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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815.
trommelgebläse in jener Zeit so sehr auseinandergehend. Diejenigen,
welche von der Schädlichkeit der feuchten Gebläseluft überzeugt waren,
verwarfen dieselben von vornherein -- es waren dies namentlich die
Pariser Metallurgen, -- während man auf der anderen Seite die
Vorzüge dieses Gebläses, mit dem man in den österreichischen Alpen-
ländern befriedigende Resultate erzielt hatte, übertrieb. Für das
Wassertrommelgebläse traten besonders Baron von Zois, Herr
von Stahlberg, von Eschwege und von Marcher ein, gegen
dieselben O'Reilly und Hassenfratz. Wir haben schon früher er-
wähnt, dass der Vorteil der Wassertrommeln in ihrer Billigkeit, der
Nachteil derselben in dem hohen Wasserverbrauch liegt. Hassen-
fratz
teilte mit, dass, während ein Cylindergebläse nach Rambourg
für 100 Kbfss. Luft 20 Kbfss. Wasser erforderte, der Wasserverbrauch
für 100 Kbfss. Luft bei einer Wassertrommel zu Poulaouen 157 und
bei einer anderen im Fürstentum Piombino sogar 200 Kbfss. Wasser,
also das zehnfache betrug. Die beiden letzteren Angaben beruhten
auf Messungen des Ingenieurs Gallois.

Das Baadersche Wassergebläse hatte zwar auf einigen Eisen-
hüttenwerken Eingang gefunden, doch entsprach seine Leistung den

[Abbildung] Fig. 6.
[Abbildung] Fig. 7.
Hoffnungen nicht. Ein grosses hydrostatisches Gebläse eigen-
tümlicher Konstruktion wurde um diese Zeit zu Sterkrade (Gute
Hoffnungshütte) zum Betriebe eines Hochofens erbaut. Es bestand
aus vier viereckigen eisernen Kasten mit Wasserliderung (Fig. 6),
welche in eine gemeinschaftliche Leitung bliesen.

Beim Aufzug des Kastens öffnete sich die Saugklappe n und liess
die Luft eintreten, welche dann beim Niedergang durch die Druck-

Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815.
trommelgebläse in jener Zeit so sehr auseinandergehend. Diejenigen,
welche von der Schädlichkeit der feuchten Gebläseluft überzeugt waren,
verwarfen dieselben von vornherein — es waren dies namentlich die
Pariser Metallurgen, — während man auf der anderen Seite die
Vorzüge dieses Gebläses, mit dem man in den österreichischen Alpen-
ländern befriedigende Resultate erzielt hatte, übertrieb. Für das
Wassertrommelgebläse traten besonders Baron von Zois, Herr
von Stahlberg, von Eschwege und von Marcher ein, gegen
dieselben O’Reilly und Hassenfratz. Wir haben schon früher er-
wähnt, daſs der Vorteil der Wassertrommeln in ihrer Billigkeit, der
Nachteil derselben in dem hohen Wasserverbrauch liegt. Hassen-
fratz
teilte mit, daſs, während ein Cylindergebläse nach Rambourg
für 100 Kbfſs. Luft 20 Kbfſs. Wasser erforderte, der Wasserverbrauch
für 100 Kbfſs. Luft bei einer Wassertrommel zu Poulaouen 157 und
bei einer anderen im Fürstentum Piombino sogar 200 Kbfſs. Wasser,
also das zehnfache betrug. Die beiden letzteren Angaben beruhten
auf Messungen des Ingenieurs Gallois.

Das Baadersche Wassergebläse hatte zwar auf einigen Eisen-
hüttenwerken Eingang gefunden, doch entsprach seine Leistung den

[Abbildung] Fig. 6.
[Abbildung] Fig. 7.
Hoffnungen nicht. Ein groſses hydrostatisches Gebläse eigen-
tümlicher Konstruktion wurde um diese Zeit zu Sterkrade (Gute
Hoffnungshütte) zum Betriebe eines Hochofens erbaut. Es bestand
aus vier viereckigen eisernen Kasten mit Wasserliderung (Fig. 6),
welche in eine gemeinschaftliche Leitung bliesen.

Beim Aufzug des Kastens öffnete sich die Saugklappe n und lieſs
die Luft eintreten, welche dann beim Niedergang durch die Druck-

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[68/0084] Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815. trommelgebläse in jener Zeit so sehr auseinandergehend. Diejenigen, welche von der Schädlichkeit der feuchten Gebläseluft überzeugt waren, verwarfen dieselben von vornherein — es waren dies namentlich die Pariser Metallurgen, — während man auf der anderen Seite die Vorzüge dieses Gebläses, mit dem man in den österreichischen Alpen- ländern befriedigende Resultate erzielt hatte, übertrieb. Für das Wassertrommelgebläse traten besonders Baron von Zois, Herr von Stahlberg, von Eschwege und von Marcher ein, gegen dieselben O’Reilly und Hassenfratz. Wir haben schon früher er- wähnt, daſs der Vorteil der Wassertrommeln in ihrer Billigkeit, der Nachteil derselben in dem hohen Wasserverbrauch liegt. Hassen- fratz teilte mit, daſs, während ein Cylindergebläse nach Rambourg für 100 Kbfſs. Luft 20 Kbfſs. Wasser erforderte, der Wasserverbrauch für 100 Kbfſs. Luft bei einer Wassertrommel zu Poulaouen 157 und bei einer anderen im Fürstentum Piombino sogar 200 Kbfſs. Wasser, also das zehnfache betrug. Die beiden letzteren Angaben beruhten auf Messungen des Ingenieurs Gallois. Das Baadersche Wassergebläse hatte zwar auf einigen Eisen- hüttenwerken Eingang gefunden, doch entsprach seine Leistung den [Abbildung Fig. 6.] [Abbildung Fig. 7.] Hoffnungen nicht. Ein groſses hydrostatisches Gebläse eigen- tümlicher Konstruktion wurde um diese Zeit zu Sterkrade (Gute Hoffnungshütte) zum Betriebe eines Hochofens erbaut. Es bestand aus vier viereckigen eisernen Kasten mit Wasserliderung (Fig. 6), welche in eine gemeinschaftliche Leitung bliesen. Beim Aufzug des Kastens öffnete sich die Saugklappe n und lieſs die Luft eintreten, welche dann beim Niedergang durch die Druck-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/84>, abgerufen am 30.11.2024.