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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
von 3 Fuss Höhe, 12 Zoll breitem Kopf und Fuss und 30 bis 60 Fuss
Länge ausgestellt, ferner eine Eisenbahnschiene von 117 Fuss Länge
und 51/4 Zoll Höhe.

Grossartig war die Ausstellung von Faconeisen zu Paris im
Jahre 1867. Welcher Reichtum von Profilen für Walzeisen zu allen
möglichen Zwecken bereits entstanden war, ist aus E. Mäurers "Die
Formen der Walzkunst, 1865" zu ersehen. Von neuen Formen erwähnen
wir gewundenes Kreuzeisen zu Säulen (fer a croix tors), welches in
Frankreich aufgekommen war; Z-Eisen, welches in geringer Dimension
zuerst in England, in grossen Dimensionen von Ingenieur Flamm 1862
auf der Burbacher Hütte bei Saarbrücken gewalzt wurde. F-Eisen
wurde zuerst zu Eschweiler-Aue und Rothe Erde bei Aachen fabriziert.

Die grösste Bewunderung erregten aber mit Recht die vortreff-
lichen Leistungen der Walzwerke in I-Eisen. 1862 waren noch die
höchsten in England hergestellten Schienen von 40 cm Höhe aus drei
Teilen zusammengesetzt. Das Eisenwerk zu Montlucon in Frankreich
stellte einige Jahre später bereits I-Eisen von 50 cm Höhe, welche
fertig aus den Walzen kamen, her. Auf der Pariser Ausstellung
1867 hatten zwei Gesellschaften, die Compagnie von Chatillon und
Commentry und die berühmte Firma Petin, Gaudet & Co. eben-
solches I-Eisen von 1 und 1,1 m Höhe ausgestellt. Die von den
Letztgenannten gelieferten Träger waren dabei 10 m lang. Sie wurden
durch ein besonderes Walzverfahren zwischen horizontalen und verti-
kalen Walzen, deren Achsen in einer Vertikalebene lagen und nach
jedem Durchgang gestellt wurden, bis sie beim letzten Durchgang ein
geschlossenes Profil von der gewünschten Form bildeten, hergestellt.
-- Gröbere L- und U-Eisen wurden bereits ziemlich allgemein mittels
Universalwalzwerken dargestellt.

Ch. Martin hatte schon 1860 mit 3 Walzen, deren Achsen in
Winkel von je 60° gestellt waren, T-Eisen gewalzt (Engl. Pat. 2101).

Creusot und Dupont & Dreyfuss zu Ars-sur-Moselle zeichneten
sich durch eine reiche Ausstellung schöner kleiner Profile von Form-
eisensorten aus. Letztere stellten Faconeisen von 550 verschiedenen
Profilen dar und hatten eine Jahresproduktion von 20 Mill. Kilogramm.

Über die Kalibrierung der Walzen veröffentlichte P. Tunner 1867
eine empfehlenswerte Schrift, ebenso R. Daelen 1870.

Petin, Gaudet & Co. hatten auch Kesselbleche von ungewöhn-
lichen Grössen ausgestellt, so eine Platte von 64 Fuss Länge, 5,2 Fuss
Breite und 4,37 Linien Dicke. Hörde hatte eine ähnliche von 44 Fuss
Länge, 5,2 Fuss Breite und 10 Linien Dicke. Low-Moor hatte Kessel-

Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
von 3 Fuſs Höhe, 12 Zoll breitem Kopf und Fuſs und 30 bis 60 Fuſs
Länge ausgestellt, ferner eine Eisenbahnschiene von 117 Fuſs Länge
und 5¼ Zoll Höhe.

Groſsartig war die Ausstellung von Façoneisen zu Paris im
Jahre 1867. Welcher Reichtum von Profilen für Walzeisen zu allen
möglichen Zwecken bereits entstanden war, ist aus E. Mäurers „Die
Formen der Walzkunst, 1865“ zu ersehen. Von neuen Formen erwähnen
wir gewundenes Kreuzeisen zu Säulen (fer â croix tors), welches in
Frankreich aufgekommen war; Z-Eisen, welches in geringer Dimension
zuerst in England, in groſsen Dimensionen von Ingenieur Flamm 1862
auf der Burbacher Hütte bei Saarbrücken gewalzt wurde. F-Eisen
wurde zuerst zu Eschweiler-Aue und Rothe Erde bei Aachen fabriziert.

Die gröſste Bewunderung erregten aber mit Recht die vortreff-
lichen Leistungen der Walzwerke in I-Eisen. 1862 waren noch die
höchsten in England hergestellten Schienen von 40 cm Höhe aus drei
Teilen zusammengesetzt. Das Eisenwerk zu Montluçon in Frankreich
stellte einige Jahre später bereits I-Eisen von 50 cm Höhe, welche
fertig aus den Walzen kamen, her. Auf der Pariser Ausstellung
1867 hatten zwei Gesellschaften, die Compagnie von Chatillon und
Commentry und die berühmte Firma Petin, Gaudet & Co. eben-
solches I-Eisen von 1 und 1,1 m Höhe ausgestellt. Die von den
Letztgenannten gelieferten Träger waren dabei 10 m lang. Sie wurden
durch ein besonderes Walzverfahren zwischen horizontalen und verti-
kalen Walzen, deren Achsen in einer Vertikalebene lagen und nach
jedem Durchgang gestellt wurden, bis sie beim letzten Durchgang ein
geschlossenes Profil von der gewünschten Form bildeten, hergestellt.
— Gröbere L- und U-Eisen wurden bereits ziemlich allgemein mittels
Universalwalzwerken dargestellt.

