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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Einleitung 1870 bis 1900.
Eisenländer, Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika. Von den übrigen Linien zeigt die russische seit 1885 das
grösste Ansteigen. Russlands Produktion übertraf 1891 zum ersten-
mal die von Österreich-Ungarn, 1899 sogar die Frankreichs. Fast
horizontal verläuft die Linie von Schweden, entsprechend der geringen
Zunahme der Roheisenerzeugung von 360 Kil.-T. im Jahre 1870 und
485 Kil.-T. im Jahre 1892. Sie zeigt den grössten Kontrast gegen
die Linie der Vereinigten Staaten.

Alles Roheisen ist nur ein Zwischenprodukt und dient als Roh-
stoff zur Herstellung des Gebrauchseisens. Die einfachste Art der
Verarbeitung des Roheisens ist das Umschmelzen und Vergiessen des-
selben zu Gusswaren, bei welcher keine chemische Veränderung des
Rohmaterials, sondern nur eine Formgebung bezweckt wird. Die
Eisengiesserei hat seit 1870 einen grossen Aufschwung genommen,
welcher ziemlich mit dem der Roheisenerzeugung Hand in Hand geht.
Leider lässt sich keine Statistik der Gusswarenproduktion für die ganze
Erde aufstellen, wir müssen uns deshalb begnügen, die Zunahme der
Gusswarenerzeugung an dem Beispiel von Deutschland zu zeigen.

Gusswarenerzeugung in Deutschland.

[Tabelle]

Diese Zusammenstellung zeigt eine Zunahme der Gusswaren-
produktion in der Zeit von 1871 bis 1899 von 361 Prozent, welche
nur auf die Zunahme der Gusswaren aus Roheisen kommt, während
die Erzeugung der Gusswaren aus Erzen direkt aus dem Hochofen
einen weiteren Rückgang erfahren hat.

Die bei weitem grösste Menge des Roheisens wird aber zu
schmiedbarem Eisen verarbeitet, wobei dasselbe eine chemische
Veränderung erfährt. Dieses schmiedbare Eisen ist entweder Schweiss-
eisen
oder Flusseisen. Unter Schweisseisen werden alle Eisen- und
Stahlsorten, welche ursprünglich aus Eisenluppen hergestellt sind,
verstanden, während Flusseisen alle Eisen- und Stahlsorten umfasst,
welche in flüssigem Zustande gewonnen wurden. Auf den Grund

Einleitung 1870 bis 1900.
Eisenländer, Groſsbritannien und den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika. Von den übrigen Linien zeigt die russische seit 1885 das
gröſste Ansteigen. Ruſslands Produktion übertraf 1891 zum ersten-
mal die von Österreich-Ungarn, 1899 sogar die Frankreichs. Fast
horizontal verläuft die Linie von Schweden, entsprechend der geringen
Zunahme der Roheisenerzeugung von 360 Kil.-T. im Jahre 1870 und
485 Kil.-T. im Jahre 1892. Sie zeigt den gröſsten Kontrast gegen
die Linie der Vereinigten Staaten.

Alles Roheisen ist nur ein Zwischenprodukt und dient als Roh-
stoff zur Herstellung des Gebrauchseisens. Die einfachste Art der
Verarbeitung des Roheisens ist das Umschmelzen und Vergieſsen des-
selben zu Guſswaren, bei welcher keine chemische Veränderung des
Rohmaterials, sondern nur eine Formgebung bezweckt wird. Die
Eisengieſserei hat seit 1870 einen groſsen Aufschwung genommen,
welcher ziemlich mit dem der Roheisenerzeugung Hand in Hand geht.
Leider läſst sich keine Statistik der Guſswarenproduktion für die ganze
Erde aufstellen, wir müssen uns deshalb begnügen, die Zunahme der
Guſswarenerzeugung an dem Beispiel von Deutschland zu zeigen.

Guſswarenerzeugung in Deutschland.

[Tabelle]

Diese Zusammenstellung zeigt eine Zunahme der Guſswaren-
produktion in der Zeit von 1871 bis 1899 von 361 Prozent, welche
nur auf die Zunahme der Guſswaren aus Roheisen kommt, während
die Erzeugung der Guſswaren aus Erzen direkt aus dem Hochofen
einen weiteren Rückgang erfahren hat.

Die bei weitem gröſste Menge des Roheisens wird aber zu
schmiedbarem Eisen verarbeitet, wobei dasselbe eine chemische
Veränderung erfährt. Dieses schmiedbare Eisen ist entweder Schweiſs-
eisen
oder Fluſseisen. Unter Schweiſseisen werden alle Eisen- und
Stahlsorten, welche ursprünglich aus Eisenluppen hergestellt sind,
verstanden, während Fluſseisen alle Eisen- und Stahlsorten umfaſst,
welche in flüssigem Zustande gewonnen wurden. Auf den Grund

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[306/0322] Einleitung 1870 bis 1900. Eisenländer, Groſsbritannien und den Vereinigten Staaten von Nord- amerika. Von den übrigen Linien zeigt die russische seit 1885 das gröſste Ansteigen. Ruſslands Produktion übertraf 1891 zum ersten- mal die von Österreich-Ungarn, 1899 sogar die Frankreichs. Fast horizontal verläuft die Linie von Schweden, entsprechend der geringen Zunahme der Roheisenerzeugung von 360 Kil.-T. im Jahre 1870 und 485 Kil.-T. im Jahre 1892. Sie zeigt den gröſsten Kontrast gegen die Linie der Vereinigten Staaten. Alles Roheisen ist nur ein Zwischenprodukt und dient als Roh- stoff zur Herstellung des Gebrauchseisens. Die einfachste Art der Verarbeitung des Roheisens ist das Umschmelzen und Vergieſsen des- selben zu Guſswaren, bei welcher keine chemische Veränderung des Rohmaterials, sondern nur eine Formgebung bezweckt wird. Die Eisengieſserei hat seit 1870 einen groſsen Aufschwung genommen, welcher ziemlich mit dem der Roheisenerzeugung Hand in Hand geht. Leider läſst sich keine Statistik der Guſswarenproduktion für die ganze Erde aufstellen, wir müssen uns deshalb begnügen, die Zunahme der Guſswarenerzeugung an dem Beispiel von Deutschland zu zeigen. Guſswarenerzeugung in Deutschland. Diese Zusammenstellung zeigt eine Zunahme der Guſswaren- produktion in der Zeit von 1871 bis 1899 von 361 Prozent, welche nur auf die Zunahme der Guſswaren aus Roheisen kommt, während die Erzeugung der Guſswaren aus Erzen direkt aus dem Hochofen einen weiteren Rückgang erfahren hat. Die bei weitem gröſste Menge des Roheisens wird aber zu schmiedbarem Eisen verarbeitet, wobei dasselbe eine chemische Veränderung erfährt. Dieses schmiedbare Eisen ist entweder Schweiſs- eisen oder Fluſseisen. Unter Schweiſseisen werden alle Eisen- und Stahlsorten, welche ursprünglich aus Eisenluppen hergestellt sind, verstanden, während Fluſseisen alle Eisen- und Stahlsorten umfaſst, welche in flüssigem Zustande gewonnen wurden. Auf den Grund

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/322>, abgerufen am 27.11.2024.