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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Frankreich.

L. Troost und P. Hautefeuille untersuchten die aus dem
flüssigen Roheisen und Flusseisen entweichenden Gase1) und wiesen
nach, dass Wasserstoff mehr absorbiert wird als Kohlenoxydgas. --
Jordan veröffentlichte wichtige Studien über die Wärmeentwickelung
im Bessemerkonverter. Zu Firminy wurden Säbelklingen aus einem
Flussstahl, der 3 Prozent Wolfram enthielt, hergestellt, die an Güte
den besten Damastklingen gleich kamen.

In den Röhrengiessereien von Marquise, Pas de Calais und zu
Pont-a-Mousson (Haldy & Röchling) wurde Devaillys Form-
maschine eingeführt.

Das Stahlwerk zu Creusot, das sich immer grossartiger ent-
wickelte, erzielte einen kontinuierlichen Betrieb seiner Konverter
durch auswechselbare, vorgewärmte Böden2). Hier wurde ferner ein
70 prozentiges Ferromangan in der Weise dargestellt, dass man Braun-
stein mit Kohle gemischt in Roheisen, das in einem Siemensofen ein-
geschmolzen war, eintrug.

Petin & Gaudet führten zu St.-Chamond3) den rotierenden
geneigten Herd (Zellenofen) von Pernot ein, und man hoffte damit
dem Bessemerprozess Konkurrenz machen zu können. Pernot, der
Direktor der Werke von St.-Chamond, hatte daselbst 1868 ein gutes
Universalwalzwerk erbaut. -- Zu Terre-Noire schmolz 1874 A. Pourcel
Ferromangan im Flammofen und erzielte durch Zusatz von diesem im
Martinofen einen guten weichen Stahl. 1875 führte Voisin seinen ver-
besserten Kupolofen ein, der auch ausserhalb Frankreichs Anklang fand.

Gegen Mitte der siebziger Jahre fanden die steinernen Wind-
erhitzer bei den Hochöfen allgemeine Verbreitung. Zu Longwy hatte
man Whitwellapparate; zu Pont-a-Mousson Winderhitzer von Karcher
& Westermann; Dupont & Fould
und Adelsward bauten Cowper-
apparate; zu Terre-Noire hatte man früher mit eisernen Pistolen-
röhrenapparaten nur 375° C. Windtemperatur und eine Tagesproduk-
tion von 37700 kg mit einem Koksverbrauch von 1466/1000 erzeugt,
1876 erzielte man (nach Dürre) mit Cowperapparaten 600 bis 700° C.
und eine Tageserzeugung von 51500 kg bei 950/1000 Koksverbrauch.
Die verbesserten Gichtgasfänge von Coingt-Minary-Lespinats waren
zu Maizieres bei Metz, Neuves-Maisons bei Nancy und in Longwy,
wo auch Minarys-Schlackenzerkleinerung durch Granulation im
Wasser verwendet wurde, eingeführt.


1) Comptes rendus 1873, XXVI, p. 482.
2) Annales des mines 1873, Tome III, p. 105.
3) Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1876, S. 22.
Frankreich.

L. Troost und P. Hautefeuille untersuchten die aus dem
flüssigen Roheisen und Fluſseisen entweichenden Gase1) und wiesen
nach, daſs Wasserstoff mehr absorbiert wird als Kohlenoxydgas. —
Jordan veröffentlichte wichtige Studien über die Wärmeentwickelung
im Bessemerkonverter. Zu Firminy wurden Säbelklingen aus einem
Fluſsstahl, der 3 Prozent Wolfram enthielt, hergestellt, die an Güte
den besten Damastklingen gleich kamen.

In den Röhrengieſsereien von Marquise, Pas de Calais und zu
Pont-à-Mousson (Haldy & Röchling) wurde Devaillys Form-
maschine eingeführt.

Das Stahlwerk zu Creusot, das sich immer groſsartiger ent-
wickelte, erzielte einen kontinuierlichen Betrieb seiner Konverter
durch auswechselbare, vorgewärmte Böden2). Hier wurde ferner ein
70 prozentiges Ferromangan in der Weise dargestellt, daſs man Braun-
stein mit Kohle gemischt in Roheisen, das in einem Siemensofen ein-
geschmolzen war, eintrug.

Petin & Gaudet führten zu St.-Chamond3) den rotierenden
geneigten Herd (Zellenofen) von Pernot ein, und man hoffte damit
dem Bessemerprozeſs Konkurrenz machen zu können. Pernot, der
Direktor der Werke von St.-Chamond, hatte daselbst 1868 ein gutes
Universalwalzwerk erbaut. — Zu Terre-Noire schmolz 1874 A. Pourcel
Ferromangan im Flammofen und erzielte durch Zusatz von diesem im
Martinofen einen guten weichen Stahl. 1875 führte Voisin seinen ver-
besserten Kupolofen ein, der auch auſserhalb Frankreichs Anklang fand.

