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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei von 1861 bis 1870.
er mit dem Oberkasten bedeckt und abgegossen wird. Die hierzu
nötige Formvorrichtung besteht aus einer glatt gehobelten Modell-
platte, auf welcher das Modell befestigt wird.

Diese Modellplatte wird in einen flachen Kasten von entsprechen-
der Grösse eingelegt und darin so festgestellt, dass ihre Oberfläche
mit den Randflächen des Kastens übereinstimmt. Der Kasten ist um
zwei Zapfen drehbar, die Drehung wird durch einen Hebel bewirkt.
Der zweite Hauptteil der Maschine besteht in einem zwischen den
Ständern in senkrechter Richtung beweglichen, horizontalen Tisch, mit
dessen Hülfe der Formkasten, nachdem das Modell eingestampft ist,
abgenommen wird. Die Bewegung des Tisches erfolgt auf verschiedene
Weise 1). Diese Maschinen eigneten sich besonders für grössere Stücke.

Eine dritte Art der Formmaschinen war eine Kombination der
beiden Systeme Howard und Jobson 2). Sie wurde damals für
Schienenstühle häufig angewendet. Ein Former machte mit fünf
Knaben und zwei Giessern 1000 Stück in 12 Stunden. -- Eine Zahn-
radformmaschine liess sich G. L. Scott 1865 in England patentieren.

Für den Guss stärkerer gusseiserner Röhren erlangte die Maschinen-
formerei eine immer grössere Bedeutung. Besonders waren es die
grossen Röhrengiessereien in Glasgow und in Middlesborough, die die-
selbe verbesserten. Die Röhrenformmaschine von Stewart drückte
durch spirale Windungen einer in ihren Gängen durchbrochenen flachen
Schraube den Sand fest. Ähnlich war die Röhrenformmaschine von
Sheriff, bei welcher das an einer senkrechten Stange befestigte
Modellstück gedreht wurde. Mit ihm zugleich drehten sich sechs
schrägliegende kleine Scheiben, welche innen das Modell, aussen die
Kastenwände berührten. Diese Scheiben drückten den Sand bei ihrer
Drehung um das Modell, das sich gleichzeitig langsam hob, fest.
Die ganze Vorrichtung hing an einem beweglichen Schlitten, der auf
dem Dachgebälk verschiebbar war. Trotz der Vervollkommnung dieser
Maschinen machte die Handformerei denselben doch erfolgreiche Kon-
kurrenz, so dass z. B. in den grossen deutschen Röhrengiessereien zu
Mühlheim a. d. Ruhr und zu Bayenthal die Maschinen zum Stampfen
der Röhren wieder abgeschafft wurden.

Die Handarbeit bei der Röhrenformerei wurde verbessert von
Haldy in Pont-a-Mousson, von Böcking auf dem Halberg bei Saar-
brücken und an anderen Orten.

In den grossen Röhrengiessereien von Cochrane, Grove & Co.

1) Siehe Dinglers Polyt. Journ. 1663, I, Taf. XIV.
2) Siehe Dürre, Eisengiesserei, II, S. 513.

Die Eisengieſserei von 1861 bis 1870.
er mit dem Oberkasten bedeckt und abgegossen wird. Die hierzu
nötige Formvorrichtung besteht aus einer glatt gehobelten Modell-
platte, auf welcher das Modell befestigt wird.

Diese Modellplatte wird in einen flachen Kasten von entsprechen-
der Gröſse eingelegt und darin so festgestellt, daſs ihre Oberfläche
mit den Randflächen des Kastens übereinstimmt. Der Kasten ist um
zwei Zapfen drehbar, die Drehung wird durch einen Hebel bewirkt.
Der zweite Hauptteil der Maschine besteht in einem zwischen den
Ständern in senkrechter Richtung beweglichen, horizontalen Tisch, mit
dessen Hülfe der Formkasten, nachdem das Modell eingestampft ist,
abgenommen wird. Die Bewegung des Tisches erfolgt auf verschiedene
Weise 1). Diese Maschinen eigneten sich besonders für gröſsere Stücke.

Eine dritte Art der Formmaschinen war eine Kombination der
beiden Systeme Howard und Jobson 2). Sie wurde damals für
Schienenstühle häufig angewendet. Ein Former machte mit fünf
Knaben und zwei Gieſsern 1000 Stück in 12 Stunden. — Eine Zahn-
radformmaschine lieſs sich G. L. Scott 1865 in England patentieren.

