Chromstahl aus; letzteres solchen mit 25 bis 26 Prozent Chrom, sowie auch Manganeisensilicid. Terre-Noire führte auch "Phosphorstahl" vor, der mehr Phosphor als Kohlenstoff enthielt und zur Schienen- fabrikation Verwendung fand.
Von Fortschritten der Betriebsmittel sind zu nennen: die neuen Koksöfen nach Smets System zu Terre-Noire, die Vergrösserung der Hochöfen daselbst, wodurch eine Tagesproduktion von 50000 bis 60000 kg bei einem Koksverbrauch von 1 : 1 erzielt wurde. Einen "Musterofen" hatte die Compagnie des chemins de fer d'Orleans aus- gestellt. Die neuen Hochöfen waren mit Blechmänteln oder Eisen- bändern bekleidet, die Parryschen Trichter mit Dupont & Foulds Ver- teilungsring versehen. Der neue Hochofen zu Micheville, in dem gutes Giesserei-Roheisen aus Minetteerzen erblasen wurde, hatte 26 m Höhe und 6,75 m Weite im Kohlensack. Er war mit fünf Whitwellappa- raten ausgerüstet und erzeugte 60000 kg Roheisen den Tag.
Für Eisen- und Stahlgiesserei war Piats transportabler Schmelz- ofen (D. R.-P. Nr. 152 von 1877) von Wichtigkeit. Die Hütte von Angleur hatte schönen Stahlguss vorgeführt.
Für den Puddelbetrieb dienten Schneiders Puddelöfen mit besonderer Vorrichtung zum Teilen der Luppen, sodann Casson- Darmoys Puddelöfen auf Kugeln beweglich mit Siemens-Gasfeuerung. Lemuts Ofen (1876) war ausser mit mechanischem Puddler mit einer Zuführung von stark erwärmter Luft und Wasserdampf unter dem Rost versehen. Der mechanische Puddler von Epinasse war ebenfalls ausgestellt. Ponsards Forno-Convertisseur war eine Neu- heit, von der behauptet wurde, dass sie die Nachteile des Bessemer- und des Martinverfahrens vermeide. Pernots Tellerofen hatte sich zu St.-Chamond für den Martinprozess bewährt. Tessie de Motay hatte 1876 versucht, die Phosphorabscheidung im Konverter durch ein Futter von Magnesiaziegel zu bewirken, ohne dies Ziel aber zu erreichen. Wie bekannt, hatte Gruner schon Anfang der siebziger Jahre eine Kalkauskleidung der Bessemerbirne zu diesem Zweck vor- geschlagen.
Am grossartigsten war wieder die Ausstellung von Schneider- Creusot in einem besonderen Pavillon. Das Werk beschäftigte 15650 Arbeiter und die Maschinen lieferten 13000 Pferdekräfte. 1877/78 waren 165000 Tonnen Roheisen und 155000 Tonnen Eisen und Stahl erzeugt worden. Die grösste Bewunderung erregte ein Gussblock aus Martinstahl von 120000 kg Gewicht, der unter dem 80000 kg-Hammer bearbeitet war. 1867 hatte man gewalzte Platten
Frankreich.
Chromstahl aus; letzteres solchen mit 25 bis 26 Prozent Chrom, sowie auch Manganeisensilicid. Terre-Noire führte auch „Phosphorstahl“ vor, der mehr Phosphor als Kohlenstoff enthielt und zur Schienen- fabrikation Verwendung fand.
Von Fortschritten der Betriebsmittel sind zu nennen: die neuen Koksöfen nach Smets System zu Terre-Noire, die Vergröſserung der Hochöfen daselbst, wodurch eine Tagesproduktion von 50000 bis 60000 kg bei einem Koksverbrauch von 1 : 1 erzielt wurde. Einen „Musterofen“ hatte die Compagnie des chemins de fer d’Orléans aus- gestellt. Die neuen Hochöfen waren mit Blechmänteln oder Eisen- bändern bekleidet, die Parryschen Trichter mit Dupont & Foulds Ver- teilungsring versehen. Der neue Hochofen zu Micheville, in dem gutes Gieſserei-Roheisen aus Minetteerzen erblasen wurde, hatte 26 m Höhe und 6,75 m Weite im Kohlensack. Er war mit fünf Whitwellappa- raten ausgerüstet und erzeugte 60000 kg Roheisen den Tag.
Für Eisen- und Stahlgieſserei war Piats transportabler Schmelz- ofen (D. R.-P. Nr. 152 von 1877) von Wichtigkeit. Die Hütte von Angleur hatte schönen Stahlguſs vorgeführt.
