Die erste Charge in Wyandotte war mit Lake-Superior-Holz- kohlenroheisen, die erste Charge zu Troy mit Crown-Point-Holzkohlen- roheisen erblasen worden, das in beiden Fällen in Flammöfen um- geschmolzen worden war.
Die ersten Versuche, das Roheisen im Kupolofen umzuschmelzen, wurden 1865 von J. S. Durfee in Wyandotte gemacht, doch fielen dieselben schlecht aus, weil der Kupolofen zu klein war. Dagegen führte Holley dieses Verfahren am 20. Juni 1865 mit Erfolg in Troy ein. Das Umschmelzen im Kupolofen wurde in Nordamerika früher eingeführt als in England. Die ersten Bessemerstahlschienen wurden in Amerika am 24. Mai 1865 in dem Nord-Chicago-Walzwerk aus Blöcken von Wyandotte unter der Aufsicht von William F. Durfee gewalzt. 1867 wurde in dem Cambria-Walzwerk die erste Stahlschiene in Pennsylvanien aus Bessemerstahl der Pennsylvanian-Steel-Company zu Harrisburg gewalzt. Die Entwickelung des Bessemerprozesses wird durch die Zunahme der Produktion an Blöcken (Ingots) illustriert. Dieselbe betrug:
1867 3000 N.-Tonnen
1868 8500 "
1869 12000 "
1870 42000 "
Auch der Siemens-Martinprozess oder offene Herdprozess fand 1867 Eingang in den Vereinigten Staaten. Abraham S. Hewitt von New-York hatte denselben auf der Pariser Weltausstellung kennen gelernt und empfahl das Verfahren Martins, Schmiedeeisenabfälle in einem Roheisenbade einzuschmelzen (pig and scrap method). Siemens' Regenerativöfen waren 1863 von James Park in seiner Kupferhütte und 1867 von A. Griswold & Co. in ihrem Walzwerk zu Troy als Schweissöfen eingeführt worden. Die erste Regenerativfeuerung für den offenen Herdprozess wurde 1867 von Frederic J. Slade für die New-Jersey-Stahlwerke, die zweite in demselben Jahre auf dem Nashua-Eisen- und Stahlwerk erbaut. 1868 führten Cooper, Hewitt & Co. den Martinprozess auf ihrem Eisenwerk zu Trenton, New- Jersey, ein.
Mit Gaspuddeln erzielte William F. Durfee den ersten Erfolg auf dem Walzwerk zu Bridgeport, Connecticut, im Jahre 1869.
1869 wurden bereits 50000 Tonnen Stahlschienen, wovon 15000 Tonnen im Inlande hergestellt waren, auf den amerikanischen Eisen- bahnen verlegt.
Durch den Morilltarif von 1861, der zum erstenmal einen aus-
Die Vereinigten Staaten 1861 bis 1870.
Die erste Charge in Wyandotte war mit Lake-Superior-Holz- kohlenroheisen, die erste Charge zu Troy mit Crown-Point-Holzkohlen- roheisen erblasen worden, das in beiden Fällen in Flammöfen um- geschmolzen worden war.
Die ersten Versuche, das Roheisen im Kupolofen umzuschmelzen, wurden 1865 von J. S. Durfee in Wyandotte gemacht, doch fielen dieselben schlecht aus, weil der Kupolofen zu klein war. Dagegen führte Holley dieses Verfahren am 20. Juni 1865 mit Erfolg in Troy ein. Das Umschmelzen im Kupolofen wurde in Nordamerika früher eingeführt als in England. Die ersten Bessemerstahlschienen wurden in Amerika am 24. Mai 1865 in dem Nord-Chicago-Walzwerk aus Blöcken von Wyandotte unter der Aufsicht von William F. Durfee gewalzt. 1867 wurde in dem Cambria-Walzwerk die erste Stahlschiene in Pennsylvanien aus Bessemerstahl der Pennsylvanian-Steel-Company zu Harrisburg gewalzt. Die Entwickelung des Bessemerprozesses wird durch die Zunahme der Produktion an Blöcken (Ingots) illustriert. Dieselbe betrug:
1867 3000 N.-Tonnen
1868 8500 „
1869 12000 „
1870 42000 „
Auch der Siemens-Martinprozeſs oder offene Herdprozeſs fand 1867 Eingang in den Vereinigten Staaten. Abraham S. Hewitt von New-York hatte denselben auf der Pariser Weltausstellung kennen gelernt und empfahl das Verfahren Martins, Schmiedeeisenabfälle in einem Roheisenbade einzuschmelzen (pig and scrap method). Siemens’ Regenerativöfen waren 1863 von James Park in seiner Kupferhütte und 1867 von A. Griswold & Co. in ihrem Walzwerk zu Troy als Schweiſsöfen eingeführt worden. Die erste Regenerativfeuerung für den offenen Herdprozeſs wurde 1867 von Frederic J. Slade für die New-Jersey-Stahlwerke, die zweite in demselben Jahre auf dem Nashua-Eisen- und Stahlwerk erbaut. 1868 führten Cooper, Hewitt & Co. den Martinprozeſs auf ihrem Eisenwerk zu Trenton, New- Jersey, ein.
