Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Eisengiesserei 1851 bis 1860.
eisen (fine metal) zu verbessern. Dies hatte man schon lange und
besser in Oberschlesien im Flammofen erreicht und diese bereits früher
erwähnte Darstellung von "Reineisen" im Gasflammofen wurde zu
Gleiwitz während der 50 er Jahre fortgesetzt.

In England machte Stirling mit seinem verbesserten Guss-
eisen
, Patent-Toughened-Pig, grosse Reklame. Es wurde in Schottland
und Wales fabriziert und als ein besonderes Produkt (Stirlingsmetall)

[Abbildung] Fig. 291.
auf den Metallmarkt gebracht. In der Pariser Weltausstellung von
1855 war es von den schottischen Eisenwerken Dundyvan, Muikirk
und Kinneil und zwar in verschiedenen Stadien seiner Darstellung
ausgestellt. Letztere bestand darin, dass man Schmiedeeisenstücke,
Nägel, Blechschnitzel u. s. w. in den Lauf des Hochofens legte und das
abgestochene Eisen darüber fliessen liess. Das so erhaltene Gemenge
von Gusseisen und Schmiedeeisen wurde dann in dem Kupolofen um-
geschmolzen und lieferte Stirlings "verstärktes Eisen". Trotz der
Reklame und trotzdem Festigkeitsversuche, welche Hodgkinson 1853
mit demselben angestellt hatte, sehr günstig ausgefallen waren, fand
es doch nur wenig Verbreitung in England und noch weniger auf
dem Kontinent. Die übertriebene Reklame hat seiner Anwendung
mehr geschadet als genützt. Es erwies sich bald, dass dieses Eisen,
welches jetzt als ordinärer Stahlguss bekannt ist, für einzelne Ver-
wendungen durchaus zweckmässig ist, sich doch durchaus nicht für
alle Zwecke, wie der Erfinder behauptete, eignete. Auch hatte es
den Fehler grosser Ungleichmässigkeit.

Durch Zusätze anderer Metalle suchte man ebenfalls die Güte
des Gusseisens zu verbessern. Stirling pries hierfür das Zink an.

Eisengieſserei 1851 bis 1860.
eisen (fine metal) zu verbessern. Dies hatte man schon lange und
besser in Oberschlesien im Flammofen erreicht und diese bereits früher
erwähnte Darstellung von „Reineisen“ im Gasflammofen wurde zu
Gleiwitz während der 50 er Jahre fortgesetzt.

In England machte Stirling mit seinem verbesserten Guſs-
eisen
, Patent-Toughened-Pig, groſse Reklame. Es wurde in Schottland
und Wales fabriziert und als ein besonderes Produkt (Stirlingsmetall)

[Abbildung] Fig. 291.
auf den Metallmarkt gebracht. In der Pariser Weltausstellung von
1855 war es von den schottischen Eisenwerken Dundyvan, Muikirk
und Kinneil und zwar in verschiedenen Stadien seiner Darstellung
ausgestellt. Letztere bestand darin, daſs man Schmiedeeisenstücke,
Nägel, Blechschnitzel u. s. w. in den Lauf des Hochofens legte und das
abgestochene Eisen darüber flieſsen lieſs. Das so erhaltene Gemenge
von Guſseisen und Schmiedeeisen wurde dann in dem Kupolofen um-
geschmolzen und lieferte Stirlings „verstärktes Eisen“. Trotz der
Reklame und trotzdem Festigkeitsversuche, welche Hodgkinson 1853
mit demselben angestellt hatte, sehr günstig ausgefallen waren, fand
es doch nur wenig Verbreitung in England und noch weniger auf
dem Kontinent. Die übertriebene Reklame hat seiner Anwendung
mehr geschadet als genützt. Es erwies sich bald, daſs dieses Eisen,
welches jetzt als ordinärer Stahlguſs bekannt ist, für einzelne Ver-
wendungen durchaus zweckmäſsig ist, sich doch durchaus nicht für
alle Zwecke, wie der Erfinder behauptete, eignete. Auch hatte es
den Fehler groſser Ungleichmäſsigkeit.

