Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite
Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Im Bau befanden sich 1883 folgende Werke:

[Tabelle]

Den basischen oder Thomasprozess hatte bis dahin nur die
Pennsylvania Steel Co. versuchsweise ausgeführt. Abgesehen davon,
dass das Bedürfnis für den Thomasprozess kein so dringendes war,
wurde seine Einführung dadurch aufgehalten, dass J. Reese in Pitts-
burgh ein Patent erworben hatte, das dem Patent Thomas im Wege
stand. Reese, der sehr viele Patente nahm, erhielt auch ein solches
für fahrbare Konverter und fahrbare Durchweichungsgruben.

Die Pittsburgh Bessemer Steel Co. verkaufte 1883 ihr berühmtes
Stahlwerk an die benachbarte Konkurrenzfirma Carnegie Brothers
& Co
.

Man war immer noch bestrebt, die alten Betriebe zu erhalten
und zu verbessern. 1883 gab es in den Unionstaaten noch 68 Luppen-
oder Catalanschmieden, in denen Schmiedeeisen unmittelbar aus Erzen
erzeugt wurde; hiervon entfielen auf Vermont 2, New York 27, New
Jersey 2, Pennsylvania 1, Virginia 2, Nord-Carolina 12, Tennessee 21
und Missouri 1. In Tennessee waren sie meist Nebenbetriebe der
Landwirtschaft. Das grösste Werk war die Sable Iron Works in Essex
County (New York) mit 22 Herden und 8000 Tonnen Jahreserzeugung.
Die ganze Produktion hatte 1882 48254 Tonnen betragen. Die
Luppen (Blooms) dienten meist als Material für besten Werk-
zeug-Tiegelstahl und für Martinstahl, ein Teil wurde zu Manu-
fakturwaren verarbeitet. Ebenso wurde das Eisen der Frischherde
des Champlaindistriktes zu Blechen, Draht, Fluss- und Tiegelstahl
verwendet.

Die Produktion der Holzkohlenhochöfen suchte man durch Er-
höhung der Öfen, heisseren Wind und stärkere Pressung zu steigern,
wodurch man zugleich Ersparnis an Kohlen und Arbeitslohn erzielte.
Man baute die neuen Holzkohlenhochöfen 52 bis 56 Fuss hoch. Für
die neuen Hochöfen D und E der Edgar-Thomson-Werke wurden

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Im Bau befanden sich 1883 folgende Werke:

[Tabelle]

Den basischen oder Thomasprozeſs hatte bis dahin nur die
Pennsylvania Steel Co. versuchsweise ausgeführt. Abgesehen davon,
daſs das Bedürfnis für den Thomasprozeſs kein so dringendes war,
wurde seine Einführung dadurch aufgehalten, daſs J. Reese in Pitts-
burgh ein Patent erworben hatte, das dem Patent Thomas im Wege
stand. Reese, der sehr viele Patente nahm, erhielt auch ein solches
für fahrbare Konverter und fahrbare Durchweichungsgruben.

Die Pittsburgh Bessemer Steel Co. verkaufte 1883 ihr berühmtes
Stahlwerk an die benachbarte Konkurrenzfirma Carnegie Brothers
& Co
.

Man war immer noch bestrebt, die alten Betriebe zu erhalten
und zu verbessern. 1883 gab es in den Unionstaaten noch 68 Luppen-
oder Catalanschmieden, in denen Schmiedeeisen unmittelbar aus Erzen
erzeugt wurde; hiervon entfielen auf Vermont 2, New York 27, New
Jersey 2, Pennsylvania 1, Virginia 2, Nord-Carolina 12, Tennessee 21
und Missouri 1. In Tennessee waren sie meist Nebenbetriebe der
Landwirtschaft. Das gröſste Werk war die Sable Iron Works in Essex
County (New York) mit 22 Herden und 8000 Tonnen Jahreserzeugung.
Die ganze Produktion hatte 1882 48254 Tonnen betragen. Die
Luppen (Blooms) dienten meist als Material für besten Werk-
zeug-Tiegelstahl und für Martinstahl, ein Teil wurde zu Manu-
fakturwaren verarbeitet. Ebenso wurde das Eisen der Frischherde
des Champlaindistriktes zu Blechen, Draht, Fluſs- und Tiegelstahl
verwendet.

