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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Schweden.
schwedische Bessemern mit manganreichem, aber siliciumarmem Roh-
eisen wurde zu Fagersta erfolgreich betrieben. Auf dem Svartnäs-
Bessemerwerk wurde eine Wochenproduktion von 46,8 Tonnen in
einem kleinen, mit einem guten Gebläse versehenen Konverter erzielt.
A. Tamm veröffentlichte chemische Untersuchungen der Bessemer-
gase. Der Martinprozess fand langsam Verbreitung.

Der Uchatiusprozess wurde noch zu Wykmanshyttan in vier Zug-
schmelzöfen zu je vier Tiegel, die mit Koks geheizt wurden, betrieben.

Im Jahre 1873 vereinigte die grosse Stora-Kopparbergs-Bergslags-
Aktiengesellschaft ihren in 19 Hütten zersplitterten Eisen- und Stahl-
betrieb in einer grossen Neuanlage, dem Domnarfvets-Järnverk, welches
das grösste Holzkohlenhochofenwerk der Welt wurde.

1874 führte man zu Langsbanshytta einen von Eckman kon-
struierten Winderhitzer, einen Gjersapparat mit abgeändertem Zug,
ein. Wittenström erfand einen Regenerativ-Schweissofen mit
darüberliegendem Regenerator. Zu Motala stellte man Versuche mit
Danks rotierenden Puddelöfen an. Hier standen 1875 sechs einfache
und drei Doppelpuddelöfen, die mit englischen Steinkohlen geheizt
wurden, in Betrieb. Von den fünf Schweissöfen waren zwei Regenerativ-
und drei Wittenströmsche Gasöfen. Man puddelte auch Stahl für
Kanonenringe.

In Norwegen hatte die Eisenerzeugung seit 1860 einen beträcht-
lichen Rückgang erfahren.

Zu Motala hatte man auch Torfgasgeneratoren, deren Gase
Rinman 1877 chemisch untersuchte. Neue Walzwerke entstanden 1877
nicht nur zu Hörneafors und Söfors, sondern auch zu Gellivara.
Ahrenberg und Ekman veröffentlichten im Auftrage des Jernkontors
ein schwedisches Stempelmarkenbuch. 1878 betrug die Zahl der Arbeiter
in den Eisenbergwerken 4397, in den Hütten- und Stahlwerken 16716.

Ein Universalwalzwerk wurde 1878 von E. von Zweigebergk in
Swedjebacken in Betrieb genommen. In diesem Jahre zählte man
bereits sieben Martinstahlwerke mit sieben Schmelzöfen, von denen
der grösste indessen nur vier Tonnen Einsatz fasste. Der Brennstoff-
verbrauch belief sich auf 200 Prozent. Einen grösseren Ofen baute
Odelstjerna auf der Boforshütte. Bei den Bessemerbirnen zu Langs-
hyttan führte man Siebböden ein. Göransson und Magnusen ver-
öffentlichten Untersuchungen über das Bessemern zu Sandviken.

1878 wurde zu Bofors zuerst der Stahlformguss aus dem Martin-
ofen eingeführt.


Schweden.
schwedische Bessemern mit manganreichem, aber siliciumarmem Roh-
eisen wurde zu Fagersta erfolgreich betrieben. Auf dem Svartnäs-
Bessemerwerk wurde eine Wochenproduktion von 46,8 Tonnen in
einem kleinen, mit einem guten Gebläse versehenen Konverter erzielt.
A. Tamm veröffentlichte chemische Untersuchungen der Bessemer-
gase. Der Martinprozeſs fand langsam Verbreitung.

Der Uchatiusprozeſs wurde noch zu Wykmanshyttan in vier Zug-
schmelzöfen zu je vier Tiegel, die mit Koks geheizt wurden, betrieben.

Im Jahre 1873 vereinigte die groſse Stora-Kopparbergs-Bergslags-
Aktiengesellschaft ihren in 19 Hütten zersplitterten Eisen- und Stahl-
betrieb in einer groſsen Neuanlage, dem Domnarfvets-Järnverk, welches
das gröſste Holzkohlenhochofenwerk der Welt wurde.

1874 führte man zu Långsbanshytta einen von Eckman kon-
struierten Winderhitzer, einen Gjersapparat mit abgeändertem Zug,
ein. Wittenström erfand einen Regenerativ-Schweiſsofen mit
darüberliegendem Regenerator. Zu Motala stellte man Versuche mit
Danks rotierenden Puddelöfen an. Hier standen 1875 sechs einfache
und drei Doppelpuddelöfen, die mit englischen Steinkohlen geheizt
wurden, in Betrieb. Von den fünf Schweiſsöfen waren zwei Regenerativ-
und drei Wittenströmsche Gasöfen. Man puddelte auch Stahl für
Kanonenringe.

