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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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wurden drei Hochöfen in der Maremma von Toskana, zwei im Thale
von Aosta und 11 in den Waldthälern der Lombardei, die zusammen
etwa 220000 Centner Roheisen erzeugten, betrieben. Das Roheisen
wurde meistens in Frischherden zu Eisen und Stahl in Stäben und diese
weiter zu Draht, Waffen, Gewehrläufen, Kugeln, Werkzeugen u. s. w.,
deren Gewicht auf etwa 180000 Centner geschätzt wurde, verarbeitet.
Ausserdem wurden etwa 200000 Centner Eisen und Stahl in Stäben
und Fabrikaten aus altem und fremdem Eisen hergestellt. Der Wert
der Erzeugnisse der Eisenindustrie betrug etwa 20 Millionen Lire.

Die jährliche Einfuhr, grösstenteils aus England, stellte sich damals,
d. h. im Durchschnitt der Jahre 1867 bis 1870, wie folgt:

Roheisen in Masseln     170000 Centner
" " Gusswaren     60000 "
Schweisseisen I, Verarbeitung in Stäben und
Blechen     470000 "
Schweisseisen II, Verarbeitung in verschiedene
Gegenstände     85000 "
Stahl in Stangen     25000 "
Eisenbahnschienen     90000 "

Der Wert dieser Einfuhr betrug etwa 361/2 Millionen Lire.

Geringwertiges Eisen wurde Anfang der siebziger Jahre hier und da
noch in Rennfeuern direkt aus den Erzen gewonnen. Das aus dem Roh-
eisen gefrischte Eisen war von guter, zum Teil von vorzüglicher Qualität,
so war z. B. Eisen und Stahl von Lovere für Gewehrläufe, Federn, Draht
und Werkzeuge geschätzt. Das Frischen geschah meistens in Herden.
Zum Schweissen waren einige Siemensgasöfen vorhanden. Mit der
Verarbeitung des Eisens, meistens in kleinen Werkstätten in der Lom-
bardei, in Toskana, Piemont, Ligurien u. s. w. waren 9700 Arbeiter
beschäftigt. Die Jahre 1870 bis 1873 brachten auch für die italie-
nische Eisenindustrie einen Aufschwung. Die Erzförderung auf Elba
betrug 1872 126075 Tonnen 1), die gesamte Erzeugung von Roheisen,
Schweisseisen und Stahl aus inländischen und ausländischen Eisen
73720 Tonnen. In der Lombardei wurden 1872 in 21 kleinen Hoch-
öfen 10095 Tonnen Roheisen erblasen. Im ganzen zählte man damals
32 Hochöfen in Italien. Bei der Verarbeitung des lombardischen
Roheisens war schon früher ein Fortschritt dadurch eingetreten, dass
an Stelle der alten bergamaskischen Frischfeuer Franche-Comte-
schmieden und hier und da auch Gaspuddelöfen eingeführt wurden.
Noch vorteilhafter war die Verarbeitung von Alteisen und Abfalleisen.

1) Die Erzausfuhr wird für 1872 sogar zu 168462 Tonnen angegeben.
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Italien.
wurden drei Hochöfen in der Maremma von Toskana, zwei im Thale
von Aosta und 11 in den Waldthälern der Lombardei, die zusammen
etwa 220000 Centner Roheisen erzeugten, betrieben. Das Roheisen
wurde meistens in Frischherden zu Eisen und Stahl in Stäben und diese
weiter zu Draht, Waffen, Gewehrläufen, Kugeln, Werkzeugen u. s. w.,
deren Gewicht auf etwa 180000 Centner geschätzt wurde, verarbeitet.
Auſserdem wurden etwa 200000 Centner Eisen und Stahl in Stäben
und Fabrikaten aus altem und fremdem Eisen hergestellt. Der Wert
der Erzeugnisse der Eisenindustrie betrug etwa 20 Millionen Lire.

Die jährliche Einfuhr, gröſstenteils aus England, stellte sich damals,
d. h. im Durchschnitt der Jahre 1867 bis 1870, wie folgt:

Roheisen in Masseln     170000 Centner
„ „ Guſswaren     60000 „
Schweiſseisen I, Verarbeitung in Stäben und
Blechen     470000 „
Schweiſseisen II, Verarbeitung in verschiedene
Gegenstände     85000 „
Stahl in Stangen     25000 „
Eisenbahnschienen     90000 „

Der Wert dieser Einfuhr betrug etwa 36½ Millionen Lire.

