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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die direkte Eisengewinnung.
erhitztes Wassergas angewendet, doch war den Erzen 10 bis 15 Prozent
feste Kohle beigemischt.

Jos. von Ehrenwerth, der 1891 auf Grund seiner amerikanischen
Erfahrungen lebhaft für Einführung des direkten Verfahrens in
Österreich eintrat, gab ein auf ähnlicher Grundlage beruhendes Ver-
fahren an 1). Ein im Regenerativ-Flammofen bei hoher Temperatur
eingeschmolzenes hochgekohltes Eisenbad soll ein eingeschmolzenes
Erzbad reducieren. Das entkohlte Bad kann man durch Eintragen
von vorgewärmten Kohlungsmaterialien wieder kohlen und hierauf
eine neue Menge eingeschmolzenes Erz reducieren. Die Vorreduktionen
können in einem Kupolofen, der unmittelbar mit dem Schmelzherd
verbunden ist, geschehen.

Der Larkins-Stahlprozess (1891) ist dem Lancasterprozess ähnlich,
bemerkenswert ist nur die rasche Entleerung des Schwammes unter
Zuleitung reducierenden Gases in ein Gefäss, in dem er unter Luft-
abschluss erkaltet. Der erkaltete Schwamm wird dann mit Holz-
kohle und Harz vermischt in Kuchen geformt und in Tiegeln ein-
geschmolzen.

Siemens' Erzstahlprozess ist mit mehreren der letzterwähnten
Verfahren so nahe verwandt, dass man wohl seine Beschreibung hier
ebenfalls erwarten dürfte; da aber der Erzzusatz gegenüber dem ein-
geschmolzenen Roheisen nur gering ist und hauptsächlich als Ent-
kohlungsmittel dient, so scheint es doch richtiger, denselben als eine
Modifikation des Siemens-Martinprozesses später zu behandeln.

Dagegen müssen wir hier noch den Vorschlag des russischen
Staatsrats Wladimir F. Berner von 1893 (D. R. P. Nr. 76646)
erwähnen, der fertiges Flusseisen direkt aus den Erzen in einem
kombinierten Regenerativ-Schachtofen erzeugen will. Der Ofen besteht
aus vier Schächten, die am unteren Teile mit Frischräumen verbunden
sind und die gleichzeitig durch die verschiedene Art des Betriebes zum
Roheisenschmelzen, zur Reduktion der Erze zu Eisenschwamm und
als Generatoren zur Gaserzeugung, um in den Frischräumen das
Gemisch von Roheisen und Eisenschwamm zu Flussstahl zu schmelzen,
dienen sollen. Statt der vier Schächte wendete er später nur zwei
an 2). In dem einen Schacht dieses Regenerativdoppelofens wurden
durch Einblassen von gepresstem Wind wie bei jedem Hochofen Erze
zu Roheisen geschmolzen, während sie in dem anderen unter Ansaugen

1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 978.
2) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 557.

Die direkte Eisengewinnung.
erhitztes Wassergas angewendet, doch war den Erzen 10 bis 15 Prozent
feste Kohle beigemischt.

Jos. von Ehrenwerth, der 1891 auf Grund seiner amerikanischen
Erfahrungen lebhaft für Einführung des direkten Verfahrens in
Österreich eintrat, gab ein auf ähnlicher Grundlage beruhendes Ver-
fahren an 1). Ein im Regenerativ-Flammofen bei hoher Temperatur
eingeschmolzenes hochgekohltes Eisenbad soll ein eingeschmolzenes
Erzbad reducieren. Das entkohlte Bad kann man durch Eintragen
von vorgewärmten Kohlungsmaterialien wieder kohlen und hierauf
eine neue Menge eingeschmolzenes Erz reducieren. Die Vorreduktionen
können in einem Kupolofen, der unmittelbar mit dem Schmelzherd
verbunden ist, geschehen.

Der Larkins-Stahlprozeſs (1891) ist dem Lancasterprozeſs ähnlich,
bemerkenswert ist nur die rasche Entleerung des Schwammes unter
Zuleitung reducierenden Gases in ein Gefäſs, in dem er unter Luft-
abschluſs erkaltet. Der erkaltete Schwamm wird dann mit Holz-
kohle und Harz vermischt in Kuchen geformt und in Tiegeln ein-
geschmolzen.