Für den Puddelbetrieb dienten Schneiders Puddelöfen mit besonderer Vorrichtung zum Teilen der Luppen, sodann Casson- Darmoys Puddelöfen auf Kugeln beweglich mit Siemens-Gasfeuerung. Lemuts Ofen (1876) war auſser mit mechanischem Puddler mit einer Zuführung von stark erwärmter Luft und Wasserdampf unter dem Rost versehen. Der mechanische Puddler von Epinasse war ebenfalls ausgestellt. Ponsards Forno-Convertisseur war eine Neu- heit, von der behauptet wurde, daſs sie die Nachteile des Bessemer- und des Martinverfahrens vermeide. Pernots Tellerofen hatte sich zu St.-Chamond für den Martinprozeſs bewährt. Tessié de Motay hatte 1876 versucht, die Phosphorabscheidung im Konverter durch ein Futter von Magnesiaziegel zu bewirken, ohne dies Ziel aber zu erreichen. Wie bekannt, hatte Gruner schon Anfang der siebziger Jahre eine Kalkauskleidung der Bessemerbirne zu diesem Zweck vor- geschlagen.
Am groſsartigsten war wieder die Ausstellung von Schneider- Creusot in einem besonderen Pavillon. Das Werk beschäftigte 15650 Arbeiter und die Maschinen lieferten 13000 Pferdekräfte. 1877/78 waren 165000 Tonnen Roheisen und 155000 Tonnen Eisen und Stahl erzeugt worden. Die gröſste Bewunderung erregte ein Guſsblock aus Martinstahl von 120000 kg Gewicht, der unter dem 80000 kg-Hammer bearbeitet war. 1867 hatte man gewalzte Platten
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Frankreich.
Chromstahl aus; letzteres solchen mit 25 bis 26 Prozent Chrom, sowie
auch Manganeisensilicid. Terre-Noire führte auch „Phosphorstahl“
vor, der mehr Phosphor als Kohlenstoff enthielt und zur Schienen-
fabrikation Verwendung fand.
Von Fortschritten der Betriebsmittel sind zu nennen: die neuen
Koksöfen nach Smets System zu Terre-Noire, die Vergröſserung der
Hochöfen daselbst, wodurch eine Tagesproduktion von 50000 bis
60000 kg bei einem Koksverbrauch von 1 : 1 erzielt wurde. Einen
„Musterofen“ hatte die Compagnie des chemins de fer d’Orléans aus-
gestellt. Die neuen Hochöfen waren mit Blechmänteln oder Eisen-
bändern bekleidet, die Parryschen Trichter mit Dupont & Foulds Ver-
teilungsring versehen. Der neue Hochofen zu Micheville, in dem gutes
Gieſserei-Roheisen aus Minetteerzen erblasen wurde, hatte 26 m Höhe
und 6,75 m Weite im Kohlensack. Er war mit fünf Whitwellappa-
raten ausgerüstet und erzeugte 60000 kg Roheisen den Tag.
Für Eisen- und Stahlgieſserei war Piats transportabler Schmelz-
ofen (D. R.-P. Nr. 152 von 1877) von Wichtigkeit. Die Hütte von
Angleur hatte schönen Stahlguſs vorgeführt.
Für den Puddelbetrieb dienten Schneiders Puddelöfen mit
besonderer Vorrichtung zum Teilen der Luppen, sodann Casson-
Darmoys Puddelöfen auf Kugeln beweglich mit Siemens-Gasfeuerung.
Lemuts Ofen (1876) war auſser mit mechanischem Puddler mit
einer Zuführung von stark erwärmter Luft und Wasserdampf unter
dem Rost versehen. Der mechanische Puddler von Epinasse war
ebenfalls ausgestellt. Ponsards Forno-Convertisseur war eine Neu-
heit, von der behauptet wurde, daſs sie die Nachteile des Bessemer-
und des Martinverfahrens vermeide. Pernots Tellerofen hatte sich
zu St.-Chamond für den Martinprozeſs bewährt. Tessié de Motay
hatte 1876 versucht, die Phosphorabscheidung im Konverter durch
ein Futter von Magnesiaziegel zu bewirken, ohne dies Ziel aber zu
erreichen. Wie bekannt, hatte Gruner schon Anfang der siebziger
Jahre eine Kalkauskleidung der Bessemerbirne zu diesem Zweck vor-
geschlagen.
Am groſsartigsten war wieder die Ausstellung von Schneider-
Creusot in einem besonderen Pavillon. Das Werk beschäftigte
15650 Arbeiter und die Maschinen lieferten 13000 Pferdekräfte.
1877/78 waren 165000 Tonnen Roheisen und 155000 Tonnen Eisen
und Stahl erzeugt worden. Die gröſste Bewunderung erregte ein
Guſsblock aus Martinstahl von 120000 kg Gewicht, der unter dem
80000 kg-Hammer bearbeitet war. 1867 hatte man gewalzte Platten
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1088. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1104>, abgerufen am 23.11.2024.
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