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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei von 1861 bis 1870.
den Eisensäule, aber in langsam abnehmendem Verhältnis. Dieser
Umstand erklärt die Vorzüge des stehenden Gusses mit verlorenem
Kopf und hohen Eingusstrichtern. Blasenfreien Guss erzielte Jos.
Harrison
zu Philadelphia durch Auspumpen der Luft aus den Formen
bei der Röhrengiesserei 1).

In Deutschland zeichnete sich besonders Gruson durch seinen
vortrefflichen Hartguss aus. Hierzu verwendete er (1863) 400 Teile
zähes, graues Holzkohlenroheisen und 100 Teile Spiegeleisen. An-
fang der sechziger Jahre schmolz er mit Vorliebe das Roheisen der
Teichhütte bei Gittelde. 1864 goss Gruson Hartgussgeschosse gegen
Panzer. Mitte der sechziger Jahre beschäftigte er sich bereits mit
der Herstellung von Hartgusspanzertürmen und stellte 1867 ein Modell
davon in Paris aus.

In Österreich war Ganz in Ofen (Budapest) durch seinen Hartguss
berühmt. Er stellte denselben zum Teil dadurch her, dass er die
Gussformen mit gepulvertem, mit Weingeist angerührtem Antimon
ausstrich. Es bildete sich dadurch an der Oberfläche eine harte
Legierung von Eisen und Antimon.

Zu Creusot stellte man Hartgusswalzen in der Weise dar, dass
man erst eine dünne cylindrische Schicht von weissem Eisen goss,
diese dann nach dem Erkalten mit grauem Roheisen vollgoss.

Gusseisen erhält durch einen Zusatz von 2 Proz. Wolfram grosse
Härte und Festigkeit. Le Quen stellte hierüber im Kriegshafen zu
Brest (1863) Versuche an. Er setzte dem flüssigen Roheisen pulveri-
siertes Wolframerz zu. Die Reduktion des Wolframerzes erfolgte auf
Kosten des Kohlenstoffgehaltes des Roheisens, das dadurch stahlartig
wurde.

Eine verbesserte Giesspfanne erfand Mandley 1863. Bei dieser
taucht eine am Ausguss angebrachte Eisenplatte, sobald die Pfanne
geneigt wird, in das flüssige Eisen und hält dadurch die aufschwim-
menden Unreinigkeiten zurück. Dasselbe bezweckt die Giesspfanne
von Vanboss (1870), bei welcher, ähnlich wie bei einer Theekanne,
nur das Untere ausfliessen kann.

In England ersetzte man die schweren gusseisernen Formkasten,
namentlich für kleinere Gussstücke, durch Formkasten aus Eisenblech.
Derartige leichte Formkasten aus Walzeisen fertigte Anfang der
sechziger Jahre Stotz in Stuttgart an.

Karmarsch untersuchte die bekanntesten Formsande chemisch,

1) Siehe Pract. Mechan. Journ. 1866, Jan., p. 302; Kerpely a. a. O. 1862,
S. 132.

Die Eisengieſserei von 1861 bis 1870.
den Eisensäule, aber in langsam abnehmendem Verhältnis. Dieser
Umstand erklärt die Vorzüge des stehenden Gusses mit verlorenem
Kopf und hohen Einguſstrichtern. Blasenfreien Guſs erzielte Jos.
Harrison
zu Philadelphia durch Auspumpen der Luft aus den Formen
bei der Röhrengieſserei 1).

In Deutschland zeichnete sich besonders Gruson durch seinen
vortrefflichen Hartguſs aus. Hierzu verwendete er (1863) 400 Teile
zähes, graues Holzkohlenroheisen und 100 Teile Spiegeleisen. An-
fang der sechziger Jahre schmolz er mit Vorliebe das Roheisen der
Teichhütte bei Gittelde. 1864 goſs Gruson Hartguſsgeschosse gegen
Panzer. Mitte der sechziger Jahre beschäftigte er sich bereits mit
der Herstellung von Hartguſspanzertürmen und stellte 1867 ein Modell
davon in Paris aus.

In Österreich war Ganz in Ofen (Budapest) durch seinen Hartguſs
berühmt. Er stellte denselben zum Teil dadurch her, daſs er die
Guſsformen mit gepulvertem, mit Weingeist angerührtem Antimon
ausstrich. Es bildete sich dadurch an der Oberfläche eine harte
Legierung von Eisen und Antimon.

Zu Creusot stellte man Hartguſswalzen in der Weise dar, daſs
man erst eine dünne cylindrische Schicht von weiſsem Eisen goſs,
diese dann nach dem Erkalten mit grauem Roheisen vollgoſs.

