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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.

In West-Virginien wurde 1832 das erste Walzwerk bei Wheeling
von Dr. Pet. Schönberger und David Agnew erbaut. 1836 wurden
die Eisenwerke der Tredegargesellschaft bei Richmond, bestehend aus
Walzwerk, Giesserei und Maschinenfabrik, gegründet, deren Besitz im
Bürgerkriege von grosser Wichtigkeit für die Südstaaten war, indem
hier Geschütze und Munition gegossen wurden.

1840 gab es in Nord-Karolina 8 Hochöfen, die 968 Grosstonnen 1)
Gusseisen, und 43 Renn-, Frisch- und Puddelwerke, die 963 Gross-
tonnen Schmiedeeisen lieferten.

In Georgia wurden in dieser Periode mehrere Rennwerke und
die ersten Hochöfen, darunter Etna furnace, 1837 erbaut.

In Kentucky entstanden nach 1834 etwa 15 Holzkohlenhochöfen,
die aber alle wieder eingingen. Ebenso gab es 1830 etwa ein Dutzend
Frischhütten, die aber bis 1850 alle wieder verschwunden waren.

In Alabama wurde 1834 Steinkohle von Dr. Jones in Mobile
entdeckt, aber bis nach dem Bürgerkriege nicht ausgebeutet. Die
beiden 1843 und 1848 zu Polksville und Shelley erbauten Hochöfen
waren Holzkohlenöfen. In Nord-Karolina, Ost-Tennessee und
Alabama wurden viele Luppenfeuer mit hölzernem Cylinder- und
Wassertrommelgebläse betrieben. Da die Bäche vielfach nur nach
reichlichem Gewitterregen das genügende Aufschlagswasser lieferten,
so nannte man sie scherzweise "Thundergust forges".

Der Staat Ohio nahm in dieser Periode wichtigen Anteil an den
Fortschritten der Eisenindustrie der Vereinigten Staaten. Die Holz-
kohlenhochöfen am Eriesee gingen meist 8 Monate im Jahre und
erzeugten wöchentlich 30 Tonnen Roheisen aus Sumpferzen. John
Campbell
2) verwendete 1836 im Vesuviushochofen zuerst erhitzten
Wind, der daraufhin auch auf den anderen Hochöfen des Hanging-
Rockbezirkes eingeführt wurde. John Campbell baute mit Anderen
nach und nach 11 Hochöfen in diesem Gebiete. Robert Hamilton
war der Erste, der 1844 anfing, seinen Hochofen, Pine Grove furnace,
über den Sonntag zu dämpfen, was dann allgemein im Hanging-Rock-
bezirke geschah. Der 1846 erbaute Olive furnace, der noch gehen
soll, war in seinem unteren Teile 20 Fuss hoch, ganz in Sandstein-
felsen eingehauen, dann inwendig ausgemauert und der oberere Teil
in Mauerwerk ausgesetzt. Er hatte ein Steingewölbe und zwei Seiten-

1) 1 Grosstonne (gross- or long-ton) = 1015,95 kg; 1 Kleintonne (net- or short-
ton) = 907,07 kg.
2) John Campbell war 1808 zu Brown-County, Ohio, geboren und war
1891 noch am Leben.
49*
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.

In West-Virginien wurde 1832 das erste Walzwerk bei Wheeling
von Dr. Pet. Schönberger und David Agnew erbaut. 1836 wurden
die Eisenwerke der Tredegargesellschaft bei Richmond, bestehend aus
Walzwerk, Gieſserei und Maschinenfabrik, gegründet, deren Besitz im
Bürgerkriege von groſser Wichtigkeit für die Südstaaten war, indem
hier Geschütze und Munition gegossen wurden.

1840 gab es in Nord-Karolina 8 Hochöfen, die 968 Groſstonnen 1)
Guſseisen, und 43 Renn-, Frisch- und Puddelwerke, die 963 Groſs-
tonnen Schmiedeeisen lieferten.

In Georgia wurden in dieser Periode mehrere Rennwerke und
die ersten Hochöfen, darunter Etna furnace, 1837 erbaut.

In Kentucky entstanden nach 1834 etwa 15 Holzkohlenhochöfen,
die aber alle wieder eingingen. Ebenso gab es 1830 etwa ein Dutzend
Frischhütten, die aber bis 1850 alle wieder verschwunden waren.

In Alabama wurde 1834 Steinkohle von Dr. Jones in Mobile
entdeckt, aber bis nach dem Bürgerkriege nicht ausgebeutet. Die
beiden 1843 und 1848 zu Polksville und Shelley erbauten Hochöfen
waren Holzkohlenöfen. In Nord-Karolina, Ost-Tennessee und
Alabama wurden viele Luppenfeuer mit hölzernem Cylinder- und
Wassertrommelgebläse betrieben. Da die Bäche vielfach nur nach
reichlichem Gewitterregen das genügende Aufschlagswasser lieferten,
so nannte man sie scherzweise „Thundergust forges“.

