Das Verkoken der Stückkohlen im Freien geschah meistens nicht mehr in Meilern, sondern in langen Haufen. Diese wurden auf einer gestampften Lehmsohle in der Art errichtet, dass in der Mitte mit grossen Stücken ein Luftkanal der Länge nach gesetzt wurde. Hiergegen setzte man die übrigen Steinkohlen in abnehmender Grösse. Die kleineren Stücke wurden nicht mehr gesetzt, sondern dienten zur Ausfüllung der Zwischenräume und zur Bedeckung; so führte man den Haufen in 3,14 bis 3,77 m Breite und von beliebiger Länge, etwa 31,4 bis 37,4 Fuss, auf. Die Höhe des Haufens betrug in der Mitte 0,42 bis 0,58 m, an den Seiten 0,10 bis 0,16 m. Das Löschen geschah einfach durch Be- werfen mit Lösche an den Stellen, wo das Flammen aufhörte und sich eine weisse Schlacke ansetzte. Das Brennen verlief rasch und war bei bituminösen Steinkohlen in 36 bis 48 Stunden, bei weniger bituminösen schon in 12 bis
[Abbildung]
Fig. 1.
16 Stunden beendet. Der Haufen blieb dann 3 bis 4 Tage mit seiner Decke stehen, ehe er gezogen wurde. -- Dieses Verfahren war sehr einfach, aber auch mit grossem Abbrand verknüpft, namentlich bei fetten Kohlen. Solche verkokte man deshalb zweckmässiger in bedeckten Meilern oder in Öfen.
In England baute man damals den Meiler, Fig. 1, um einen aus feuerfesten Steinen hergestellten trichterförmigen Turm, Fig. 2, mit zwei oder drei übereinanderliegenden Reihen von je sechs oder mehr
[Abbildung]
Fig. 2.
Zuglöchern. Nachdem der Meiler aufgeführt und mit einer Decke von feuchter Kokslösche gedeckt war, wurde er durch den trichter- förmigen Ofenschacht entzündet. Diese verbesserten Meiler waren eine Erfindung von John Wilkinson in Bradley 1). Zerkleinerte Steinkohlen liessen sich nicht in Meilern oder Haufen verkoken, weil sie den Zug hemmten. Überhaupt liess sich nur fettes Kohlenklein
1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1803, XIV, p. 34.
Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
Das Verkoken der Stückkohlen im Freien geschah meistens nicht mehr in Meilern, sondern in langen Haufen. Diese wurden auf einer gestampften Lehmsohle in der Art errichtet, daſs in der Mitte mit groſsen Stücken ein Luftkanal der Länge nach gesetzt wurde. Hiergegen setzte man die übrigen Steinkohlen in abnehmender Gröſse. Die kleineren Stücke wurden nicht mehr gesetzt, sondern dienten zur Ausfüllung der Zwischenräume und zur Bedeckung; so führte man den Haufen in 3,14 bis 3,77 m Breite und von beliebiger Länge, etwa 31,4 bis 37,4 Fuſs, auf. Die Höhe des Haufens betrug in der Mitte 0,42 bis 0,58 m, an den Seiten 0,10 bis 0,16 m. Das Löschen geschah einfach durch Be- werfen mit Lösche an den Stellen, wo das Flammen aufhörte und sich eine weiſse Schlacke ansetzte. Das Brennen verlief rasch und war bei bituminösen Steinkohlen in 36 bis 48 Stunden, bei weniger bituminösen schon in 12 bis
[Abbildung]
Fig. 1.
16 Stunden beendet. Der Haufen blieb dann 3 bis 4 Tage mit seiner Decke stehen, ehe er gezogen wurde. — Dieses Verfahren war sehr einfach, aber auch mit groſsem Abbrand verknüpft, namentlich bei fetten Kohlen. Solche verkokte man deshalb zweckmäſsiger in bedeckten Meilern oder in Öfen.
In England baute man damals den Meiler, Fig. 1, um einen aus feuerfesten Steinen hergestellten trichterförmigen Turm, Fig. 2, mit zwei oder drei übereinanderliegenden Reihen von je sechs oder mehr
[Abbildung]
Fig. 2.