Geringwertiges Eisen wurde Anfang der siebziger Jahre hier und da
noch in Rennfeuern direkt aus den Erzen gewonnen. Das aus dem Roh-
eisen gefrischte Eisen war von guter, zum Teil von vorzüglicher Qualität,
so war z. B. Eisen und Stahl von Lovere für Gewehrläufe, Federn, Draht
und Werkzeuge geschätzt. Das Frischen geschah meistens in Herden.
Zum Schweiſsen waren einige Siemensgasöfen vorhanden. Mit der
Verarbeitung des Eisens, meistens in kleinen Werkstätten in der Lom-
bardei, in Toskana, Piemont, Ligurien u. s. w. waren 9700 Arbeiter
beschäftigt. Die Jahre 1870 bis 1873 brachten auch für die italie-
nische Eisenindustrie einen Aufschwung. Die Erzförderung auf Elba
betrug 1872 126075 Tonnen 1), die gesamte Erzeugung von Roheisen,
Schweiſseisen und Stahl aus inländischen und ausländischen Eisen
73720 Tonnen. In der Lombardei wurden 1872 in 21 kleinen Hoch-
öfen 10095 Tonnen Roheisen erblasen. Im ganzen zählte man damals
32 Hochöfen in Italien. Bei der Verarbeitung des lombardischen
Roheisens war schon früher ein Fortschritt dadurch eingetreten, daſs
an Stelle der alten bergamaskischen Frischfeuer Franche-Comté-
schmieden und hier und da auch Gaspuddelöfen eingeführt wurden.
Noch vorteilhafter war die Verarbeitung von Alteisen und Abfalleisen.

1) Die Erzausfuhr wird für 1872 sogar zu 168462 Tonnen angegeben.
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[1235/1251] Italien. wurden drei Hochöfen in der Maremma von Toskana, zwei im Thale von Aosta und 11 in den Waldthälern der Lombardei, die zusammen etwa 220000 Centner Roheisen erzeugten, betrieben. Das Roheisen wurde meistens in Frischherden zu Eisen und Stahl in Stäben und diese weiter zu Draht, Waffen, Gewehrläufen, Kugeln, Werkzeugen u. s. w., deren Gewicht auf etwa 180000 Centner geschätzt wurde, verarbeitet. Auſserdem wurden etwa 200000 Centner Eisen und Stahl in Stäben und Fabrikaten aus altem und fremdem Eisen hergestellt. Der Wert der Erzeugnisse der Eisenindustrie betrug etwa 20 Millionen Lire. Die jährliche Einfuhr, gröſstenteils aus England, stellte sich damals, d. h. im Durchschnitt der Jahre 1867 bis 1870, wie folgt: Roheisen in Masseln 170000 Centner „ „ Guſswaren 60000 „ Schweiſseisen I, Verarbeitung in Stäben und Blechen 470000 „ Schweiſseisen II, Verarbeitung in verschiedene Gegenstände 85000 „ Stahl in Stangen 25000 „ Eisenbahnschienen 90000 „ Der Wert dieser Einfuhr betrug etwa 36½ Millionen Lire. Geringwertiges Eisen wurde Anfang der siebziger Jahre hier und da noch in Rennfeuern direkt aus den Erzen gewonnen. Das aus dem Roh- eisen gefrischte Eisen war von guter, zum Teil von vorzüglicher Qualität, so war z. B. Eisen und Stahl von Lovere für Gewehrläufe, Federn, Draht und Werkzeuge geschätzt. Das Frischen geschah meistens in Herden. Zum Schweiſsen waren einige Siemensgasöfen vorhanden. Mit der Verarbeitung des Eisens, meistens in kleinen Werkstätten in der Lom- bardei, in Toskana, Piemont, Ligurien u. s. w. waren 9700 Arbeiter beschäftigt. Die Jahre 1870 bis 1873 brachten auch für die italie- nische Eisenindustrie einen Aufschwung. Die Erzförderung auf Elba betrug 1872 126075 Tonnen 1), die gesamte Erzeugung von Roheisen, Schweiſseisen und Stahl aus inländischen und ausländischen Eisen 73720 Tonnen. In der Lombardei wurden 1872 in 21 kleinen Hoch- öfen 10095 Tonnen Roheisen erblasen. Im ganzen zählte man damals 32 Hochöfen in Italien. Bei der Verarbeitung des lombardischen Roheisens war schon früher ein Fortschritt dadurch eingetreten, daſs an Stelle der alten bergamaskischen Frischfeuer Franche-Comté- schmieden und hier und da auch Gaspuddelöfen eingeführt wurden. Noch vorteilhafter war die Verarbeitung von Alteisen und Abfalleisen. 1) Die Erzausfuhr wird für 1872 sogar zu 168462 Tonnen angegeben. 78*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1251>, abgerufen am 02.05.2024.