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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.

Die mechanische Reinigung des geschmolzenen Eisens von Schlacke
geschieht in der Regel in der Giesspfanne. Als Ersatz für das Ab-
streichen durch einen Arbeiter hat man Bleche angebracht, welche in
das flüssige Eisen eintauchen, und die obenaufschwimmende Schlacke
zurückhalten. Eine solche Giesspfanne ist z. B. 1888 von Goodwin
und Howe 1) angegeben worden. In Deutschland wurde Poetter in
Dortmund eine solche patentiert. Statt dessen hat man auch Vor-
schläge gemacht, zwischen Einguss und Form einen Reinigungsapparat
anzubringen. Einen solchen tragbaren Gusseinlauf empfahl Robert
Schneider
in Düsseldorf 1886, und J. Gallas in Frankfurt liess sich
1888 einen "Schäumapparat" patentieren (D. R. P. Nr. 43347). Jak.
Frank
in Barmen benutzt hierfür (1893) ein Kesselchen mit Schwimmer
(D. R. P. Nr. 67350). 1894 erfand van Rict einen künstlichen Ein-
guss und die Gebrüder Müller (D. R. P. Nr. 80921) für denselben
Zweck einen drehbaren Einlauf. Einen guten Giesstrichter mit Zufuhr
hat Treuheit in Düsseldorf 2) eingeführt.

E. Servais und H. Lezias schlugen 1886 eine viel weiter gehende
Reinigung des Eisens in der Pfanne vor, indem sie wie beim Besse-
mern einen gepressten Windstrahl durch ein Rohr in das flüssige
Metall einführten.

Der Centrifugalguss, welcher schon früher bekannt war, ist 1888
von Manassah Gledhill in Manchester und von Whitworth & Co.,
1890 von William Ambler in Bradford und 1892 von J. L. Sebe-
nins
angewendet und verbessert worden. Für die Erzeugung von
Hohlkörpern durch Centrifugalguss hat Walz 1894 einen Apparat
(D. R. P. Nr. 72478) erfunden, desgleichen Alexander einen für
Massenartikel (D. R. P. Nr. 77768). Das von P. Huth in Gelsen-
kirchen 1894 erfundene Centrifugalgussverfahren 3) (D. R. P. Nr. 78532)
hat den Zweck, hartes und weiches Metall in getrennten Lagen in
der Form zur Ablagerung zu bringen. Es bezieht sich dies auf
Stahlguss.

Die Fortschritte der Hebekräne gehören in die Geschichte des
Maschinenbaues, doch darf nicht unerwähnt bleiben, dass man seit
mehreren Jahren mit grossem Nutzen elektrische Kräne in Giessereien
immer allgemeiner verwendet; anfangs nur leichte Drehkräne, wie
z. B. die von E. Becker in Berlin, später aber Laufkräne von be-
deutender Tragkraft; so befinden sich z. B. in der neuen Giesserei von

1) Siehe Stahl und Eisen 1888, S. 123, mit Abbildung.
2) A. a. O. 1900, S. 1043.
3) Siehe Stahl und Eisen 1895, S. 285.
Die Eisengieſserei seit 1870.

Die mechanische Reinigung des geschmolzenen Eisens von Schlacke
geschieht in der Regel in der Gieſspfanne. Als Ersatz für das Ab-
streichen durch einen Arbeiter hat man Bleche angebracht, welche in
das flüssige Eisen eintauchen, und die obenaufschwimmende Schlacke
zurückhalten. Eine solche Gieſspfanne ist z. B. 1888 von Goodwin
und Howe 1) angegeben worden. In Deutschland wurde Poetter in
Dortmund eine solche patentiert. Statt dessen hat man auch Vor-
schläge gemacht, zwischen Einguſs und Form einen Reinigungsapparat
anzubringen. Einen solchen tragbaren Guſseinlauf empfahl Robert
Schneider
in Düsseldorf 1886, und J. Gallas in Frankfurt lieſs sich
1888 einen „Schäumapparat“ patentieren (D. R. P. Nr. 43347). Jak.
Frank
in Barmen benutzt hierfür (1893) ein Kesselchen mit Schwimmer
(D. R. P. Nr. 67350). 1894 erfand van Rict einen künstlichen Ein-
guſs und die Gebrüder Müller (D. R. P. Nr. 80921) für denselben
Zweck einen drehbaren Einlauf. Einen guten Gieſstrichter mit Zufuhr
hat Treuheit in Düsseldorf 2) eingeführt.

E. Servais und H. Lezias schlugen 1886 eine viel weiter gehende
Reinigung des Eisens in der Pfanne vor, indem sie wie beim Besse-
mern einen gepreſsten Windstrahl durch ein Rohr in das flüssige
Metall einführten.

