Roheisenstein zu erblasen, während man bis dahin nur Holzkohlen- roheisen verwendet hatte. Zu diesem Zwecke hatte die Gesellschaft eigens das Hüttenwerk Pontypool gekauft und beabsichtigte daselbst die Fabrikation des Uchatiusstahles in grossartigem Massstabe zu betreiben. Man plante eine Ofenanlage von 1000 Stahlschmelzöfen zu zwei Tiegeln, doch wurden von denselben nur 200 fertig- gestellt. Auf 950 kg Roheisen verbrauchte man 200 kg Erzpulver und zum Schmelzen 3000 kg Koks. Jede Schmelze von 10 bis 12 kg Roheisen Einsatz dauerte 105 Minuten. Die Ebbw-Vale-Gesellschaft verwendete den Uchatiusstahl ausschliesslich für Eisenbahnmaterial, namentlich für Schienen. Sie verkaufte die Licenz der Benutzung des Verfahrens für andere Zwecke. Spencer & Son in Sheffield erwarben eine solche für 5000 £. Krupp in Essen machte alsbald bei Spencer eine Probebestellung auf Qualitätsstahl nach dem neuen Verfahren.
In Frankreich verkaufte Lenz für Uchatius das Patent an Mancel de Valdauer, der eine Societe Uchatius gründete. Diese errichtete eine Versuchsschmelze auf dem Eisenwerke von Huin & Corlassen zu Precy bei Paris, welche im Mai 1857 in Betrieb kam. Der Hauptzweck der Gesellschaft war aber, Konzessionen zu verkaufen. Sie verlangte für das Recht der Benutzung des Verfahrens 50000 Franken sofort und 50 bis 100 Franken Tantieme für jede Tonne Stahl. Diese hohen Abgaben standen der Ausbreitung des Verfahrens sehr im Wege. Später wurde zu Seurin die Uchatius- stahl-Fabrikation mit algerischem, aus Roteisenstein erblasenem Roh- eisen eingeführt.
In Spanien erwarb Rumaldo de Avellano und ein Teilhaber der Eisenwerksgesellschaft Bilbao in Biscaya das Privilegium.
Auch in Österreich bildete sich 1857 eine Gesellschaft von Eng- ländern und Österreichern, die bei Wien ein grosses Werk für 40000 bis 60000 Ctr. Uchatiusstahl-Erzeugung anlegen wollten. Ebenso beabsichtigte man 1857, das Uchatiusverfahren in Kladno ein- zuführen. In Österreich verwendete man weisses steierisches Holz- kohleneisen zu der Fabrikation.
Am besten bewährte sich aber schwedisches, aus reinem Magnet- eisenstein erblasenes Roheisen hierfür und wurde zu Hedemora und Wikmanshyttan aus einem sehr reinen und siliciumarmen Roheisen ein sehr guter Erzstahl nach diesem Verfahren dargestellt.
Im ganzen erfüllten sich aber die grossen Hoffnungen, die man auf den Uchatiusprozess gesetzt hatte, nicht. Was Tunner schon 1855 über denselben gesagt hatte, bewahrheitete sich. An den meisten
Stahlbereitung 1851 bis 1860.
Roheisenstein zu erblasen, während man bis dahin nur Holzkohlen- roheisen verwendet hatte. Zu diesem Zwecke hatte die Gesellschaft eigens das Hüttenwerk Pontypool gekauft und beabsichtigte daselbst die Fabrikation des Uchatiusstahles in groſsartigem Maſsstabe zu betreiben. Man plante eine Ofenanlage von 1000 Stahlschmelzöfen zu zwei Tiegeln, doch wurden von denselben nur 200 fertig- gestellt. Auf 950 kg Roheisen verbrauchte man 200 kg Erzpulver und zum Schmelzen 3000 kg Koks. Jede Schmelze von 10 bis 12 kg Roheisen Einsatz dauerte 105 Minuten. Die Ebbw-Vale-Gesellschaft verwendete den Uchatiusstahl ausschlieſslich für Eisenbahnmaterial, namentlich für Schienen. Sie verkaufte die Licenz der Benutzung des Verfahrens für andere Zwecke. Spencer & Son in Sheffield erwarben eine solche für 5000 £. Krupp in Essen machte alsbald bei Spencer eine Probebestellung auf Qualitätsstahl nach dem neuen Verfahren.
In Frankreich verkaufte Lenz für Uchatius das Patent an Mancel de Valdauer, der eine Société Uchatius gründete. Diese errichtete eine Versuchsschmelze auf dem Eisenwerke von Huin & Corlassen zu Precy bei Paris, welche im Mai 1857 in Betrieb kam. Der Hauptzweck der Gesellschaft war aber, Konzessionen zu verkaufen. Sie verlangte für das Recht der Benutzung des Verfahrens 50000 Franken sofort und 50 bis 100 Franken Tantième für jede Tonne Stahl. Diese hohen Abgaben standen der Ausbreitung des Verfahrens sehr im Wege. Später wurde zu Seurin die Uchatius- stahl-Fabrikation mit algerischem, aus Roteisenstein erblasenem Roh- eisen eingeführt.
