stahlwerke in Kapfenberg, Mürzzuschlag, Rothenthurm bei Judenburg und Tajagraben. Die wichtigste Gussstahlhütte war Kapfenberg, das der Innerberger Hauptgewerkschaft gehört und mit 12 Siemens-Schmelz- öfen zu je 20 Tiegeln arbeitete. Die vier Hütten lieferten 30500 M.- Centner Gussstahlkönige und 600 M.-Centner Faconguss. Gepresste emaillierte Waren lieferte besonders Handl u. Co. zu Knittelfeld.
In Kärnten zählte man 1882 zu Lölling, Treibach, Heft, Eber- stein, Prävali, St. Gertraud, Eisenstrattau, Waidisch und Schwarzenbach 23 Hochöfen. Die Hüttenberger Eisenwerksgesellschaft besass die grössten und besten Hochöfen, ihr gehörten auch die beiden einzigen Bessemerhütten zu Heft und Prävali. Zu Heft wurde das flüssige Roheisen vom Hochofen unmittelbar in die Birne geleitet und die Abfälle in die Birne geworfen. 1878 wurden 115289 M.-Centner Roh- eisen und 127203 M.-Centner Bessemereisen erzeugt. Prävali erblies etwa 100000 M.-Centner, Lölling 150000 M.-Centner und Treibach 100000 M.-Centner Bessemereisen. Die Zahl der Eisenraffinier- und Schmelzwerke in Kärnten war beträchtlich. Es gab 30 Raffinierwerke mit 68 Frischfeuern auf Eisen und 7 auf Stahl, 52 Puddel- und 22 Schweissöfen, 29 Siemensöfen, 71 Glühöfen, 141 verschiedene Feuer und 7 Cementstahlöfen 1). Sensenfabriken waren in Greifenberg, Himmelberg, Klein-Glödnitz und besonders in Wolfsberg, wo sieben Firmen die Fabrikation betrieben. Die altberühmte Gewehrfabrik zu Ferlach lieferte meistens Jagdgewehre. 1874 war die Villacher Maschinenfabrik gegründet worden.
Sehr rührig war Anfang der 80er Jahre der neugegründete Berg- und Hüttenmännische Verein für Steiermark und Kärnten, der auch eine gute Zeitschrift herausgab. Erwähnung verdient auch, dass vom 19. bis 21. Sept. 1882 zu Wien ein Meeting des Iron and Steel In- stitute abgehalten wurde. P. v. Tunner erstattete dabei einen Bericht über die Lage der Eisenindustrie in Steiermark und Kärnten.
In Südböhmen hatte sich 1882 im Böhmerwald noch eine alte Holzkohlenindustrie erhalten, hauptsächlich Hämmer und keine Werke. Zu Pisek war ein Hochofen in Betrieb. Drei Giessereien waren in Klabowa, Rozmital und Sedletz.
Im Königreich Ungarn zählte man 1882 41 Schmelzwerke mit 68 Hochöfen, wovon 52 im Feuer standen. Von diesen wurde nur einer zu Reschitza ausschliesslich mit Koks betrieben, einer zu Kalan mit Koks und Braunkohle, einer zu Annina mit Holzkohle und Stein-
1) Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1884, S. 207.
Beck, Geschichte des Eisens. 73
Österreich-Ungarn.
stahlwerke in Kapfenberg, Mürzzuschlag, Rothenthurm bei Judenburg und Tajagraben. Die wichtigste Guſsstahlhütte war Kapfenberg, das der Innerberger Hauptgewerkschaft gehört und mit 12 Siemens-Schmelz- öfen zu je 20 Tiegeln arbeitete. Die vier Hütten lieferten 30500 M.- Centner Guſsstahlkönige und 600 M.-Centner Façonguſs. Gepreſste emaillierte Waren lieferte besonders Handl u. Co. zu Knittelfeld.
In Kärnten zählte man 1882 zu Lölling, Treibach, Heft, Eber- stein, Prävali, St. Gertraud, Eisenstrattau, Waidisch und Schwarzenbach 23 Hochöfen. Die Hüttenberger Eisenwerksgesellschaft besaſs die gröſsten und besten Hochöfen, ihr gehörten auch die beiden einzigen Bessemerhütten zu Heft und Prävali. Zu Heft wurde das flüssige Roheisen vom Hochofen unmittelbar in die Birne geleitet und die Abfälle in die Birne geworfen. 1878 wurden 115289 M.-Centner Roh- eisen und 127203 M.-Centner Bessemereisen erzeugt. Prävali erblies etwa 100000 M.-Centner, Lölling 150000 M.-Centner und Treibach 100000 M.-Centner Bessemereisen. Die Zahl der Eisenraffinier- und Schmelzwerke in Kärnten war beträchtlich. Es gab 30 Raffinierwerke mit 68 Frischfeuern auf Eisen und 7 auf Stahl, 52 Puddel- und 22 Schweiſsöfen, 29 Siemensöfen, 71 Glühöfen, 141 verschiedene Feuer und 7 Cementstahlöfen 1). Sensenfabriken waren in Greifenberg, Himmelberg, Klein-Glödnitz und besonders in Wolfsberg, wo sieben Firmen die Fabrikation betrieben. Die altberühmte Gewehrfabrik zu Ferlach lieferte meistens Jagdgewehre. 1874 war die Villacher Maschinenfabrik gegründet worden.
