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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
verters an Stelle des Windkastens eine starke Büchse von Eisenblech,
die inwendig mit feuerfestem Material ausgekleidet war, an (Fig. 100).
Dieselbe hatte einen mit Löchern versehenen Deckel und wurde mit
Salpeter gefüllt. Die Hitze des flüssigen Roheisens zersetzte den
Salpeter und bewirkte die Gasentwickelung. Der andere Weg bestand
darin, seitlich an dem Konverter ein Gefäss anzubringen, in welchem
[Abbildung] Fig. 100.
Salpeter und andere reinigende Salze durch einen
heissen Windstrom geschmolzen wurden. Das Gefäss
war durch Röhren mit dem Boden des Konverters ver-
bunden, so dass die geschmolzene Masse unter Druck
in das flüssige Roheisen gelangen konnte. Die Re-
gulierung erfolgte dabei durch einen Vierweghahn, der
entweder ganz abschloss oder gestattete, dass nur der
heisse Wind, der durch die Salpeterbüchse geströmt
war, eintrat, oder endlich, wenn das Salpeterfrischen
beginnen sollte, dem geschmolzenen Salz den Zutritt
gestattete.

J. Hargreaves' Vorschlag (Patent vom 12. Juli 1867) war dahin
gegangen, durch Übergiessen von salpeter-, chlor-, mangan- oder
chromsauren Salzen mit flüssigem Roheisen ein zusammengeflossenes
Gemenge der reduzierten Salze mit dem oxydierten Eisen und seinen
Verunreinigungen zu erzeugen, welche er "Stahlschlacke" nannte und
die, indem sie dem eingeschmolzenen Roheisen im Konverter beim
Beginn des Bessemerns zugesetzt wurde, eine bedeutend reinigende
Einwirkung ausüben sollte.

Am 27. Februar 1867 hatte der Amerikaner A. L. Holley ein
Patent auf verbesserte Ingotformen genommen. Der Grundgedanke
war die Anordnung einer Anzahl von Formen um einen centralen
Einguss, mit dem jene an den Böden so verbunden waren, dass sie
sich von unten füllten. Ausser dem centralen Einguss gehörte dazu
ein Verteilungsboden (distributing bottom), ein Formkasten, in dem
die verbindenden Rinnen in Formsand eingeformt wurden. Ferner
wurden die Eingussformen durch Thonpfropfen oder Eisendeckel ab-
geschlossen, wodurch das Metall in dem centralen Einguss höher
steigen musste, so dass die Eingüsse unter Druck erstarrten.

Auf die Veröffentlichung Professor Roscoes im Jahre 1864, dass
man bei John Brown in Sheffield das Spektroskop zur Beobachtung
der Bessemerflamme eingeführt habe, versuchte man auf vielen
Bessemerhütten dies Mittel ebenfalls anzuwenden, sah sich aber in den
meisten Fällen getäuscht.


Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
verters an Stelle des Windkastens eine starke Büchse von Eisenblech,
die inwendig mit feuerfestem Material ausgekleidet war, an (Fig. 100).
Dieselbe hatte einen mit Löchern versehenen Deckel und wurde mit
Salpeter gefüllt. Die Hitze des flüssigen Roheisens zersetzte den
Salpeter und bewirkte die Gasentwickelung. Der andere Weg bestand
darin, seitlich an dem Konverter ein Gefäſs anzubringen, in welchem
[Abbildung] Fig. 100.
Salpeter und andere reinigende Salze durch einen
heiſsen Windstrom geschmolzen wurden. Das Gefäſs
war durch Röhren mit dem Boden des Konverters ver-
bunden, so daſs die geschmolzene Masse unter Druck
in das flüssige Roheisen gelangen konnte. Die Re-
gulierung erfolgte dabei durch einen Vierweghahn, der
entweder ganz abschloſs oder gestattete, daſs nur der
heiſse Wind, der durch die Salpeterbüchse geströmt
war, eintrat, oder endlich, wenn das Salpeterfrischen
beginnen sollte, dem geschmolzenen Salz den Zutritt
gestattete.