Siemens’ Erzstahlprozeſs ist mit mehreren der letzterwähnten
Verfahren so nahe verwandt, daſs man wohl seine Beschreibung hier
ebenfalls erwarten dürfte; da aber der Erzzusatz gegenüber dem ein-
geschmolzenen Roheisen nur gering ist und hauptsächlich als Ent-
kohlungsmittel dient, so scheint es doch richtiger, denselben als eine
Modifikation des Siemens-Martinprozesses später zu behandeln.

Dagegen müssen wir hier noch den Vorschlag des russischen
Staatsrats Wladimir F. Berner von 1893 (D. R. P. Nr. 76646)
erwähnen, der fertiges Fluſseisen direkt aus den Erzen in einem
kombinierten Regenerativ-Schachtofen erzeugen will. Der Ofen besteht
aus vier Schächten, die am unteren Teile mit Frischräumen verbunden
sind und die gleichzeitig durch die verschiedene Art des Betriebes zum
Roheisenschmelzen, zur Reduktion der Erze zu Eisenschwamm und
als Generatoren zur Gaserzeugung, um in den Frischräumen das
Gemisch von Roheisen und Eisenschwamm zu Fluſsstahl zu schmelzen,
dienen sollen. Statt der vier Schächte wendete er später nur zwei
an 2). In dem einen Schacht dieses Regenerativdoppelofens wurden
durch Einblassen von gepreſstem Wind wie bei jedem Hochofen Erze
zu Roheisen geschmolzen, während sie in dem anderen unter Ansaugen

1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 978.
2) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 557.
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[574/0590] Die direkte Eisengewinnung. erhitztes Wassergas angewendet, doch war den Erzen 10 bis 15 Prozent feste Kohle beigemischt. Jos. von Ehrenwerth, der 1891 auf Grund seiner amerikanischen Erfahrungen lebhaft für Einführung des direkten Verfahrens in Österreich eintrat, gab ein auf ähnlicher Grundlage beruhendes Ver- fahren an 1). Ein im Regenerativ-Flammofen bei hoher Temperatur eingeschmolzenes hochgekohltes Eisenbad soll ein eingeschmolzenes Erzbad reducieren. Das entkohlte Bad kann man durch Eintragen von vorgewärmten Kohlungsmaterialien wieder kohlen und hierauf eine neue Menge eingeschmolzenes Erz reducieren. Die Vorreduktionen können in einem Kupolofen, der unmittelbar mit dem Schmelzherd verbunden ist, geschehen. Der Larkins-Stahlprozeſs (1891) ist dem Lancasterprozeſs ähnlich, bemerkenswert ist nur die rasche Entleerung des Schwammes unter Zuleitung reducierenden Gases in ein Gefäſs, in dem er unter Luft- abschluſs erkaltet. Der erkaltete Schwamm wird dann mit Holz- kohle und Harz vermischt in Kuchen geformt und in Tiegeln ein- geschmolzen. Siemens’ Erzstahlprozeſs ist mit mehreren der letzterwähnten Verfahren so nahe verwandt, daſs man wohl seine Beschreibung hier ebenfalls erwarten dürfte; da aber der Erzzusatz gegenüber dem ein- geschmolzenen Roheisen nur gering ist und hauptsächlich als Ent- kohlungsmittel dient, so scheint es doch richtiger, denselben als eine Modifikation des Siemens-Martinprozesses später zu behandeln. Dagegen müssen wir hier noch den Vorschlag des russischen Staatsrats Wladimir F. Berner von 1893 (D. R. P. Nr. 76646) erwähnen, der fertiges Fluſseisen direkt aus den Erzen in einem kombinierten Regenerativ-Schachtofen erzeugen will. Der Ofen besteht aus vier Schächten, die am unteren Teile mit Frischräumen verbunden sind und die gleichzeitig durch die verschiedene Art des Betriebes zum Roheisenschmelzen, zur Reduktion der Erze zu Eisenschwamm und als Generatoren zur Gaserzeugung, um in den Frischräumen das Gemisch von Roheisen und Eisenschwamm zu Fluſsstahl zu schmelzen, dienen sollen. Statt der vier Schächte wendete er später nur zwei an 2). In dem einen Schacht dieses Regenerativdoppelofens wurden durch Einblassen von gepreſstem Wind wie bei jedem Hochofen Erze zu Roheisen geschmolzen, während sie in dem anderen unter Ansaugen 1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 978. 2) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 557.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/590>, abgerufen am 22.11.2024.