericht der Deutsch. chem. Gesellschaft 1873, S. 684; Wedding, Hand-
buch III, S. 263.

Vorarbeiten zu den Frischprozessen.
war von Silicium und Phosphor so frei, wie Schmiedeeisen. Dieses
Material wurde dann bei Pittsburg, wo Henderson sein Verfahren
ausführte, im Puddelofen weiter verarbeitet und lieferte ein sehr reines
Stabeisen. Nachfolgende Analysen beweisen die fortschreitende
Reinigung:

[Tabelle]

C. M. Tessié du Motay glaubte das Verfahren zu verbessern,
indem er das Roheisen im Flammofen einschmolz, hierauf Fluſsspat
und alkalische Chloride und Nitrate einrührte. Wilde und
Guillieaume schlugen vor, die Reinigung durch Kryolith zu be-
wirken.

R. M. Daelen in Düsseldorf lieſs sich den Zusatz von Eisenoxyd,
Fluſsspat und Kalk in den Vorherd des Hochofens oder Kupolofens
patentieren (D. R. P. Nr. 33946).

H. Schulze-Berge empfahl 1880 das Durchpressen geschmolzener
Haloidsalze (Chlorcalcium mit Chlorbaryum und Fluorcalcium) durch
das flüssige Eisen; ebenso J. Braunsdorf.

J. Anderson 1) wollte 1873 die Reinigung des Roheisens dadurch
erreichen, daſs er dasselbe durch einen mit glühendem oxydischem
Eisenerz gefüllten Ofenschacht laufen lieſs; das entkohlte Produkt
sollte dann durch eine Säule Koks flieſsen und hierdurch wieder
gekohlt werden.

Warners Vorschlag von 1875, das flüssige Roheisen dadurch zu
reinigen, daſs man es über ein Gemisch von kalcinierter Soda und
Kalk leitet, war nicht neu; dasselbe gilt von den Vorschlägen von
Dr. Th. Drown in Easton (Pa.), welcher das schon 1860 von
A. K. Eaton erfundene Schmelzverfahren mit kohlensaurem Natron
wieder aufnahm. Stein empfahl 1877 den Zusatz von Cyan-
ammonium.


1) Bericht der Deutsch. chem. Gesellschaft 1873, S. 684; Wedding, Hand-
buch III, S. 263.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0594" n="578"/><fw place="top" type="header">Vorarbeiten zu den Frischprozessen.</fw><lb/>
war von Silicium und Phosphor so frei, wie Schmiedeeisen. Dieses<lb/>
Material wurde dann bei Pittsburg, wo <hi rendition="#g">Henderson</hi> sein Verfahren<lb/>
ausführte, im Puddelofen weiter verarbeitet und lieferte ein sehr reines<lb/>
Stabeisen. Nachfolgende Analysen beweisen die fortschreitende<lb/>
Reinigung:</p><lb/>
            <table>
              <row>
                <cell/>
              </row>
            </table>
            <p>C. M. <hi rendition="#g">Tessié du Motay</hi> glaubte das Verfahren zu verbessern,<lb/>
indem er das Roheisen im Flammofen einschmolz, hierauf Flu&#x017F;sspat<lb/>
und alkalische Chloride und Nitrate einrührte. <hi rendition="#g">Wilde</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Guillieaume</hi> schlugen vor, die Reinigung durch Kryolith zu be-<lb/>
wirken.</p><lb/>
            <p>R. M. <hi rendition="#g">Daelen</hi> in Düsseldorf lie&#x017F;s sich den Zusatz von Eisenoxyd,<lb/>
Flu&#x017F;sspat und Kalk in den Vorherd des Hochofens oder Kupolofens<lb/>
patentieren (D. R. P. Nr. 33946).</p><lb/>
            <p>H. <hi rendition="#g">Schulze-Berge</hi> empfahl 1880 das Durchpressen geschmolzener<lb/>
Haloidsalze (Chlorcalcium mit Chlorbaryum und Fluorcalcium) durch<lb/>
das flüssige Eisen; ebenso J. <hi rendition="#g">Braunsdorf</hi>.</p><lb/>
            <p>J. <hi rendition="#g">Anderson</hi> <note place="foot" n="1)">Bericht der Deutsch. chem. Gesellschaft 1873, S. 684; <hi rendition="#g">Wedding</hi>, Hand-<lb/>
buch III, S. 263.</note> wollte 1873 die Reinigung des Roheisens dadurch<lb/>
erreichen, da&#x017F;s er dasselbe durch einen mit glühendem oxydischem<lb/>
Eisenerz gefüllten Ofenschacht laufen lie&#x017F;s; das entkohlte Produkt<lb/>
sollte dann durch eine Säule Koks flie&#x017F;sen und hierdurch wieder<lb/>
gekohlt werden.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Warners</hi> Vorschlag von 1875, das flüssige Roheisen dadurch zu<lb/>
reinigen, da&#x017F;s man es über ein Gemisch von kalcinierter Soda und<lb/>
Kalk leitet, war nicht neu; dasselbe gilt von den Vorschlägen von<lb/>
Dr. <hi rendition="#g">Th. Drown</hi> in Easton (Pa.), welcher das schon 1860 von<lb/>
A. K. <hi rendition="#g">Eaton</hi> erfundene Schmelzverfahren mit kohlensaurem Natron<lb/>
wieder aufnahm. <hi rendition="#g">Stein</hi> empfahl 1877 den Zusatz von Cyan-<lb/>
ammonium.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[578/0594] Vorarbeiten zu den Frischprozessen. war von Silicium und Phosphor so frei, wie Schmiedeeisen. Dieses Material wurde dann bei Pittsburg, wo Henderson sein Verfahren ausführte, im Puddelofen weiter verarbeitet und lieferte ein sehr reines Stabeisen. Nachfolgende Analysen beweisen die fortschreitende Reinigung: C. M. Tessié du Motay glaubte das Verfahren zu verbessern, indem er das Roheisen im Flammofen einschmolz, hierauf Fluſsspat und alkalische Chloride und Nitrate einrührte. Wilde und Guillieaume schlugen vor, die Reinigung durch Kryolith zu be- wirken. R. M. Daelen in Düsseldorf lieſs sich den Zusatz von Eisenoxyd, Fluſsspat und Kalk in den Vorherd des Hochofens oder Kupolofens patentieren (D. R. P. Nr. 33946). H. Schulze-Berge empfahl 1880 das Durchpressen geschmolzener Haloidsalze (Chlorcalcium mit Chlorbaryum und Fluorcalcium) durch das flüssige Eisen; ebenso J. Braunsdorf. J. Anderson 1) wollte 1873 die Reinigung des Roheisens dadurch erreichen, daſs er dasselbe durch einen mit glühendem oxydischem Eisenerz gefüllten Ofenschacht laufen lieſs; das entkohlte Produkt sollte dann durch eine Säule Koks flieſsen und hierdurch wieder gekohlt werden. Warners Vorschlag von 1875, das flüssige Roheisen dadurch zu reinigen, daſs man es über ein Gemisch von kalcinierter Soda und Kalk leitet, war nicht neu; dasselbe gilt von den Vorschlägen von Dr. Th. Drown in Easton (Pa.), welcher das schon 1860 von A. K. Eaton erfundene Schmelzverfahren mit kohlensaurem Natron wieder aufnahm. Stein empfahl 1877 den Zusatz von Cyan- ammonium. 1) Bericht der Deutsch. chem. Gesellschaft 1873, S. 684; Wedding, Hand- buch III, S. 263.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/594
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/594>, abgerufen am 24.07.2024.