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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Physik des Eisens seit 1871.
das Metall an der Schweissstelle. Hierbei tritt zugleich Oxydation
ein; es bildet sich Schlacke, welche die Schweissstelle schützt. Dennoch
brannte anfangs zu viel von dem Metall weg. Benardos nahm des-
halb eine feuerbeständige Zwischenlage wie Graphit (1889, D. R. P.
Nr. 46776 und 7. Juli 1892, Nr. 67615, Stahl und Eisen 1893, S. 436),
später streute er Pulver desselben Metalls auf die Schweissstelle. Der
Kohlenstift steckt in dem Loche zweier scherenartig verbundener
Kupferdrähte, das biegsame Kabel geht durch den hölzernen Griff,
mit dem der Arbeiter den Stift führt, hindurch. Dieser trägt bei der
Arbeit ausserdem dicke Lederhandschuhe und schützt seine Augen
vor dem grellen Licht durch dunkle Gläser. Auf diese Art ist die
Schweissung sogar unter Wasser ausführbar. Ein Nachteil des Ver-
fahrens, welches der Erfinder besonders zum Flicken von Dampf-
kesseln anwendete, besteht darin, dass das Metall an der Schweissstelle
hart wird. Eine Verbesserung des Verfahrens wurde durch die Be-
nutzung der Entdeckung von Dr. Zerenner, dass sich der elektrische
Lichtbogen durch starke Magnete ablenken lässt, eingeführt.

Das elektrische Schweissverfahren von Professor Elihu Thom-
son
1) wurde 1887 in den Vereinigten Staaten patentiert und auf den
Werken der Thomson-Houston Company zu Lynn eingeführt. In
Europa wurde das Verfahren durch die Pariser Ausstellung von 1889
und einen dort gehaltenen Vortrag von W. E. Fish aus Boston auf
dem Meeting des Iron and Steel Institute 2) bekannt. Bei diesem
Verfahren bilden die beiden Schweissstellen die Pole. Ein elektrischer
Strom von geringer Spannung (1/4 bis 1 Volt), aber grosser elektro-
motorischer Kraft (1000 bis 5000 Ampere) tritt durch eine Klammer,
welche die zu schweissenden Metallwände zusammenpresst, ein, durch-
strömt die beiden Metalle und tritt durch eine andere Klammer aus.
An der Stelle, wo die beiden Metalle stumpf zusammenstossen, ist der
Widerstand ein grosser, infolgedessen tritt Erhitzung und Schweissung
ein. Nach Fishs Angabe erfolgte die Schweissung von Stahl nach
E. Thomsons Verfahren 3) bei einem Strom von 1480 Ampere in
40 Sekunden, bei 1900 Ampere in 30, bei 2300 Ampere pro Quadrat-
centimeter in 20 Sekunden bei 16 Volt Spannung. Ein Nachteil des
Verfahrens soll darin bestehen, dass man die Temperatur nicht
regulieren kann; auch beansprucht es viel stärkere Ströme als Be-
nardos
Verfahren. Trotzdem hat das Thomsonsche Verfahren eine

1) D. R. P. Nr. 50243 vom 9. Jan. 1889 und Nr. 57097.
2) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1890, S. 37.
3) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 257.

Physik des Eisens seit 1871.
das Metall an der Schweiſsstelle. Hierbei tritt zugleich Oxydation
ein; es bildet sich Schlacke, welche die Schweiſsstelle schützt. Dennoch
brannte anfangs zu viel von dem Metall weg. Benardos nahm des-
halb eine feuerbeständige Zwischenlage wie Graphit (1889, D. R. P.
Nr. 46776 und 7. Juli 1892, Nr. 67615, Stahl und Eisen 1893, S. 436),
später streute er Pulver desselben Metalls auf die Schweiſsstelle. Der
Kohlenstift steckt in dem Loche zweier scherenartig verbundener
Kupferdrähte, das biegsame Kabel geht durch den hölzernen Griff,
mit dem der Arbeiter den Stift führt, hindurch. Dieser trägt bei der
Arbeit auſserdem dicke Lederhandschuhe und schützt seine Augen
vor dem grellen Licht durch dunkle Gläser. Auf diese Art ist die
Schweiſsung sogar unter Wasser ausführbar. Ein Nachteil des Ver-
fahrens, welches der Erfinder besonders zum Flicken von Dampf-
kesseln anwendete, besteht darin, daſs das Metall an der Schweiſsstelle
hart wird. Eine Verbesserung des Verfahrens wurde durch die Be-
nutzung der Entdeckung von Dr. Zerenner, daſs sich der elektrische
Lichtbogen durch starke Magnete ablenken läſst, eingeführt.

