Die wichtigste Verbesserung war aber die Einführung von Form- maschinen zur Herstellung von Gussformen. Die Herstellung von Formen, die sehr häufig gebraucht wurden, wie von Gas- oder Wasser- leitungsröhren, Schienenstühlen u. s. w., oder von Formen, bei denen die Herstellung des Modelles grosse Kosten verursachte, suchte man dadurch zu verbilligen, dass man die Handarbeit durch Maschinen- arbeit ersetzte.
Harrison hatte schon 1845 ein Verfahren mitgeteilt, Röhren ohne Modell zu formen. Es bestand darin, die Form der Röhren mit Schablonen aus dem Formsande auszudrehen. Hierdurch wurden die Röhren im geteilten Kasten annähernd vorgeformt. Dieses Verfahren verbesserte Stewart in Glasgow dadurch, dass er die Röhrenform aus der voll in dem geschlossenen Formkasten eingestampften Sand- masse mittels einer Bohrvorrichtung ausschnitt. Das Modell dazu stellte Stewart auf der Londoner Weltausstellung 1851 aus. Ferner gab er schon 1847 die erste wirkliche Maschine zur Röhrenformerei im stehenden Kasten an, in welcher der Formsand durch spiralförmige Flügel um das Modell festgedrückt wurde 1).
Eine andere Maschine, um Röhren im liegenden Kasten zu formen, veröffentlichte Newton 1850 2).
Fairbairn und Hetterington erfanden 1851 ein Verfahren, Röhren zu formen, dadurch, dass die beiden Hälften des Röhren- modelles auf beiden Seiten eines Modellbrettes in genauer Lage befestigt waren und so abgeformt wurden.
Eine kompliziertere, aber auch vollkommenere Röhrenform- maschine erfand Sheriff in Glasgow 1854 3). Weitere Maschinen für diesen Zweck gaben Elder in Glasgow, 1856, und Waltjen in Bremen, 1857, an.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1855 4), wo auch Stewarts Röhrenformmaschine zu sehen war, hatte Charles de Bergue eine Maschine zum Ausheben der Modelle aus dem Sand ausgestellt. Die Platte mit dem Modell wurde mit einem Rahmen verbunden, der durch ein Zahnstangengetriebe bewegt wurde.
Ferner war auf der Pariser Ausstellung John Jobsons Apparat zum mechanischen Ausheben der Schienenstuhlmodelle ausgestellt. Hierbei war das Eigenartige, dass das Modell abnehmbare Teile hatte,
1) Siehe Polytechn. Journ., Bd. 104, S. 245.
2) Polytechn. Journ., Bd. 118, S. 352.
3) A. a. O., Bd. 137, S. 12.
4) Siehe Tunner, Jahrbuch von Leoben, Bd. VI (1857).
Eisengieſserei 1851 bis 1860.
Die wichtigste Verbesserung war aber die Einführung von Form- maschinen zur Herstellung von Guſsformen. Die Herstellung von Formen, die sehr häufig gebraucht wurden, wie von Gas- oder Wasser- leitungsröhren, Schienenstühlen u. s. w., oder von Formen, bei denen die Herstellung des Modelles groſse Kosten verursachte, suchte man dadurch zu verbilligen, daſs man die Handarbeit durch Maschinen- arbeit ersetzte.
Harrison hatte schon 1845 ein Verfahren mitgeteilt, Röhren ohne Modell zu formen. Es bestand darin, die Form der Röhren mit Schablonen aus dem Formsande auszudrehen. Hierdurch wurden die Röhren im geteilten Kasten annähernd vorgeformt. Dieses Verfahren verbesserte Stewart in Glasgow dadurch, daſs er die Röhrenform aus der voll in dem geschlossenen Formkasten eingestampften Sand- masse mittels einer Bohrvorrichtung ausschnitt. Das Modell dazu stellte Stewart auf der Londoner Weltausstellung 1851 aus. Ferner gab er schon 1847 die erste wirkliche Maschine zur Röhrenformerei im stehenden Kasten an, in welcher der Formsand durch spiralförmige Flügel um das Modell festgedrückt wurde 1).
Eine andere Maschine, um Röhren im liegenden Kasten zu formen, veröffentlichte Newton 1850 2).