Ch. Martin hatte schon 1860 mit 3 Walzen, deren Achsen in
Winkel von je 60° gestellt waren, T-Eisen gewalzt (Engl. Pat. 2101).

Creusot und Dupont & Dreyfuſs zu Ars-sur-Moselle zeichneten
sich durch eine reiche Ausstellung schöner kleiner Profile von Form-
eisensorten aus. Letztere stellten Façoneisen von 550 verschiedenen
Profilen dar und hatten eine Jahresproduktion von 20 Mill. Kilogramm.

Über die Kalibrierung der Walzen veröffentlichte P. Tunner 1867
eine empfehlenswerte Schrift, ebenso R. Daelen 1870.

Petin, Gaudet & Co. hatten auch Kesselbleche von ungewöhn-
lichen Gröſsen ausgestellt, so eine Platte von 64 Fuſs Länge, 5,2 Fuſs
Breite und 4,37 Linien Dicke. Hörde hatte eine ähnliche von 44 Fuſs
Länge, 5,2 Fuſs Breite und 10 Linien Dicke. Low-Moor hatte Kessel-

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[205/0221] Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870. von 3 Fuſs Höhe, 12 Zoll breitem Kopf und Fuſs und 30 bis 60 Fuſs Länge ausgestellt, ferner eine Eisenbahnschiene von 117 Fuſs Länge und 5¼ Zoll Höhe. Groſsartig war die Ausstellung von Façoneisen zu Paris im Jahre 1867. Welcher Reichtum von Profilen für Walzeisen zu allen möglichen Zwecken bereits entstanden war, ist aus E. Mäurers „Die Formen der Walzkunst, 1865“ zu ersehen. Von neuen Formen erwähnen wir gewundenes Kreuzeisen zu Säulen (fer â croix tors), welches in Frankreich aufgekommen war; Z-Eisen, welches in geringer Dimension zuerst in England, in groſsen Dimensionen von Ingenieur Flamm 1862 auf der Burbacher Hütte bei Saarbrücken gewalzt wurde. F-Eisen wurde zuerst zu Eschweiler-Aue und Rothe Erde bei Aachen fabriziert. Die gröſste Bewunderung erregten aber mit Recht die vortreff- lichen Leistungen der Walzwerke in I-Eisen. 1862 waren noch die höchsten in England hergestellten Schienen von 40 cm Höhe aus drei Teilen zusammengesetzt. Das Eisenwerk zu Montluçon in Frankreich stellte einige Jahre später bereits I-Eisen von 50 cm Höhe, welche fertig aus den Walzen kamen, her. Auf der Pariser Ausstellung 1867 hatten zwei Gesellschaften, die Compagnie von Chatillon und Commentry und die berühmte Firma Petin, Gaudet & Co. eben- solches I-Eisen von 1 und 1,1 m Höhe ausgestellt. Die von den Letztgenannten gelieferten Träger waren dabei 10 m lang. Sie wurden durch ein besonderes Walzverfahren zwischen horizontalen und verti- kalen Walzen, deren Achsen in einer Vertikalebene lagen und nach jedem Durchgang gestellt wurden, bis sie beim letzten Durchgang ein geschlossenes Profil von der gewünschten Form bildeten, hergestellt. — Gröbere L- und U-Eisen wurden bereits ziemlich allgemein mittels Universalwalzwerken dargestellt. Ch. Martin hatte schon 1860 mit 3 Walzen, deren Achsen in Winkel von je 60° gestellt waren, T-Eisen gewalzt (Engl. Pat. 2101). Creusot und Dupont & Dreyfuſs zu Ars-sur-Moselle zeichneten sich durch eine reiche Ausstellung schöner kleiner Profile von Form- eisensorten aus. Letztere stellten Façoneisen von 550 verschiedenen Profilen dar und hatten eine Jahresproduktion von 20 Mill. Kilogramm. Über die Kalibrierung der Walzen veröffentlichte P. Tunner 1867 eine empfehlenswerte Schrift, ebenso R. Daelen 1870. Petin, Gaudet & Co. hatten auch Kesselbleche von ungewöhn- lichen Gröſsen ausgestellt, so eine Platte von 64 Fuſs Länge, 5,2 Fuſs Breite und 4,37 Linien Dicke. Hörde hatte eine ähnliche von 44 Fuſs Länge, 5,2 Fuſs Breite und 10 Linien Dicke. Low-Moor hatte Kessel-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/221>, abgerufen am 29.03.2024.