In Spanien erwarb Rumaldo de Avellano und ein Teilhaber der Eisenwerksgesellschaft Bilbao in Biscaya das Privilegium.
Auch in Österreich bildete sich 1857 eine Gesellschaft von Eng- ländern und Österreichern, die bei Wien ein groſses Werk für 40000 bis 60000 Ctr. Uchatiusstahl-Erzeugung anlegen wollten. Ebenso beabsichtigte man 1857, das Uchatiusverfahren in Kladno ein- zuführen. In Österreich verwendete man weiſses steierisches Holz- kohleneisen zu der Fabrikation.
Am besten bewährte sich aber schwedisches, aus reinem Magnet- eisenstein erblasenes Roheisen hierfür und wurde zu Hedemora und Wikmanshyttan aus einem sehr reinen und siliciumarmen Roheisen ein sehr guter Erzstahl nach diesem Verfahren dargestellt.
Im ganzen erfüllten sich aber die groſsen Hoffnungen, die man auf den Uchatiusprozeſs gesetzt hatte, nicht. Was Tunner schon 1855 über denselben gesagt hatte, bewahrheitete sich. An den meisten
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Stahlbereitung 1851 bis 1860.
Roheisenstein zu erblasen, während man bis dahin nur Holzkohlen-
roheisen verwendet hatte. Zu diesem Zwecke hatte die Gesellschaft
eigens das Hüttenwerk Pontypool gekauft und beabsichtigte daselbst
die Fabrikation des Uchatiusstahles in groſsartigem Maſsstabe zu
betreiben. Man plante eine Ofenanlage von 1000 Stahlschmelzöfen
zu zwei Tiegeln, doch wurden von denselben nur 200 fertig-
gestellt. Auf 950 kg Roheisen verbrauchte man 200 kg Erzpulver und
zum Schmelzen 3000 kg Koks. Jede Schmelze von 10 bis 12 kg
Roheisen Einsatz dauerte 105 Minuten. Die Ebbw-Vale-Gesellschaft
verwendete den Uchatiusstahl ausschlieſslich für Eisenbahnmaterial,
namentlich für Schienen. Sie verkaufte die Licenz der Benutzung des
Verfahrens für andere Zwecke. Spencer & Son in Sheffield erwarben
eine solche für 5000 £. Krupp in Essen machte alsbald bei Spencer
eine Probebestellung auf Qualitätsstahl nach dem neuen Verfahren.
In Frankreich verkaufte Lenz für Uchatius das Patent an
Mancel de Valdauer, der eine Société Uchatius gründete. Diese
errichtete eine Versuchsschmelze auf dem Eisenwerke von Huin
& Corlassen zu Precy bei Paris, welche im Mai 1857 in Betrieb
kam. Der Hauptzweck der Gesellschaft war aber, Konzessionen zu
verkaufen. Sie verlangte für das Recht der Benutzung des Verfahrens
50000 Franken sofort und 50 bis 100 Franken Tantième für jede
Tonne Stahl. Diese hohen Abgaben standen der Ausbreitung des
Verfahrens sehr im Wege. Später wurde zu Seurin die Uchatius-
stahl-Fabrikation mit algerischem, aus Roteisenstein erblasenem Roh-
eisen eingeführt.
In Spanien erwarb Rumaldo de Avellano und ein Teilhaber
der Eisenwerksgesellschaft Bilbao in Biscaya das Privilegium.
Auch in Österreich bildete sich 1857 eine Gesellschaft von Eng-
ländern und Österreichern, die bei Wien ein groſses Werk für
40000 bis 60000 Ctr. Uchatiusstahl-Erzeugung anlegen wollten.
Ebenso beabsichtigte man 1857, das Uchatiusverfahren in Kladno ein-
zuführen. In Österreich verwendete man weiſses steierisches Holz-
kohleneisen zu der Fabrikation.
Am besten bewährte sich aber schwedisches, aus reinem Magnet-
eisenstein erblasenes Roheisen hierfür und wurde zu Hedemora und
Wikmanshyttan aus einem sehr reinen und siliciumarmen Roheisen
ein sehr guter Erzstahl nach diesem Verfahren dargestellt.
Im ganzen erfüllten sich aber die groſsen Hoffnungen, die man
auf den Uchatiusprozeſs gesetzt hatte, nicht. Was Tunner schon
1855 über denselben gesagt hatte, bewahrheitete sich. An den meisten
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/908>, abgerufen am 23.11.2024.
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