Mit Gaspuddeln erzielte William F. Durfee den ersten Erfolg auf dem Walzwerk zu Bridgeport, Connecticut, im Jahre 1869.
1869 wurden bereits 50000 Tonnen Stahlschienen, wovon 15000 Tonnen im Inlande hergestellt waren, auf den amerikanischen Eisen- bahnen verlegt.
Durch den Morilltarif von 1861, der zum erstenmal einen aus-
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Die Vereinigten Staaten 1861 bis 1870.
Die erste Charge in Wyandotte war mit Lake-Superior-Holz-
kohlenroheisen, die erste Charge zu Troy mit Crown-Point-Holzkohlen-
roheisen erblasen worden, das in beiden Fällen in Flammöfen um-
geschmolzen worden war.
Die ersten Versuche, das Roheisen im Kupolofen umzuschmelzen,
wurden 1865 von J. S. Durfee in Wyandotte gemacht, doch fielen
dieselben schlecht aus, weil der Kupolofen zu klein war. Dagegen
führte Holley dieses Verfahren am 20. Juni 1865 mit Erfolg in Troy
ein. Das Umschmelzen im Kupolofen wurde in Nordamerika früher
eingeführt als in England. Die ersten Bessemerstahlschienen wurden
in Amerika am 24. Mai 1865 in dem Nord-Chicago-Walzwerk aus Blöcken
von Wyandotte unter der Aufsicht von William F. Durfee gewalzt.
1867 wurde in dem Cambria-Walzwerk die erste Stahlschiene in
Pennsylvanien aus Bessemerstahl der Pennsylvanian-Steel-Company
zu Harrisburg gewalzt. Die Entwickelung des Bessemerprozesses wird
durch die Zunahme der Produktion an Blöcken (Ingots) illustriert.
Dieselbe betrug:
1867 3000 N.-Tonnen
1868 8500 „
1869 12000 „
1870 42000 „
Auch der Siemens-Martinprozeſs oder offene Herdprozeſs
fand 1867 Eingang in den Vereinigten Staaten. Abraham S. Hewitt
von New-York hatte denselben auf der Pariser Weltausstellung kennen
gelernt und empfahl das Verfahren Martins, Schmiedeeisenabfälle in
einem Roheisenbade einzuschmelzen (pig and scrap method). Siemens’
Regenerativöfen waren 1863 von James Park in seiner Kupferhütte
und 1867 von A. Griswold & Co. in ihrem Walzwerk zu Troy als
Schweiſsöfen eingeführt worden. Die erste Regenerativfeuerung für
den offenen Herdprozeſs wurde 1867 von Frederic J. Slade für die
New-Jersey-Stahlwerke, die zweite in demselben Jahre auf dem
Nashua-Eisen- und Stahlwerk erbaut. 1868 führten Cooper, Hewitt
& Co. den Martinprozeſs auf ihrem Eisenwerk zu Trenton, New-
Jersey, ein.
Mit Gaspuddeln erzielte William F. Durfee den ersten Erfolg auf
dem Walzwerk zu Bridgeport, Connecticut, im Jahre 1869.
1869 wurden bereits 50000 Tonnen Stahlschienen, wovon 15000
Tonnen im Inlande hergestellt waren, auf den amerikanischen Eisen-
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Durch den Morilltarif von 1861, der zum erstenmal einen aus-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/312>, abgerufen am 28.11.2024.
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