Für den Guſs stärkerer guſseiserner Röhren erlangte die Maschinen-
formerei eine immer gröſsere Bedeutung. Besonders waren es die
groſsen Röhrengieſsereien in Glasgow und in Middlesborough, die die-
selbe verbesserten. Die Röhrenformmaschine von Stewart drückte
durch spirale Windungen einer in ihren Gängen durchbrochenen flachen
Schraube den Sand fest. Ähnlich war die Röhrenformmaschine von
Sheriff, bei welcher das an einer senkrechten Stange befestigte
Modellstück gedreht wurde. Mit ihm zugleich drehten sich sechs
schrägliegende kleine Scheiben, welche innen das Modell, auſsen die
Kastenwände berührten. Diese Scheiben drückten den Sand bei ihrer
Drehung um das Modell, das sich gleichzeitig langsam hob, fest.
Die ganze Vorrichtung hing an einem beweglichen Schlitten, der auf
dem Dachgebälk verschiebbar war. Trotz der Vervollkommnung dieser
Maschinen machte die Handformerei denselben doch erfolgreiche Kon-
kurrenz, so daſs z. B. in den groſsen deutschen Röhrengieſsereien zu
Mühlheim a. d. Ruhr und zu Bayenthal die Maschinen zum Stampfen
der Röhren wieder abgeschafft wurden.

Die Handarbeit bei der Röhrenformerei wurde verbessert von
Haldy in Pont-à-Mousson, von Böcking auf dem Halberg bei Saar-
brücken und an anderen Orten.

In den groſsen Röhrengieſsereien von Cochrane, Grove & Co.

1) Siehe Dinglers Polyt. Journ. 1663, I, Taf. XIV.
2) Siehe Dürre, Eisengieſserei, II, S. 513.
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[87/0103] Die Eisengieſserei von 1861 bis 1870. er mit dem Oberkasten bedeckt und abgegossen wird. Die hierzu nötige Formvorrichtung besteht aus einer glatt gehobelten Modell- platte, auf welcher das Modell befestigt wird. Diese Modellplatte wird in einen flachen Kasten von entsprechen- der Gröſse eingelegt und darin so festgestellt, daſs ihre Oberfläche mit den Randflächen des Kastens übereinstimmt. Der Kasten ist um zwei Zapfen drehbar, die Drehung wird durch einen Hebel bewirkt. Der zweite Hauptteil der Maschine besteht in einem zwischen den Ständern in senkrechter Richtung beweglichen, horizontalen Tisch, mit dessen Hülfe der Formkasten, nachdem das Modell eingestampft ist, abgenommen wird. Die Bewegung des Tisches erfolgt auf verschiedene Weise 1). Diese Maschinen eigneten sich besonders für gröſsere Stücke. Eine dritte Art der Formmaschinen war eine Kombination der beiden Systeme Howard und Jobson 2). Sie wurde damals für Schienenstühle häufig angewendet. Ein Former machte mit fünf Knaben und zwei Gieſsern 1000 Stück in 12 Stunden. — Eine Zahn- radformmaschine lieſs sich G. L. Scott 1865 in England patentieren. Für den Guſs stärkerer guſseiserner Röhren erlangte die Maschinen- formerei eine immer gröſsere Bedeutung. Besonders waren es die groſsen Röhrengieſsereien in Glasgow und in Middlesborough, die die- selbe verbesserten. Die Röhrenformmaschine von Stewart drückte durch spirale Windungen einer in ihren Gängen durchbrochenen flachen Schraube den Sand fest. Ähnlich war die Röhrenformmaschine von Sheriff, bei welcher das an einer senkrechten Stange befestigte Modellstück gedreht wurde. Mit ihm zugleich drehten sich sechs schrägliegende kleine Scheiben, welche innen das Modell, auſsen die Kastenwände berührten. Diese Scheiben drückten den Sand bei ihrer Drehung um das Modell, das sich gleichzeitig langsam hob, fest. Die ganze Vorrichtung hing an einem beweglichen Schlitten, der auf dem Dachgebälk verschiebbar war. Trotz der Vervollkommnung dieser Maschinen machte die Handformerei denselben doch erfolgreiche Kon- kurrenz, so daſs z. B. in den groſsen deutschen Röhrengieſsereien zu Mühlheim a. d. Ruhr und zu Bayenthal die Maschinen zum Stampfen der Röhren wieder abgeschafft wurden. Die Handarbeit bei der Röhrenformerei wurde verbessert von Haldy in Pont-à-Mousson, von Böcking auf dem Halberg bei Saar- brücken und an anderen Orten. In den groſsen Röhrengieſsereien von Cochrane, Grove & Co. 1) Siehe Dinglers Polyt. Journ. 1663, I, Taf. XIV. 2) Siehe Dürre, Eisengieſserei, II, S. 513.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/103>, abgerufen am 22.11.2024.