Zuglöchern. Nachdem der Meiler aufgeführt und mit einer Decke von feuchter Kokslösche gedeckt war, wurde er durch den trichter- förmigen Ofenschacht entzündet. Diese verbesserten Meiler waren eine Erfindung von John Wilkinson in Bradley 1). Zerkleinerte Steinkohlen lieſsen sich nicht in Meilern oder Haufen verkoken, weil sie den Zug hemmten. Überhaupt lieſs sich nur fettes Kohlenklein
1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1803, XIV, p. 34.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0073"n="57"/><fwplace="top"type="header">Das Brennmaterial 1801 bis 1815.</fw><lb/><p>Das Verkoken der Stückkohlen im Freien geschah meistens nicht<lb/>
mehr in Meilern, sondern in langen <hirendition="#g">Haufen</hi>. Diese wurden auf<lb/>
einer gestampften Lehmsohle in der Art errichtet, daſs in der Mitte<lb/>
mit groſsen Stücken ein Luftkanal der Länge nach gesetzt wurde.<lb/>
Hiergegen setzte man die übrigen Steinkohlen in abnehmender Gröſse.<lb/>
Die kleineren Stücke wurden nicht mehr gesetzt, sondern dienten zur<lb/>
Ausfüllung der Zwischenräume und zur Bedeckung; so führte man den<lb/>
Haufen in 3,14 bis 3,77 m Breite und von beliebiger Länge, etwa 31,4<lb/>
bis 37,4 Fuſs, auf. Die Höhe des Haufens betrug in der Mitte 0,42<lb/>
bis 0,58 m, an den Seiten 0,10 bis 0,16 m.<lb/>
Das Löschen geschah einfach durch Be-<lb/>
werfen mit Lösche an den Stellen, wo<lb/>
das Flammen aufhörte und sich eine<lb/>
weiſse Schlacke ansetzte. Das Brennen<lb/>
verlief rasch und war bei bituminösen<lb/>
Steinkohlen in 36 bis 48 Stunden, bei<lb/>
weniger bituminösen schon in 12 bis<lb/><figure><head>Fig. 1.</head></figure><lb/>
16 Stunden beendet. Der Haufen blieb dann 3 bis 4 Tage mit seiner<lb/>
Decke stehen, ehe er gezogen wurde. — Dieses Verfahren war sehr<lb/>
einfach, aber auch mit groſsem Abbrand verknüpft, namentlich bei<lb/>
fetten Kohlen. Solche verkokte man deshalb zweckmäſsiger in<lb/>
bedeckten Meilern oder in Öfen.</p><lb/><p>In England baute man damals den Meiler, Fig. 1, um einen aus<lb/>
feuerfesten Steinen hergestellten trichterförmigen Turm, Fig. 2, mit<lb/>
zwei oder drei übereinanderliegenden Reihen von je sechs oder mehr<lb/><figure><head>Fig. 2.</head></figure><lb/>
Zuglöchern. Nachdem der Meiler aufgeführt und mit einer Decke<lb/>
von feuchter Kokslösche gedeckt war, wurde er durch den trichter-<lb/>
förmigen Ofenschacht entzündet. Diese verbesserten Meiler waren<lb/>
eine Erfindung von <hirendition="#g">John Wilkinson</hi> in Bradley <noteplace="foot"n="1)">Siehe Annales des arts et manufactures, 1803, XIV, p. 34.</note>. Zerkleinerte<lb/>
Steinkohlen lieſsen sich nicht in Meilern oder Haufen verkoken, weil<lb/>
sie den Zug hemmten. Überhaupt lieſs sich nur fettes Kohlenklein<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[57/0073]
Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
Das Verkoken der Stückkohlen im Freien geschah meistens nicht
mehr in Meilern, sondern in langen Haufen. Diese wurden auf
einer gestampften Lehmsohle in der Art errichtet, daſs in der Mitte
mit groſsen Stücken ein Luftkanal der Länge nach gesetzt wurde.
Hiergegen setzte man die übrigen Steinkohlen in abnehmender Gröſse.
Die kleineren Stücke wurden nicht mehr gesetzt, sondern dienten zur
Ausfüllung der Zwischenräume und zur Bedeckung; so führte man den
Haufen in 3,14 bis 3,77 m Breite und von beliebiger Länge, etwa 31,4
bis 37,4 Fuſs, auf. Die Höhe des Haufens betrug in der Mitte 0,42
bis 0,58 m, an den Seiten 0,10 bis 0,16 m.
Das Löschen geschah einfach durch Be-
werfen mit Lösche an den Stellen, wo
das Flammen aufhörte und sich eine
weiſse Schlacke ansetzte. Das Brennen
verlief rasch und war bei bituminösen
Steinkohlen in 36 bis 48 Stunden, bei
weniger bituminösen schon in 12 bis
[Abbildung Fig. 1.]
16 Stunden beendet. Der Haufen blieb dann 3 bis 4 Tage mit seiner
Decke stehen, ehe er gezogen wurde. — Dieses Verfahren war sehr
einfach, aber auch mit groſsem Abbrand verknüpft, namentlich bei
fetten Kohlen. Solche verkokte man deshalb zweckmäſsiger in
bedeckten Meilern oder in Öfen.
In England baute man damals den Meiler, Fig. 1, um einen aus
feuerfesten Steinen hergestellten trichterförmigen Turm, Fig. 2, mit
zwei oder drei übereinanderliegenden Reihen von je sechs oder mehr
[Abbildung Fig. 2.]
Zuglöchern. Nachdem der Meiler aufgeführt und mit einer Decke
von feuchter Kokslösche gedeckt war, wurde er durch den trichter-
förmigen Ofenschacht entzündet. Diese verbesserten Meiler waren
eine Erfindung von John Wilkinson in Bradley 1). Zerkleinerte
Steinkohlen lieſsen sich nicht in Meilern oder Haufen verkoken, weil
sie den Zug hemmten. Überhaupt lieſs sich nur fettes Kohlenklein
1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1803, XIV, p. 34.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/73>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.