wie in Deutschland. Ein Puddler in Pittsburgh erhielt 12 Mark, in St. Louis 131/2 Mark den Tag.
In Missouri war auf den Vulkanwerken ein Hochofen von 100 Fuss Höhe und 25 Fuss Kohlensackweite erbaut worden, von dem man eine Produktion von 180 bis 200 Tonnen den Tag erhoffte. In Richardsons Giesserei zu Hartlepool standen die Formkasten auf einer elliptischen Eisenbahn, die sie dem Stampfraum, dem Giessraum und dem Raum zum Entleeren zuführte. Besonders grosse Eisen- und Stahlwerke ent- standen in Illinois am Südende des Michigansees um die empor- strebende Hauptstadt Chicago. Dorthin konnten die Erze vom Lake Superior auf Schiffen gelangen und ausgedehnte Steinkohlenlager fanden sich in der Nähe. 1872 kamen ausser den älteren South- Chicago-Eisenwerken die Eisen- und Stahlwerke Joliet und North- Chicago in Betrieb. Die Erzeugung von Bessemerschienen besonders in Joliet war von 1869 bis 1871 von 53261 Tonnen auf 91178 Tonnen gestiegen 1).
Wichtige Fortschritte machte die Bessemerstahlerzeugung in den Vereinigten Staaten Anfang der siebziger Jahre. Hierzu trugen drei Männer, John Holley, John Fritz und George Fritz, besonders bei. Die wichtigsten Werke waren Troy, Harrisburg, Newburg bei Cleveland in Ohio, Johnstown und Bethlehem in Pennsylvanien, die Südchicago- werke bei Bridgeport, Joliet und die Nordchicagowerke. Zu Troy erreichte man 1872 in zwei 5-Tonnen-Konvertern eine Monatsproduktion von 2000 Tonnen, indem man 16 bis 20 Chargen in 24 Stunden blies. Dieses rasche Treiben, welches seitdem immer mehr gesteigert wurde, entsprang nicht allein dem Streben nach Massenproduktion, sondern es entsprach auch dem amerikanischen Bessemerroheisen, das einen ge- ringen Siliciumgehalt hatte und deshalb rasch verblasen werden musste. Das schnelle Verblasen der Chargen wurde wesentlich gefördert durch die Erfindung der Losböden von Alexander Holley in Troy, die 1871 zu allgemeiner Einführung gelangten und eine rasche Wiederinstandsetzung der Birnen ermöglichten. Die Verbesserung, welche John Fritz in den Bethlehem-Works dadurch einführte, dass er den Boden der Giessgrube mit dem Hüttenboden in gleiche Höhe legte, so dass eine Eisenbahn direkt in die Grube fahren konnte, hatte auch den Zweck, den Betrieb zu beschleunigen. Dasselbe lässt sich von der wichtigen Verbesserung der Walzwerke durch John Fritz,
1) Wir verweisen auf die ausführliche Beschreibung der amerikanischen Eisen- werke von Hugo Hartmann in der Berg- und hüttenmänn. Ztg. von 1872 und auf Lenox Smiths, The manufacture of steel, New York 1872.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
wie in Deutschland. Ein Puddler in Pittsburgh erhielt 12 Mark, in St. Louis 13½ Mark den Tag.
In Missouri war auf den Vulkanwerken ein Hochofen von 100 Fuſs Höhe und 25 Fuſs Kohlensackweite erbaut worden, von dem man eine Produktion von 180 bis 200 Tonnen den Tag erhoffte. In Richardsons Gieſserei zu Hartlepool standen die Formkasten auf einer elliptischen Eisenbahn, die sie dem Stampfraum, dem Gieſsraum und dem Raum zum Entleeren zuführte. Besonders groſse Eisen- und Stahlwerke ent- standen in Illinois am Südende des Michigansees um die empor- strebende Hauptstadt Chicago. Dorthin konnten die Erze vom Lake Superior auf Schiffen gelangen und ausgedehnte Steinkohlenlager fanden sich in der Nähe. 1872 kamen auſser den älteren South- Chicago-Eisenwerken die Eisen- und Stahlwerke Joliet und North- Chicago in Betrieb. Die Erzeugung von Bessemerschienen besonders in Joliet war von 1869 bis 1871 von 53261 Tonnen auf 91178 Tonnen gestiegen 1).
