Zbirow in Böhmen an, doch geriet das Unternehmen schon 1875 in Konkurs, ehe es vollendet war.
1875 gelang es in Jauerburg und Sava in Krain, Ferromangan im Hochofen herzustellen. 1875/76 wurden 6555 M.-Centner Ferro- mangan mit 37 bis 45 Prozent Mangan, 2717 M.-Centner mit 20 bis 36 Prozent, 2061 M.-Centner Spiegeleisen mit 11 bis 19 Prozent und 5043 M.-Centner mit geringerem Mangangehalt erblasen.
In Prävali, wo man mit Koks von Fünfkirchener Steinkohle schmolz, kehrte man 1875 wieder zum Holzkohlenbetrieb zurück. In dem 1873 erbauten Bessemerwerk schmolz man das Roheisen in Kupolöfen um. Auf dem Werke befanden sich auch fünf Doppel- puddelöfen und vier Gasschweissöfen.
Der Bessemerprozess hatte sich noch mehr ausgebreitet; die Birnen standen meist direkt mit den Hochöfen in Verbindung. 1874 wurden 24472 Tonnen ohne Umschmelzen des Roheisens er- blasen. Wo man in Kupolöfen umschmolz, suchte man durch heisses Einschmelzen und reichlichen Schrottzusatz (bis 60 Prozent) die Mehrkosten auszugleichen.
In Ungarn führte Ludwig v. Borbely 1876 mit Erfolg Siemens' Regeneratorfeuerung bei den Puddelöfen, die mit Braunkohlen geheizt wurden, ein. Ein solcher Gaspuddelofen machte in der 12stündigen Schicht sieben bis acht Chargen von 450 kg Einsatz. Man erhielt 3000 bis 3500 kg Luppen bei einem Kohlenverbrauch von 160 bis 180 Prozent. Ferner führte Borbely rotierende Pernotöfen und ein Universalwalzwerk ein. 1876 stellte man in Reschitza Ferromangan im Hochofen dar. Zu Altsohl versah man 1878 die Schweissöfen mit Bicherouxfeuerungen und die Puddelöfen mit wassergekühlten Backen.
Zu Josephsthal in Böhmen arbeitete man schon 1877 mit Torf- gasöfen mit Regeneratoren nach Pietzkas System.
Tunner wies 1878 auf die Wichtigkeit des Siemens-Martin- verfahrens für weiches Flusseisen von unter 0,2 Prozent Kohlenstoff- gehalt hin. 1878 baute J. Prochaska auf dem Eisenwerk der Süd- bahngesellschaft in Graz ein neues Siemens-Martinstahlwerk mit Öfen für 10 Tonnen Einsatz und Gasbetrieb. Mit dem vorzüglichen Altmaterial erhielt man ein sehr gutes Produkt. Da die Unter- haltungskosten geringer waren wie beim Bessemern, so war der Betrieb vorteilhafter, solange genug Altmaterial vorhanden war. Mischung und Entzündung von Gas und Verbrennungsluft fanden erst im Ofenherd statt. Man hatte acht Gasgeneratoren. Auf 100 Tle. Flusseisen wurden 87,6 Tle. Kohlen und 104,57 Tle. Eisenmaterial
Österreich-Ungarn.
Zbirow in Böhmen an, doch geriet das Unternehmen schon 1875 in Konkurs, ehe es vollendet war.
1875 gelang es in Jauerburg und Sava in Krain, Ferromangan im Hochofen herzustellen. 1875/76 wurden 6555 M.-Centner Ferro- mangan mit 37 bis 45 Prozent Mangan, 2717 M.-Centner mit 20 bis 36 Prozent, 2061 M.-Centner Spiegeleisen mit 11 bis 19 Prozent und 5043 M.-Centner mit geringerem Mangangehalt erblasen.
In Prävali, wo man mit Koks von Fünfkirchener Steinkohle schmolz, kehrte man 1875 wieder zum Holzkohlenbetrieb zurück. In dem 1873 erbauten Bessemerwerk schmolz man das Roheisen in Kupolöfen um. Auf dem Werke befanden sich auch fünf Doppel- puddelöfen und vier Gasschweiſsöfen.
Der Bessemerprozeſs hatte sich noch mehr ausgebreitet; die Birnen standen meist direkt mit den Hochöfen in Verbindung. 1874 wurden 24472 Tonnen ohne Umschmelzen des Roheisens er- blasen. Wo man in Kupolöfen umschmolz, suchte man durch heiſses Einschmelzen und reichlichen Schrottzusatz (bis 60 Prozent) die Mehrkosten auszugleichen.
