Um geringeren Stahl auf billigere Weise zu schmelzen, kon- struierte Bessemer einen Kupolofen für Hochdruck, der mit einem domförmigen Aufsatz versehen war, durch den die Charge unter Luft- abschluss eingefüllt werden konnte. Die Öffnung, durch welche die Verbrennungsprodukte entwichen, konnte durch einen eingesetzten Thonpfropf mehr oder weniger verengert werden 1). Diese Öfen sollten besonders zum Umschmelzen von Puddeleisen, Puddelstahl, Rohstahl vom Salpeterfrischen, Schienenabschnitten und alten Schienen ver- wendet werden. Seine Beobachtungen hatten ihn gelehrt, dass die Beschleunigung des Schmelzprozesses weit mehr von der Intensität als von der Menge der Wärme abhängig sei, und dass diese durch den Druck wesentlich gesteigert werde. Bessemer übertrug diesen Grundsatz sogar auf den Hochofenbetrieb und entwarf einen ähnlichen Hochofen zum Erzschmelzen (Patent Nr. 1435). Das in dem Patent Nr. 1434 angegebene Verfahren ist als flüssige Cementation zu be- zeichnen.
Das schon früher erwähnte Verfahren der direkten Stahlerzeugung aus Roheisen von Aristide Berard, welches in Frankreich auf den Werken von Givors zur Einführung gekommen war, wurde zuerst von W. E. Newton 1862 und dann von J. Whitley in England ein- geführt 2), ohne jedoch eine Bedeutung zu erlangen.
Die Fortschritte der Stahlbereitung bewirkten eine rasche Steige- rung der Stahlerzeugung. Leider ist die Statistik aus jener Zeit zu mangelhaft, um die gesamte Erzeugung der Erde zahlenmässig dar- stellen zu können, und müssen wir uns begnügen, diese Zunahme für einzelne Länder nachzuweisen. Für Preussen, den deutschen Zoll- verein und Frankreich stellte sich dieselbe wie folgt:
Stahlerzeugung in Tonnen.
[Tabelle]
1) S. Mechanic's Magazine 1869, Juli; R. Wagners Jahresbericht f. 1870, S. 50.
2) S. Engineering, April 1871; Dinglers Journal 200, S. 470.
Beck, Geschichte des Eisens. 13
Cement- und Guſsstahlfabrikation 1861 bis 1870.
Um geringeren Stahl auf billigere Weise zu schmelzen, kon- struierte Bessemer einen Kupolofen für Hochdruck, der mit einem domförmigen Aufsatz versehen war, durch den die Charge unter Luft- abschluſs eingefüllt werden konnte. Die Öffnung, durch welche die Verbrennungsprodukte entwichen, konnte durch einen eingesetzten Thonpfropf mehr oder weniger verengert werden 1). Diese Öfen sollten besonders zum Umschmelzen von Puddeleisen, Puddelstahl, Rohstahl vom Salpeterfrischen, Schienenabschnitten und alten Schienen ver- wendet werden. Seine Beobachtungen hatten ihn gelehrt, daſs die Beschleunigung des Schmelzprozesses weit mehr von der Intensität als von der Menge der Wärme abhängig sei, und daſs diese durch den Druck wesentlich gesteigert werde. Bessemer übertrug diesen Grundsatz sogar auf den Hochofenbetrieb und entwarf einen ähnlichen Hochofen zum Erzschmelzen (Patent Nr. 1435). Das in dem Patent Nr. 1434 angegebene Verfahren ist als flüssige Cementation zu be- zeichnen.
Das schon früher erwähnte Verfahren der direkten Stahlerzeugung aus Roheisen von Aristide Bérard, welches in Frankreich auf den Werken von Givors zur Einführung gekommen war, wurde zuerst von W. E. Newton 1862 und dann von J. Whitley in England ein- geführt 2), ohne jedoch eine Bedeutung zu erlangen.
Die Fortschritte der Stahlbereitung bewirkten eine rasche Steige- rung der Stahlerzeugung. Leider ist die Statistik aus jener Zeit zu mangelhaft, um die gesamte Erzeugung der Erde zahlenmäſsig dar- stellen zu können, und müssen wir uns begnügen, diese Zunahme für einzelne Länder nachzuweisen. Für Preuſsen, den deutschen Zoll- verein und Frankreich stellte sich dieselbe wie folgt:
Stahlerzeugung in Tonnen.
[Tabelle]
1) S. Mechanic’s Magazine 1869, Juli; R. Wagners Jahresbericht f. 1870, S. 50.
2) S. Engineering, April 1871; Dinglers Journal 200, S. 470.
Beck, Geschichte des Eisens. 13
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Cement- und Guſsstahlfabrikation 1861 bis 1870.
Um geringeren Stahl auf billigere Weise zu schmelzen, kon-
struierte Bessemer einen Kupolofen für Hochdruck, der mit einem
domförmigen Aufsatz versehen war, durch den die Charge unter Luft-
abschluſs eingefüllt werden konnte. Die Öffnung, durch welche die
Verbrennungsprodukte entwichen, konnte durch einen eingesetzten
Thonpfropf mehr oder weniger verengert werden 1). Diese Öfen sollten
besonders zum Umschmelzen von Puddeleisen, Puddelstahl, Rohstahl
vom Salpeterfrischen, Schienenabschnitten und alten Schienen ver-
wendet werden. Seine Beobachtungen hatten ihn gelehrt, daſs die
Beschleunigung des Schmelzprozesses weit mehr von der Intensität
als von der Menge der Wärme abhängig sei, und daſs diese durch
den Druck wesentlich gesteigert werde. Bessemer übertrug diesen
Grundsatz sogar auf den Hochofenbetrieb und entwarf einen ähnlichen
Hochofen zum Erzschmelzen (Patent Nr. 1435). Das in dem Patent
Nr. 1434 angegebene Verfahren ist als flüssige Cementation zu be-
zeichnen.
Das schon früher erwähnte Verfahren der direkten Stahlerzeugung
aus Roheisen von Aristide Bérard, welches in Frankreich auf den
Werken von Givors zur Einführung gekommen war, wurde zuerst
von W. E. Newton 1862 und dann von J. Whitley in England ein-
geführt 2), ohne jedoch eine Bedeutung zu erlangen.
Die Fortschritte der Stahlbereitung bewirkten eine rasche Steige-
rung der Stahlerzeugung. Leider ist die Statistik aus jener Zeit zu
mangelhaft, um die gesamte Erzeugung der Erde zahlenmäſsig dar-
stellen zu können, und müssen wir uns begnügen, diese Zunahme für
einzelne Länder nachzuweisen. Für Preuſsen, den deutschen Zoll-
verein und Frankreich stellte sich dieselbe wie folgt:
Stahlerzeugung in Tonnen.
1) S. Mechanic’s Magazine 1869, Juli; R. Wagners Jahresbericht f. 1870, S. 50.
2) S. Engineering, April 1871; Dinglers Journal 200, S. 470.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/209>, abgerufen am 22.11.2024.
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