Guſseisen erhält durch einen Zusatz von 2 Proz. Wolfram groſse
Härte und Festigkeit. Le Quen stellte hierüber im Kriegshafen zu
Brest (1863) Versuche an. Er setzte dem flüssigen Roheisen pulveri-
siertes Wolframerz zu. Die Reduktion des Wolframerzes erfolgte auf
Kosten des Kohlenstoffgehaltes des Roheisens, das dadurch stahlartig
wurde.

Eine verbesserte Gieſspfanne erfand Mandley 1863. Bei dieser
taucht eine am Ausguſs angebrachte Eisenplatte, sobald die Pfanne
geneigt wird, in das flüssige Eisen und hält dadurch die aufschwim-
menden Unreinigkeiten zurück. Dasselbe bezweckt die Gieſspfanne
von Vanboſs (1870), bei welcher, ähnlich wie bei einer Theekanne,
nur das Untere ausflieſsen kann.

In England ersetzte man die schweren guſseisernen Formkasten,
namentlich für kleinere Guſsstücke, durch Formkasten aus Eisenblech.
Derartige leichte Formkasten aus Walzeisen fertigte Anfang der
sechziger Jahre Stotz in Stuttgart an.

Karmarsch untersuchte die bekanntesten Formsande chemisch,

1) Siehe Pract. Mechan. Journ. 1866, Jan., p. 302; Kerpely a. a. O. 1862,
S. 132.
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[85/0101] Die Eisengieſserei von 1861 bis 1870. den Eisensäule, aber in langsam abnehmendem Verhältnis. Dieser Umstand erklärt die Vorzüge des stehenden Gusses mit verlorenem Kopf und hohen Einguſstrichtern. Blasenfreien Guſs erzielte Jos. Harrison zu Philadelphia durch Auspumpen der Luft aus den Formen bei der Röhrengieſserei 1). In Deutschland zeichnete sich besonders Gruson durch seinen vortrefflichen Hartguſs aus. Hierzu verwendete er (1863) 400 Teile zähes, graues Holzkohlenroheisen und 100 Teile Spiegeleisen. An- fang der sechziger Jahre schmolz er mit Vorliebe das Roheisen der Teichhütte bei Gittelde. 1864 goſs Gruson Hartguſsgeschosse gegen Panzer. Mitte der sechziger Jahre beschäftigte er sich bereits mit der Herstellung von Hartguſspanzertürmen und stellte 1867 ein Modell davon in Paris aus. In Österreich war Ganz in Ofen (Budapest) durch seinen Hartguſs berühmt. Er stellte denselben zum Teil dadurch her, daſs er die Guſsformen mit gepulvertem, mit Weingeist angerührtem Antimon ausstrich. Es bildete sich dadurch an der Oberfläche eine harte Legierung von Eisen und Antimon. Zu Creusot stellte man Hartguſswalzen in der Weise dar, daſs man erst eine dünne cylindrische Schicht von weiſsem Eisen goſs, diese dann nach dem Erkalten mit grauem Roheisen vollgoſs. Guſseisen erhält durch einen Zusatz von 2 Proz. Wolfram groſse Härte und Festigkeit. Le Quen stellte hierüber im Kriegshafen zu Brest (1863) Versuche an. Er setzte dem flüssigen Roheisen pulveri- siertes Wolframerz zu. Die Reduktion des Wolframerzes erfolgte auf Kosten des Kohlenstoffgehaltes des Roheisens, das dadurch stahlartig wurde. Eine verbesserte Gieſspfanne erfand Mandley 1863. Bei dieser taucht eine am Ausguſs angebrachte Eisenplatte, sobald die Pfanne geneigt wird, in das flüssige Eisen und hält dadurch die aufschwim- menden Unreinigkeiten zurück. Dasselbe bezweckt die Gieſspfanne von Vanboſs (1870), bei welcher, ähnlich wie bei einer Theekanne, nur das Untere ausflieſsen kann. In England ersetzte man die schweren guſseisernen Formkasten, namentlich für kleinere Guſsstücke, durch Formkasten aus Eisenblech. Derartige leichte Formkasten aus Walzeisen fertigte Anfang der sechziger Jahre Stotz in Stuttgart an. Karmarsch untersuchte die bekanntesten Formsande chemisch, 1) Siehe Pract. Mechan. Journ. 1866, Jan., p. 302; Kerpely a. a. O. 1862, S. 132.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/101>, abgerufen am 23.11.2024.