die Centrifugalkraft in die äussere ringförmige Form getrieben, wo es unter Druck erkaltet. Die ringförmigen Gussstücke werden in kurze Stücke geschnitten und unter Hammer und Walzen ausgestreckt.
Bessemer erkannte den Schwefel und Phosphor als die grössten Feinde seines Verfahrens. Letzterer liess sich nur aus den Erzen entfernen und schlug Bessemer hierfür entweder ein chlorierendes Rösten oder Behandlung der Erze mit verdünnter Salzsäure vor. Die Schmelzung der Erze sollte mit gereinigten, schwefelfreien Koks ge- schehen. Um ein möglichst schwefelfreies Roheisen zu erhalten, schlug er vor, die Reduktion und Schmelzung der Erze mit Gas vorzunehmen.
Im ganzen kam aber Bessemer trotz seiner Beobachtungen und geist- reichen Vorschläge mit seinem Pro- zess im Jahre 1857 nicht viel weiter. Nur erkannte er deutlicher, dass durchaus nicht alle Roheisensorten für seinen Prozess geeignet seien, dass die wichtigste Vorbedingung für das Gelingen ein möglichst schwefel- und phosphorfreies Roheisen sei. Die Aus- wahl der richtigen Erze beim Hoch- ofenprozess zeigte sich hierfür von grösster Wichtigkeit.
[Abbildung]
Fig. 336.
Die Verwendung solcher Erze und des daraus erblasenen Roheisens war auch der wichtigste Grund, dass die Versuche mit dem Bessemerverfahren in Schweden so günstigen Erfolg hatten. Diese Versuche hatte, wie bereits oben erwähnt, G. F. Göranson aus Högbo im Jahre 1856 zu Garpenberg be- gonnen. Er war der einzige Industrielle auf dem Kontinent, der die Versuche mit Ernst, gutem Willen und Vertrauen zur Sache aufnahm und durchführte. Er wollte nicht bloss, wie die meisten anderen, durch einen flüchtigen Versuch sich überzeugen, dass die Sache nicht ginge, sondern er wollte wirklich Eisen und Stahl nach dem neuen Verfahren erzeugen. Deshalb begnügte er sich auch nicht wie andere damit, nach den kurzen Angaben in Bessemers Vor- trag seinen Versuchsapparat zu konstruieren, sondern er trat mit Bessemer in Verkehr und liess sich von diesem Rat und Anleitung geben. Obgleich die ersten Versuche zu Garpenberg unter der Aufsicht des Ingenieurs Leffler nicht ungünstig ausfielen, so zeigte es sich doch bald, dass die zur Verfügung stehende Wasserkraft viel zu schwach
Henry Bessemer und seine Erfindung.
die Centrifugalkraft in die äuſsere ringförmige Form getrieben, wo es unter Druck erkaltet. Die ringförmigen Guſsstücke werden in kurze Stücke geschnitten und unter Hammer und Walzen ausgestreckt.
Bessemer erkannte den Schwefel und Phosphor als die gröſsten Feinde seines Verfahrens. Letzterer lieſs sich nur aus den Erzen entfernen und schlug Bessemer hierfür entweder ein chlorierendes Rösten oder Behandlung der Erze mit verdünnter Salzsäure vor. Die Schmelzung der Erze sollte mit gereinigten, schwefelfreien Koks ge- schehen. Um ein möglichst schwefelfreies Roheisen zu erhalten, schlug er vor, die Reduktion und Schmelzung der Erze mit Gas vorzunehmen.
Im ganzen kam aber Bessemer trotz seiner Beobachtungen und geist- reichen Vorschläge mit seinem Pro- zeſs im Jahre 1857 nicht viel weiter. Nur erkannte er deutlicher, daſs durchaus nicht alle Roheisensorten für seinen Prozeſs geeignet seien, daſs die wichtigste Vorbedingung für das Gelingen ein möglichst schwefel- und phosphorfreies Roheisen sei. Die Aus- wahl der richtigen Erze beim Hoch- ofenprozeſs zeigte sich hierfür von gröſster Wichtigkeit.
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Fig. 336.