Die Produktion der Holzkohlenhochöfen suchte man durch Er-
höhung der Öfen, heiſseren Wind und stärkere Pressung zu steigern,
wodurch man zugleich Ersparnis an Kohlen und Arbeitslohn erzielte.
Man baute die neuen Holzkohlenhochöfen 52 bis 56 Fuſs hoch. Für
die neuen Hochöfen D und E der Edgar-Thomson-Werke wurden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f1308" n="1292"/>
          <fw place="top" type="header">Vereinigte Staaten von Nordamerika.</fw><lb/>
          <p>Im Bau befanden sich 1883 folgende Werke:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Den basischen oder Thomasproze&#x017F;s hatte bis dahin nur die<lb/>
Pennsylvania Steel Co. versuchsweise ausgeführt. Abgesehen davon,<lb/>
da&#x017F;s das Bedürfnis für den Thomasproze&#x017F;s kein so dringendes war,<lb/>
wurde seine Einführung dadurch aufgehalten, da&#x017F;s J. <hi rendition="#g">Reese</hi> in Pitts-<lb/>
burgh ein Patent erworben hatte, das dem Patent Thomas im Wege<lb/>
stand. <hi rendition="#g">Reese</hi>, der sehr viele Patente nahm, erhielt auch ein solches<lb/>
für fahrbare Konverter und fahrbare Durchweichungsgruben.</p><lb/>
          <p>Die Pittsburgh Bessemer Steel Co. verkaufte 1883 ihr berühmtes<lb/>
Stahlwerk an die benachbarte Konkurrenzfirma <hi rendition="#g">Carnegie Brothers<lb/>
&amp; Co</hi>.</p><lb/>
          <p>Man war immer noch bestrebt, die alten Betriebe zu erhalten<lb/>
und zu verbessern. 1883 gab es in den Unionstaaten noch 68 Luppen-<lb/>
oder Catalanschmieden, in denen Schmiedeeisen unmittelbar aus Erzen<lb/>
erzeugt wurde; hiervon entfielen auf Vermont 2, New York 27, New<lb/>
Jersey 2, Pennsylvania 1, Virginia 2, Nord-Carolina 12, Tennessee 21<lb/>
und Missouri 1. In Tennessee waren sie meist Nebenbetriebe der<lb/>
Landwirtschaft. Das grö&#x017F;ste Werk war die Sable Iron Works in Essex<lb/>
County (New York) mit 22 Herden und 8000 Tonnen Jahreserzeugung.<lb/>
Die ganze Produktion hatte 1882 48254 Tonnen betragen. Die<lb/>
Luppen (Blooms) dienten meist als Material für besten Werk-<lb/>
zeug-Tiegelstahl und für Martinstahl, ein Teil wurde zu Manu-<lb/>
fakturwaren verarbeitet. Ebenso wurde das Eisen der Frischherde<lb/>
des Champlaindistriktes zu Blechen, Draht, Flu&#x017F;s- und Tiegelstahl<lb/>
verwendet.</p><lb/>
          <p>Die Produktion der Holzkohlenhochöfen suchte man durch Er-<lb/>
höhung der Öfen, hei&#x017F;seren Wind und stärkere Pressung zu steigern,<lb/>
wodurch man zugleich Ersparnis an Kohlen und Arbeitslohn erzielte.<lb/>
Man baute die neuen Holzkohlenhochöfen 52 bis 56 Fu&#x017F;s hoch. Für<lb/>
die neuen Hochöfen D und E der Edgar-Thomson-Werke wurden<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1292/1308] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Im Bau befanden sich 1883 folgende Werke: Den basischen oder Thomasprozeſs hatte bis dahin nur die Pennsylvania Steel Co. versuchsweise ausgeführt. Abgesehen davon, daſs das Bedürfnis für den Thomasprozeſs kein so dringendes war, wurde seine Einführung dadurch aufgehalten, daſs J. Reese in Pitts- burgh ein Patent erworben hatte, das dem Patent Thomas im Wege stand. Reese, der sehr viele Patente nahm, erhielt auch ein solches für fahrbare Konverter und fahrbare Durchweichungsgruben. Die Pittsburgh Bessemer Steel Co. verkaufte 1883 ihr berühmtes Stahlwerk an die benachbarte Konkurrenzfirma Carnegie Brothers & Co. Man war immer noch bestrebt, die alten Betriebe zu erhalten und zu verbessern. 1883 gab es in den Unionstaaten noch 68 Luppen- oder Catalanschmieden, in denen Schmiedeeisen unmittelbar aus Erzen erzeugt wurde; hiervon entfielen auf Vermont 2, New York 27, New Jersey 2, Pennsylvania 1, Virginia 2, Nord-Carolina 12, Tennessee 21 und Missouri 1. In Tennessee waren sie meist Nebenbetriebe der Landwirtschaft. Das gröſste Werk war die Sable Iron Works in Essex County (New York) mit 22 Herden und 8000 Tonnen Jahreserzeugung. Die ganze Produktion hatte 1882 48254 Tonnen betragen. Die Luppen (Blooms) dienten meist als Material für besten Werk- zeug-Tiegelstahl und für Martinstahl, ein Teil wurde zu Manu- fakturwaren verarbeitet. Ebenso wurde das Eisen der Frischherde des Champlaindistriktes zu Blechen, Draht, Fluſs- und Tiegelstahl verwendet. Die Produktion der Holzkohlenhochöfen suchte man durch Er- höhung der Öfen, heiſseren Wind und stärkere Pressung zu steigern, wodurch man zugleich Ersparnis an Kohlen und Arbeitslohn erzielte. Man baute die neuen Holzkohlenhochöfen 52 bis 56 Fuſs hoch. Für die neuen Hochöfen D und E der Edgar-Thomson-Werke wurden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1308
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1308>, abgerufen am 05.05.2024.