Der Staat Ohio nahm in dieser Periode wichtigen Anteil an den
Fortschritten der Eisenindustrie der Vereinigten Staaten. Die Holz-
kohlenhochöfen am Eriesee gingen meist 8 Monate im Jahre und
erzeugten wöchentlich 30 Tonnen Roheisen aus Sumpferzen. John
Campbell
2) verwendete 1836 im Vesuviushochofen zuerst erhitzten
Wind, der daraufhin auch auf den anderen Hochöfen des Hanging-
Rockbezirkes eingeführt wurde. John Campbell baute mit Anderen
nach und nach 11 Hochöfen in diesem Gebiete. Robert Hamilton
war der Erste, der 1844 anfing, seinen Hochofen, Pine Grove furnace,
über den Sonntag zu dämpfen, was dann allgemein im Hanging-Rock-
bezirke geschah. Der 1846 erbaute Olive furnace, der noch gehen
soll, war in seinem unteren Teile 20 Fuſs hoch, ganz in Sandstein-
felsen eingehauen, dann inwendig ausgemauert und der oberere Teil
in Mauerwerk ausgesetzt. Er hatte ein Steingewölbe und zwei Seiten-

1) 1 Groſstonne (groſs- or long-ton) = 1015,95 kg; 1 Kleintonne (net- or short-
ton) = 907,07 kg.
2) John Campbell war 1808 zu Brown-County, Ohio, geboren und war
1891 noch am Leben.
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[771/0787] Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850. In West-Virginien wurde 1832 das erste Walzwerk bei Wheeling von Dr. Pet. Schönberger und David Agnew erbaut. 1836 wurden die Eisenwerke der Tredegargesellschaft bei Richmond, bestehend aus Walzwerk, Gieſserei und Maschinenfabrik, gegründet, deren Besitz im Bürgerkriege von groſser Wichtigkeit für die Südstaaten war, indem hier Geschütze und Munition gegossen wurden. 1840 gab es in Nord-Karolina 8 Hochöfen, die 968 Groſstonnen 1) Guſseisen, und 43 Renn-, Frisch- und Puddelwerke, die 963 Groſs- tonnen Schmiedeeisen lieferten. In Georgia wurden in dieser Periode mehrere Rennwerke und die ersten Hochöfen, darunter Etna furnace, 1837 erbaut. In Kentucky entstanden nach 1834 etwa 15 Holzkohlenhochöfen, die aber alle wieder eingingen. Ebenso gab es 1830 etwa ein Dutzend Frischhütten, die aber bis 1850 alle wieder verschwunden waren. In Alabama wurde 1834 Steinkohle von Dr. Jones in Mobile entdeckt, aber bis nach dem Bürgerkriege nicht ausgebeutet. Die beiden 1843 und 1848 zu Polksville und Shelley erbauten Hochöfen waren Holzkohlenöfen. In Nord-Karolina, Ost-Tennessee und Alabama wurden viele Luppenfeuer mit hölzernem Cylinder- und Wassertrommelgebläse betrieben. Da die Bäche vielfach nur nach reichlichem Gewitterregen das genügende Aufschlagswasser lieferten, so nannte man sie scherzweise „Thundergust forges“. Der Staat Ohio nahm in dieser Periode wichtigen Anteil an den Fortschritten der Eisenindustrie der Vereinigten Staaten. Die Holz- kohlenhochöfen am Eriesee gingen meist 8 Monate im Jahre und erzeugten wöchentlich 30 Tonnen Roheisen aus Sumpferzen. John Campbell 2) verwendete 1836 im Vesuviushochofen zuerst erhitzten Wind, der daraufhin auch auf den anderen Hochöfen des Hanging- Rockbezirkes eingeführt wurde. John Campbell baute mit Anderen nach und nach 11 Hochöfen in diesem Gebiete. Robert Hamilton war der Erste, der 1844 anfing, seinen Hochofen, Pine Grove furnace, über den Sonntag zu dämpfen, was dann allgemein im Hanging-Rock- bezirke geschah. Der 1846 erbaute Olive furnace, der noch gehen soll, war in seinem unteren Teile 20 Fuſs hoch, ganz in Sandstein- felsen eingehauen, dann inwendig ausgemauert und der oberere Teil in Mauerwerk ausgesetzt. Er hatte ein Steingewölbe und zwei Seiten- 1) 1 Groſstonne (groſs- or long-ton) = 1015,95 kg; 1 Kleintonne (net- or short- ton) = 907,07 kg. 2) John Campbell war 1808 zu Brown-County, Ohio, geboren und war 1891 noch am Leben. 49*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/787>, abgerufen am 23.11.2024.