Der Centrifugalguſs, welcher schon früher bekannt war, ist 1888
von Manassah Gledhill in Manchester und von Whitworth & Co.,
1890 von William Ambler in Bradford und 1892 von J. L. Sebe-
nins
angewendet und verbessert worden. Für die Erzeugung von
Hohlkörpern durch Centrifugalguſs hat Walz 1894 einen Apparat
(D. R. P. Nr. 72478) erfunden, desgleichen Alexander einen für
Massenartikel (D. R. P. Nr. 77768). Das von P. Huth in Gelsen-
kirchen 1894 erfundene Centrifugalguſsverfahren 3) (D. R. P. Nr. 78532)
hat den Zweck, hartes und weiches Metall in getrennten Lagen in
der Form zur Ablagerung zu bringen. Es bezieht sich dies auf
Stahlguſs.

Die Fortschritte der Hebekräne gehören in die Geschichte des
Maschinenbaues, doch darf nicht unerwähnt bleiben, daſs man seit
mehreren Jahren mit groſsem Nutzen elektrische Kräne in Gieſsereien
immer allgemeiner verwendet; anfangs nur leichte Drehkräne, wie
z. B. die von E. Becker in Berlin, später aber Laufkräne von be-
deutender Tragkraft; so befinden sich z. B. in der neuen Gieſserei von

1) Siehe Stahl und Eisen 1888, S. 123, mit Abbildung.
2) A. a. O. 1900, S. 1043.
3) Siehe Stahl und Eisen 1895, S. 285.
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[551/0567] Die Eisengieſserei seit 1870. Die mechanische Reinigung des geschmolzenen Eisens von Schlacke geschieht in der Regel in der Gieſspfanne. Als Ersatz für das Ab- streichen durch einen Arbeiter hat man Bleche angebracht, welche in das flüssige Eisen eintauchen, und die obenaufschwimmende Schlacke zurückhalten. Eine solche Gieſspfanne ist z. B. 1888 von Goodwin und Howe 1) angegeben worden. In Deutschland wurde Poetter in Dortmund eine solche patentiert. Statt dessen hat man auch Vor- schläge gemacht, zwischen Einguſs und Form einen Reinigungsapparat anzubringen. Einen solchen tragbaren Guſseinlauf empfahl Robert Schneider in Düsseldorf 1886, und J. Gallas in Frankfurt lieſs sich 1888 einen „Schäumapparat“ patentieren (D. R. P. Nr. 43347). Jak. Frank in Barmen benutzt hierfür (1893) ein Kesselchen mit Schwimmer (D. R. P. Nr. 67350). 1894 erfand van Rict einen künstlichen Ein- guſs und die Gebrüder Müller (D. R. P. Nr. 80921) für denselben Zweck einen drehbaren Einlauf. Einen guten Gieſstrichter mit Zufuhr hat Treuheit in Düsseldorf 2) eingeführt. E. Servais und H. Lezias schlugen 1886 eine viel weiter gehende Reinigung des Eisens in der Pfanne vor, indem sie wie beim Besse- mern einen gepreſsten Windstrahl durch ein Rohr in das flüssige Metall einführten. Der Centrifugalguſs, welcher schon früher bekannt war, ist 1888 von Manassah Gledhill in Manchester und von Whitworth & Co., 1890 von William Ambler in Bradford und 1892 von J. L. Sebe- nins angewendet und verbessert worden. Für die Erzeugung von Hohlkörpern durch Centrifugalguſs hat Walz 1894 einen Apparat (D. R. P. Nr. 72478) erfunden, desgleichen Alexander einen für Massenartikel (D. R. P. Nr. 77768). Das von P. Huth in Gelsen- kirchen 1894 erfundene Centrifugalguſsverfahren 3) (D. R. P. Nr. 78532) hat den Zweck, hartes und weiches Metall in getrennten Lagen in der Form zur Ablagerung zu bringen. Es bezieht sich dies auf Stahlguſs. Die Fortschritte der Hebekräne gehören in die Geschichte des Maschinenbaues, doch darf nicht unerwähnt bleiben, daſs man seit mehreren Jahren mit groſsem Nutzen elektrische Kräne in Gieſsereien immer allgemeiner verwendet; anfangs nur leichte Drehkräne, wie z. B. die von E. Becker in Berlin, später aber Laufkräne von be- deutender Tragkraft; so befinden sich z. B. in der neuen Gieſserei von 1) Siehe Stahl und Eisen 1888, S. 123, mit Abbildung. 2) A. a. O. 1900, S. 1043. 3) Siehe Stahl und Eisen 1895, S. 285.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/567>, abgerufen am 22.11.2024.