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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Chemie 1851 bis 1860.

Ende der 50er Jahre entschloss sich auch Preussen zur Grün-
dung einer Bergakademie: durch allerhöchste Ordre vom 1. September
1860 wurde die Königliche Bergakademie in Berlin ins Leben gerufen.

Die Gründung mehrerer grösserer Fachvereine fällt ebenfalls in
dieses Jahrzehnt. 1856 wurde der Verein Deutscher Ingenieure ge-
gründet, 1860 entstand der Technische Verein für Eisenhüttenwesen,
der sich aber bald dem erstgenannten als Zweigverein anschloss.

In den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika war am 6. März
1855 die American Iron und Steel Association in Philadelphia ins Leben
getreten.

Chemie 1851 bis 1860.

Die Fortschritte der Naturwissenschaft übten einen belebenden
Einfluss auf die Eisenindustrie aus. Besonders hatte sich die Chemie
als eine unentbehrliche Gehülfin der Technik zugesellt. Die chemische
Wissenschaft bildete die wichtigste Grundlage der Technologie. Sie
hatte durch Berzelius und noch mehr durch Liebig eine hervor-
ragend praktische Richtung eingeschlagen. Liebigs Laboratorium
zu Giessen wurde nicht nur eine Lehrwerkstätte für viele ausgezeichnete
Chemiker, das Laboratorium selbst wurde eine Musteranstalt. Alle
Universitäten, Bergakademieen und technischen Hochschulen in Deutsch-
land beeiferten sich ebenfalls, chemische Laboratorien zu bauen und
einzurichten, welche zu segensreichen Lehranstalten erblühten, die
den deutschen Chemikern eine vortreffliche hervorragende Bildung
gewährten zum Nutzen unseres Vaterlandes und zum Heil der gesamten
Industrie.

Noch waren es in den 50er Jahren die Untersuchungen der
unorganischen Verbindungen und Körper, auf welche die meiste
Arbeit und Kraft verwendet wurden. Die hervorragendsten Chemiker,
unter denen wir hier besonders Wöhler, Mitscherlich, Heinrich
Rose
und Rammelsberg nennen, widmeten ihre Kräfte diesem
Gebiete. Die analytische Chemie machte von Jahr zu Jahr neue Fort-
schritte, fortwährend wurden neue, bessere und einfachere Methoden
zur Bestimmung einzelner Bestandteile aufgefunden, und vortreffliche
Lehrbücher machten es dem Chemiker leicht, den richtigen und besten
Weg für die Analyse unorganischer Verbindungen zu finden. H. Rose,
Rammelsberg, Fresenius, Will
und Wöhler gaben ausgezeichnete
Lehrbücher der analytischen Chemie heraus. Die chemisch-analytischen
Arbeiten nahmen einen immer wachsenden Umfang an. Jede Uni-
versität, jedes Laboratorium trug dazu bei und veröffentlichte Resul-

Chemie 1851 bis 1860.

Ende der 50er Jahre entschloſs sich auch Preuſsen zur Grün-
dung einer Bergakademie: durch allerhöchste Ordre vom 1. September
1860 wurde die Königliche Bergakademie in Berlin ins Leben gerufen.

Die Gründung mehrerer gröſserer Fachvereine fällt ebenfalls in
dieses Jahrzehnt. 1856 wurde der Verein Deutscher Ingenieure ge-
gründet, 1860 entstand der Technische Verein für Eisenhüttenwesen,
der sich aber bald dem erstgenannten als Zweigverein anschloſs.

In den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika war am 6. März
1855 die American Iron und Steel Association in Philadelphia ins Leben
getreten.

Chemie 1851 bis 1860.

Die Fortschritte der Naturwissenschaft übten einen belebenden
Einfluſs auf die Eisenindustrie aus. Besonders hatte sich die Chemie
als eine unentbehrliche Gehülfin der Technik zugesellt. Die chemische
Wissenschaft bildete die wichtigste Grundlage der Technologie. Sie
hatte durch Berzelius und noch mehr durch Liebig eine hervor-
ragend praktische Richtung eingeschlagen. Liebigs Laboratorium
zu Gieſsen wurde nicht nur eine Lehrwerkstätte für viele ausgezeichnete
Chemiker, das Laboratorium selbst wurde eine Musteranstalt. Alle
Universitäten, Bergakademieen und technischen Hochschulen in Deutsch-
land beeiferten sich ebenfalls, chemische Laboratorien zu bauen und
einzurichten, welche zu segensreichen Lehranstalten erblühten, die
den deutschen Chemikern eine vortreffliche hervorragende Bildung
gewährten zum Nutzen unseres Vaterlandes und zum Heil der gesamten
Industrie.