Das elektrische Schweiſsverfahren von Professor Elihu Thom-
son
1) wurde 1887 in den Vereinigten Staaten patentiert und auf den
Werken der Thomson-Houston Company zu Lynn eingeführt. In
Europa wurde das Verfahren durch die Pariser Ausstellung von 1889
und einen dort gehaltenen Vortrag von W. E. Fish aus Boston auf
dem Meeting des Iron and Steel Institute 2) bekannt. Bei diesem
Verfahren bilden die beiden Schweiſsstellen die Pole. Ein elektrischer
Strom von geringer Spannung (¼ bis 1 Volt), aber groſser elektro-
motorischer Kraft (1000 bis 5000 Ampère) tritt durch eine Klammer,
welche die zu schweiſsenden Metallwände zusammenpreſst, ein, durch-
strömt die beiden Metalle und tritt durch eine andere Klammer aus.
An der Stelle, wo die beiden Metalle stumpf zusammenstoſsen, ist der
Widerstand ein groſser, infolgedessen tritt Erhitzung und Schweiſsung
ein. Nach Fishs Angabe erfolgte die Schweiſsung von Stahl nach
E. Thomsons Verfahren 3) bei einem Strom von 1480 Ampère in
40 Sekunden, bei 1900 Ampère in 30, bei 2300 Ampère pro Quadrat-
centimeter in 20 Sekunden bei 16 Volt Spannung. Ein Nachteil des
Verfahrens soll darin bestehen, daſs man die Temperatur nicht
regulieren kann; auch beansprucht es viel stärkere Ströme als Be-
nardos
Verfahren. Trotzdem hat das Thomsonsche Verfahren eine

1) D. R. P. Nr. 50243 vom 9. Jan. 1889 und Nr. 57097.
2) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1890, S. 37.
3) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 257.
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[404/0420] Physik des Eisens seit 1871. das Metall an der Schweiſsstelle. Hierbei tritt zugleich Oxydation ein; es bildet sich Schlacke, welche die Schweiſsstelle schützt. Dennoch brannte anfangs zu viel von dem Metall weg. Benardos nahm des- halb eine feuerbeständige Zwischenlage wie Graphit (1889, D. R. P. Nr. 46776 und 7. Juli 1892, Nr. 67615, Stahl und Eisen 1893, S. 436), später streute er Pulver desselben Metalls auf die Schweiſsstelle. Der Kohlenstift steckt in dem Loche zweier scherenartig verbundener Kupferdrähte, das biegsame Kabel geht durch den hölzernen Griff, mit dem der Arbeiter den Stift führt, hindurch. Dieser trägt bei der Arbeit auſserdem dicke Lederhandschuhe und schützt seine Augen vor dem grellen Licht durch dunkle Gläser. Auf diese Art ist die Schweiſsung sogar unter Wasser ausführbar. Ein Nachteil des Ver- fahrens, welches der Erfinder besonders zum Flicken von Dampf- kesseln anwendete, besteht darin, daſs das Metall an der Schweiſsstelle hart wird. Eine Verbesserung des Verfahrens wurde durch die Be- nutzung der Entdeckung von Dr. Zerenner, daſs sich der elektrische Lichtbogen durch starke Magnete ablenken läſst, eingeführt. Das elektrische Schweiſsverfahren von Professor Elihu Thom- son 1) wurde 1887 in den Vereinigten Staaten patentiert und auf den Werken der Thomson-Houston Company zu Lynn eingeführt. In Europa wurde das Verfahren durch die Pariser Ausstellung von 1889 und einen dort gehaltenen Vortrag von W. E. Fish aus Boston auf dem Meeting des Iron and Steel Institute 2) bekannt. Bei diesem Verfahren bilden die beiden Schweiſsstellen die Pole. Ein elektrischer Strom von geringer Spannung (¼ bis 1 Volt), aber groſser elektro- motorischer Kraft (1000 bis 5000 Ampère) tritt durch eine Klammer, welche die zu schweiſsenden Metallwände zusammenpreſst, ein, durch- strömt die beiden Metalle und tritt durch eine andere Klammer aus. An der Stelle, wo die beiden Metalle stumpf zusammenstoſsen, ist der Widerstand ein groſser, infolgedessen tritt Erhitzung und Schweiſsung ein. Nach Fishs Angabe erfolgte die Schweiſsung von Stahl nach E. Thomsons Verfahren 3) bei einem Strom von 1480 Ampère in 40 Sekunden, bei 1900 Ampère in 30, bei 2300 Ampère pro Quadrat- centimeter in 20 Sekunden bei 16 Volt Spannung. Ein Nachteil des Verfahrens soll darin bestehen, daſs man die Temperatur nicht regulieren kann; auch beansprucht es viel stärkere Ströme als Be- nardos Verfahren. Trotzdem hat das Thomsonsche Verfahren eine 1) D. R. P. Nr. 50243 vom 9. Jan. 1889 und Nr. 57097. 2) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1890, S. 37. 3) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 257.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/420>, abgerufen am 22.11.2024.