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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.

Über das Spektrum der Bessemerflamme veröffentlichte Th. Rowan
1869 eine ausführliche Abhandlung 1). Er erfand ein kleines Instrument
zur Beobachtung der Flamme, welches er Chromopyrometer nannte.
Über das Bessemerspektrum veröffentlichten ferner Bleichsteiner 2)
und Wedding 3) Mitteilungen. Letzterer schreibt dem Mangan
die charakteristischen Erscheinungen im Spektrum der Bessemer-
flamme zu.

Der Amerikaner Durfee nahm 1869 ein Patent auf verbesserte
Blockformen.

Auch das Jahr 1870 brachte eine Reihe neuer Vorschläge für
die Reinigung und Verbesserung des Bessemermetalls, ohne indes die
wichtige Frage der Entphosphorung der Lösung näher zu bringen.
A. Parkes schlug einen Zusatz von Nickel vor (Patent vom 9. April
1870). James Henderson empfahl Flussspat oder andere Fluor-
verbindungen als Reinigungsmittel für das Roheisen (Patent vom
27. Mai). Mason und Parkes liessen sich wieder einmal die Ver-
wendung von Chloriden zu diesem Zweck patentieren, J. E. Sherman
Jod und Jodverbindungen (Patent vom 25. Juli). Carulla will die
Reinigung durch Einblasen von Wasserstoffgas bewirken (Patent vom
24. August). Henderson empfahl in einem Patent vom 8. November,
das Futter der Frischbirne aus Flussspat herzustellen.

Über die Menge der beim Bessemern erzeugten Wärme wurden
mehrere Untersuchungen veröffentlicht. Troost und Hautefeuille
wiesen nach, dass ein Äquivalent Silicium doppelt so viel Wärme als
ein Aquivalent Kohlenstoff bei seiner Oxydation entwickele; ausserdem
bleibe die ganze durch das Silicium entwickelte Wärme in der Schmelz-
masse, während das Kohlenoxydgas den grössten Teil seiner Ver-
brennungswärme mit fortnähme.

Jordan berechnete, dass unter Annahme einer Temperatur des
Roheisenbades von 1400° C. zur Verbrennung von einem Gewichtsteil

Eisen     1,2427 Gewichtsteile Luft
Kohlenstoff     4,4616 " "
Silicium     3,7386 " "

erforderlich sind.


1) Siehe Chemical News 1869, XXIX, p. 176; R. Wagners Jahresbericht d.
chem. Technol. 1869, S. 61.
2) Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1869, S. 43.
3) Preuss. Zeitschr. XVII, 117.
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.

Über das Spektrum der Bessemerflamme veröffentlichte Th. Rowan
1869 eine ausführliche Abhandlung 1). Er erfand ein kleines Instrument
zur Beobachtung der Flamme, welches er Chromopyrometer nannte.
Über das Bessemerspektrum veröffentlichten ferner Bleichsteiner 2)
und Wedding 3) Mitteilungen. Letzterer schreibt dem Mangan
die charakteristischen Erscheinungen im Spektrum der Bessemer-
flamme zu.

Der Amerikaner Durfee nahm 1869 ein Patent auf verbesserte
Blockformen.

Auch das Jahr 1870 brachte eine Reihe neuer Vorschläge für
die Reinigung und Verbesserung des Bessemermetalls, ohne indes die
wichtige Frage der Entphosphorung der Lösung näher zu bringen.
A. Parkes schlug einen Zusatz von Nickel vor (Patent vom 9. April
1870). James Henderson empfahl Fluſsspat oder andere Fluor-
verbindungen als Reinigungsmittel für das Roheisen (Patent vom
27. Mai). Mason und Parkes lieſsen sich wieder einmal die Ver-
wendung von Chloriden zu diesem Zweck patentieren, J. E. Sherman
Jod und Jodverbindungen (Patent vom 25. Juli). Carulla will die
Reinigung durch Einblasen von Wasserstoffgas bewirken (Patent vom
24. August). Henderson empfahl in einem Patent vom 8. November,
das Futter der Frischbirne aus Fluſsspat herzustellen.

Über die Menge der beim Bessemern erzeugten Wärme wurden
mehrere Untersuchungen veröffentlicht. Troost und Hautefeuille
wiesen nach, daſs ein Äquivalent Silicium doppelt so viel Wärme als
ein Aquivalent Kohlenstoff bei seiner Oxydation entwickele; auſserdem
bleibe die ganze durch das Silicium entwickelte Wärme in der Schmelz-
masse, während das Kohlenoxydgas den gröſsten Teil seiner Ver-
brennungswärme mit fortnähme.

Jordan berechnete, daſs unter Annahme einer Temperatur des
Roheisenbades von 1400° C. zur Verbrennung von einem Gewichtsteil

Eisen     1,2427 Gewichtsteile Luft
Kohlenstoff     4,4616 „ „
Silicium     3,7386 „ „

erforderlich sind.


1) Siehe Chemical News 1869, XXIX, p. 176; R. Wagners Jahresbericht d.
chem. Technol. 1869, S. 61.
2) Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1869, S. 43.
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[169/0185] Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870. Über das Spektrum der Bessemerflamme veröffentlichte Th. Rowan 1869 eine ausführliche Abhandlung 1). Er erfand ein kleines Instrument zur Beobachtung der Flamme, welches er Chromopyrometer nannte. Über das Bessemerspektrum veröffentlichten ferner Bleichsteiner 2) und Wedding 3) Mitteilungen. Letzterer schreibt dem Mangan die charakteristischen Erscheinungen im Spektrum der Bessemer- flamme zu. Der Amerikaner Durfee nahm 1869 ein Patent auf verbesserte Blockformen. Auch das Jahr 1870 brachte eine Reihe neuer Vorschläge für die Reinigung und Verbesserung des Bessemermetalls, ohne indes die wichtige Frage der Entphosphorung der Lösung näher zu bringen. A. Parkes schlug einen Zusatz von Nickel vor (Patent vom 9. April 1870). James Henderson empfahl Fluſsspat oder andere Fluor- verbindungen als Reinigungsmittel für das Roheisen (Patent vom 27. Mai). Mason und Parkes lieſsen sich wieder einmal die Ver- wendung von Chloriden zu diesem Zweck patentieren, J. E. Sherman Jod und Jodverbindungen (Patent vom 25. Juli). Carulla will die Reinigung durch Einblasen von Wasserstoffgas bewirken (Patent vom 24. August). Henderson empfahl in einem Patent vom 8. November, das Futter der Frischbirne aus Fluſsspat herzustellen. Über die Menge der beim Bessemern erzeugten Wärme wurden mehrere Untersuchungen veröffentlicht. Troost und Hautefeuille wiesen nach, daſs ein Äquivalent Silicium doppelt so viel Wärme als ein Aquivalent Kohlenstoff bei seiner Oxydation entwickele; auſserdem bleibe die ganze durch das Silicium entwickelte Wärme in der Schmelz- masse, während das Kohlenoxydgas den gröſsten Teil seiner Ver- brennungswärme mit fortnähme. Jordan berechnete, daſs unter Annahme einer Temperatur des Roheisenbades von 1400° C. zur Verbrennung von einem Gewichtsteil Eisen 1,2427 Gewichtsteile Luft Kohlenstoff 4,4616 „ „ Silicium 3,7386 „ „ erforderlich sind. 1) Siehe Chemical News 1869, XXIX, p. 176; R. Wagners Jahresbericht d. chem. Technol. 1869, S. 61. 2) Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1869, S. 43. 3) Preuſs. Zeitschr. XVII, 117.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/185>, abgerufen am 24.04.2024.