J. Hargreaves’ Vorschlag (Patent vom 12. Juli 1867) war dahin
gegangen, durch Übergieſsen von salpeter-, chlor-, mangan- oder
chromsauren Salzen mit flüssigem Roheisen ein zusammengeflossenes
Gemenge der reduzierten Salze mit dem oxydierten Eisen und seinen
Verunreinigungen zu erzeugen, welche er „Stahlschlacke“ nannte und
die, indem sie dem eingeschmolzenen Roheisen im Konverter beim
Beginn des Bessemerns zugesetzt wurde, eine bedeutend reinigende
Einwirkung ausüben sollte.

Am 27. Februar 1867 hatte der Amerikaner A. L. Holley ein
Patent auf verbesserte Ingotformen genommen. Der Grundgedanke
war die Anordnung einer Anzahl von Formen um einen centralen
Einguſs, mit dem jene an den Böden so verbunden waren, daſs sie
sich von unten füllten. Auſser dem centralen Einguſs gehörte dazu
ein Verteilungsboden (distributing bottom), ein Formkasten, in dem
die verbindenden Rinnen in Formsand eingeformt wurden. Ferner
wurden die Einguſsformen durch Thonpfropfen oder Eisendeckel ab-
geschlossen, wodurch das Metall in dem centralen Einguſs höher
steigen muſste, so daſs die Eingüsse unter Druck erstarrten.

Auf die Veröffentlichung Professor Roscoes im Jahre 1864, daſs
man bei John Brown in Sheffield das Spektroskop zur Beobachtung
der Bessemerflamme eingeführt habe, versuchte man auf vielen
Bessemerhütten dies Mittel ebenfalls anzuwenden, sah sich aber in den
meisten Fällen getäuscht.


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[164/0180] Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870. verters an Stelle des Windkastens eine starke Büchse von Eisenblech, die inwendig mit feuerfestem Material ausgekleidet war, an (Fig. 100). Dieselbe hatte einen mit Löchern versehenen Deckel und wurde mit Salpeter gefüllt. Die Hitze des flüssigen Roheisens zersetzte den Salpeter und bewirkte die Gasentwickelung. Der andere Weg bestand darin, seitlich an dem Konverter ein Gefäſs anzubringen, in welchem [Abbildung Fig. 100.] Salpeter und andere reinigende Salze durch einen heiſsen Windstrom geschmolzen wurden. Das Gefäſs war durch Röhren mit dem Boden des Konverters ver- bunden, so daſs die geschmolzene Masse unter Druck in das flüssige Roheisen gelangen konnte. Die Re- gulierung erfolgte dabei durch einen Vierweghahn, der entweder ganz abschloſs oder gestattete, daſs nur der heiſse Wind, der durch die Salpeterbüchse geströmt war, eintrat, oder endlich, wenn das Salpeterfrischen beginnen sollte, dem geschmolzenen Salz den Zutritt gestattete. J. Hargreaves’ Vorschlag (Patent vom 12. Juli 1867) war dahin gegangen, durch Übergieſsen von salpeter-, chlor-, mangan- oder chromsauren Salzen mit flüssigem Roheisen ein zusammengeflossenes Gemenge der reduzierten Salze mit dem oxydierten Eisen und seinen Verunreinigungen zu erzeugen, welche er „Stahlschlacke“ nannte und die, indem sie dem eingeschmolzenen Roheisen im Konverter beim Beginn des Bessemerns zugesetzt wurde, eine bedeutend reinigende Einwirkung ausüben sollte. Am 27. Februar 1867 hatte der Amerikaner A. L. Holley ein Patent auf verbesserte Ingotformen genommen. Der Grundgedanke war die Anordnung einer Anzahl von Formen um einen centralen Einguſs, mit dem jene an den Böden so verbunden waren, daſs sie sich von unten füllten. Auſser dem centralen Einguſs gehörte dazu ein Verteilungsboden (distributing bottom), ein Formkasten, in dem die verbindenden Rinnen in Formsand eingeformt wurden. Ferner wurden die Einguſsformen durch Thonpfropfen oder Eisendeckel ab- geschlossen, wodurch das Metall in dem centralen Einguſs höher steigen muſste, so daſs die Eingüsse unter Druck erstarrten. Auf die Veröffentlichung Professor Roscoes im Jahre 1864, daſs man bei John Brown in Sheffield das Spektroskop zur Beobachtung der Bessemerflamme eingeführt habe, versuchte man auf vielen Bessemerhütten dies Mittel ebenfalls anzuwenden, sah sich aber in den meisten Fällen getäuscht.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/180>, abgerufen am 25.11.2024.