Wichtige Fortschritte machte die Bessemerstahlerzeugung in den Vereinigten Staaten Anfang der siebziger Jahre. Hierzu trugen drei Männer, John Holley, John Fritz und George Fritz, besonders bei. Die wichtigsten Werke waren Troy, Harrisburg, Newburg bei Cleveland in Ohio, Johnstown und Bethlehem in Pennsylvanien, die Südchicago- werke bei Bridgeport, Joliet und die Nordchicagowerke. Zu Troy erreichte man 1872 in zwei 5-Tonnen-Konvertern eine Monatsproduktion von 2000 Tonnen, indem man 16 bis 20 Chargen in 24 Stunden blies. Dieses rasche Treiben, welches seitdem immer mehr gesteigert wurde, entsprang nicht allein dem Streben nach Massenproduktion, sondern es entsprach auch dem amerikanischen Bessemerroheisen, das einen ge- ringen Siliciumgehalt hatte und deshalb rasch verblasen werden muſste. Das schnelle Verblasen der Chargen wurde wesentlich gefördert durch die Erfindung der Losböden von Alexander Holley in Troy, die 1871 zu allgemeiner Einführung gelangten und eine rasche Wiederinstandsetzung der Birnen ermöglichten. Die Verbesserung, welche John Fritz in den Bethlehem-Works dadurch einführte, daſs er den Boden der Gieſsgrube mit dem Hüttenboden in gleiche Höhe legte, so daſs eine Eisenbahn direkt in die Grube fahren konnte, hatte auch den Zweck, den Betrieb zu beschleunigen. Dasselbe läſst sich von der wichtigen Verbesserung der Walzwerke durch John Fritz,
1) Wir verweisen auf die ausführliche Beschreibung der amerikanischen Eisen- werke von Hugo Hartmann in der Berg- und hüttenmänn. Ztg. von 1872 und auf Lenox Smiths, The manufacture of steel, New York 1872.
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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
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St. Louis 13½ Mark den Tag.
In Missouri war auf den Vulkanwerken ein Hochofen von 100 Fuſs
Höhe und 25 Fuſs Kohlensackweite erbaut worden, von dem man eine
Produktion von 180 bis 200 Tonnen den Tag erhoffte. In Richardsons
Gieſserei zu Hartlepool standen die Formkasten auf einer elliptischen
Eisenbahn, die sie dem Stampfraum, dem Gieſsraum und dem Raum
zum Entleeren zuführte. Besonders groſse Eisen- und Stahlwerke ent-
standen in Illinois am Südende des Michigansees um die empor-
strebende Hauptstadt Chicago. Dorthin konnten die Erze vom Lake
Superior auf Schiffen gelangen und ausgedehnte Steinkohlenlager
fanden sich in der Nähe. 1872 kamen auſser den älteren South-
Chicago-Eisenwerken die Eisen- und Stahlwerke Joliet und North-
Chicago in Betrieb. Die Erzeugung von Bessemerschienen besonders
in Joliet war von 1869 bis 1871 von 53261 Tonnen auf 91178 Tonnen
gestiegen 1).
Wichtige Fortschritte machte die Bessemerstahlerzeugung in den
Vereinigten Staaten Anfang der siebziger Jahre. Hierzu trugen drei
Männer, John Holley, John Fritz und George Fritz, besonders bei.
Die wichtigsten Werke waren Troy, Harrisburg, Newburg bei Cleveland
in Ohio, Johnstown und Bethlehem in Pennsylvanien, die Südchicago-
werke bei Bridgeport, Joliet und die Nordchicagowerke. Zu Troy
erreichte man 1872 in zwei 5-Tonnen-Konvertern eine Monatsproduktion
von 2000 Tonnen, indem man 16 bis 20 Chargen in 24 Stunden blies.
Dieses rasche Treiben, welches seitdem immer mehr gesteigert wurde,
entsprang nicht allein dem Streben nach Massenproduktion, sondern
es entsprach auch dem amerikanischen Bessemerroheisen, das einen ge-
ringen Siliciumgehalt hatte und deshalb rasch verblasen werden muſste.
Das schnelle Verblasen der Chargen wurde wesentlich gefördert
durch die Erfindung der Losböden von Alexander Holley in Troy,
die 1871 zu allgemeiner Einführung gelangten und eine rasche
Wiederinstandsetzung der Birnen ermöglichten. Die Verbesserung,
welche John Fritz in den Bethlehem-Works dadurch einführte,
daſs er den Boden der Gieſsgrube mit dem Hüttenboden in gleiche
Höhe legte, so daſs eine Eisenbahn direkt in die Grube fahren konnte,
hatte auch den Zweck, den Betrieb zu beschleunigen. Dasselbe läſst
sich von der wichtigen Verbesserung der Walzwerke durch John Fritz,
1) Wir verweisen auf die ausführliche Beschreibung der amerikanischen Eisen-
werke von Hugo Hartmann in der Berg- und hüttenmänn. Ztg. von 1872 und
auf Lenox Smiths, The manufacture of steel, New York 1872.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1298>, abgerufen am 27.11.2024.
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