Fairbairn und Hetterington erfanden 1851 ein Verfahren, Röhren zu formen, dadurch, daſs die beiden Hälften des Röhren- modelles auf beiden Seiten eines Modellbrettes in genauer Lage befestigt waren und so abgeformt wurden.
Eine kompliziertere, aber auch vollkommenere Röhrenform- maschine erfand Sheriff in Glasgow 1854 3). Weitere Maschinen für diesen Zweck gaben Elder in Glasgow, 1856, und Waltjen in Bremen, 1857, an.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1855 4), wo auch Stewarts Röhrenformmaschine zu sehen war, hatte Charles de Bergue eine Maschine zum Ausheben der Modelle aus dem Sand ausgestellt. Die Platte mit dem Modell wurde mit einem Rahmen verbunden, der durch ein Zahnstangengetriebe bewegt wurde.
Ferner war auf der Pariser Ausstellung John Jobsons Apparat zum mechanischen Ausheben der Schienenstuhlmodelle ausgestellt. Hierbei war das Eigenartige, daſs das Modell abnehmbare Teile hatte,
1) Siehe Polytechn. Journ., Bd. 104, S. 245.
2) Polytechn. Journ., Bd. 118, S. 352.
3) A. a. O., Bd. 137, S. 12.
4) Siehe Tunner, Jahrbuch von Leoben, Bd. VI (1857).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0863"n="847"/><fwplace="top"type="header">Eisengieſserei 1851 bis 1860.</fw><lb/><p>Die wichtigste Verbesserung war aber die Einführung von <hirendition="#g">Form-<lb/>
maschinen</hi> zur Herstellung von Guſsformen. Die Herstellung von<lb/>
Formen, die sehr häufig gebraucht wurden, wie von Gas- oder Wasser-<lb/>
leitungsröhren, Schienenstühlen u. s. w., oder von Formen, bei denen<lb/>
die Herstellung des Modelles groſse Kosten verursachte, suchte man<lb/>
dadurch zu verbilligen, daſs man die Handarbeit durch Maschinen-<lb/>
arbeit ersetzte.</p><lb/><p><hirendition="#g">Harrison</hi> hatte schon 1845 ein Verfahren mitgeteilt, Röhren ohne<lb/>
Modell zu formen. Es bestand darin, die Form der Röhren mit<lb/>
Schablonen aus dem Formsande auszudrehen. Hierdurch wurden die<lb/>
Röhren im geteilten Kasten annähernd vorgeformt. Dieses Verfahren<lb/>
verbesserte <hirendition="#g">Stewart</hi> in Glasgow dadurch, daſs er die Röhrenform<lb/>
aus der voll in dem geschlossenen Formkasten eingestampften Sand-<lb/>
masse mittels einer Bohrvorrichtung ausschnitt. Das Modell dazu<lb/>
stellte <hirendition="#g">Stewart</hi> auf der Londoner Weltausstellung 1851 aus. Ferner<lb/>
gab er schon 1847 die erste wirkliche Maschine zur Röhrenformerei<lb/>
im stehenden Kasten an, in welcher der Formsand durch spiralförmige<lb/>
Flügel um das Modell festgedrückt wurde <noteplace="foot"n="1)">Siehe Polytechn. Journ., Bd. 104, S. 245.</note>.</p><lb/><p>Eine andere Maschine, um Röhren im liegenden Kasten zu formen,<lb/>
veröffentlichte <hirendition="#g">Newton</hi> 1850 <noteplace="foot"n="2)">Polytechn. Journ., Bd. 118, S. 352.</note>.</p><lb/><p><hirendition="#g">Fairbairn</hi> und <hirendition="#g">Hetterington</hi> erfanden 1851 ein Verfahren,<lb/>
Röhren zu formen, dadurch, daſs die beiden Hälften des Röhren-<lb/>
modelles auf beiden Seiten eines Modellbrettes in genauer Lage<lb/>
befestigt waren und so abgeformt wurden.</p><lb/><p>Eine kompliziertere, aber auch vollkommenere Röhrenform-<lb/>
maschine erfand <hirendition="#g">Sheriff</hi> in Glasgow 1854 <noteplace="foot"n="3)">A. a. O., Bd. 137, S. 12.</note>. Weitere Maschinen für<lb/>
