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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Preussen 1831 bis 1850.
aus dem Auslande bezogen. Für grössere Lieferungen war aber auch
das Werk zu Rasselstein zu beschränkt und richtete deshalb Remy
auf dem Hüttenwerke Alf an der Mosel ein grösseres Schienenwalz-
werk ein, wo 1839 die Schienen für die Düsseldorf-Elberfelder Bahn
hergestellt wurden. Die Lage des Werkes war aber ungünstig gewählt
und musste später die Schienenfabrikation wieder aufgegeben werden.

Im Saarbrücker Kohlenrevier nahm um 1830 der Puddelbetrieb
einen grösseren Aufschwung. 1831 wurde das Eisenwerk Neun-
kirchen
umgebaut und das erste Puddel- und Walzwerk im Saar-
gebiete daselbst errichtet. Bald darauf folgten die Puddelwerke zu
St. Ingbert, Geislautern und die Quinthütte an der Mosel.

Einige Zeit danach kam auch der Kokshochofenbetrieb in Aufnahme.
1847 belief sich die Hochofenproduktion im Saarbrücker Bezirk von

Roheisen
Tonnen Gusswaren
Tonnen Zusammen
Tonnen
mit Holzkohlen erblasen auf     2565 3558 6123
" Koks erblasen auf     3782 1789 5571
Zusammen 6347 5347 11694

4 Hochöfen gingen nur mit Holzkohlen, 4 nur mit Koks und 4 mit
einem Gemenge von Holzkohlen und Koks. Die Saarbrücker Werke
litten durch die billige Einfuhr des belgischen und englischen Eisens
in der kritischen Zeit von 1842 bis 1844 nicht so schwer und die
Kokshütten waren im stande, auf ihrem Markte in Süddeutschland
mit dem ausländischen Roheisen zu konkurrieren.

Einen bedeutenden Aufschwung nahm die Steinkohlenförderung
im Saargebiete, sie stieg von 1830 bis 1850 von 3990248 Ctr. auf
11877114 Ctr., die Zahl der Bergarbeiter von 1245 auf 4580 Mann.

Das altberühmte Werk zu Dillingen gehörte einer Gewerkschaft,
die auch die Werke von Geislautern, Bettingen und Münchweiler
besass und 3 Holzkohlenhochöfen, 12 Frischfeuer, 10 Puddelöfen
und die entsprechende Anzahl von Schweissöfen, 10 Blechwalzdoppel-
gerüste und eine grosse Zinnerei mit allem Zubehör zur Schwarz-
und Weissblechfabrikation betrieb. Das Dillinger Schwarzblech, Dünn-
eisen und Weissblech genoss einen europäischen Ruf. Das Dillinger
Blechwalzwerk war das grösste in Preussen und lieferte jährlich 40000
bis 50000 Ctr. Schwarzblech und 20000 bis 25000 Ctr. Weissblech.

Die Quinthütte an der Mosel, eine Meile unterhalb Trier, war zu
einem grossen Werke herangewachsen, das 2 Kokshochöfen, 9 Puddel-
öfen und die nötigen Schweiss- und Glühöfen und mehrere Hammer-
und Walzwerke umfasste. Es gehörte den Gebrüdern Krämer, die

Preuſsen 1831 bis 1850.
aus dem Auslande bezogen. Für gröſsere Lieferungen war aber auch
das Werk zu Rasselstein zu beschränkt und richtete deshalb Remy
auf dem Hüttenwerke Alf an der Mosel ein gröſseres Schienenwalz-
werk ein, wo 1839 die Schienen für die Düsseldorf-Elberfelder Bahn
hergestellt wurden. Die Lage des Werkes war aber ungünstig gewählt
und muſste später die Schienenfabrikation wieder aufgegeben werden.

Im Saarbrücker Kohlenrevier nahm um 1830 der Puddelbetrieb
einen gröſseren Aufschwung. 1831 wurde das Eisenwerk Neun-
kirchen
umgebaut und das erste Puddel- und Walzwerk im Saar-
gebiete daselbst errichtet. Bald darauf folgten die Puddelwerke zu
St. Ingbert, Geislautern und die Quinthütte an der Mosel.

Einige Zeit danach kam auch der Kokshochofenbetrieb in Aufnahme.
1847 belief sich die Hochofenproduktion im Saarbrücker Bezirk von

Roheisen
Tonnen Guſswaren
Tonnen Zusammen
Tonnen
mit Holzkohlen erblasen auf     2565 3558 6123
„ Koks erblasen auf     3782 1789 5571
Zusammen 6347 5347 11694

4 Hochöfen gingen nur mit Holzkohlen, 4 nur mit Koks und 4 mit
einem Gemenge von Holzkohlen und Koks. Die Saarbrücker Werke
litten durch die billige Einfuhr des belgischen und englischen Eisens
in der kritischen Zeit von 1842 bis 1844 nicht so schwer und die
Kokshütten waren im stande, auf ihrem Markte in Süddeutschland
mit dem ausländischen Roheisen zu konkurrieren.