Noch waren es in den 50er Jahren die Untersuchungen der
unorganischen Verbindungen und Körper, auf welche die meiste
Arbeit und Kraft verwendet wurden. Die hervorragendsten Chemiker,
unter denen wir hier besonders Wöhler, Mitscherlich, Heinrich
Rose
und Rammelsberg nennen, widmeten ihre Kräfte diesem
Gebiete. Die analytische Chemie machte von Jahr zu Jahr neue Fort-
schritte, fortwährend wurden neue, bessere und einfachere Methoden
zur Bestimmung einzelner Bestandteile aufgefunden, und vortreffliche
Lehrbücher machten es dem Chemiker leicht, den richtigen und besten
Weg für die Analyse unorganischer Verbindungen zu finden. H. Rose,
Rammelsberg, Fresenius, Will
und Wöhler gaben ausgezeichnete
Lehrbücher der analytischen Chemie heraus. Die chemisch-analytischen
Arbeiten nahmen einen immer wachsenden Umfang an. Jede Uni-
versität, jedes Laboratorium trug dazu bei und veröffentlichte Resul-

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[791/0807] Chemie 1851 bis 1860. Ende der 50er Jahre entschloſs sich auch Preuſsen zur Grün- dung einer Bergakademie: durch allerhöchste Ordre vom 1. September 1860 wurde die Königliche Bergakademie in Berlin ins Leben gerufen. Die Gründung mehrerer gröſserer Fachvereine fällt ebenfalls in dieses Jahrzehnt. 1856 wurde der Verein Deutscher Ingenieure ge- gründet, 1860 entstand der Technische Verein für Eisenhüttenwesen, der sich aber bald dem erstgenannten als Zweigverein anschloſs. In den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika war am 6. März 1855 die American Iron und Steel Association in Philadelphia ins Leben getreten. Chemie 1851 bis 1860. Die Fortschritte der Naturwissenschaft übten einen belebenden Einfluſs auf die Eisenindustrie aus. Besonders hatte sich die Chemie als eine unentbehrliche Gehülfin der Technik zugesellt. Die chemische Wissenschaft bildete die wichtigste Grundlage der Technologie. Sie hatte durch Berzelius und noch mehr durch Liebig eine hervor- ragend praktische Richtung eingeschlagen. Liebigs Laboratorium zu Gieſsen wurde nicht nur eine Lehrwerkstätte für viele ausgezeichnete Chemiker, das Laboratorium selbst wurde eine Musteranstalt. Alle Universitäten, Bergakademieen und technischen Hochschulen in Deutsch- land beeiferten sich ebenfalls, chemische Laboratorien zu bauen und einzurichten, welche zu segensreichen Lehranstalten erblühten, die den deutschen Chemikern eine vortreffliche hervorragende Bildung gewährten zum Nutzen unseres Vaterlandes und zum Heil der gesamten Industrie. Noch waren es in den 50er Jahren die Untersuchungen der unorganischen Verbindungen und Körper, auf welche die meiste Arbeit und Kraft verwendet wurden. Die hervorragendsten Chemiker, unter denen wir hier besonders Wöhler, Mitscherlich, Heinrich Rose und Rammelsberg nennen, widmeten ihre Kräfte diesem Gebiete. Die analytische Chemie machte von Jahr zu Jahr neue Fort- schritte, fortwährend wurden neue, bessere und einfachere Methoden zur Bestimmung einzelner Bestandteile aufgefunden, und vortreffliche Lehrbücher machten es dem Chemiker leicht, den richtigen und besten Weg für die Analyse unorganischer Verbindungen zu finden. H. Rose, Rammelsberg, Fresenius, Will und Wöhler gaben ausgezeichnete Lehrbücher der analytischen Chemie heraus. Die chemisch-analytischen Arbeiten nahmen einen immer wachsenden Umfang an. Jede Uni- versität, jedes Laboratorium trug dazu bei und veröffentlichte Resul-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/807>, abgerufen am 23.11.2024.