diesen Zweck gaben <hirendition="#g">Elder</hi> in Glasgow, 1856, und <hirendition="#g">Waltjen</hi> in<lb/>
Bremen, 1857, an.</p><lb/><p>Auf der Pariser Weltausstellung von 1855 <noteplace="foot"n="4)">Siehe <hirendition="#g">Tunner</hi>, Jahrbuch von Leoben, Bd. VI (1857).</note>, wo auch <hirendition="#g">Stewarts</hi><lb/>
Röhrenformmaschine zu sehen war, hatte <hirendition="#g">Charles de Bergue</hi> eine<lb/>
Maschine zum Ausheben der Modelle aus dem Sand ausgestellt. Die<lb/>
Platte mit dem Modell wurde mit einem Rahmen verbunden, der<lb/>
durch ein Zahnstangengetriebe bewegt wurde.</p><lb/><p>Ferner war auf der Pariser Ausstellung <hirendition="#g">John Jobsons</hi> Apparat<lb/>
zum mechanischen Ausheben der Schienenstuhlmodelle ausgestellt.<lb/>
Hierbei war das Eigenartige, daſs das Modell abnehmbare Teile hatte,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[847/0863]
Eisengieſserei 1851 bis 1860.
Die wichtigste Verbesserung war aber die Einführung von Form-
maschinen zur Herstellung von Guſsformen. Die Herstellung von
Formen, die sehr häufig gebraucht wurden, wie von Gas- oder Wasser-
leitungsröhren, Schienenstühlen u. s. w., oder von Formen, bei denen
die Herstellung des Modelles groſse Kosten verursachte, suchte man
dadurch zu verbilligen, daſs man die Handarbeit durch Maschinen-
arbeit ersetzte.
Harrison hatte schon 1845 ein Verfahren mitgeteilt, Röhren ohne
Modell zu formen. Es bestand darin, die Form der Röhren mit
Schablonen aus dem Formsande auszudrehen. Hierdurch wurden die
Röhren im geteilten Kasten annähernd vorgeformt. Dieses Verfahren
verbesserte Stewart in Glasgow dadurch, daſs er die Röhrenform
aus der voll in dem geschlossenen Formkasten eingestampften Sand-
masse mittels einer Bohrvorrichtung ausschnitt. Das Modell dazu
stellte Stewart auf der Londoner Weltausstellung 1851 aus. Ferner
gab er schon 1847 die erste wirkliche Maschine zur Röhrenformerei
im stehenden Kasten an, in welcher der Formsand durch spiralförmige
Flügel um das Modell festgedrückt wurde 1).
Eine andere Maschine, um Röhren im liegenden Kasten zu formen,
veröffentlichte Newton 1850 2).
Fairbairn und Hetterington erfanden 1851 ein Verfahren,
Röhren zu formen, dadurch, daſs die beiden Hälften des Röhren-
modelles auf beiden Seiten eines Modellbrettes in genauer Lage
befestigt waren und so abgeformt wurden.
Eine kompliziertere, aber auch vollkommenere Röhrenform-
maschine erfand Sheriff in Glasgow 1854 3). Weitere Maschinen für
diesen Zweck gaben Elder in Glasgow, 1856, und Waltjen in
Bremen, 1857, an.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1855 4), wo auch Stewarts
Röhrenformmaschine zu sehen war, hatte Charles de Bergue eine
Maschine zum Ausheben der Modelle aus dem Sand ausgestellt. Die
Platte mit dem Modell wurde mit einem Rahmen verbunden, der
durch ein Zahnstangengetriebe bewegt wurde.
Ferner war auf der Pariser Ausstellung John Jobsons Apparat
zum mechanischen Ausheben der Schienenstuhlmodelle ausgestellt.
Hierbei war das Eigenartige, daſs das Modell abnehmbare Teile hatte,
1) Siehe Polytechn. Journ., Bd. 104, S. 245.
2) Polytechn. Journ., Bd. 118, S. 352.
3) A. a. O., Bd. 137, S. 12.
4) Siehe Tunner, Jahrbuch von Leoben, Bd. VI (1857).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 847. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/863>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.