Die Verwendung solcher Erze und des daraus erblasenen Roheisens war auch der wichtigste Grund, daſs die Versuche mit dem Bessemerverfahren in Schweden so günstigen Erfolg hatten. Diese Versuche hatte, wie bereits oben erwähnt, G. F. Göranson aus Högbo im Jahre 1856 zu Garpenberg be- gonnen. Er war der einzige Industrielle auf dem Kontinent, der die Versuche mit Ernst, gutem Willen und Vertrauen zur Sache aufnahm und durchführte. Er wollte nicht bloſs, wie die meisten anderen, durch einen flüchtigen Versuch sich überzeugen, daſs die Sache nicht ginge, sondern er wollte wirklich Eisen und Stahl nach dem neuen Verfahren erzeugen. Deshalb begnügte er sich auch nicht wie andere damit, nach den kurzen Angaben in Bessemers Vor- trag seinen Versuchsapparat zu konstruieren, sondern er trat mit Bessemer in Verkehr und lieſs sich von diesem Rat und Anleitung geben. Obgleich die ersten Versuche zu Garpenberg unter der Aufsicht des Ingenieurs Leffler nicht ungünstig ausfielen, so zeigte es sich doch bald, daſs die zur Verfügung stehende Wasserkraft viel zu schwach
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[933/0949]
Henry Bessemer und seine Erfindung.
die Centrifugalkraft in die äuſsere ringförmige Form getrieben, wo es
unter Druck erkaltet. Die ringförmigen Guſsstücke werden in kurze
Stücke geschnitten und unter Hammer und Walzen ausgestreckt.
Bessemer erkannte den Schwefel und Phosphor als die gröſsten
Feinde seines Verfahrens. Letzterer lieſs sich nur aus den Erzen
entfernen und schlug Bessemer hierfür entweder ein chlorierendes
Rösten oder Behandlung der Erze mit verdünnter Salzsäure vor. Die
Schmelzung der Erze sollte mit gereinigten, schwefelfreien Koks ge-
schehen. Um ein möglichst schwefelfreies Roheisen zu erhalten, schlug
er vor, die Reduktion und Schmelzung der Erze mit Gas vorzunehmen.
Im ganzen kam aber Bessemer
trotz seiner Beobachtungen und geist-
reichen Vorschläge mit seinem Pro-
zeſs im Jahre 1857 nicht viel weiter.
Nur erkannte er deutlicher, daſs
durchaus nicht alle Roheisensorten
für seinen Prozeſs geeignet seien, daſs
die wichtigste Vorbedingung für das
Gelingen ein möglichst schwefel- und
phosphorfreies Roheisen sei. Die Aus-
wahl der richtigen Erze beim Hoch-
ofenprozeſs zeigte sich hierfür von
gröſster Wichtigkeit.
[Abbildung Fig. 336.]
Die Verwendung solcher Erze und
des daraus erblasenen Roheisens war auch der wichtigste Grund, daſs
die Versuche mit dem Bessemerverfahren in Schweden so günstigen
Erfolg hatten. Diese Versuche hatte, wie bereits oben erwähnt,
G. F. Göranson aus Högbo im Jahre 1856 zu Garpenberg be-
gonnen. Er war der einzige Industrielle auf dem Kontinent, der
die Versuche mit Ernst, gutem Willen und Vertrauen zur Sache
aufnahm und durchführte. Er wollte nicht bloſs, wie die meisten
anderen, durch einen flüchtigen Versuch sich überzeugen, daſs die
Sache nicht ginge, sondern er wollte wirklich Eisen und Stahl nach
dem neuen Verfahren erzeugen. Deshalb begnügte er sich auch nicht
wie andere damit, nach den kurzen Angaben in Bessemers Vor-
trag seinen Versuchsapparat zu konstruieren, sondern er trat mit
Bessemer in Verkehr und lieſs sich von diesem Rat und Anleitung
geben. Obgleich die ersten Versuche zu Garpenberg unter der Aufsicht
des Ingenieurs Leffler nicht ungünstig ausfielen, so zeigte es sich
doch bald, daſs die zur Verfügung stehende Wasserkraft viel zu schwach
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 933. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/949>, abgerufen am 23.11.2024.
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