Petroleum, natürliches Gas und Wassergas erlangten bei der direkten Eisengewinnung in Amerika mehrfach Anwendung und wurden darauf verschiedene neue Verfahrungsweisen gegründet; unter diesen erregte die von H. Clay Bull bei Bull & Co. 1881 eingeführte 1) (D. R. P. Nr. 22993) besonderes Aufsehen. In einem Schachtofen von 7 m Höhe, der mit Rootsgebläse und vier Cowperapparaten ausgerüstet war, sollte mit Wassergas direkt Eisen und Stahl erzeugt werden. Der Ofen wurde mit geröstetem Erz und gebranntem Kalk ohne festes Brennmaterial beschickt. Die Schmelzung sollte allein durch Gas, welches mit hocherhitztem Wind im Ofen verbrannt wurde, erfolgen. Gleichzeitig hatte das Gas die Reduktion und Kohlung zu besorgen. Ein Versuch, welchen die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing im November 1881 ausführte, fiel ungünstig aus, indem der Ofen, obgleich der Wind auf 1560° Fahrenheit erhitzt war, einfror. In Amerika hatten sich zwar mehrere Gesellschaften zur Ausbeutung des Verfahrens gebildet, von einem Erfolg hörte man aber nichts.
Dr. G. Duryce in New York 2) führte 1882 bei der Poughkeepsie Eisen- und Stahlgesellschaft ein Petroleumschmelzverfahren in einem Flammofen mit Ölbehälter und Ventilatorgebläse ein.
1884 machte O. Thieblemont zu Liverdun den Vorschlag, die Erze mit kohlenwasserstoffreichen Gasen zu reducieren und mit kohlenoxydreichen zu schmelzen. Ähnliches versuchte Arthur in Cowes. Auch der von James Henderson 1886 vorgeschlagene Stahlumwandlungsofen, in dem Erzbricketts reduciert und geschmolzen werden sollten, war mit Naturgasheizung eingerichtet. Mit Gas allein gelang indessen die Reduktion nicht, es mussten dem Erze immer Kohle oder kohlenstoffreiche Stoffe beigemengt werden.
W. F. M. Mac Carty zu Hagerstown (Maryland) konstruierte 1888 einen eigentümlich kombinierten Ofen zur direkten Stahl- erzeugung. Es war ein Schachtofen, der ähnlich den Gasreinigern stufenweise geteilt war in Verbindung mit einem Konverter. Das gepulverte, mit Kohle vermischte Erz wurde oben aufgegeben, und indem es von Stufe zu Stufe fiel, begegnete es einem Strom von Wassergas und Luft, wodurch es reduciert, gekohlt und geschmolzen wurde. Das geschmolzene Eisen sammelte sich in einem Kupolofen, in welchem es durch durchgepresste Luft entsiliciert und entkohlt wurde.
1) Siehe Dinglers Polyt. Journ. 1882, II, S. 287; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1883, S. 185; Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1883, Nr. 14.
2) Siehe Berg- u. Hüttenmännische Ztg. 1882, S. 499; Kerpelys Jahrbuch etc. 1881/82, S. 141, Taf. VII b.
Die direkte Eisengewinnung.
Petroleum, natürliches Gas und Wassergas erlangten bei der direkten Eisengewinnung in Amerika mehrfach Anwendung und wurden darauf verschiedene neue Verfahrungsweisen gegründet; unter diesen erregte die von H. Clay Bull bei Bull & Co. 1881 eingeführte 1) (D. R. P. Nr. 22993) besonderes Aufsehen. In einem Schachtofen von 7 m Höhe, der mit Rootsgebläse und vier Cowperapparaten ausgerüstet war, sollte mit Wassergas direkt Eisen und Stahl erzeugt werden. Der Ofen wurde mit geröstetem Erz und gebranntem Kalk ohne festes Brennmaterial beschickt. Die Schmelzung sollte allein durch Gas, welches mit hocherhitztem Wind im Ofen verbrannt wurde, erfolgen. Gleichzeitig hatte das Gas die Reduktion und Kohlung zu besorgen. Ein Versuch, welchen die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing im November 1881 ausführte, fiel ungünstig aus, indem der Ofen, obgleich der Wind auf 1560° Fahrenheit erhitzt war, einfror. In Amerika hatten sich zwar mehrere Gesellschaften zur Ausbeutung des Verfahrens gebildet, von einem Erfolg hörte man aber nichts.
Dr. G. Duryce in New York 2) führte 1882 bei der Poughkeepsie Eisen- und Stahlgesellschaft ein Petroleumschmelzverfahren in einem Flammofen mit Ölbehälter und Ventilatorgebläse ein.