Sehr rührig war Anfang der 80er Jahre der neugegründete Berg- und Hüttenmännische Verein für Steiermark und Kärnten, der auch eine gute Zeitschrift herausgab. Erwähnung verdient auch, daſs vom 19. bis 21. Sept. 1882 zu Wien ein Meeting des Iron and Steel In- stitute abgehalten wurde. P. v. Tunner erstattete dabei einen Bericht über die Lage der Eisenindustrie in Steiermark und Kärnten.
In Südböhmen hatte sich 1882 im Böhmerwald noch eine alte Holzkohlenindustrie erhalten, hauptsächlich Hämmer und keine Werke. Zu Pisek war ein Hochofen in Betrieb. Drei Gieſsereien waren in Klabowa, Rǒzmital und Sedletz.
Im Königreich Ungarn zählte man 1882 41 Schmelzwerke mit 68 Hochöfen, wovon 52 im Feuer standen. Von diesen wurde nur einer zu Reschitza ausschlieſslich mit Koks betrieben, einer zu Kalán mit Koks und Braunkohle, einer zu Annina mit Holzkohle und Stein-
1) Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1884, S. 207.
Beck, Geschichte des Eisens. 73
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[1153/1169]
Österreich-Ungarn.
stahlwerke in Kapfenberg, Mürzzuschlag, Rothenthurm bei Judenburg
und Tajagraben. Die wichtigste Guſsstahlhütte war Kapfenberg, das
der Innerberger Hauptgewerkschaft gehört und mit 12 Siemens-Schmelz-
öfen zu je 20 Tiegeln arbeitete. Die vier Hütten lieferten 30500 M.-
Centner Guſsstahlkönige und 600 M.-Centner Façonguſs. Gepreſste
emaillierte Waren lieferte besonders Handl u. Co. zu Knittelfeld.
In Kärnten zählte man 1882 zu Lölling, Treibach, Heft, Eber-
stein, Prävali, St. Gertraud, Eisenstrattau, Waidisch und Schwarzenbach
23 Hochöfen. Die Hüttenberger Eisenwerksgesellschaft besaſs die
gröſsten und besten Hochöfen, ihr gehörten auch die beiden einzigen
Bessemerhütten zu Heft und Prävali. Zu Heft wurde das flüssige
Roheisen vom Hochofen unmittelbar in die Birne geleitet und die
Abfälle in die Birne geworfen. 1878 wurden 115289 M.-Centner Roh-
eisen und 127203 M.-Centner Bessemereisen erzeugt. Prävali erblies
etwa 100000 M.-Centner, Lölling 150000 M.-Centner und Treibach
100000 M.-Centner Bessemereisen. Die Zahl der Eisenraffinier- und
Schmelzwerke in Kärnten war beträchtlich. Es gab 30 Raffinierwerke
mit 68 Frischfeuern auf Eisen und 7 auf Stahl, 52 Puddel- und
22 Schweiſsöfen, 29 Siemensöfen, 71 Glühöfen, 141 verschiedene Feuer
und 7 Cementstahlöfen 1). Sensenfabriken waren in Greifenberg,
Himmelberg, Klein-Glödnitz und besonders in Wolfsberg, wo sieben
Firmen die Fabrikation betrieben. Die altberühmte Gewehrfabrik
zu Ferlach lieferte meistens Jagdgewehre. 1874 war die Villacher
Maschinenfabrik gegründet worden.
Sehr rührig war Anfang der 80er Jahre der neugegründete Berg-
und Hüttenmännische Verein für Steiermark und Kärnten, der auch
eine gute Zeitschrift herausgab. Erwähnung verdient auch, daſs vom
19. bis 21. Sept. 1882 zu Wien ein Meeting des Iron and Steel In-
stitute abgehalten wurde. P. v. Tunner erstattete dabei einen Bericht
über die Lage der Eisenindustrie in Steiermark und Kärnten.
In Südböhmen hatte sich 1882 im Böhmerwald noch eine alte
Holzkohlenindustrie erhalten, hauptsächlich Hämmer und keine Werke.
Zu Pisek war ein Hochofen in Betrieb. Drei Gieſsereien waren in
Klabowa, Rǒzmital und Sedletz.
Im Königreich Ungarn zählte man 1882 41 Schmelzwerke mit
68 Hochöfen, wovon 52 im Feuer standen. Von diesen wurde nur
einer zu Reschitza ausschlieſslich mit Koks betrieben, einer zu Kalán
mit Koks und Braunkohle, einer zu Annina mit Holzkohle und Stein-
1) Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1884, S. 207.
Beck, Geschichte des Eisens. 73
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1169>, abgerufen am 23.11.2024.
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