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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Deutschland (mit Luxemburg).
der Gründer des neuen Deutschen Reiches, dem die deutsche Eisen-
industrie so viel verdankt. Eine der schönsten Früchte des Zu-
sammenwirkens des grossen Kanzlers und des edelgesinnten deut-
schen Kaisers Wilhelm I. waren die Arbeiterschutzgesetze: das
Unfallversicherungsgesetz, das Krankenversicherungsgesetz und das
Invaliden- und Altersversicherungsgesetz, deren Segen die Last, die
es der deutschen Industrie auferlegt, bei weitem aufhebt und die
Muster und Beispiel für andere Nationen geworden sind. Überhaupt
gereicht das Streben nach Fürsorge für die Arbeiter und die Schaffung
von Wohlfahrtseinrichtungen für diese zu besonderem Ruhme und
keiner hat dies in grossartigerer und vielseitigerer Weise bethätigt
als der Gussstahlfabrikant Krupp in Essen.

Fürst Bismarck hat auch den Grund zu Deutschlands Kolonial-
politik gelegt. Diese in Verbindung mit dem mächtigen Aufblühen
des Seehandels führte zu einem Aufschwunge des deutschen Schiffs-
baues, welcher der Eisenindustrie zu grossem Nutzen gereichte.

Friedrich Krupp in Essen erwarb 1897 die Germaniawerft
bei Kiel und baute sie zu einer grossartigen Schiffsbau-Anstalt für
grosse Panzerschiffe aus. Am 1. Juni 1899 lief das mächtige deutsche
Kriegsschiff "Kaiser Wilhelm der Grosse" mit einer Panzerung aus
Nickelstahl von unübertroffener Stärke vom Stapel, ausserdem lag der
russische Kreuzer "Askold" auf Stapel. Aber auch die übrigen deut-
schen Schiffswerften, besonders Vulkan bei Stettin, Blom & Voss in
Hamburg, Schichau in Elbing und Danzig waren für In- und Aus-
land reichlich beschäftigt.

Meisterwerke in Material und Ausführung sind die Nickelstahl-
Kurbelwellen, welche Friedrich Krupp für die riesigen Schnell-
dampfer der Hamburg-Amerika-Linie in den letzten Jahren geliefert
hat 1). Die des Schnelldampfers "Deutschland" ist 18,05 m lang,
640 mm dick und wiegt 101500 kg. Der Stahl hat 60 kg/qmm Festig-
keit und 20 Prozent Dehnung.

Überhaupt hat die Gussstahl- und die Flusseisenfabrikation
Deutschlands sich glänzend entwickelt. Nach E. Schrödter 2) standen
Ende des Jahrhunderts die nachverzeichneten Werke in Betrieb.


1) Stahl und Eisen 1899, S. 724.
2) Gemeinfassliche Darstellung des Eisenhüttenwesens. 4. Auflage 1901,
S. 136 bis 141.

Deutschland (mit Luxemburg).
der Gründer des neuen Deutschen Reiches, dem die deutsche Eisen-
industrie so viel verdankt. Eine der schönsten Früchte des Zu-
sammenwirkens des groſsen Kanzlers und des edelgesinnten deut-
schen Kaisers Wilhelm I. waren die Arbeiterschutzgesetze: das
Unfallversicherungsgesetz, das Krankenversicherungsgesetz und das
Invaliden- und Altersversicherungsgesetz, deren Segen die Last, die
es der deutschen Industrie auferlegt, bei weitem aufhebt und die
Muster und Beispiel für andere Nationen geworden sind. Überhaupt
gereicht das Streben nach Fürsorge für die Arbeiter und die Schaffung
von Wohlfahrtseinrichtungen für diese zu besonderem Ruhme und
keiner hat dies in groſsartigerer und vielseitigerer Weise bethätigt
als der Guſsstahlfabrikant Krupp in Essen.

Fürst Bismarck hat auch den Grund zu Deutschlands Kolonial-
politik gelegt. Diese in Verbindung mit dem mächtigen Aufblühen
des Seehandels führte zu einem Aufschwunge des deutschen Schiffs-
baues, welcher der Eisenindustrie zu groſsem Nutzen gereichte.

