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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Stahlbereitung 1851 bis 1860.
tragische Tod des Erfinders steigerte eher noch das Interesse an
seiner Erfindung. Belgische Kapitalisten erwarben das Privilegium,
gründeten eine Gesellschaft mit 1 Million Franken Aktienkapital und
erbauten 1856 ein Werk zu Couillet bei Charleroi. In demselben
Jahre entstand in Frankreich ein Werk zu Pontcharra (Isere) und
im folgenden legte eine andere Gesellschaft mit 21/2 Millionen Aktien-
kapital ein grosses Werk zu Hautmont (Nord) an. Das zu Bogschan
in Ungarn 1858 geplante Werk kam nicht zur Ausführung. Alle
diese Unternehmungen waren darauf gegründet, nach Chenots Ver-
fahren einen billigen, guten Stahl zu bereiten. Nach Chenots An-
gabe sollte sich die Tonne von seinem Stahl einschliesslich eines
beträchtlichen Gewinnes auf 40 £ stellen. Der gesamte Kohlen-
verbrauch für die 1000 kg Stahlluppen sollte nur 1200 kg betragen.
Die Unternehmer sahen sich aber in ihren Hoffnungen sehr getäuscht.
Es gelang ihnen nicht, einen gleichmässigen, brauchbaren Stahl auf
diesem Wege zu erhalten. Nur das Werk bei Bilbao, welches am
ersten in der Lage war, die besten und geeignetsten Erze auszusuchen,
setzte den Betrieb längere Zeit fort, aber in der Art, dass es den
Eisenschwamm dem Roheisen im Puddelofen zusetzte.

Wir sehen davon ab, die Entwickelung des Prozesses von Anfang
an im einzelnen zu verfolgen und wollen ihn nur schildern, wie er
1855 bei der Pariser Ausstellung beschrieben wurde und wie er dann
später in Clichy in Belgien und zu Hautmont ausgeführt wurde.

Bei der Ausstellung von 1855 spielte eine elektromagnetische
Sortiermaschine, welche auch in dem englischen Patente von 1854
angeführt ist, eine wichtige Rolle. Schon bei den 1851 ausgestellten
Stahlproben gab Chenot die dunkle und etwas bombastische Erklärung,
dass sie "sans fusion de la fonte, mais par Electromotions, resultants
d'oxydations et de reductions alternatives" hergestellt seien. Das
elektro-magnetische Rad sollte zur Aufbereitung des durch Röstung
magnetisch gemachten und dann gemahlenen Eisenerzes dienen. Der
Apparat bestand aus einem doppelten, hohlen Cylinder aus Messing-
blech von etwa 21/2 Fuss äusserem Durchmesser und 1 Fuss Breite, an
dem von innen etwa 30 durch einen elektrischen Strom periodisch
wirksam gemachte Magnete von etwa 2 Zoll Durchmesser und 4 Zoll
Höhe radial herum verteilt waren. Bei dem Drehen des Rades
wurden die Leitungsdrähte mit den einzelnen Magneten dergestalt
abwechselnd in Verbindung gebracht oder ausgeschaltet, dass das Rad
an seiner Oberfläche auf der einen lotrechten Hälfte magnetisch
war, auf der anderen nicht. An der magnetischen Seite wurde das

Stahlbereitung 1851 bis 1860.
tragische Tod des Erfinders steigerte eher noch das Interesse an
seiner Erfindung. Belgische Kapitalisten erwarben das Privilegium,
gründeten eine Gesellschaft mit 1 Million Franken Aktienkapital und
erbauten 1856 ein Werk zu Couillet bei Charleroi. In demselben
Jahre entstand in Frankreich ein Werk zu Pontcharra (Isère) und
im folgenden legte eine andere Gesellschaft mit 2½ Millionen Aktien-
kapital ein groſses Werk zu Hautmont (Nord) an. Das zu Bogschan
in Ungarn 1858 geplante Werk kam nicht zur Ausführung. Alle
diese Unternehmungen waren darauf gegründet, nach Chenots Ver-
fahren einen billigen, guten Stahl zu bereiten. Nach Chenots An-
gabe sollte sich die Tonne von seinem Stahl einschlieſslich eines
beträchtlichen Gewinnes auf 40 £ stellen. Der gesamte Kohlen-
verbrauch für die 1000 kg Stahlluppen sollte nur 1200 kg betragen.
Die Unternehmer sahen sich aber in ihren Hoffnungen sehr getäuscht.
Es gelang ihnen nicht, einen gleichmäſsigen, brauchbaren Stahl auf
diesem Wege zu erhalten. Nur das Werk bei Bilbao, welches am
ersten in der Lage war, die besten und geeignetsten Erze auszusuchen,
setzte den Betrieb längere Zeit fort, aber in der Art, daſs es den
Eisenschwamm dem Roheisen im Puddelofen zusetzte.