In Norwegen hatte die Eisenerzeugung seit 1860 einen beträcht-
lichen Rückgang erfahren.

Zu Motala hatte man auch Torfgasgeneratoren, deren Gase
Rinman 1877 chemisch untersuchte. Neue Walzwerke entstanden 1877
nicht nur zu Hörneafors und Söfors, sondern auch zu Gellivara.
Ahrenberg und Ekman veröffentlichten im Auftrage des Jernkontors
ein schwedisches Stempelmarkenbuch. 1878 betrug die Zahl der Arbeiter
in den Eisenbergwerken 4397, in den Hütten- und Stahlwerken 16716.

Ein Universalwalzwerk wurde 1878 von E. von Zweigebergk in
Swedjebacken in Betrieb genommen. In diesem Jahre zählte man
bereits sieben Martinstahlwerke mit sieben Schmelzöfen, von denen
der gröſste indessen nur vier Tonnen Einsatz faſste. Der Brennstoff-
verbrauch belief sich auf 200 Prozent. Einen gröſseren Ofen baute
Odelstjerna auf der Boforshütte. Bei den Bessemerbirnen zu Langs-
hyttan führte man Siebböden ein. Göransson und Magnusen ver-
öffentlichten Untersuchungen über das Bessemern zu Sandviken.

1878 wurde zu Bofors zuerst der Stahlformguſs aus dem Martin-
ofen eingeführt.


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[1189/1205] Schweden. schwedische Bessemern mit manganreichem, aber siliciumarmem Roh- eisen wurde zu Fagersta erfolgreich betrieben. Auf dem Svartnäs- Bessemerwerk wurde eine Wochenproduktion von 46,8 Tonnen in einem kleinen, mit einem guten Gebläse versehenen Konverter erzielt. A. Tamm veröffentlichte chemische Untersuchungen der Bessemer- gase. Der Martinprozeſs fand langsam Verbreitung. Der Uchatiusprozeſs wurde noch zu Wykmanshyttan in vier Zug- schmelzöfen zu je vier Tiegel, die mit Koks geheizt wurden, betrieben. Im Jahre 1873 vereinigte die groſse Stora-Kopparbergs-Bergslags- Aktiengesellschaft ihren in 19 Hütten zersplitterten Eisen- und Stahl- betrieb in einer groſsen Neuanlage, dem Domnarfvets-Järnverk, welches das gröſste Holzkohlenhochofenwerk der Welt wurde. 1874 führte man zu Långsbanshytta einen von Eckman kon- struierten Winderhitzer, einen Gjersapparat mit abgeändertem Zug, ein. Wittenström erfand einen Regenerativ-Schweiſsofen mit darüberliegendem Regenerator. Zu Motala stellte man Versuche mit Danks rotierenden Puddelöfen an. Hier standen 1875 sechs einfache und drei Doppelpuddelöfen, die mit englischen Steinkohlen geheizt wurden, in Betrieb. Von den fünf Schweiſsöfen waren zwei Regenerativ- und drei Wittenströmsche Gasöfen. Man puddelte auch Stahl für Kanonenringe. In Norwegen hatte die Eisenerzeugung seit 1860 einen beträcht- lichen Rückgang erfahren. Zu Motala hatte man auch Torfgasgeneratoren, deren Gase Rinman 1877 chemisch untersuchte. Neue Walzwerke entstanden 1877 nicht nur zu Hörneafors und Söfors, sondern auch zu Gellivara. Ahrenberg und Ekman veröffentlichten im Auftrage des Jernkontors ein schwedisches Stempelmarkenbuch. 1878 betrug die Zahl der Arbeiter in den Eisenbergwerken 4397, in den Hütten- und Stahlwerken 16716. Ein Universalwalzwerk wurde 1878 von E. von Zweigebergk in Swedjebacken in Betrieb genommen. In diesem Jahre zählte man bereits sieben Martinstahlwerke mit sieben Schmelzöfen, von denen der gröſste indessen nur vier Tonnen Einsatz faſste. Der Brennstoff- verbrauch belief sich auf 200 Prozent. Einen gröſseren Ofen baute Odelstjerna auf der Boforshütte. Bei den Bessemerbirnen zu Langs- hyttan führte man Siebböden ein. Göransson und Magnusen ver- öffentlichten Untersuchungen über das Bessemern zu Sandviken. 1878 wurde zu Bofors zuerst der Stahlformguſs aus dem Martin- ofen eingeführt.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1205>, abgerufen am 02.05.2024.