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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Öffnungen hat, durch welche sie in mehrere kleinere untergestellte
Formen fliesst. Durch das verlangsamte Einfliessen in diese Formen
werden die Blöcke dichter.

In demselben Patent giebt Bessemer an, dass man den Fort-
schritt der Entkohlung bestimmen könne durch die Menge des durch-
geblasenen Windes. Er wendete deshalb einen Zählapparat an, der
die Zahl der Entleerungen der beiden Gebläsecylinder angab, und
dies sollte das Mittel an die Hand geben, den Prozess im richtigen

[Abbildung] Fig. 90.
Augenblick zu unterbrechen. Dieser schöne Vorschlag hat sich in
der Praxis leider nicht bewährt, aber er beweist, wie Bessemer
unablässig darauf sann, sein Verfahren zu vervollkommnen.

Die Anwendung der Hydraulik zur Bewegung des Konverters und
der Gusspfanne war ein genialer Gedanke, wie denn überhaupt der
ganze Apparat durch seine Zweckmässigkeit, Beweglichkeit und
Solidität überrascht. Wir wissen aber aus dem früher Mitgeteilten,
dass derselbe nicht als etwas Fertiges dem Geiste des Erfinders ent-
sprang, sondern dass er das Produkt jahrelangen Nachdenkens und
Experimentierens war. Anfangs kippte Bessemer seine Retorten
durch ein Vorgelege mit der Hand, dann kam, wie es scheint zuerst
in St. Seurin 1), die Bewegung durch ein Dampfgetriebe auf. Die Be-
wegung durch hydraulischen Druck kann also erst als drittes Stadium

1) Siehe Armengaud, Public. industr., t. XIV, livr. 7, 8.

Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Öffnungen hat, durch welche sie in mehrere kleinere untergestellte
Formen flieſst. Durch das verlangsamte Einflieſsen in diese Formen
werden die Blöcke dichter.

In demselben Patent giebt Bessemer an, daſs man den Fort-
schritt der Entkohlung bestimmen könne durch die Menge des durch-
geblasenen Windes. Er wendete deshalb einen Zählapparat an, der
die Zahl der Entleerungen der beiden Gebläsecylinder angab, und
dies sollte das Mittel an die Hand geben, den Prozeſs im richtigen

[Abbildung] Fig. 90.
Augenblick zu unterbrechen. Dieser schöne Vorschlag hat sich in
der Praxis leider nicht bewährt, aber er beweist, wie Bessemer
unablässig darauf sann, sein Verfahren zu vervollkommnen.

Die Anwendung der Hydraulik zur Bewegung des Konverters und
der Guſspfanne war ein genialer Gedanke, wie denn überhaupt der
ganze Apparat durch seine Zweckmäſsigkeit, Beweglichkeit und
Solidität überrascht. Wir wissen aber aus dem früher Mitgeteilten,
daſs derselbe nicht als etwas Fertiges dem Geiste des Erfinders ent-
sprang, sondern daſs er das Produkt jahrelangen Nachdenkens und
Experimentierens war. Anfangs kippte Bessemer seine Retorten
durch ein Vorgelege mit der Hand, dann kam, wie es scheint zuerst
in St. Seurin 1), die Bewegung durch ein Dampfgetriebe auf. Die Be-
wegung durch hydraulischen Druck kann also erst als drittes Stadium

1) Siehe Armengaud, Public. industr., t. XIV, livr. 7, 8.
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[127/0143] Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870. Öffnungen hat, durch welche sie in mehrere kleinere untergestellte Formen flieſst. Durch das verlangsamte Einflieſsen in diese Formen werden die Blöcke dichter. In demselben Patent giebt Bessemer an, daſs man den Fort- schritt der Entkohlung bestimmen könne durch die Menge des durch- geblasenen Windes. Er wendete deshalb einen Zählapparat an, der die Zahl der Entleerungen der beiden Gebläsecylinder angab, und dies sollte das Mittel an die Hand geben, den Prozeſs im richtigen [Abbildung Fig. 90.] Augenblick zu unterbrechen. Dieser schöne Vorschlag hat sich in der Praxis leider nicht bewährt, aber er beweist, wie Bessemer unablässig darauf sann, sein Verfahren zu vervollkommnen. Die Anwendung der Hydraulik zur Bewegung des Konverters und der Guſspfanne war ein genialer Gedanke, wie denn überhaupt der ganze Apparat durch seine Zweckmäſsigkeit, Beweglichkeit und Solidität überrascht. Wir wissen aber aus dem früher Mitgeteilten, daſs derselbe nicht als etwas Fertiges dem Geiste des Erfinders ent- sprang, sondern daſs er das Produkt jahrelangen Nachdenkens und Experimentierens war. Anfangs kippte Bessemer seine Retorten durch ein Vorgelege mit der Hand, dann kam, wie es scheint zuerst in St. Seurin 1), die Bewegung durch ein Dampfgetriebe auf. Die Be- wegung durch hydraulischen Druck kann also erst als drittes Stadium 1) Siehe Armengaud, Public. industr., t. XIV, livr. 7, 8.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/143>, abgerufen am 26.04.2024.