Einen bedeutenden Aufschwung nahm die Steinkohlenförderung
im Saargebiete, sie stieg von 1830 bis 1850 von 3990248 Ctr. auf
11877114 Ctr., die Zahl der Bergarbeiter von 1245 auf 4580 Mann.

Das altberühmte Werk zu Dillingen gehörte einer Gewerkschaft,
die auch die Werke von Geislautern, Bettingen und Münchweiler
besaſs und 3 Holzkohlenhochöfen, 12 Frischfeuer, 10 Puddelöfen
und die entsprechende Anzahl von Schweiſsöfen, 10 Blechwalzdoppel-
gerüste und eine groſse Zinnerei mit allem Zubehör zur Schwarz-
und Weiſsblechfabrikation betrieb. Das Dillinger Schwarzblech, Dünn-
eisen und Weiſsblech genoſs einen europäischen Ruf. Das Dillinger
Blechwalzwerk war das gröſste in Preuſsen und lieferte jährlich 40000
bis 50000 Ctr. Schwarzblech und 20000 bis 25000 Ctr. Weiſsblech.

Die Quinthütte an der Mosel, eine Meile unterhalb Trier, war zu
einem groſsen Werke herangewachsen, das 2 Kokshochöfen, 9 Puddel-
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und Walzwerke umfaſste. Es gehörte den Gebrüdern Krämer, die

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[712/0728] Preuſsen 1831 bis 1850. aus dem Auslande bezogen. Für gröſsere Lieferungen war aber auch das Werk zu Rasselstein zu beschränkt und richtete deshalb Remy auf dem Hüttenwerke Alf an der Mosel ein gröſseres Schienenwalz- werk ein, wo 1839 die Schienen für die Düsseldorf-Elberfelder Bahn hergestellt wurden. Die Lage des Werkes war aber ungünstig gewählt und muſste später die Schienenfabrikation wieder aufgegeben werden. Im Saarbrücker Kohlenrevier nahm um 1830 der Puddelbetrieb einen gröſseren Aufschwung. 1831 wurde das Eisenwerk Neun- kirchen umgebaut und das erste Puddel- und Walzwerk im Saar- gebiete daselbst errichtet. Bald darauf folgten die Puddelwerke zu St. Ingbert, Geislautern und die Quinthütte an der Mosel. Einige Zeit danach kam auch der Kokshochofenbetrieb in Aufnahme. 1847 belief sich die Hochofenproduktion im Saarbrücker Bezirk von Roheisen Tonnen Guſswaren Tonnen Zusammen Tonnen mit Holzkohlen erblasen auf 2565 3558 6123 „ Koks erblasen auf 3782 1789 5571 Zusammen 6347 5347 11694 4 Hochöfen gingen nur mit Holzkohlen, 4 nur mit Koks und 4 mit einem Gemenge von Holzkohlen und Koks. Die Saarbrücker Werke litten durch die billige Einfuhr des belgischen und englischen Eisens in der kritischen Zeit von 1842 bis 1844 nicht so schwer und die Kokshütten waren im stande, auf ihrem Markte in Süddeutschland mit dem ausländischen Roheisen zu konkurrieren. Einen bedeutenden Aufschwung nahm die Steinkohlenförderung im Saargebiete, sie stieg von 1830 bis 1850 von 3990248 Ctr. auf 11877114 Ctr., die Zahl der Bergarbeiter von 1245 auf 4580 Mann. Das altberühmte Werk zu Dillingen gehörte einer Gewerkschaft, die auch die Werke von Geislautern, Bettingen und Münchweiler besaſs und 3 Holzkohlenhochöfen, 12 Frischfeuer, 10 Puddelöfen und die entsprechende Anzahl von Schweiſsöfen, 10 Blechwalzdoppel- gerüste und eine groſse Zinnerei mit allem Zubehör zur Schwarz- und Weiſsblechfabrikation betrieb. Das Dillinger Schwarzblech, Dünn- eisen und Weiſsblech genoſs einen europäischen Ruf. Das Dillinger Blechwalzwerk war das gröſste in Preuſsen und lieferte jährlich 40000 bis 50000 Ctr. Schwarzblech und 20000 bis 25000 Ctr. Weiſsblech. Die Quinthütte an der Mosel, eine Meile unterhalb Trier, war zu einem groſsen Werke herangewachsen, das 2 Kokshochöfen, 9 Puddel- öfen und die nötigen Schweiſs- und Glühöfen und mehrere Hammer- und Walzwerke umfaſste. Es gehörte den Gebrüdern Krämer, die

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/728>, abgerufen am 11.06.2024.