Wir sehen davon ab, die Entwickelung des Prozesses von Anfang
an im einzelnen zu verfolgen und wollen ihn nur schildern, wie er
1855 bei der Pariser Ausstellung beschrieben wurde und wie er dann
später in Clichy in Belgien und zu Hautmont ausgeführt wurde.

Bei der Ausstellung von 1855 spielte eine elektromagnetische
Sortiermaschine, welche auch in dem englischen Patente von 1854
angeführt ist, eine wichtige Rolle. Schon bei den 1851 ausgestellten
Stahlproben gab Chenot die dunkle und etwas bombastische Erklärung,
daſs sie „sans fusion de la fonte, mais par Electromotions, resultants
d’oxydations et de reductions alternatives“ hergestellt seien. Das
elektro-magnetische Rad sollte zur Aufbereitung des durch Röstung
magnetisch gemachten und dann gemahlenen Eisenerzes dienen. Der
Apparat bestand aus einem doppelten, hohlen Cylinder aus Messing-
blech von etwa 2½ Fuſs äuſserem Durchmesser und 1 Fuſs Breite, an
dem von innen etwa 30 durch einen elektrischen Strom periodisch
wirksam gemachte Magnete von etwa 2 Zoll Durchmesser und 4 Zoll
Höhe radial herum verteilt waren. Bei dem Drehen des Rades
wurden die Leitungsdrähte mit den einzelnen Magneten dergestalt
abwechselnd in Verbindung gebracht oder ausgeschaltet, daſs das Rad
an seiner Oberfläche auf der einen lotrechten Hälfte magnetisch
war, auf der anderen nicht. An der magnetischen Seite wurde das

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[885/0901] Stahlbereitung 1851 bis 1860. tragische Tod des Erfinders steigerte eher noch das Interesse an seiner Erfindung. Belgische Kapitalisten erwarben das Privilegium, gründeten eine Gesellschaft mit 1 Million Franken Aktienkapital und erbauten 1856 ein Werk zu Couillet bei Charleroi. In demselben Jahre entstand in Frankreich ein Werk zu Pontcharra (Isère) und im folgenden legte eine andere Gesellschaft mit 2½ Millionen Aktien- kapital ein groſses Werk zu Hautmont (Nord) an. Das zu Bogschan in Ungarn 1858 geplante Werk kam nicht zur Ausführung. Alle diese Unternehmungen waren darauf gegründet, nach Chenots Ver- fahren einen billigen, guten Stahl zu bereiten. Nach Chenots An- gabe sollte sich die Tonne von seinem Stahl einschlieſslich eines beträchtlichen Gewinnes auf 40 £ stellen. Der gesamte Kohlen- verbrauch für die 1000 kg Stahlluppen sollte nur 1200 kg betragen. Die Unternehmer sahen sich aber in ihren Hoffnungen sehr getäuscht. Es gelang ihnen nicht, einen gleichmäſsigen, brauchbaren Stahl auf diesem Wege zu erhalten. Nur das Werk bei Bilbao, welches am ersten in der Lage war, die besten und geeignetsten Erze auszusuchen, setzte den Betrieb längere Zeit fort, aber in der Art, daſs es den Eisenschwamm dem Roheisen im Puddelofen zusetzte. Wir sehen davon ab, die Entwickelung des Prozesses von Anfang an im einzelnen zu verfolgen und wollen ihn nur schildern, wie er 1855 bei der Pariser Ausstellung beschrieben wurde und wie er dann später in Clichy in Belgien und zu Hautmont ausgeführt wurde. Bei der Ausstellung von 1855 spielte eine elektromagnetische Sortiermaschine, welche auch in dem englischen Patente von 1854 angeführt ist, eine wichtige Rolle. Schon bei den 1851 ausgestellten Stahlproben gab Chenot die dunkle und etwas bombastische Erklärung, daſs sie „sans fusion de la fonte, mais par Electromotions, resultants d’oxydations et de reductions alternatives“ hergestellt seien. Das elektro-magnetische Rad sollte zur Aufbereitung des durch Röstung magnetisch gemachten und dann gemahlenen Eisenerzes dienen. Der Apparat bestand aus einem doppelten, hohlen Cylinder aus Messing- blech von etwa 2½ Fuſs äuſserem Durchmesser und 1 Fuſs Breite, an dem von innen etwa 30 durch einen elektrischen Strom periodisch wirksam gemachte Magnete von etwa 2 Zoll Durchmesser und 4 Zoll Höhe radial herum verteilt waren. Bei dem Drehen des Rades wurden die Leitungsdrähte mit den einzelnen Magneten dergestalt abwechselnd in Verbindung gebracht oder ausgeschaltet, daſs das Rad an seiner Oberfläche auf der einen lotrechten Hälfte magnetisch war, auf der anderen nicht. An der magnetischen Seite wurde das

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/901>, abgerufen am 23.11.2024.