Gegen Mitte der siebziger Jahre fanden die steinernen Wind-
erhitzer bei den Hochöfen allgemeine Verbreitung. Zu Longwy hatte
man Whitwellapparate; zu Pont-à-Mousson Winderhitzer von Karcher
& Westermann; Dupont & Fould
und Adelsward bauten Cowper-
apparate; zu Terre-Noire hatte man früher mit eisernen Pistolen-
röhrenapparaten nur 375° C. Windtemperatur und eine Tagesproduk-
tion von 37700 kg mit einem Koksverbrauch von 1466/1000 erzeugt,
1876 erzielte man (nach Dürre) mit Cowperapparaten 600 bis 700° C.
und eine Tageserzeugung von 51500 kg bei 950/1000 Koksverbrauch.
Die verbesserten Gichtgasfänge von Coingt-Minary-Lespinats waren
zu Maizières bei Metz, Neuves-Maisons bei Nancy und in Longwy,
wo auch Minarys-Schlackenzerkleinerung durch Granulation im
Wasser verwendet wurde, eingeführt.


1) Comptes rendus 1873, XXVI, p. 482.
2) Annales des mines 1873, Tome III, p. 105.
3) Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1876, S. 22.
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[1086/1102] Frankreich. L. Troost und P. Hautefeuille untersuchten die aus dem flüssigen Roheisen und Fluſseisen entweichenden Gase 1) und wiesen nach, daſs Wasserstoff mehr absorbiert wird als Kohlenoxydgas. — Jordan veröffentlichte wichtige Studien über die Wärmeentwickelung im Bessemerkonverter. Zu Firminy wurden Säbelklingen aus einem Fluſsstahl, der 3 Prozent Wolfram enthielt, hergestellt, die an Güte den besten Damastklingen gleich kamen. In den Röhrengieſsereien von Marquise, Pas de Calais und zu Pont-à-Mousson (Haldy & Röchling) wurde Devaillys Form- maschine eingeführt. Das Stahlwerk zu Creusot, das sich immer groſsartiger ent- wickelte, erzielte einen kontinuierlichen Betrieb seiner Konverter durch auswechselbare, vorgewärmte Böden 2). Hier wurde ferner ein 70 prozentiges Ferromangan in der Weise dargestellt, daſs man Braun- stein mit Kohle gemischt in Roheisen, das in einem Siemensofen ein- geschmolzen war, eintrug. Petin & Gaudet führten zu St.-Chamond 3) den rotierenden geneigten Herd (Zellenofen) von Pernot ein, und man hoffte damit dem Bessemerprozeſs Konkurrenz machen zu können. Pernot, der Direktor der Werke von St.-Chamond, hatte daselbst 1868 ein gutes Universalwalzwerk erbaut. — Zu Terre-Noire schmolz 1874 A. Pourcel Ferromangan im Flammofen und erzielte durch Zusatz von diesem im Martinofen einen guten weichen Stahl. 1875 führte Voisin seinen ver- besserten Kupolofen ein, der auch auſserhalb Frankreichs Anklang fand. Gegen Mitte der siebziger Jahre fanden die steinernen Wind- erhitzer bei den Hochöfen allgemeine Verbreitung. Zu Longwy hatte man Whitwellapparate; zu Pont-à-Mousson Winderhitzer von Karcher & Westermann; Dupont & Fould und Adelsward bauten Cowper- apparate; zu Terre-Noire hatte man früher mit eisernen Pistolen- röhrenapparaten nur 375° C. Windtemperatur und eine Tagesproduk- tion von 37700 kg mit einem Koksverbrauch von 1466/1000 erzeugt, 1876 erzielte man (nach Dürre) mit Cowperapparaten 600 bis 700° C. und eine Tageserzeugung von 51500 kg bei 950/1000 Koksverbrauch. Die verbesserten Gichtgasfänge von Coingt-Minary-Lespinats waren zu Maizières bei Metz, Neuves-Maisons bei Nancy und in Longwy, wo auch Minarys-Schlackenzerkleinerung durch Granulation im Wasser verwendet wurde, eingeführt. 1) Comptes rendus 1873, XXVI, p. 482. 2) Annales des mines 1873, Tome III, p. 105. 3) Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1876, S. 22.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1086. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1102>, abgerufen am 17.05.2024.