1884 machte O. Thiéblemont zu Liverdun den Vorschlag, die Erze mit kohlenwasserstoffreichen Gasen zu reducieren und mit kohlenoxydreichen zu schmelzen. Ähnliches versuchte Arthur in Cowes. Auch der von James Henderson 1886 vorgeschlagene Stahlumwandlungsofen, in dem Erzbricketts reduciert und geschmolzen werden sollten, war mit Naturgasheizung eingerichtet. Mit Gas allein gelang indessen die Reduktion nicht, es muſsten dem Erze immer Kohle oder kohlenstoffreiche Stoffe beigemengt werden.
W. F. M. Mac Carty zu Hagerstown (Maryland) konstruierte 1888 einen eigentümlich kombinierten Ofen zur direkten Stahl- erzeugung. Es war ein Schachtofen, der ähnlich den Gasreinigern stufenweise geteilt war in Verbindung mit einem Konverter. Das gepulverte, mit Kohle vermischte Erz wurde oben aufgegeben, und indem es von Stufe zu Stufe fiel, begegnete es einem Strom von Wassergas und Luft, wodurch es reduciert, gekohlt und geschmolzen wurde. Das geschmolzene Eisen sammelte sich in einem Kupolofen, in welchem es durch durchgepreſste Luft entsiliciert und entkohlt wurde.
1) Siehe Dinglers Polyt. Journ. 1882, II, S. 287; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1883, S. 185; Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1883, Nr. 14.
2) Siehe Berg- u. Hüttenmännische Ztg. 1882, S. 499; Kerpelys Jahrbuch etc. 1881/82, S. 141, Taf. VII b.
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Die direkte Eisengewinnung.
Petroleum, natürliches Gas und Wassergas erlangten bei der
direkten Eisengewinnung in Amerika mehrfach Anwendung und
wurden darauf verschiedene neue Verfahrungsweisen gegründet; unter
diesen erregte die von H. Clay Bull bei Bull & Co. 1881 eingeführte 1)
(D. R. P. Nr. 22993) besonderes Aufsehen. In einem Schachtofen
von 7 m Höhe, der mit Rootsgebläse und vier Cowperapparaten
ausgerüstet war, sollte mit Wassergas direkt Eisen und Stahl erzeugt
werden. Der Ofen wurde mit geröstetem Erz und gebranntem Kalk
ohne festes Brennmaterial beschickt. Die Schmelzung sollte allein
durch Gas, welches mit hocherhitztem Wind im Ofen verbrannt wurde,
erfolgen. Gleichzeitig hatte das Gas die Reduktion und Kohlung zu
besorgen. Ein Versuch, welchen die Gesellschaft John Cockerill zu
Seraing im November 1881 ausführte, fiel ungünstig aus, indem der
Ofen, obgleich der Wind auf 1560° Fahrenheit erhitzt war, einfror.
In Amerika hatten sich zwar mehrere Gesellschaften zur Ausbeutung
des Verfahrens gebildet, von einem Erfolg hörte man aber nichts.
Dr. G. Duryce in New York 2) führte 1882 bei der Poughkeepsie
Eisen- und Stahlgesellschaft ein Petroleumschmelzverfahren in einem
Flammofen mit Ölbehälter und Ventilatorgebläse ein.
1884 machte O. Thiéblemont zu Liverdun den Vorschlag, die
Erze mit kohlenwasserstoffreichen Gasen zu reducieren und mit
kohlenoxydreichen zu schmelzen. Ähnliches versuchte Arthur in
Cowes. Auch der von James Henderson 1886 vorgeschlagene
Stahlumwandlungsofen, in dem Erzbricketts reduciert und geschmolzen
werden sollten, war mit Naturgasheizung eingerichtet. Mit Gas allein
gelang indessen die Reduktion nicht, es muſsten dem Erze immer
Kohle oder kohlenstoffreiche Stoffe beigemengt werden.
W. F. M. Mac Carty zu Hagerstown (Maryland) konstruierte
1888 einen eigentümlich kombinierten Ofen zur direkten Stahl-
erzeugung. Es war ein Schachtofen, der ähnlich den Gasreinigern
stufenweise geteilt war in Verbindung mit einem Konverter. Das
gepulverte, mit Kohle vermischte Erz wurde oben aufgegeben, und
indem es von Stufe zu Stufe fiel, begegnete es einem Strom von
Wassergas und Luft, wodurch es reduciert, gekohlt und geschmolzen
wurde. Das geschmolzene Eisen sammelte sich in einem Kupolofen, in
welchem es durch durchgepreſste Luft entsiliciert und entkohlt wurde.
1) Siehe Dinglers Polyt. Journ. 1882, II, S. 287; Berg- und Hüttenmänn. Ztg.
1883, S. 185; Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1883, Nr. 14.
2) Siehe Berg- u. Hüttenmännische Ztg. 1882, S. 499; Kerpelys Jahrbuch etc.
1881/82, S. 141, Taf. VII b.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/588>, abgerufen am 22.11.2024.
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