Durch Zusätze anderer Metalle suchte man ebenfalls die Güte
des Guſseisens zu verbessern. Stirling pries hierfür das Zink an.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0861" n="845"/><fw place="top" type="header">Eisengie&#x017F;serei 1851 bis 1860.</fw><lb/>
eisen (fine metal) zu verbessern. Dies hatte man schon lange und<lb/>
besser in Oberschlesien im Flammofen erreicht und diese bereits früher<lb/>
erwähnte Darstellung von &#x201E;Reineisen&#x201C; im Gasflammofen wurde zu<lb/>
Gleiwitz während der 50 er Jahre fortgesetzt.</p><lb/>
            <p>In England machte <hi rendition="#g">Stirling</hi> mit seinem <hi rendition="#g">verbesserten Gu&#x017F;s-<lb/>
eisen</hi>, Patent-Toughened-Pig, gro&#x017F;se Reklame. Es wurde in Schottland<lb/>
und Wales fabriziert und als ein besonderes Produkt (Stirlingsmetall)<lb/><figure><head>Fig. 291.</head></figure><lb/>
auf den Metallmarkt gebracht. In der Pariser Weltausstellung von<lb/>
1855 war es von den schottischen Eisenwerken Dundyvan, Muikirk<lb/>
und Kinneil und zwar in verschiedenen Stadien seiner Darstellung<lb/>
ausgestellt. Letztere bestand darin, da&#x017F;s man Schmiedeeisenstücke,<lb/>
Nägel, Blechschnitzel u. s. w. in den Lauf des Hochofens legte und das<lb/>
abgestochene Eisen darüber flie&#x017F;sen lie&#x017F;s. Das so erhaltene Gemenge<lb/>
von Gu&#x017F;seisen und Schmiedeeisen wurde dann in dem Kupolofen um-<lb/>
geschmolzen und lieferte Stirlings &#x201E;verstärktes Eisen&#x201C;. Trotz der<lb/>
Reklame und trotzdem Festigkeitsversuche, welche <hi rendition="#g">Hodgkinson</hi> 1853<lb/>
mit demselben angestellt hatte, sehr günstig ausgefallen waren, fand<lb/>
es doch nur wenig Verbreitung in England und noch weniger auf<lb/>
dem Kontinent. Die übertriebene Reklame hat seiner Anwendung<lb/>
mehr geschadet als genützt. Es erwies sich bald, da&#x017F;s dieses Eisen,<lb/>
welches jetzt als ordinärer Stahlgu&#x017F;s bekannt ist, für einzelne Ver-<lb/>
wendungen durchaus zweckmä&#x017F;sig ist, sich doch durchaus nicht für<lb/>
alle Zwecke, wie der Erfinder behauptete, eignete. Auch hatte es<lb/>
den Fehler gro&#x017F;ser Ungleichmä&#x017F;sigkeit.</p><lb/>
            <p>Durch Zusätze anderer Metalle suchte man ebenfalls die Güte<lb/>
des Gu&#x017F;seisens zu verbessern. <hi rendition="#g">Stirling</hi> pries hierfür das Zink an.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[845/0861] Eisengieſserei 1851 bis 1860. eisen (fine metal) zu verbessern. Dies hatte man schon lange und besser in Oberschlesien im Flammofen erreicht und diese bereits früher erwähnte Darstellung von „Reineisen“ im Gasflammofen wurde zu Gleiwitz während der 50 er Jahre fortgesetzt. In England machte Stirling mit seinem verbesserten Guſs- eisen, Patent-Toughened-Pig, groſse Reklame. Es wurde in Schottland und Wales fabriziert und als ein besonderes Produkt (Stirlingsmetall) [Abbildung Fig. 291.] auf den Metallmarkt gebracht. In der Pariser Weltausstellung von 1855 war es von den schottischen Eisenwerken Dundyvan, Muikirk und Kinneil und zwar in verschiedenen Stadien seiner Darstellung ausgestellt. Letztere bestand darin, daſs man Schmiedeeisenstücke, Nägel, Blechschnitzel u. s. w. in den Lauf des Hochofens legte und das abgestochene Eisen darüber flieſsen lieſs. Das so erhaltene Gemenge von Guſseisen und Schmiedeeisen wurde dann in dem Kupolofen um- geschmolzen und lieferte Stirlings „verstärktes Eisen“. Trotz der Reklame und trotzdem Festigkeitsversuche, welche Hodgkinson 1853 mit demselben angestellt hatte, sehr günstig ausgefallen waren, fand es doch nur wenig Verbreitung in England und noch weniger auf dem Kontinent. Die übertriebene Reklame hat seiner Anwendung mehr geschadet als genützt. Es erwies sich bald, daſs dieses Eisen, welches jetzt als ordinärer Stahlguſs bekannt ist, für einzelne Ver- wendungen durchaus zweckmäſsig ist, sich doch durchaus nicht für alle Zwecke, wie der Erfinder behauptete, eignete. Auch hatte es den Fehler groſser Ungleichmäſsigkeit. Durch Zusätze anderer Metalle suchte man ebenfalls die Güte des Guſseisens zu verbessern. Stirling pries hierfür das Zink an.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/861
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 845. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/861>, abgerufen am 23.11.2024.