Friedrich Krupp in Essen erwarb 1897 die Germaniawerft
bei Kiel und baute sie zu einer groſsartigen Schiffsbau-Anstalt für
groſse Panzerschiffe aus. Am 1. Juni 1899 lief das mächtige deutsche
Kriegsschiff „Kaiser Wilhelm der Groſse“ mit einer Panzerung aus
Nickelstahl von unübertroffener Stärke vom Stapel, auſserdem lag der
russische Kreuzer „Askold“ auf Stapel. Aber auch die übrigen deut-
schen Schiffswerften, besonders Vulkan bei Stettin, Blom & Voſs in
Hamburg, Schichau in Elbing und Danzig waren für In- und Aus-
land reichlich beschäftigt.

Meisterwerke in Material und Ausführung sind die Nickelstahl-
Kurbelwellen, welche Friedrich Krupp für die riesigen Schnell-
dampfer der Hamburg-Amerika-Linie in den letzten Jahren geliefert
hat 1). Die des Schnelldampfers „Deutschland“ ist 18,05 m lang,
640 mm dick und wiegt 101500 kg. Der Stahl hat 60 kg/qmm Festig-
keit und 20 Prozent Dehnung.

Überhaupt hat die Guſsstahl- und die Fluſseisenfabrikation
Deutschlands sich glänzend entwickelt. Nach E. Schrödter 2) standen
Ende des Jahrhunderts die nachverzeichneten Werke in Betrieb.


1) Stahl und Eisen 1899, S. 724.
2) Gemeinfaſsliche Darstellung des Eisenhüttenwesens. 4. Auflage 1901,
S. 136 bis 141.
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[1029/1045] Deutschland (mit Luxemburg). der Gründer des neuen Deutschen Reiches, dem die deutsche Eisen- industrie so viel verdankt. Eine der schönsten Früchte des Zu- sammenwirkens des groſsen Kanzlers und des edelgesinnten deut- schen Kaisers Wilhelm I. waren die Arbeiterschutzgesetze: das Unfallversicherungsgesetz, das Krankenversicherungsgesetz und das Invaliden- und Altersversicherungsgesetz, deren Segen die Last, die es der deutschen Industrie auferlegt, bei weitem aufhebt und die Muster und Beispiel für andere Nationen geworden sind. Überhaupt gereicht das Streben nach Fürsorge für die Arbeiter und die Schaffung von Wohlfahrtseinrichtungen für diese zu besonderem Ruhme und keiner hat dies in groſsartigerer und vielseitigerer Weise bethätigt als der Guſsstahlfabrikant Krupp in Essen. Fürst Bismarck hat auch den Grund zu Deutschlands Kolonial- politik gelegt. Diese in Verbindung mit dem mächtigen Aufblühen des Seehandels führte zu einem Aufschwunge des deutschen Schiffs- baues, welcher der Eisenindustrie zu groſsem Nutzen gereichte. Friedrich Krupp in Essen erwarb 1897 die Germaniawerft bei Kiel und baute sie zu einer groſsartigen Schiffsbau-Anstalt für groſse Panzerschiffe aus. Am 1. Juni 1899 lief das mächtige deutsche Kriegsschiff „Kaiser Wilhelm der Groſse“ mit einer Panzerung aus Nickelstahl von unübertroffener Stärke vom Stapel, auſserdem lag der russische Kreuzer „Askold“ auf Stapel. Aber auch die übrigen deut- schen Schiffswerften, besonders Vulkan bei Stettin, Blom & Voſs in Hamburg, Schichau in Elbing und Danzig waren für In- und Aus- land reichlich beschäftigt. Meisterwerke in Material und Ausführung sind die Nickelstahl- Kurbelwellen, welche Friedrich Krupp für die riesigen Schnell- dampfer der Hamburg-Amerika-Linie in den letzten Jahren geliefert hat 1). Die des Schnelldampfers „Deutschland“ ist 18,05 m lang, 640 mm dick und wiegt 101500 kg. Der Stahl hat 60 kg/qmm Festig- keit und 20 Prozent Dehnung. Überhaupt hat die Guſsstahl- und die Fluſseisenfabrikation Deutschlands sich glänzend entwickelt. Nach E. Schrödter 2) standen Ende des Jahrhunderts die nachverzeichneten Werke in Betrieb. 1) Stahl und Eisen 1899, S. 724. 2) Gemeinfaſsliche Darstellung des Eisenhüttenwesens. 4. Auflage 1901, S. 136 bis 141.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1029. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1045>, abgerufen am 23.11.2024.