In Ungarn führte Ludwig v. Borbely 1876 mit Erfolg Siemens’ Regeneratorfeuerung bei den Puddelöfen, die mit Braunkohlen geheizt wurden, ein. Ein solcher Gaspuddelofen machte in der 12stündigen Schicht sieben bis acht Chargen von 450 kg Einsatz. Man erhielt 3000 bis 3500 kg Luppen bei einem Kohlenverbrauch von 160 bis 180 Prozent. Ferner führte Borbely rotierende Pernotöfen und ein Universalwalzwerk ein. 1876 stellte man in Reschitza Ferromangan im Hochofen dar. Zu Altsohl versah man 1878 die Schweiſsöfen mit Bicherouxfeuerungen und die Puddelöfen mit wassergekühlten Backen.
Zu Josephsthal in Böhmen arbeitete man schon 1877 mit Torf- gasöfen mit Regeneratoren nach Pietzkas System.
Tunner wies 1878 auf die Wichtigkeit des Siemens-Martin- verfahrens für weiches Fluſseisen von unter 0,2 Prozent Kohlenstoff- gehalt hin. 1878 baute J. Prochaska auf dem Eisenwerk der Süd- bahngesellschaft in Graz ein neues Siemens-Martinstahlwerk mit Öfen für 10 Tonnen Einsatz und Gasbetrieb. Mit dem vorzüglichen Altmaterial erhielt man ein sehr gutes Produkt. Da die Unter- haltungskosten geringer waren wie beim Bessemern, so war der Betrieb vorteilhafter, solange genug Altmaterial vorhanden war. Mischung und Entzündung von Gas und Verbrennungsluft fanden erst im Ofenherd statt. Man hatte acht Gasgeneratoren. Auf 100 Tle. Fluſseisen wurden 87,6 Tle. Kohlen und 104,57 Tle. Eisenmaterial
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Österreich-Ungarn.
Zbirow in Böhmen an, doch geriet das Unternehmen schon 1875 in
Konkurs, ehe es vollendet war.
1875 gelang es in Jauerburg und Sava in Krain, Ferromangan
im Hochofen herzustellen. 1875/76 wurden 6555 M.-Centner Ferro-
mangan mit 37 bis 45 Prozent Mangan, 2717 M.-Centner mit 20 bis
36 Prozent, 2061 M.-Centner Spiegeleisen mit 11 bis 19 Prozent und
5043 M.-Centner mit geringerem Mangangehalt erblasen.
In Prävali, wo man mit Koks von Fünfkirchener Steinkohle
schmolz, kehrte man 1875 wieder zum Holzkohlenbetrieb zurück. In
dem 1873 erbauten Bessemerwerk schmolz man das Roheisen in
Kupolöfen um. Auf dem Werke befanden sich auch fünf Doppel-
puddelöfen und vier Gasschweiſsöfen.
Der Bessemerprozeſs hatte sich noch mehr ausgebreitet; die
Birnen standen meist direkt mit den Hochöfen in Verbindung.
1874 wurden 24472 Tonnen ohne Umschmelzen des Roheisens er-
blasen. Wo man in Kupolöfen umschmolz, suchte man durch heiſses
Einschmelzen und reichlichen Schrottzusatz (bis 60 Prozent) die
Mehrkosten auszugleichen.
In Ungarn führte Ludwig v. Borbely 1876 mit Erfolg Siemens’
Regeneratorfeuerung bei den Puddelöfen, die mit Braunkohlen geheizt
wurden, ein. Ein solcher Gaspuddelofen machte in der 12stündigen
Schicht sieben bis acht Chargen von 450 kg Einsatz. Man erhielt
3000 bis 3500 kg Luppen bei einem Kohlenverbrauch von 160 bis
180 Prozent. Ferner führte Borbely rotierende Pernotöfen und ein
Universalwalzwerk ein. 1876 stellte man in Reschitza Ferromangan
im Hochofen dar. Zu Altsohl versah man 1878 die Schweiſsöfen mit
Bicherouxfeuerungen und die Puddelöfen mit wassergekühlten Backen.
Zu Josephsthal in Böhmen arbeitete man schon 1877 mit Torf-
gasöfen mit Regeneratoren nach Pietzkas System.
Tunner wies 1878 auf die Wichtigkeit des Siemens-Martin-
verfahrens für weiches Fluſseisen von unter 0,2 Prozent Kohlenstoff-
gehalt hin. 1878 baute J. Prochaska auf dem Eisenwerk der Süd-
bahngesellschaft in Graz ein neues Siemens-Martinstahlwerk mit
Öfen für 10 Tonnen Einsatz und Gasbetrieb. Mit dem vorzüglichen
Altmaterial erhielt man ein sehr gutes Produkt. Da die Unter-
haltungskosten geringer waren wie beim Bessemern, so war der
Betrieb vorteilhafter, solange genug Altmaterial vorhanden war.
Mischung und Entzündung von Gas und Verbrennungsluft fanden
erst im Ofenherd statt. Man hatte acht Gasgeneratoren. Auf 100 Tle.
Fluſseisen wurden 87,6 Tle. Kohlen und 104,57 Tle. Eisenmaterial
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1164>, abgerufen am 23.11.2024.
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